Kurzfristig ist Rollins ebenfalls im Abwärtstrend, welcher in der vergangenen Woche noch einmal an Dynamik dazugewonnen hat. Vor allem die Abwärtskurslücken bestätigen die derzeitige Dominanz der Verkäufer.
NYSE: ROL
Von Jan Fuhrmann und Christian Lämmle
▲ Rollins Inc. Aktie | WKN: 859002 | ISIN: US7757111049 | Ticker: ROL (NYSE)
Auf der Suche für unser langfristiges Dividendenportfolio haben wir uns auf Aktien konzentriert, die sich seit mehreren Jahrzehnten in stabilen technischen Aufwärtstrends mit entsprechender Kursrendite befinden. Eine dieser Aktien ist die des US-amerikanischen Unternehmens Rollins Inc., welches eine über 100 Jahre alte Historie besitzt. In der Vergangenheit war das Unternehmen im Bereich Marketing, Öl und Gas tätig, ist nun aber wieder zum Kerngeschäft, der Ungezieferbekämpfung zurückgekehrt. Ob das Unternehmen nun interessant ist, haben wir für dich in dieser Analyse herausgefunden.
Der Podcast zu unserer Aktienanalyse
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Kapitel | Timestamp |
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Einleitung | 00:00:00 |
Geschäftsmodell | 00:12:05 |
Fundamentale Kennzahlen | 00:24:35 |
Branche & Konkurrenz | 00:38:42 |
Chancen, Risiken, Bewertung, Technische Analyse | 00:45:08 |
Rollins verbucht seit 23 Jahren steigende Umsätze, erhöhte in den letzten 17 Jahren die Dividende um durchschnittlich 18 % und ist marktführend im Bereich der Schädlingsbekämpfung tätig. Hinzu kommt ein extrem stabiler Aufwärtstrend, wie man ihn nur selten sehen kann. Nun korrigiert die Aktie um rund 30 % und befindet sich damit in einer der größten Abwärtsbewegungen der letzten Jahrzehnte. Wir haben uns die Situation und das Unternehmen genau angeschaut und uns die Frage gestellt, ob das nun eine Kaufgelegenheit ist, wie sie nur alle paar Jahre mal auftritt.
Das Unternehmen hat in seiner Historie viele verschiedene Geschäftsmodelle durchlaufen, wie beispielsweise Öl- und Gas, sowie Marketing. Am Ende und bis heute ist man jedoch bei der Schädlingsbekämpfung geblieben.
Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 22.01.2022.
WKN/ ISIN | 859002/US7757111049 |
---|---|
Branche | Nicht-Basiskonsumgüter |
Peter Lynch Einordnung | Average Grower |
Fundamentales WLA-Rating | ?/10 |
Technisches WLA-Rating | ?/10 |
Porters Burggraben-Rating | ?/25 |
Marktkapitalisierung | 15,57 Mrd. USD |
Dividendenrendite | 1,34 % |
KGV | 44,29 |
Firmensitz | Atlanta (USA) |
Gründungsjahr | 1885 |
Mitarbeiter | 15.616 (31.12.2020) |
WKN/ ISIN | 859002/US7757111049 |
---|---|
Branche | Nicht-Basiskonsumgüter |
Peter Lynch Einordnung | Average Grower |
Fundamentales WLA-Rating | 9/10 |
Technisches WLA-Rating | 9/10 |
Porters Burggraben-Rating | 15/25 |
Marktkapitalisierung | 15,57 Mrd. USD |
Dividendenrendite | 1,34 % |
KGV | 44,29 |
Firmensitz | Atlanta (USA) |
Gründungsjahr | 1885 |
Mitarbeiter | 15.616 (31.12.2020) |
Auch wenn Rollins selbst erst 1948 gegründet wurde, so beginnt die Historie des Unternehmens schon Ende des 19. Jahrhunderts. 1893 wurde bspw. die Waltham Pest Control gegründet, welche später von Rollins übernommen wurde. Relevant ist zudem vor allem die Entstehung von Orkin im Jahr 1901 — das Unternehmen, dessen Akquisition durch Rollins später zu einem historischen Ereignis wurde. Der Gründer von Orkin hatte bereits im Alter von 14 Jahren mit dem Verkauf von Rattengift begonnen.
Die Brüder John W. Rollins und O. Wayne Rollins gründeten 1948 die Rollins Broadcasting Co. mit der simplen Idee, dass man über eine jüngst erworbene Radiostation Werbung für den Autohandel von John machen würde. Im Laufe der Zeit kaufte man weitere Radiostationen dazu, aber widmete sich auch anderen Bereichen wie dem Fernsehen. 1960 gehörten sechs Radio- und drei TV-Stationen im Osten der USA zum Unternehmen.
Im weiteren Verlauf begann Rollins mit Übernahmen von anderen Unternehmen. Zunächst im selben Sektor mit einem Geschäft für Außenwerbung und weiteren Rundfunksendern, wobei man auch geografisch weiter Richtung Westen und Süden (Mexiko) expandierte, aber dann auch in komplett fremden Branchen: 1964 kaufte man sich bspw. in den Kosmetik-Bereich und Anbau von Zitrusfrüchten ein. Auch wenn die Geschäftsfelder kaum unterschiedlicher sein könnten, folgte die bedeutendste Übernahme erst danach — und diese ging in die Geschichte ein…
1964 wendete man rund 62 Mio. USD für die Akquisition von Orkin auf. Heute wären das inflationsbereinigt über eine halbe Milliarde USD. Das Besondere an der Übernahme war die finanzielle Situation von Rollins, denn die Akquisitionssumme betrug mehr als das Siebenfache von Rollins Umsatz. Man arbeitete also mit einem enormen Hebel auf das eigene Kapital und der Fall war damals so außergewöhnlich, dass er später auch als Fallbeispiel an der Harvard Business School verwendet wurde.
