Unterbewertete Aktien

Definition von unterbewerteten Aktien

Unterbewertete Aktien (auch Value Aktien) zeichnen sich dadurch aus, dass sie aktuell unter ihrem fairen oder inneren Wert an der Börse handeln und Anlegern hierdurch zusätzliches Renditepotential bieten. Die Wahrnehmung dessen, ob eine Aktie nun unterbewertet ist oder nicht, hängt meist von subjektiven Einschätzungen von Analysten und Investoren ab. Um sie allerdings zu bestimmen und zu festigen, gibt es unterschiedlichste Kennzahlen und Möglichkeiten, auf die wir in diesem Artikel zu sprechen kommen werden. Hierbei hilft insbesondere die Fundamentalanalyse.

Kennzahlen für unterbewertete Aktien

Das Identifizieren von unterbewerteten Unternehmen ist nicht so einfach wie es sich Viele vorstellen oder auch wie es oftmals vermittelt wird. Es gibt nicht die heilige Formel, die eine Unterbewertung oder Überbewertung definiert, vielmehr ist es eine Kombination aus verschiedensten Indikatoren. So sollte man auch, wenn beispielsweise Morningstar eine Liste mit den besten unterbewerteten Aktien veröffentlicht, eine eigene Analyse anfertigen und sich selbst ein Bild über das Unternehmen machen. Im Folgenden werden wir auf einige Kennzahlen der fundamentalen Analyse eingehen, die dabei helfen mögliche Unterbewertungen zu identifizieren.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) ist wohl die meistverbreitete Kennzahl und wird oftmals wie heilige Kennzahl zur Aktienbewertung behandelt. Die Kennzahl setzt den Gewinn pro Aktie ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs des Wertpapiers, in unserem ausführlichen Lexikoneintrag ebenfalls beschrieben wurde. Eine andere Möglichkeit ist es den gesamten Gewinn ins Verhältnis zum Börsenwert zu setzen. Um nun auf dieser Grundlage eine mögliche Unterbewertung festzustellen, könnte man beispielsweise den historischen Durchschnitt dieser Kennzahl bei der entsprechenden Aktie nehmen oder den Wert im Verhältnis zum Gesamtmarkt betrachten. Alleinstehend sollte dieses Ergebnis jedoch nicht zu einer Schlussfolgerung reichen,  sondern mit weiteren Kennzahlen kombiniert werden.

Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Insbesondere bei unprofitablen Konzernen kann eine Betrachtung des KUVs mehr Sinn machen als das Anschauen des KGVs. Beim Kurs-Umsatz-Verhältnis wird des Gewinns der Umsatz pro Aktie ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt. Auch hier sollte man die Kennzahl nicht alleine betrachten und ggf. eine Betrachtung des historischen Durchschnitts vornehmen.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Beim KBV wird anstatt des Umsatzes oder Gewinns der Buchwert je Aktie als Ausgangslage genommen und in Relation zum Aktienkurs gesetzt. Diese Kennzahl wird gerade genutzt, wenn es darum geht den relativen Wert einer Aktie ins Verhältnis zu den Vermögenswerten eines Unternehmens zu betrachten. Aktien gelten hierbei gerade unterbewertet wenn der Kurs unter dem Buchwert des Unternehmens liegt, was bei einem KBV von unter 1 der Fall wäre.

PEG-Ratio

Das PEG-Ratio (Price to Earnings Growth Ratio oder Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis) gilt an vielen Stellen als das „bessere KGV“, da es anstatt des aktuellen Gewinns zusätzlich das prognostizierte Gewinnwachstum berücksichtigt. Gerade bei Wachstumsaktien ist ein hoher Wert beim KGV keine Seltenheit und kann gerade aufgrund der Prognosen im Hinblick auf das Wachstum begründet sein. Diesen Umstand berücksichtigt das PEG-Ratio, welches das KGV ins Verhältnis zum erwarteten prozentualen Gewinnwachstum, häufig über drei bis fünf Jahre, setzt.  Bei einem Wert von unter eins wird hierbei häufig eine Unterbewertung angenommen.

Weitere Kennzahlen

Es gibt unzählige Kennzahlen der Fundamentalanalyse, die beurteilen sollen, ob eine Aktie als unterbewertet oder überbewertet gilt. Zu nennen sind hier beispielsweise noch die Eigenkapitalrendite (ROE) oder die Dividendenrendite zu nennen, die ebenfalls weit verbreitet sind. Egal welche Kennzahlen man am Ende des Tages betrachtet, es ist wichtig, die Umstände der Branche zu beachten, mögliche Chancen und Risiken der Zukunft zu vergleichen und die Eigenschaften des Geschäftsmodells zu berücksichtigen sowie eine historische Betrachtung der Kennzahlen vorzunehmen. Denn nur weil das KGV beispielsweise bei unter 10 liegt heißt es noch lange nicht, dass man dieses Wertpapier in sein Depot kaufen sollte und, dass ein Investment ohne Risiko erfolgen kann.

Value Investing Strategie von Warren Buffett

Es gab kaum andere Personen, die so viel Einfluss auf die Anlegerwelt haben wie Warren Buffett. Er gilt als die Verkörperung des Value Investings am Aktienmarkt, also der Anlagestrategie, bei der man Aktien unterbewertet kauft, wenn sie unter ihrem Wert handeln. Bereits seit mehreren Jahrzehnten verfolgt die Investment-Legende diese Strategie und kann dabei eine gute Kursentwicklung vorweisen. Hierbei konzentriert er sich auch unter anderem die von uns angesprochenen Kennzahlen, predigt allerdings auch immer wieder, dass die Unternehmen ein solides Geschäftsmodell, eine starke Wettbewerbsposition und ein gutes Management besitzen sollten.

Fair Value Tool in unseren Analysen

In unseren wöchentlichen Aktienanalysen haben wir im Kapitel der Branchenanalyse und des Konkurrenzvergleichs eine Entwicklung des Fair Values auf Grundlage des bereinigten Gewinns eingebaut. Dieses zeigt stets an, bei welchem Aktienkurs eine Unterbewertung und wann eine Überbewertung erreicht ist und erweitert damit unsere Interpretationen und Rückschlüsse in den Analysen. Hierbei ist allerdings genauso zu beachten, dass diese Entwicklung alleinstehend nur eine bedingte Aussagekraft hat. Nachfolgend seht ihr ein Beispiel aus unserer Analyse zu Johnson & Johnson.

Zu unserer ausführlichen Aktienanalyse von Johnson & Johnson vom 09.04.2023 gelangt ihr hier: 

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