Aktienrückkäufe

Was sind Aktienrückkäufe?

Bei Aktienrückkäufen kauft eine Aktiengesellschaft eigene Unternehmensanteile zurück und senkt damit das Angebot am Markt. Ein solcher Rückkauf erfolgt nicht nach Belieben, sondern benötigt als Grundlage die Ermächtigung der Hauptversammlung. Gründe für Aktienrückkäufe können beispielsweise die Kurspflege, aber auch fehlende Investitionsmöglichkeiten für das Kapital am Markt sein. Insbesondere der IT-Sektor ist bekannt dafür pro Jahr viele Milliarden in Aktienrückkäufe zu investieren und profitiert hierdurch unter anderem mit Kurssteigerungen. 

Erfahre in diesem Artikel zudem welche Nachteile sich bei Aktienrückkäufen offenbaren und ob Aktienrückkäufe aus Sicht der Anleger die eigentlich bessere Dividende sind. Ebenso wirst du lernen, welchen Einfluss Aktienrückkäufe bspw. auf die Eigenkapitalrendite haben. 

Inhaltsverzeichnis Aktienrückkäufe

Definition Aktienrückkäufe

Bei einem Aktienrückkauf (engl. Buyback) erwirbt ein Unternehmen eigene am Markt gehandelte Aktien zurück. Hierbei kann die Aktiengesellschaft die Anteile entweder über den Börsenhandel direkt zurückkaufen oder ein öffentliches Angebot zum Rückkauf der Aktien abgeben. Durch ein solches Rückkaufprogramm sinkt folglich die Anzahl öffentlich gehandelter Anteile und der Wert pro Aktie steigt. Aus diesem Grund sind von einem Aktienrückkaufprogramm oftmals Steigerungen der Aktienkurse (Kursgewinne) die Folge. Bei der Durchführung von Aktienrückkäufen sinkt das Eigenkapital in der Bilanz. 

Ablauf der Aktienrückkäufe

Zu einem Rückkaufprogramm gehören unterschiedliche Phasen, die es zu durchlaufen gilt. Erst hiernach kann der Rückkauf am Markt erfolgen werden, weshalb wir nun auf die einzelnen Bestandteile eingehen.

Einschränkungen durch das Aktiengesetz

Seit Mai 1998 gibt es in Deutschland das KonTraG, welches auch Änderungen im Aktiengesetz vornahm und Einfluss auf Aktienrückkäufe nahm. Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) bildete hierbei grundlegende Änderungen der Rahmenbedingungen, auf die wir im weiteren Verlauf zurückkommen werden. 

Grundsätzlich darf eine Aktiengesellschaft per Gesetz bis zu zehn Prozent seines Grundkapitals über einen Zeitraum von fünf Jahren im Rahmen von Rückkaufprogrammen erwerben. Das Grundkapital einer Aktiengesellschaft gehört zum Eigenkapital und wird durch die Ausgabe von Aktien gebildet. In der Bilanz wird dieses auf der Passivseite unter dem Eigenkapital aufgeführt und entspricht der Summe des Nennwerts aller ausgegebenen Aktien. 

Beschluss des Buybacks 

Ein Unternehmen kann nicht einfach nach belieben Aktien zurückkaufen, wann es ihm gerade passt. Zur Durchführung eines Aktienrückkaufprogramms benötigt es die Zustimmung der Anleger, weshalb der Vorstand einen Beschluss über die Durchführung verfasst. Dieser muss anschließend von der Hauptversammlung genehmigt werden. Oftmals kommt es hierbei zu einem Vorratsbeschluss im Bezug auf den Buyback. Dieser genehmigt das Rückkaufprogramm und billigt dem Unternehmen einen bestimmten Rahmen, innerhalb dessen Aktien zurückgekauft werden dürfen. Wann und ob dieser Rückkauf überhaupt durchgeführt wird, liegt hierbei dann allerdings im Ermessen des Vorstandes und außerhalb des Kontrollrahmens der Aktionäre.

