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Russlandkonflikt – Das droht dem Aktienmarkt
Veröffentlicht am 23.02.22 | Lesedauer: 15 Minuten

Von Sven Klünder

 Russlandkonflikt – Das droht dem Aktienmarkt

Der aufflammende Ukrainekonflikt bedroht die Menschen, die in der Region leben. Auch auf die Börsen wirkt er sich negativ aus – was droht Gazprom, Lukoil oder der Sberbank?

Der Konflikt flammt erneut auf

Es hätte alles ein glimpfliches Ende nehmen können, aber die Zeichen stehen aktuell eher auf Sturm:

Minsk II, auch das Minsker Abkommen genannt, war ein Abkommen zur Deeskalation zwischen Russland und der Ukraine, das 2015 unter Vermittlung von Deutschland und Frankreich ausgehandelt wurde. In diesem Abkommen wurde in 13 Punkten ein – zugegeben wackeliger – Frieden definiert.
Mit der Anerkennung der separatistischen Volksrepubliken Donezk und Luhansk durch Russland und der anschließenden Truppenverlegung  ist dieses Abkommen nun gescheitert.
Aktuell hat der ukrainische Präsident Selenskyj eine Teileinberufung der Reservisten verkündet. 

Eine der Konfliktursachen:
Russland fühlt sich an seiner westlichen Grenze zusehends von NATO-Mitgliedsstaaten eingekreist, wie dir Abbildung 1 zeigt. Von daher soll eine weitere Annährung der Ukraine an den Westen verhindert werden.

Ein Teufelskreis, denn auch vor der Vergangenheit als Teil der Sowjetunion, treibt dies die Ukraine in ihrem eigenen Sicherheitsbedürfnis weiter Richtung NATO.

Börsenkrise in Sicht?

Das gesamte Team von Wir Lieben Aktien verurteilt bewaffnete Konflikte. Als Börsendienst liegt unser Schwerpunkt auf dem Bereich Wirtschaft, trotzdem wollten wir dir eine kurze politische Einordnung geben.

Kommen wir zu den Fragen, die viele Privatanleger beschäftigen: 

Kommt es jetzt zu einer Börsenkrise?
Sind meine Investitionen in Gefahr?

Die Antwort ist ein klares Jein, denn dies hängt immer auch von deiner persönlichen Strategie, deinem Mindset und deiner Aktienauswahl ab.
Historisch gesehen hat jede größere globale Krise in den Charts und an der Börse ihre Spuren hinterlassen, wie du in der Abbildung 2 sehen kannst. Noch deutlicher kannst du aber erkennen, dass der S&P 500 langfristig allen Krisen getrotzt hat.
Wählst du deine Investitionen also nach klaren technischen und fundamentalen Gesichtspunkten aus und investierst langfristig, musst du dir wenig Sorgen machen.

 

Gazprom

Gazprom ist das größte Erdgasunternehmen der Welt und teilweise (ca. 50 % der Aktien) in staatlicher Hand. Die reichen russischen Erdgasvorkommen decken etwa 40 % des jährlichen Bedarfs in Europa, in Deutschland sogar ca. 55 %. Im Falle wirtschaftlicher Sanktionen könnten die Förderkapazitäten der Niederlande und Norwegens im geringen Maße erhöht werden. Zusätzlich gibt es noch ungenutzte Kapazitäten der Pipelines für algerisches Erdgas über Spanien und Italien. Flüssiggaslieferungen wären deutlich schwieriger, da die Mehrheit der Produzenten bereits nahe dem Kapazitätslimit arbeitet. Ein weiteres Problem wäre das europäische Transportnetz, das auf die Förderung vom Osten – Russland – ausgelegt ist.
In Summe könnte Europa das russische Erdgas knapp ersetzen, jedoch könnte es immer wieder zu Energieengpässen kommen, sodass größere Sanktionen die Gazprom betreffen fast ausgeschlossen sind.