Aber damit noch nicht genug: Der riskante Schritt ist die eine Sache, hinzu kommt aber, dass die Geschäftsführung von Rollins überhaupt keine Ahnung von der Branche von Orkin hatte. Durch Kontakte zu anderen Größen aus der Branche bekam der Konzern aber das nötige Kapital, um die Übernahme zu tätigen. Mit mehr als 800 Büros in 29 Staaten war Orkin bereits ein enorm großes Unternehmen und Rollins konnte die eigenen Möglichkeiten im Werbebereich hier nun nutzen. Gewissermaßen war diese Akquisition auch wegweisend für die weitere Geschichte des Konzerns, denn es folgten unzählige weitere Übernahmen.
Als nächstes stieg man in das Geschäft der professionellen Instandhaltung von Gebäuden ein, dann baute man die Präsenz im Segment der Schädlingsbekämpfung weiter aus, wo Orkin ja bereits tätig war.
1965 entschied das Management schließlich, dass der Name Rollins Broadcasting nicht mehr wirklich passte und reduzierte diesen auf Rollins. Zugleich expandierte man auch geografisch mit dem Geschäft der Schädlingsbekämpfung in andere Länder wie Mexiko. Drei Jahre später erhielt Rollins keine Verlängerung der Genehmigung für den Betrieb von zwölf Radiostationen, denn es habe grobes Fehlverhalten und Betrug durch die Manager des Senders gegeben. Man bezog sich auf die Beziehung zwischen dem Sender und einer Werbeagentur, welche angeblich verheimlicht wurde. Dieser Zeitpunkt in der Historie ist insofern von Relevanz, da damit das Ursprungsgeschäft des Unternehmens angegriffen war — dennoch verbuchte man Ende der 1960er-Jahre Rekordumsätze. Man hatte das Geschäft also erfolgreich diversifiziert.
Im weiteren Verlauf weitete man die Tätigkeit noch weiter aus und gründete z. B. eine Tochter, welche führend im Bereich der ersten Alarmsysteme für Einbruch und Feuer war. In den 1970er-Jahren stieg man im Rahmen von Übernahmen in das Öl- und Gasgeschäft ein, erweiterte das Angebot für Heimwerker und die Werbesparte und begann auch mit einem Ankaufsdienst für jegliche Dinge (von Möbeln bis hin zu Booten). Bei der Gebäudewartung wurde man zu einem der größten Dienstleister und weitete das Angebot der Leistungen stetig aus. Nachdem Orkin mit der Rasenpflege begann, gründete man bald darauf ein separates Rasenpflegeunternehmen, Orkin Lawn Care, das Düngung, Unkraut- und Insektenbekämpfung sowie Aussaat im Angebot hatte.
Insgesamt wirkt das gesamte Geschäftsmodell zu der damaligen Zeit sehr umfangreich und für Anleger schon fast abschreckend. Es ist kaum zu überblicken und gar fragwürdig, wie sich ein Management in so vielen komplett verschiedenen Branchen auf Dauer gut auskennen kann: Von Werbung mit dem Betrieb von TV-Stationen über Öl und Gas bis hin zur Insektenbekämpfung.
Nachdem die Familie Rollins 1983 begann große Teile der eigenen Aktien zurückzukaufen, brach der Unternehmensgewinn aufgrund von dem schwächelnden Öl- und Gassektor ein. 1984 kam es schlussendlich zur Aufspaltung. Das gesamte Medien- und Werbegeschäft ging in Rollins Communications und die Tätigkeiten im Öl- und Gassektor in RPC Energy Services auf. Nach beiden Abspaltungen blieben bei Rollins noch die Dienstleistungen für Verbraucher im Segment der Schädlingsbekämpfung, Rasenpflege und Sicherheit. Ein großer, aber auf jeden Fall notwendiger Schritt für das Unternehmen. 1989 erreichte man erstmals wieder das Umsatzniveau wie vor den Spin-Offs.
Im weiteren Verlauf weitete man die einzelnen Tätigkeitsfelder zwar immer weiter aus und expandierte weltweit, aber man wagte sich nicht mehr in komplett fremde Branchen vor. Einige Akquisitionen die Rollins selbst für nennenswert hält sind folgende:
Der erste Börsengang erfolgte im Jahr 1961 an der American Stock Exchange, wobei vor allem das Listing an der NYSE sieben Jahre später relevant ist. Davon berichtet Rollins auch selbst in der eigenen Unternehmenshistorie.
Rollins setzt sich als Ziel das weltbeste Dienstleistungsunternehmen zu sein und sieht die eigene Aufgabe dabei speziell im Schutz der Gesundheit und des Wohlergehens auf der ganzen Welt. Man betont außerdem wie wichtig eine faire und gute Behandlung der Mitarbeiter ist.
Rollins hat konkrete Wertevorstellungen, die auf vier Aspekte heruntergebrochen werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen bezieht sich das Unternehmen hier deutlich konkreter auch auf wirtschaftliche Aspekte, was mir (Jan) gut gefällt. Häufig ist es sonst eher so, dass in den Werten ziemlich ähnliche Punkte stehen, die wie Floskeln wirken.
Die Nachhaltigkeit soll bei Rollins in Bezug auf drei Themenbereiche gesichert werden: Die Mitarbeiter und Gesellschaft, die Umwelt und das eigene Geschäft. Letzteres ist für ein wirtschaftliches Unternehmen nicht verwunderlich und die Wichtigkeit der Mitarbeiter wurde schon in Bezug auf die Mission und Werte deutlich. Aber welche Schwerpunkte in Bezug auf die Umwelt setzt sich Rollins?
Der Bruder von Gary Rollins, dem CEO des Unternehmens, ist Richard Randall Rollins. In seinem Besitz waren laut Marketscreener knapp über 50 % der Aktien des Konzerns, allerdings verstarb er im Jahr 2020. Nun befinden sich die Aktien in seinem Nachlass und sind deshalb wohl weiterhin im Familienbesitz. Rollins kann daher durchaus als Familienunternehmen betrachtet werden, denn sowohl die Führung als auch die Mehrheit der Anteile liegen innerhalb der Familie Rollins.
