Von Sven Klünder
▲ WallStreetBets 2.0 – When Moon?
Wir alle können uns noch an die enormen Kurssprünge von der GameStop Aktie (GME Aktie), AMC Aktie & Co. erinnern und auch im Jahr 2022 schlagen die Privatanleger von Reddit wieder zu. Dieses Mal steht die Bed Bath and Beyond Aktie, auch bekannt als BBBY Aktie, im Fokus. Sven hat sich die Gruppierung WallStreetBets mal genauer angesehen und die Ziele, Strategie etc. für Dich in einem Blog zusammengefasst.
Moin Freunde,
die WallSteetBets, kurz auch WSB, traten Anfang 2021 das erste Mal in Erscheinung. Auf der Onlineplattform Reddit gab und gibt es einen Subreddit (eine Art Untergruppe) namens r/wallstreetbets auf dem vornehmlich jüngere Anleger und Investoren über den Aktien- und Optionshandel diskutieren. Spannend: Hierbei entwickelte sich eine eigene Börsensprache (vgl. Abbildung 1).
Hedgefonds, sowie das Shorten beliebter Aktien, werden hier allgemein kritisch betrachtet und so entstand Anfang 2021 eine neue Aktienkategorie, die „Meme Stocks“.
Ein Meme zu beschreiben ist schwer, hierunter verbringt sich ein witziger, manchmal auch kritischer Beitrag, der nicht selten einen gewissen Kultstatus erreicht. Und so ist es auch mit den Meme Aktien (vgl. Abbildung 2 für Beispiele):
Alle diese Aktien haben eines gemein: Die Unternehmen sind angeschlagen und/oder ihre Geschäftsmodelle überholt bzw. bedroht. Gleichzeitig können viele Menschen etwas mit den „Kultunternehmen“ verbinden, wie eine Runde Snake auf dem ersten Nokia Handy spielen oder der Kinobesuch bei AMC.
Diese Unternehmen waren nun in Gefahr und Hedgefonds bzw. professionelle Anleger wetteten mit so genanntem Short Selling auf den weiteren Niedergang dieser Unternehmen. Dagegen bildete sich auf Reddit Widerstand.
Unter Short Selling bzw. dem Leerverkaufen (auf Deutsch) versteht man die Wette auf fallende Kurse. Dabei leiht sich ein Verkäufer bei einer Bank oder einer dritten Partei eine Aktie gegen eine Gebühr für einen festgelegten Zeitraum. Diese Aktie wird an der Börse verkauft, mit der Spekulation auf fallende Kurse.
Fallen nun im Verleihungszeitraum die Kurse, kann der Leerverkäufer die Aktie günstiger zurückkaufen und zusammen mit der Gebühr an den Verleiher zurückgeben. Dem Leerverkäufer selbst bleibt die Differenz zwischen Verkaufswert und Kaufwert als Gewinn (abzüglich der Leihgebühr).
Dieses Vorgehen setzt die geshortete Aktie unter Druck und kann die Abverkäufe steigern.
Die WSB Community lehnt dieses Verhalten bei den Meme Aktien ab – teils aus ideellen, teils auch aus monetären Gründen. Die Shortquote von Aktien kann zudem ermittelt werden. Bei – aus Sicht der Community – übermäßig stark geshorteten Aktien wird dann der Gegenangriff gestartet.
Auf dem Subreddit verabreden sich nun diverse Privatanleger für einen sogenannten Short Squeeze. Die „geliehenen“ Aktien bei Leerverkäufen müssen zeitnah wieder an den Verleiher zurückgehen. Der Short Squeeze zielt nun darauf ab, zu stark geshortete Wertpapiere im großen Stil zu kaufen und die Leerverkäufer aus ihren Positionen zu quetschen (eng squeeze).
Dazu wird die Aktie stark gekauft, wodurch die Nachfrage und der Preis steigen. Zugleich sinkt in der Regel auch das Angebot, da die Teilnehmer “Diamond Hands” haben, also die Aktie nicht mehr verkaufen wollen. Um ihre Verluste zu reduzieren und ihre Positionen zu decken kaufen jetzt erste Leerverkäufer die Aktie, wodurch die Preise wiederum angetrieben werden. Dadurch müssen immer mehr Leerverkäufer ihre Positionen aufgeben (da ihre Verluste sonst theoretisch ins Unendliche laufen könnten und der jeweilige Verleiher (z. B. Bank) nur eine gewissen Buchverlust einräumt).
Die vormals geshortete Aktie geht nun “to the moon”. Das heißt, dass der Kurs drastisch steigt und die Anleger enorme Gewinne verbuchen können.
Auf allen Seiten gibt es bei diesem Vorgehen Gewinner und Verlierer. Grundsätzlich reagiert der Markt auf positive Meldungen mit einem Kursanstieg und auf negative mit einem Abverkauf. Die WSB haben dieses „Naturgesetz“ nun teilweise außer Kraft gesetzt.
Professionelle Anleger und Hedgefonds haben teilweise Milliarden verloren, einige Privatanleger ein kleines Vermögen gewonnen. Wieder andere Privatanleger haben aber aus FOMO (eng. Angst etwas zu verpassen) zu spät zugeschlagen und auch Verluste gemacht.
Damit auch zu meinem Fazit:
Die WallStreetBets sind ein spannendes Phänomen, das so alt ist wie die Menschheit selbst. Klein gegen Groß, David gegen Goliath, wir gegen die da oben… Bei einer so großen Menge an Kleinanlegern ist das Verhalten nur schwer vorherzusagen und auch die Beweggründe der Initiatoren bleiben verborgen.
Solche „Wetten“ können mit kleinem Risiko und dem nötigen Fachwissen durchaus mal ausprobiert werden. Kritisch wird es aber, wenn einige Leute (wie zumindest bei Reddit zu lesen war), all in gehen und sogar Schulden aufnehmen um die entsprechenden Aktien zu kaufen. Dies kann schnell zum Problem werden und den eigenen Lebensstandard zerstören.
Die breite Masse der Anleger fährt aus meiner Sicht mit einer fundierten Strategie aus technischen und fundamentalen Bestandteilen deutlich erfolgreicher, risikoärmer und entspannter.
Ich bedanke mich fürs Lesen und wünsche eine friedliche Restwoche.
Liebe Grüße
Sven Klünder
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