Durchführung der Aktienrückkäufe

Nach der Beschlussfassung durch die Hauptversammlung beginnt das Unternehmen mit dem Rückkauf der eigenen Aktien. Hierbei hat das Unternehmen im Grunde genommen zwei Möglichkeiten das Rückkaufprogramm umzusetzen:

  1. Die erste Möglichkeit besteht darin die Aktien ganz normal über die Börse zurückzukaufen. Dies geschieht normalerweise in einem bestimmen Zeitraum nach und nach.

  2. Die zweite Möglichkeit stellt der Rückkauf der Anteile direkt von den Aktionären dar (öffentliches Kaufangebot). Hierzu bedarf es vom Vorstand ein öffentliches Kaufangebot an die Aktionäre für einen bestimmten Aktienkurs. Über den Broker bekommen die Anteilseigner dann Bescheid und können darüber entscheiden, ob sie das Angebot annehmen oder nicht. 

Verwahrung oder Vernichtung 

Nachdem die Anteilsscheine nun zurückgekauft wurden, kann das Unternehmen diese entweder “einziehen” oder verwahren. Bei letzterem Aspekt können diese rein theoretisch wieder ausgegeben und verkauft werden. 

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Warum kaufen Unternehmen Aktien zurück?

Viele Anleger dürften sich nach der Erklärung, was Aktienrückkaufprogramme an der Börse überhaupt sind und wie diese ablaufen, fragen: Warum kaufen Unternehmen Aktien zurück? Das Zurückkaufen von Aktien kann aus unterschiedlichsten Gründen durchgeführt werden und hat verschiedene Auswirkungen auf die Kapitalstruktur einer Aktiengesellschaft. Auf vier mögliche Gründe, warum ein Unternehmen sein Geld in Programme für den Rückkauf eigener Aktienpakete investiert, werden wir nun näher eingehen. Hiernach wird auch besser verständlich sein welche Vorteile dies eigentlich offenbart.

Fehlende Investitionsmöglichkeiten am Markt

Ein Grund für den Rückkauf eigener Aktien können aus Sicht des Unternehmens fehlende Investitionen am Markt mit Aussicht auf zusätzliche Unternehmensgewinne sein. Verwendet eine Aktiengesellschaft ihre Gelder für Rückkaufprogramme und investiert diese über den Kauf eigner Aktien in sich selbst, gibt dies nach außen klar das Bild ab, dass es aus ihrer Sicht aktuell keine bessere Investitionsmöglichkeit gibt. Denn ansonsten könnte das Geld entweder in den Kassen des Konzerns verbleiben oder in Form einer Ausschüttung an die Anteilseigner gezahlt werden. Gleichzeitig ist ein solcher Schritt auch wesentlich effizienter als sehr hohe Geldbestände rumliegen zu haben und als Vorstand der Hauptversammlung keine Rückkaufprogramme oder Dividenden vorzuschlagen. 

Mitarbeiteraktien 

Das Unternehmen könnte darüber hinaus zurückgekaufte Aktien dafür verwenden, um Mitarbeiter zu beteiligen. Dies geschieht über die Ausgabe von Mitarbeiteraktien, was bspw. die Motivation der Arbeitnehmer und Identifikation mit dem Konzern erhöhen kann. Häufig gelten hierbei Sonderkonditionen, im Rahmen welcher die Mitarbeiter Aktien zu deutlich niedrigeren Preisen kaufen können. Für einen solchen Schritt können  zurückgekaufte Aktien verwendet werden.

Nutzung als Akquisitionswährung

Im Rahmen von Akquisitionen werden Unternehmen übernommen und in das Geschäft eingegliedert. Hierbei kann es passieren, dass das Unternehmen nicht über genug Barmittel und -reserven verfügt, um eine solche Übernahme durchführen zu können. Aus diesem Grund nutzen Konzerne ihre zurückgekauften Aktien oftmals neben liquiden Mitteln auch diese, um eine solche Übernahme zu finanzieren. 

Kurspflege 

Aktienrückkäufe können ebenso dafür genutzt werden, um bestimmte Kennzahlen aufzubessern und haben oft positive Auswirkungen auf den Aktienkurs. Eine geringere Aktienanzahl hat zum Beispiel auf Kennzahlen wie das KGV oder EPS (Gewinn je Aktie) bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen einen positiven Einfluss und lassen diese besser aussehen. 