Durch die Veränderung des globalen Klimas, haben sich bereits in den letzten Jahren die tropischen und subtropischen Zonen Richtung der Pole verschoben. Das geschieht durch einen Wandel der Meeresströme. Die Erwärmung des tropischen Ozeans führt dazu, dass sich die warmen Meeresregionen vergrößern. Klimaforscher gehen von 100-200 Kilometern pro Grad Erwärmung der jährlichen Durchschnittstemperatur aus.
Einige der Folgen sind bereits jetzt in Deutschland zu sehen: Tier- und Insektenarten, die noch vor 10 Jahren lediglich auf der italienischen Seite der Alpen zu finden waren, finden sich nun hier in unseren Breitengraden. Viele der neuen Tierarten, z. B. Termiten, gelten als Schädlinge und können sich durch die Verschiebung der Klimazonen immer weiter ausbreiten. Die Tiere leben nur in warmen Breitengraden (siehe Abb. 8) und ernähren sich von Holz, Humus oder Gras. In den Vereinigten Staaten sind sie bereits seit langem eine große Plage, vor allem weil dort deutlich mehr mit Holz gebaut wird als in Europa.
In dieser Abbildung sind die Klimazonen nochmal zu sehen. Klar erkennbar ist die Übereinstimmung von Termitenausbreitung und subtropischen sowie tropischen Breitengraden.
All das soll die Einleitung für das Geschäftsmodell von Rollins sein. Das Kerngeschäft ist Termiten- und Schädlingsbekämpfung, fast überall auf der Welt (auch wenn im Moment nahezu der komplette Umsatz in den USA generiert wird). Schädlingsbekämpfung ist und wird höchstwahrscheinlich auch in Zukunft immer ein lukratives Geschäft bleiben und Rollins baut das eigene immer weiter aus.
Als Dienstleistungsunternehmen sorgt Rollins für die Schädlingsbekämpfung bei privaten sowie kommerziellen Kunden. Dazu gibt es mehrere hundertprozentige Tochterunternehmen/Franchises, von denen wir die wichtigsten in Abb. 10 abgebildet haben. Die meisten haben jeweils noch einen Schwerpunkt wie z. B. Bekämpfung von Nagern (Northwest Exterminating) oder sind nach operierenden Ländern/ Regionen aufgeteilt.
Die Preisgestaltung ist abhängig von der jeweiligen Kundensituation. Also wie schlimm ist der Schädlingsbefall, wieviel Aufwand muss betrieben werden, um die Schädlinge rauszubekommen etc. Wir haben uns das genauer angeschaut und dabei die jeweiligen Marken bzw. Franchise untersucht, die Rollins betreibt.
Zusätzlich zur direkten Bekämpfung lassen sich über die Tochterunternehmen von Rollins auch Reparaturen und Präventationsmaßnahmen, nach oder noch vor dem Schädlingsbefall, buchen.
Orkin wurde 1964 von Rollins zu hundert Prozent aufgekauft. Das Unternehmen gab es davor bereits sehr lange und zwar seit 1901. Das Unternehmen fokussiert sich auf die Schädlingsbekämpfung von Schädlingen für private und kommerzielle Kunden. Man betreibt sogar ein eigenes Ausbildungszentrum für Angestellte, um das Wissen über die verschiedenen Arten von Schädlingen und deren Bekämpfung zu vertiefen.
Die Schädlinge, die Orkin bekämpft, reichen von Ameisen, über Kakerlaken bis hin zu Termiten.
Um das Wachstum der Marke Orkin voranzutreiben bietet Rollins ein Franchise-Programm im Stil von Subway an. Das soll vor allem dazu dienen, in Märkte und Regionen vorzudringen, bei denen es sich nicht lohnt ein komplettes Ökonomie-System aufzubauen inkl. Infrastruktur.
Critter Control hat sich auf die Bekämpfung von Tieren fokussiert. Es geht hier also weniger um Insekten, stattdessen mehr um Ratten im Keller, Maulwürfe im Garten und Eichhörnchen im Dachgestell. Zusätzlich zur Entfernung bietet man auch direkt die Reparatur von Beschädigungen durch wilde Tiere an.
Auch hier arbeitet Rollins teilweise über ein Franchise-Konzept. Einige der Franchise-Unternehmen wurden jedoch wieder komplett zurückgekauft. Das Unternehmen ist bereits seit über 40 Jahren aktiv.
Gemessen an den Umsatzerlösen sowie der Mitarbeiteranzahl ist Rollins der größte Schädlingsbekämpfer in den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen vereint traditionsreiche Marken wie Orkin, Western Pet Services und Critter Control unter seinem Dach. Außerdem werden fortlaufend kleinere Konkurrenten akquiriert. Erst in 2019 wurde der achtgrößte Mitbewerber in den USA, Clark Pest Control, übernommen. Dadurch konnte der Konzern seine Position in einem umkämpften Markt erneut verstärken.
Für den Burggraben von Rollins sprechen außerdem hohe Retention Ranges, also Kundenbindungsraten. Diese betragen segmentübergreifend mindestens 74 %. Bei den Commercial revenues ist Rollins sogar in der Lage, bis zu 90 % der Klienten längerfristig an sich zu binden. Dies zeugt von einer hohen Kundenzufriedenheit.
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Jetzt Mitglied werdenNachstehend die Branchenstrukturanalyse nach Michael E. Porter. Diese dient einer Einordnung von externen Kräften, welche auf die Unternehmen einer Branche einwirken. Unsere Skala reicht hierbei von 0 bis 5. Je besser Rollins aufgestellt ist, desto höher ist die Punktzahl, welche wir vergeben.