Eine Konsequenz hat Bundeskanzler Olaf Scholz jedoch verkündet: Die Inbetriebnahme von North Stream 2 wird vorerst gestoppt. Damit liegt eine russische Milliardeninvestition vorerst auf Eis.

Langfristig und mittelfristig befindet sich die Aktie von Gazprom weiterhin im Aufwärtstrend. Der Trendbruch ist bei einem aktuellen Kurs von über 280 RUB noch weit entfernt. Kurzfristig auf Tagesbasis hat die Aktie einen Abwärtstrend etabliert. Seit Anfang Oktober korrigierte die Aktie um mehr als 25 %.

Lukoil

Lukoil ist ein russischer Mineralölkonzern, der zu den 10 größten der Welt zählt.

Im Bereich Erdöl sieht Europas Lage zwar ähnlich, aber deutlich weniger dramatisch aus. Russland liegt hier zwar mit einer Liefermenge von fast 25 % des jährlichen Bedarfes weit an der Spitze, der Öl-Markt ist jedoch ein anderer als der Gas Markt. Erdöl ist wesentlich leichter zu transportieren als Gas und auf dem Weltmarkt steht eine Vielzahl anderer Produzenten bereit. Zudem ist die Versorgung der EU generell deutlich diversifizierter als beim Gas.

In jedem Fall dürften Sanktionen bzw. Gegensanktionen für einige Turbulenzen am Weltmarkt sorgen und den Ölpreis steigern, da die weltweit freien Produktionskapazitäten beschränkt sind.

Für Lukoil könnten europäische Sanktionen eine größere Auswirkung haben. Fraglich wäre, ob der asiatische Markt dies auffangen könnte. Im bisherigen Konfliktverlauf betrafen die Sanktionen hauptsächlich die Erschließung neuer Ölfelder in der Arktis. 

Langfristig befindet sich die Lukoil Aktie im Aufwärtstrend. Der Trendbruch ist bei einem Kurs von über 6.000 RUB noch relativ weit entfernt. Mittel- und kurzfristig haben sich Abwärtstrends etabliert. Seit dem 01. Februar 2022 hat die Aktie einen Kursverlust von über 13 % erlitten.

Sberbank

Die Sberbank ist die größte Finanzinstitution Russlands und ähnlich wie Gazprom teilweise staatlich. Die russische Zentralbank hält 50 % plus eine Aktie am Unternehmen. Sberbank hält fast ein Drittel des Vermögens des russischen Bankensektors und die Mehrzahl der russischen Spareinlagen. Gleichzeig ist sie einer der größten Kreditgeber der russischen Wirtschaft.

Aktuell gibt es Gerüchte, dass die Sberbank direkt von US-amerikanischen Sanktionen betroffen sein könnte. So könnte sie zusammen mit anderen großen Banken Russlands auf die Liste der Specially Designated Nationals gesetzt werden, was sie vom US-amerikanischen Bankensystem ausschließen würde. Dies würde Transaktionen in der weltweiten Leitwährung, dem USD, deutlich erschweren und käme einem Ausschluss vom internationalen Finanzsystem gleich.

Langfristig befindet sich die Aktie in einem Aufwärtstrend. Der Trendbruch ist beim aktuellen Kurs von 208 RUB relativ nah. Mittel- und kurzfristig hat sich bei Sberbank ein Abwärtstrend etabliert. Seit dem Hoch im Oktober hat die Aktie über 40 % Kursverlust erlitten.

Abschluss

Ein bewaffneter Konflikt in Europa? Sowas sollten wir in den 2000er-Jahren nur noch aus Geschichtsbüchern kennen. Als Teamleiter eines Teams, dass seine Wurzeln auf vier Kontinenten und einer Vielzahl von Ländern hat, möchte ich an dieser Stelle an das Ziel erinnern, dass überall auf der Welt die Menschen vereint: 
Ein glückliches, gesundes und erfülltes Leben.

Macht dir der aktuelle Konflikt Sorgen?

Ich bedanke mich fürs Lesen und wünsche eine friedliche Restwoche!

Liebe Grüße 

Sven Klünder

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