Da nun beispielsweise Gewinne auf weniger Anteile verteilt werden, steigt der Wert pro Aktie und infolge dessen auch oftmals der Aktienkurs. Nehmen wir hierfür als Beispiel an, dass es insgesamt 100 Millionen Aktien gibt und das Unternehmen zugleich 2 Milliarden USD Gewinn erwirtschaftet. Der Gewinn pro Anteilsschein würde hierbei 20 USD betragen. Kauft das Unternehmen aber nun 10 Millionen Aktien zurück, werden die 2 Milliarden USD Gewinn nur noch auf 90 Millionen Aktien verteilt und der Gewinn pro Aktie steigt auf 22,22 USD, obwohl der Gewinn bei 2 Milliarden USD geblieben ist. 

Nachteile von Aktienrückkäufen 

Neben vielen positiven Auswirkungen aus Sicht des Aktionärs (Steigerung des Aktienkurses, …) gibt es ebenso Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt. Drei Aspekte hiervon wollen wir nun näher ausführen.

Verfälschung von Kennzahlen

Wie bereits erwähnt hat der Rückkauf von Aktienpakten unmittelbaren Einfluss auf einige Kennzahlen. Gerade solche, die bspw. Gewinne oder Umsätze auf die Anzahl der Aktien im Börsenhandel runterrechnen, werden hierdurch beeinflusst und können so, verursacht durch den Rückkauf , verfälschte Ergebnisse darstellen. In solchen Fällen gilt es Aktionär solche Einflüsse zu berücksichtigen und mit in seine Analyse einzubeziehen. Beispiele solcher Kennzahlen wären die Dividendenrendite ebenso wie die Eigenkapitalrendite

Mögliche Schaffung einer Investitionsblase 

Dieser Punkt ist zugegebenermaßen etwas weiter gedacht, stellt unserer Meinung nach aber dennoch einen entscheidenden Punkt dar. Zur Finanzierung von Aktienrückkäufen ist es den Unternehmen gestattet beide Seiten der Kapitalstruktur mit einzubeziehen. Das bedeutet: Rückkäufe eigener Unternehmensanteile können sowohl durch das Eigenkapital (bspw. durch Barmittel) als auch durch Fremdkapital finanziert werden. Wenn ein Konzern nun immer wieder Fremdkapital aufnimmt, um Aktienrückkäufe durchführen zu können, gleichzeitig aber die Unternehmensgewinne nicht stabil bleiben, wird es Probleme mit den Kreditzinsen geben. 

Schädigungen des Wachstums

Aktienrückkäufe können auch durchaus negativen Einfluss auf das Wachstum nehmen. Bleiben langfristig Investitionen aus, die Konkurrenz entwickelt sich aber beispielsweise weiter, wird das Unternehmen Probleme bekommen. Ebenso kann in Krisenzeiten Kapital fehlen, das vorher in den Rückkauf eigener Unternehmensanteile geflossen ist. 

Aktienrückkäufe im DAX und MDAX

Auch am Deutschen Aktienmarkt stieg die Liquidität im Zusammenhang für Aktienrückkäufe merklich. Zwar ist man noch weit vom Niveau vor der Finanzkrise entfernt, dennoch stiegen seit Jahren auch hier die aufgebrachten Mittel zum Zurückkaufen eigener Aktien an den Aktienmärkten. Stand 2019 betrugen die insgesamten Aufwendungen etwas unter 9,00 Mrd. EUR und sind damit selbst im Vergleich mit Unternehmen wie Apple oder Alphabet sehr niedrig. Den Hochpunkt der letzten 10 Jahre im Hinblick auf die Liquidität erreichte man im DAX 2018 mit einem Volumen von insgesamt 9,50 Mrd. EUR.