Externe Kraft | Stärke | Begründung |
---|---|---|
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern | 2/5 | Sowohl der weltweite, als auch der US-amerikanische Markt für Schädlingsbekämpfung ist vergleichsweise stark fragmentiert. Die vier größten Player der Branche generieren gemeinsam ungefähr 29 % der globalen Erlöse. Dass Rollins in der Vergangenheit stets in der Lage war, schneller als der allgemeine Markt zu wachsen, spricht hingegen für den Schädlingsbekämpfer und seine Marken. Darüber hinaus besitzt das Unternehmen in den USA den größten Marktanteil. Daher vergeben wir trotz einer ausgeprägten Konkurrenzsituation 2 von 5 Punkten. |
Bedrohung durch neue Wettbewerber | 4/5 | Trotz eines eher langsamen Branchenwachstums ist die Anzahl der Unternehmen in den USA, welche sich der Schädlingsbekämpfung widmen, konstant wachsend. Auf diesen Umstand gehen wir im Rahmen der Branchenanalyse näher ein. Aufgrund der zuvor erläuterten Faktoren sehen wir Rollins der potenziellen Konkurrenz gegenüber jedoch gut aufgestellt. Dafür sprechen ebenfalls zahlreiche Akquisitionen, welche das Unternehmen fortlaufend durchführt. |
Verhandlungsmacht der Lieferanten | 4/5 | Rollins pflegt geschäftliche Beziehungen mit mehreren Lieferanten für Schädlingsbekämpfungsprodukte. Zur Stabilisierung der Lieferketten konnten zum Beginn der Corona-Pandemie außerdem weitere Quellen für wichtige Produkte erschlossen werden. Weiterhin hält das Unternehmen nach eigenen Angaben einen ausreichenden Bestand an kritischen Vorräten wie Chemikalien oder Handschuhen bereit, um jederzeit einsatzfähig zu sein. Dementsprechend sehen wir die Verhandlungsmacht dieser Gruppe als gering an. Ein weiteres Argument hierfür stellt die Marktposition von Rollins dar, aufgrund derer die Lieferanten ebenfalls Interesse an einer reibungslosen Kooperation haben. |
Verhandlungsmacht der Kunden | 2/5 | Wie bereits beschrieben, ist der Markt für Schädlingsbekämpfung fragmentiert und für die Kunden bestehen viele Auswahlmöglichkeiten. Die Wechselkosten halten sich dabei ebenfalls in Grenzen. Positiv anzumerken ist die hohe Retention Range der Geschäftsbereiche von Rollins, weshalb wir insgesamt 2 von 5 Punkten vergeben. |
Bedrohung durch Ersatzprodukte | 3/5 | Die Beseitigung und der Schutz vor Schädlingen ist ein allgegenwärtiges Geschäft. Anhand des historischen sowie erwarteten Marktwachstums lässt sich feststellen, dass der entsprechende Bedarf durch Ersatzprodukte bisher nicht nennenswert gesenkt werden konnte. Dennoch vergeben wir 3 von 5 Punkten, da nicht auszuschließen ist, dass Schädlinge in Zukunft auf eine andere Art und Weise bekämpft werden könnten. |
Der Chairman und CEO von Rollins ist Gary W. Rollins, der Sohn des Mitbegründers des Unternehmens O. Wayne Rollins. Inzwischen ist er 77 Jahre alt und damit ist die Frage nach seiner Nachfolge gar nicht so unwichtig zu erwähnen — auch wenn wir ihm natürlich nur das Beste wünschen. Seit 53 Jahren ist Gary Rollins nun bei dem Unternehmen und in der gesamten Branche tätig, kennt diese daher sehr gut. Hinzuzufügen ist außerdem, dass der CEO auch außerhalb von Rollins Positionen innehält. Bei der Marine Products Corp. (Hersteller von Motorbooten) ist er Non-Executive Chairman, ebenso bei dem Spin-Off RPC (dem ehemaligen Öl- und Gasgeschäft von Rollins).
Die Prognosen aus diesem Abschnitt werden vom Aktienfinder zur Verfügung gestellt.
Die Erlöse von Rollins wuchsen in den letzten zwei Dekaden unglaublich konstant und waren seit über 23 Jahren nicht ein einziges Mal rückläufig. Dabei konnten stets Wachstumsraten im niedrigen zweistelligen bzw. im hohen einstelligen Bereich realisiert werden. Zwischen 2016 und 2020 betrug die durchschnittliche Steigerung 8,26 % pro Jahr und Rollins erwirtschaftete zuletzt 2,16 Mrd. USD.
Wichtig hierbei ist, dass das Wachstum sowohl organisch als auch durch die erläuterten Akquisitionen erreicht wird. Allein in 2020 hat Rollins 31 Konkurrenten übernommen, welche für die Hälfte des Umsatzwachstums in diesem Jahr gesorgt haben.
Das Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten erklärte Schädlingsbekämpfung zu Beginn der Corona-Pandemie für essenziell, sodass das operative Geschäft von Rollins zu keiner Zeit eingeschränkt wurde. Die Auswirkungen der noch andauernden Krise müssen dennoch differenziert betrachtet werden.
Aufgrund diverser Ausgangsbeschränkungen haben die Menschen mehr Zeit zuhause verbracht. Somit konnte Rollins einen deutlichen Anstieg des Geschäfts mit Privatkunden verzeichnen, andererseits schrumpfte die Nachfrage von Geschäftskunden.
Es ist davon auszugehen, dass Schädlingsbekämpfung weiterhin als essenziell eingestuft wird. Demnach prognostizieren die Analysten, dass das Wachstum von Rollins auch in den kommenden Jahren stabil bleiben wird. In 2023 werden Erlöse von 2,71 Mrd. USD erwartet, wodurch ein jährliches Wachstum i.H.v. 7,83 % zustande kommen würde.
Der Residential revenue, also die Bekämpfung von Schädlingen für Privatpersonen, stellt den wichtigsten Geschäftsbereich von Rollins dar. Nach Angaben der Unternehmensführung ist man globaler Marktführer in diesem Segment, welches in 2020 für 45,23 % der Erlöse verantwortlich war.
Ungefähr 35 % der Umsätze lassen sich wiederum auf das Geschäft mit kommerziellen Kunden zurückführen. Dazu gehören z. B. Restaurants, Einzelhändler, Logistikdienstleister oder Krankenhäuser. Hier ist man zum aktuellen Zeitpunkt in den USA ebenfalls Marktführer.
Ein weiteres relevantes Segment ist die Bekämpfung von Termiten sowie die damit verbundenen Dienstleistungen (z. B. Reparaturen), welche in 2020 einen Umsatzanteil von 18,82 % einbrachten.
In 2020 betrug der Umsatzanteil nicht näher definierter Erlöse 0,47 %.
Rollins ist zwar in über 70 Ländern aktiv, dennoch sind 92,83 % der Umsätze von 2020 dem Heimatmarkt des Unternehmens, den Vereinigten Staaten, zuzuordnen. Dementsprechend wurden lediglich 7,17 % der Erlöse im internationalen Geschäft erwirtschaftet.
Dies liegt in erster Linie an der schieren Größe, welche der US-Markt im Vergleich zu allen anderen Regionen der Welt verkörpert.
Der Ausbau des internationalen Engagements ist Bestandteil der Geschäftsstrategie von Rollins und kann einen Hebel für das zukünftige Unternehmenswachstum darstellen. Hierauf werden wir im weiteren Verlauf dieser Analyse detaillierter eingehen.
Analog zur Umsatzentwicklung ist Rollins bereits seit über zwei Jahrzehnten in der Lage, die Profitabilität des Geschäfts fast ohne Unterbrechung auszubauen. Auch zwischen 2016 und 2020 entwickelten sich sowohl die operativen Ergebnisse als auch die Konzerngewinne von Rollins sehr positiv und ohne große Auffälligkeiten. Das EBIT war sogar nicht ein einziges Mal rückläufig.
In 2020 verzeichnete das Unternehmen ebenfalls neue Bestwerte und erwirtschaftete einen Nettogewinn i. H. v. 260,82 Mrd. USD. Das durchschnittliche Wachstum der letzten fünf Jahre beläuft sich auf 11,73 % pro Jahr.
Künftig wird weiterhin mit Zuwächsen im zweistelligen Bereich gerechnet, sodass der Konzerngewinn in 2023 bereits bei 420,63 Mio. USD liegen soll.
Während die Bruttomarge von Rollins seit 2016 eher stagniert, sind die Gewinnspannen des Unternehmens konstant steigend, da sich die Ergebnisse besser als die Erlöse entwickeln.
Dementsprechend konnte die EBIT Marge seit 2016 um insgesamt 3,53 Prozentpunkte auf 16,72 % ausgebaut werden. Die Nettomarge betrug hingegen 12,07 %.
Den Prognosen der Analysten zufolge wird sich die positive Entwicklung in den nächsten Jahren fortsetzen. Die operative Marge soll sich in 2023 bereits auf 19,87 % belaufen.
Wie sich im späteren Konkurrenzvergleich zeigen wird, übersteigen die Gewinnspannen von Rollins jene der wichtigsten Mitbewerber zum Teil bei weitem.
Rollins verfügt über eine außerordentlich lange Dividendenhistorie, denn seit 1999 wurden die Ausschüttungen in jedem Jahr angehoben bzw. im Vergleich zum Vorjahresniveau nicht gesenkt. Die Aktionäre erhalten die Dividenden dabei zu gleichen Teilen im März, Juni, September und Dezember. Darüber hinaus zahlt Rollins seit 2012 immer zum Ende des Jahres eine kleine Sonderdividende aus.
Zwischen 2016 und 2021 ist die jährliche Gewinnbeteiligung der Anteilseigner von 0,22 USD auf 0,42 USD angewachsen. Somit kommt in diesem Zeitraum ein durchschnittliches Wachstum von 13,81 % zustande.
Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 1,34 % bei einer Ausschüttungsquote von 59,15 %. Bis 2023 wird eine moderate Steigerung um 5,79 % pro Jahr erwartet.
Wenn sich aus Sicht der Unternehmensführung eine attraktive Gelegenheit bietet, werden die Mittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft auch für sporadische Aktienrückkäufe verwendet. Jedoch hat Rollins seit 2016 keinen einzigen Anteil mehr zurückgekauft, weshalb diese Verwendung der Cashflows zu vernachlässigen ist.
Das Kurs-Umsatz-Verhältnis von Rollins ist in der historischen Betrachtung von 4,69 in 2016 auf 8,89 in 2020 angestiegen. Die Erlöse des Unternehmens konnten zwar kontinuierlich gesteigert werden, die Marktkapitalisierung wuchs hingegen mit einem höheren Tempo. Ausschließlich in 2019 war der Aktienkurs und demnach auch das Multiple rückläufig. Während sich der Mittelwert in den letzten fünf Jahren auf 6,30 beläuft, beträgt das Umsatzvielfache in Bezug auf die letzten vier Quartale 6,53. In Folge der Erwartung, dass die Umsätze zukünftig weiterhin anwachsen werden, sinkt das KUV bis 2023 auf 5,69 ab.
Das KGV entwickelte sich in diesem Zeitraum ähnlich. In 2016 lag das Multiple noch bei 43,97, jedoch wurde trotz eines zweistelligen Gewinnwachstums bis 2020 ein Anstieg auf 73,64 verzeichnet. Der historische Durchschnitt des betrachteten Zeitraums beträgt somit 55,73. Dass die Aktie seit ihrem Allzeithoch in 2020 korrigiert, führte zu einem Absinken des aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnisses auf 44,29. Legt man die Analystenschätzungen für 2023 zugrunde, so beläuft sich das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis zu diesem Zeitpunkt immer noch auf 38,28.
Mit einem Wachstum von 17,77 % pro Jahr entwickelte sich der operative Cashflow von Rollins zum Teil deutlich besser als die Erlöse und Gewinne des Unternehmens. Dementsprechend stieg das Kurs-Cashflow-Verhältnis des Unternehmens nicht im gleichen Umfang wie die anderen Multiples an. Der Hochpunkt wurde ebenfalls im Jahr 2020 mit einem Wert von 44,07 erreicht. Der historische Mittelwert liegt hingegen bei 38,62. Da der Cashflow von Rollins in den letzten vier Quartalen leicht rückläufig war, beträgt das aktuelle KCV 39,11. Den Schätzungen für 2023 zufolge, wird sich das erwartete Kurs-Cashflow-Verhältnis auf 29,82 belaufen.