Wert der Aktienrückkäufe nach Branche im S&P 500

Es gibt Branchen, in denen Aktienrückkäufe üblich und weit verbreitet sind und welche, bei denen Aufwendungen der Liquidität für Aktienrückkäufe eher nicht zum Alltag gehören. Schaut man sich passend hierzu den Wert der Aktienrückkäufe nach Branche im S&P 500 der letzten zehn Jahre an, stellt man fest, dass in dem Fall unter anderem der IT-Sektor für den Rückkauf eigener Anteile bekannt ist. Fast 2,00 Bio US-Dollar betrug der Wert aller zurückgekauften Aktien in den letzten 10 Jahren. Die Branche für Immobilien, Schlusslicht bei der entsprechenden Auswertung, kommt insgesamt auf lediglich 1.900 Millionen USD.

Ausgaben für Aktienrückkäufe von US Tech-Konzernen

Schaut man sich die Entwicklung ausgewählter Tech-Konzerne aus den USA im Hinblick auf ihre Ausgaben für Aktienrückkäufe an, fällt gerade Apple auf. Das aus Kalifornien stammende Unternehmen ist bereits seit vielen Jahren führend und näherte sich über die Zeit der Marke von 100,00 Millarden USD in einem Jahr nur für Aktienrückkäufe immer näher an. Die Aktienrückkäufe bilden einen zentralen Anker in der Strategie von Apple, die auch mithilfe dieser Programme bereits seit Jahren hohe Kursgewinne und Renditen im Aktienkurs verbuchen konnte. Stand 2022 investierte Apple insgesamt über 22,00 Prozent seines Umsatzes in Aktienrückkäufe. 

Es lässt sich aber auch erkennen, dass bspw. Alphabet über immer höhere Investitionen für Aktienrückkäufe verwirklichte und im letzten Jahr etwa 60,00 Mrd. USD investierte, um eigene Anteile zurückzukaufen. Dies entspricht in dem Fall mittlerweile über 20,00 Prozent vom Umsatz (Stand 2022).

Aktienrückkäufe vs. Dividenden 

Viele Investoren achten im Zusammenhang mit Ausschüttungen oftmals auf Aspekte  wie bspw. auf das Dividendenwachstum oder die Dividendenrendite am Aktienmarkt. Doch was viele hierbei außer Acht lassen sind die Vorteile von Aktienrückkäufen ihnen gegenüber. Aktienrückkäufe sind zu Teilen die besseren Dividende.
 
Durch Aktienrückkäufe sinkt die Anzahl der am Markt gehandelten Aktien, was eine Erhöhung des Wertes pro Anteil nach sich zieht. Oftmals steigt hierdurch der Kurs an. Im Vergleich zur Dividendenzahlung fallen auf Renditen durch Aktienrückkäufe allerdings keine Steuern an, was durchaus ein erwähnenswerter Vorteil ist. Gerade bei hohen Dividendenausschüttungen innerhalb eines Jahres kann ein Investor vergleichsweise starken steuerlichen Belastungen ausgesetzt sein. Diese fallen im Vergleich bei Kurssteigerungen durch Aktienrückkäufe nicht direkt an. 

Das Thema rund um Rückkäufe und Dividendenzahlungen war auch in unserem Ausbildungsbereich ein extra Thema. Wer also noch Verständnisschwierigkeiten hat oder lieber per Video lernen möchte, kann sich das entsprechende Modul ansehen. Dividenden vs. Aktienrückkäufe war das vierte von insgesamt sechs Teilen der Fundamentalanalyse in unserem Ausbildungsbereich. Neben einem Kurs für die Fundamentale Analyse gibt es ebenso einen ausführlichen Kurs zur Erlernung der technischen Analyse.

Der Wandel von Alphabet zu Aktienrückkäufen

Wir haben bereits angesprochen, dass auch Alphabet sich immer weiter auf Aktienrückkäufe konzentriert und seit Jahren die aufgebrachte Summe hierfür erhöht. In unserer ausführlichen Aktienanalyse zum Unternehmen haben wir auch dies betrachtet und in unsere Analyse mit einbezogen. Ob man die Aktie kaufen sollte, erfahrt ihr mit einem Blick in unsere Analyse! Falls du Fragen zum genauen Zeitpunkt des Kaufes hast, schreib uns eine Nachricht auf Discord

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