Durch eine Kombination aus stetig organischem Wachstum und fortlaufenden Akquisitionen erreicht Rollins seit geraumer Zeit ein hohes einstelliges Umsatzwachstum. In den letzten fünf Jahren konnten die Gewinne sogar mit einer Geschwindigkeit von über 10 % pro Jahr gesteigert werden. Da diese Entwicklungen voraussichtlich aufrecht erhalten werden können, haben wir eine Einordnung als Average Grower vorgenommen.
Die äußerst positive und gleichmäßige Entwicklung der fundamentalen Kennzahlen von Rollins haben wir bereits umfangreich besprochen. Dementsprechend erfüllt das Unternehmen 9 von 10 Kriterien unseres Wir Lieben Aktien-Ratings für Average Grower. Der einzige Punkt geht aufgrund der erhöhten Bewertung verloren, denn trotz des prognostizierten Gewinnwachstums beträgt das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis in fünf Jahren 35,22 und liegt somit außerhalb unserer Anforderung.
Dass das Geschäft mit der Bekämpfung von Schädlingen einen nicht zyklischen Charakter aufweist, kann anhand der Entwicklung des Marktvolumens beurteilt werden. In den letzten zwölf Jahren wurde lediglich in 2020 ein Rückgang verzeichnet. Die jährliche Steigerung beträgt im Durchschnitt 3,36 %. Als Wachstumstreiber kann allgemein höheres Gesundheits- und Umweltbewusstsein identifiziert werden.
In diesem Zusammenhang ist positiv anzumerken, dass Rollins bisher stets in der Lage war, das Wachstum des allgemeinen Marktes zu überbieten, was neben den zuvor erläuterten Kundenbindungsraten als Indikator für eine gute Kundenzufriedenheit betrachtet werden kann.
Obwohl die Umsätze, welche durch Schädlingsbekämpfung in den USA erzielt werden, lediglich mit einstelligen Wachstumsraten steigen, zieht der Markt immer noch neue Mitbewerber an.
Während in 2010 noch 21.009 Unternehmen innerhalb dieser Branche existierten, waren es im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge bereits 28.329 Stück, also insgesamt 34,84 % mehr. Das durchschnittliche Wachstum pro Jahr beläuft sich auf 2,75 %.
Dieser Umstand sorgt für eine Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten und infolgedessen für eine erhöhte Verhandlungsmacht der Kunden, wie im Rahmen von Porter’s Five Forces beschrieben wurde.
Dass Rollins über 90 % der Erlöse auf dem Heimatmarkt erwirtschaftet, hat einen guten Grund. Denn wie in Abbildung 31 dargestellt, entfällt etwas über die Hälfte des globalen Marktvolumens auf die USA. Die zweitwichtigste Region ist Europa mit einem relativen Anteil von 18,89 % in 2018. Daraufhin folgen Asien, Lateinamerika und die Pazifik-Region. Alle anderen Gebiete sorgen lediglich für 4,44 % der Umsätze.
Im anschließenden Vergleich werden die fundamentalen Kennzahlen von Rollins denen der wichtigsten Konkurrenten gegenübergestellt. Aufgrund der regionalen Fokussierung des Unternehmens haben wir nach den führenden Schädlingsbekämpfern der Vereinigten Staaten, anhand der jeweiligen Mitarbeiteranzahl, recherchiert.
Bei den größten Mitbewerbern handelt es sich demnach um Terminix und Rentokil. Ecolab bietet zwar auch Dienstleistungen im Bereich der Schädlingsbekämpfung an, das Kerngeschäft widmet sich hingegen Reinigungs- und Desinfektionslösungen für Industriekunden.
Unternehmen | Rollins | Terminix | Rentokil | Ecolab |
---|---|---|---|---|
WKN / ISIN | 859002 / US7757111049 | A2QDJD / US88087E1001 | A0EQ3A / GB00B082RF11 | 854545 / US2788651006 |
Mitarbeiter | 15.616 | 11.400 | 44.500 | 44.000 |
Hauptsitz | Atlanta, USA | Memphis, USA | Camberley, Großbritannien | Minnesota, USA |
Marktkapitalisierung | 15,41 Mrd. USD | 5,15 Mrd. USD | 9,78 Mrd. GBP | 55,91 Mrd. USD |
Umsatz | 2,36 Mrd. USD | 2,02 Mrd. USD | 3,00 Mrd. GBP | 12,43 Mrd. USD |
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre) | 8,26 % p. a. | -8,07 % p. a. | 9,20 % p. a. | -2,70 % p. a. |
Umsatzwachstum (nächsten 3 Jahre) | 7,83 % p. a. | 5,00 % p. a. | 5,78 % p. a. | 7,13 % p. a. |
Bruttomarge | 52,07 % | 41,81 % | - | 40,86 % |
EBIT | 437,06 Mio. USD | 248,58 Mio. USD | 353,90 Mio. GBP | 1,63 Mrd. USD |
EBIT Marge | 18,52 % | 12,30 % | 11,82 % | 13,08 % |
KUV | 6,53 | 2,55 | 3,27 | 4,50 |
KGV | 44,29 | 8,45 | 37,85 | 49,51 |
KCV | 39,11 | - | 15,40 | 27,00 |
Dividendenrendite | 1,34 % | - | 1,43 % | 1,05 % |
Ausschüttungsquote | 59,15 % | - | 54,15 % | 49,87 % |
Eigenkapitalquote | 57,83 % | 53,50 % | 22,15 % | 38,84 % |
Nettoverschuldung | -49,66 Mio. USD | 741,00 Mio. USD | 1,06 Mrd. GBP | 5,05 Mrd. USD |
In Relation zu den dargestellten Mitbewerbern schneiden die Kennzahlen von Rollins sehr gut ab, denn das Unternehmen:
Im fundamentalen Kapitel haben wir bereits beschrieben, dass Rollins den überwiegenden Umsatzanteil in den Vereinigten Staaten erzielt. Wie in Abbildung 35 ersichtlich, ist der Schädlingsbekämpfer entweder mit eigenen Betrieben oder durch Franchise aber auch weltweit vertreten. Auf dieser Grundlage kann z. B. das Engagement in Lateinamerika ausgebaut werden, denn dort wird bis 2026 ebenfalls ein Wachstum von über 5 % pro Jahr erwartet.
Trotz der Ambitionen des Managements bezüglich weiterer Expansionen, muss kritisch betrachtet werden, dass in den Nordamerika schon ungefähr 50 % des weltweiten Marktvolumens erwirtschaftet werden, wodurch die Wachstumsmöglichkeiten im Ausland zwar vorhanden, aber nicht riesig sind. Außerdem stellt der Ausbau des internationalen Geschäfts ein vergleichsweise kapitalintensives Vorhaben dar.
Rollins arbeitet fortlaufend an möglichen Optimierungen des alltäglichen Geschäfts, um von Effizienzsteigerungen profitieren zu können. Zu den aktuellen Bestrebungen gehören unter anderem:
In Zukunft sind weitere Innovationen geplant, welche jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht von Rollins kommuniziert werden.
Eintrittswahrscheinlichkeit: hoch
Auswirkungen: niedrig-mittel
Am 14. Dezember 2021 hat Rentokil die Übernahme von Terminix bekanntgegeben, um das weltweit führende Schädlingsbekämpfungsunternehmen und Rollins als solches abzulösen. Beide Konzerne versprechen sich durch die Fusion diverse Synergien, mithilfe derer man insbesondere die Präsenz in Nordamerika ausbauen möchte. Da die Akquisition von beiden Unternehmen bestätigt wurde und der Markt für Schädlingsbekämpfung recht fragmentiert ist, sollte es zu keinen Schwierigkeiten oder Interventionen durch Wettbewerbsbehörden kommen.
Die fundamentalen Auswirkungen dieses Szenarios ordnen wir als niedrig bis maximal mittelschwer ein, da zum jetzigen Zeitpunkt unklar ist, ob sich die erwarteten positiven Wechselwirkungen zwischen Rentokil und Terminix auch wirklich entfalten können und Rollins nach wie vor eine solide Positionierung am Markt besitzt.
Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: mittel-hoch
Im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2020 berichtete Rollins erstmals, dass die Securities and Exchange Commission, also die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde, eine Untersuchung gegen das Unternehmen durchführt. Gegenstand dieser Ermittlungen ist die Art und Weise, wie Rollins seit dem 01. Januar 2015 Rückstellungen und Rücklagen bildet und inwiefern diese die ausgewiesenen Gewinne beeinflussen.
Nach Absprache mit einem unabhängigen Rechtsberater ist das Management der Auffassung, dass die verwendeten Bilanzierungsmethoden die finanzielle Lage des Unternehmens korrekt abbilden. Dennoch wird vollumfänglich mit der SEC kooperiert, um die Vorwürfe zu klären.
Im Oktober vergangenen Jahres war ein externer IT-Dienstleister von Rollins Ziel eines Cyber-Angriffs. Infolgedessen musste die CRM-Software einiger Tochtergesellschaften, welche für ungefähr 11 % der Konzernerlöse verantwortlich sind, vorübergehend abgeschaltet werden.
Kurze Zeit später konnte Rollins wieder zum normalen Geschäftsbetrieb übergehen und nach eigenen Angaben gibt es keine Hinweise darauf, dass kritische Daten von Kunden oder Mitarbeitern entwendet wurden. Die Unternehmensführung erwartet demnach keine dramatischen Auswirkungen auf das operative Geschäft.
Rollins stellt klar, dass sie nicht in der Lage sind, den Ausgang dieser Ereignisse zu prognostizieren. Sollte es diesbezüglich jedoch zu negativen Meldungen kommen, so sind mittlere bis schwere fundamentale Auswirkungen nicht auszuschließen.
Rollins ist im Markt der Schädlingsbekämpfung aktiv. Der Markt hat sich seit 2010 nie rückläufig entwickelt und ist daher ohne Frage sehr unabhängig von der wirtschaftlichen Konjunktur. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung des Umsatzes von Rollins. Es gab in den letzten Jahrzenten keinen Umsatzrückgang, sondern immer ein ordentliches Wachstum.
Die Branche zinsen wir daher mit einem Zinssatz von 6,50 % ab. Hinzu kommt ein Aufschlag für den fragmentierten Markt und der daraus resultierenden Macht der Kunden i. H. v. 0,50 %.
Zuletzt vergeben wir einen Zuschlag von 1 % für den sehr hohen Goodwill, welcher sich in der Bilanz von Rollins wiederfindet. Von der gesamten Bilanzsumme i. H. v. 1,90 Mrd. USD sind allein 665 Mio. USD Goodwill. Hier besteht stets die Gefahr hoher Abschreibungen, weswegen wir dieses Risiko hier mit dem Sicherheitszuschlag kalkulieren.
Insgesamt kommt somit ein Abzinsungssatz von 8 % zustande.
Im optimistischen Szenario gehen wir davon aus, dass Rollins die Wachstumsgeschwindigkeit von ca. 8 % pro Jahr aufrecht erhält. Zusätzlich gehen wir auch davon aus, dass die EBIT Marge sich weiter langsam positiv entwickelt und so im Jahr 2031 bei 23 % liegt.
Trotz der verhältnismäßig positiven Annahmen und der verhältnismäßig niedrigen Abzinsung, kommen wir in unserem Modell auf eine Überbewertung von 12 %. Der faire Wert beläuft sich dementsprechend auf 27,86 USD je Aktie. Dies zeigt, wie hoch die Erwartungshaltung an Rollins ist bzw. wie qualitativ hochwertig das Unternehmen angesehen wird.
Wenn man das durchschnittliche KGV von 40, mit einer durchschnittlichen Ausschüttungsquote von 50 %, an den erwarteten Gewinn im Jahr 2031 anhängt, kommt man auf eine Renditeerwartung von über 9 % pro Jahr.
Man merkt schon, obwohl wir hier eine relativ positive Erwartungshaltung an Rollins haben, kommen wir trotzdem auf eine Überbewertung und eine nicht allzu hohe Renditeerwartung.
Daher verzichten wir auch bewusst auf ein pessimistisches Szenario, denn dieses würde natürlich nur auf eine noch höhere Überbewertung und eine noch niedrigere Renditeerwartung hinweisen.
Um es dennoch einmal „pessimistisch“ zu beleuchten, kann man bei der Berechnung der Renditeerwartung das Gewinnmultiple von 40 auf 30 heruntersetzen und die restlichen Parameter unverändert belassen. Allein dann fällt die Renditeerwartung von über 9 % auf rund 6,5 % ab. Man erkennt somit schnell, dass eine relativ hohe Fallhöhe bei Rollins vorhanden ist. In der Vergangenheit gab es einen solchen Abfall nur äußerst selten. Sachlich betrachtet gibt es aber dennoch das Risiko, dass das durchschnittliche KGV von Rollins auf 30 fällt. Dies kann bzw. wird vor allem dann geschehen, wenn Übernahmen nicht mehr so reibungslos in den Geschäftsbetrieb eingebettet werden können oder wenn der Umsatz nicht mehr gesteigert werden kann. Das Risiko der Komprimierung des Bewertungsmultiples sollte daher immer im Hinterkopf behalten werden.
Für mich (Christian) ist Rollins aus fundamentalen Gesichtspunkten nur haltenswert. Mir ist die Bewertung in Anbetracht des zukünftigen Wachstums einfach noch zu hoch. Erwähnenswert ist an dieser Stelle allerdings nochmals, dass sich die Bewertung bei Rollins dauerhaft in diesem Bereich bewegte. Dementsprechend ist natürlich die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Bewertung in dieser Höher erhalten bleibt. Allerdings sehe ich derzeit fundamental auch dann nur maximal eine Renditeerwartung von 10 – 12 % als realistisch an. Kaufenswert wird Rollins, wenn man dem Unternehmen dauerhaft zweistellige Wachstumsraten zutraut. Durch die solide Übernahmestrategie ist eine solche Annahme nicht unrealistisch.
Wie jedoch gesagt, ist für mich das Investment haltenswert, weswegen die Investmentampel auf gelb steht.
Die genaue Berechnung kann der Exceltabelle durch einen Klick entnommen werden.
Langfristig befindet sich Rollins auf jeden Fall in einem Aufwärtstrend, welcher auch nur selten in einer Bewegung größer als 20 % korrigiert wird. Die aktuelle Abwärtsbewegung ist aus diesem Grund zwar noch nicht als dramatisch anzusehen, aber durchaus eine Seltenheit.
Mittelfristig wird die Struktur der langfristigen Abwärtskorrektur noch einmal deutlicher, weshalb ein Abwärtstrend zu sehen ist. Dieser wurde erst diese Woche mit einem neuen Tief wieder bestätigt.
Kurzfristig ist Rollins ebenfalls im Abwärtstrend, welcher in der vergangenen Woche noch einmal an Dynamik dazugewonnen hat. Vor allem die Abwärtskurslücken bestätigen die derzeitige Dominanz der Verkäufer.
Rollins ist in einer langfristigen Korrektur und genau aus diesem Grund haben wir uns die Aktie auch für die Analyse herausgesucht. Die Korrektur ist angemessen und die Aktie erreicht nun eine sehr wichtige Unterstützungszone. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der langfristige Aufwärtstrend, welcher seit Jahrzehnten aktiv ist, gebrochen wird. Bei einer kurzfristigen Stabilisierung in einem Unterstützungsbereich könnte sich hier also eine attraktive Gelegenheit bieten, um sich für den langfristigen Aufwärtstrend zu positionieren.
Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt Rollins 9 von 10 möglichen Punkten. Den einzigen Abzug gibt es für uns aufgrund eines Volumen-Widerstandes, allerdings ist das in einer Korrektur des langfristigen Aufwärtstrends völlig normal und kaum anders möglich. Hervorzuheben ist bei Rollins die fast schon einzigartige Trendstabilität. Seit 2001 sind die verwendeten gleitenden Durchschnitte bullisch übereinander angeordnet.
Erstmals dabei bei dieser Analyse: Die Untersuchung der Marktsymmetrie von Rollins. Generell ist auffällig, dass die Korrekturen seit 2009 immer eine ähnliche Länge aufweisen und wir auch aktuell wieder in dieser Region sind. Durch die starke Korrektur im Jahr 2008 liegt die durchschnittliche Korrekturlänge aber noch rund 2 % über dem aktuellen Wert. Die Rallyes seit dem Jahr 2000 waren im Durchschnitt fast vier Mal so groß wie die Korrekturen, woraus sich das trendbasierte Chance-Risiko-Verhältnis von 3,82:1 ergibt.
Der Markt für Schädlingsbekämpfung ist nicht zyklisch und wächst zwar eher langsam, aber dafür überaus gleichmäßig. Dementsprechend waren die Erlöse von Rollins in den letzten 23 Jahren nicht ein einziges Mal rückläufig. Allgemein weisen die fundamentalen Kennzahlen des Unternehmens eine beachtenswerte Qualität auf, die sich vor allem durch konstant wachsende Gewinnmargen, eine lupenreine Bilanz sowie eine hohe Kapitalrendite äußert. Dementsprechend erreicht das Unternehmen in unserem fundamentalen Rating 9 von 10 Punkten. Diese Qualität wird von den Marktteilnehmern aber auch mit hohen Multiples bepreist. Denn ein aktuelles KGV i.H.v 44,29 sieht man bei einem Average Grower auch nicht alle Tage.
Wie beschrieben steht die Investmentampel auf gelb, mit einer Renditeerwartung von rund 9 % pro Jahr.
Autoren dieser Analyse:
"Markets are never wrong, only opinions are."
- Jesse Livermore
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