ROCE
Definition ROCE
Die Abkürzung ROCE steht für Return on Capital Employed und ist eine Kennzahl, die die Rentabilität des eingesetzten Kapitals eines Unternehmens angibt. Sie gibt an, wie effizient das Unternehmen sein eingesetztes Kapital nutzt, um Gewinn zu erwirtschaften und misst die Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Neben dem ROI (Return on Investment), ROA (Return on Assets) und ROE (Return on Equity) ist der ROCE eine weitere Kennzahl, die die Kapitalrendite eines Unternehmens messen kann und von Investoren oftmals verwendet wird.
Berechnung des ROCE
Zur Berechnung der Kennzahl benötigt man zum einen das EBIT und das eingesetzte Kapital. Die Abkürzung EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) steht für den Gewinn vor Zinsen und Steuern und wird auch als operativer Gewinn bezeichnet. Man verwendet das EBIT, da durch den Ausschluss der Zinsen und Steuern Einheiten vernachlässigt werden, die nicht direkt etwas mit der Rentabilität im operativen Geschäft zu tun haben. Um das eingesetzte Kapital (Capital Employed) bestimmen zu können, betrachtet man ausschließlich langfristiges Kapital wie das Anlagevermögen und nicht bspw. kurzfristige Verbindlichkeiten.
Für die genaue Berechnung nimmt man das EBIT und teilt dieses durch das eben beschriebene eingesetzte Kapital. Um ein Prozentergebnis zu erhalten, multipliziert man anschließend mit 100 %, das daraus resultierende Ergebnis ist der ROCE. Hat ein Unternehmen als Beispiel ein EBIT von 100,00 Mio. EUR erzielt und zugleich ein eingesetztes Kapital von 500,00 Mio. EUR, resultiert ein ROCE von 20,00 %. Die entsprechende Formel dürfte durch die nachfolgende Abbildung nochmals verständlicher werden.
Interpretation des ROCE
Als Faustregel gilt, dass ein höherer Wert immer günstiger ist, da er anzeigt, dass aus dem eingesetzten Kapital mehr Gewinn erwirtschaftet wird. Wie genau man den ROCE interpretieren kann und ob die Verwendung überhaupt Sinn macht, hängt maßgeblich davon ab welche Branche betrachtet wird. Gerade ein Kerngeschäft, in denen das Betriebsergebnis gerne mal schwankt, ist hier zu nennen (bspw. der Automobilsektor). Schwankende oder sehr niedrige Werte haben hier nichts mit der Instabilität eines Konzerns zu tun, sondern vielmehr etwas mit den wirtschaftlichen oder zyklischen Auswirkungen, die die Aktie stark beeinflussen. Als Faustregel kann man allerdings einen Wert ab 16,00 % bis 20,00 % als gutes Ergebnis bezeichnen.
Ein weiterer Interpretationsansatz berücksichtigt die Kapitalkosten eines Unternehmens in Form der WACC (Weighted Average Cost of Capital). Ist der ROCE höher als der WACC bedeutet dies, dass das Unternehmen mehr Gewinn auf sein eingesetztes Kapital erwirtschaftet als es für die Nutzung seines Kapitals bezahlen muss. Dies ist im ersten Moment ein gutes Zeichen. Generell sollte man allerdings den Verlauf mehrere Jahre betrachten, um ebenso die Stabilität der Entwicklung sehen zu können.
Alternative Kennzahlen
Neben dem Return on Capital Employed gibt es wie bereits zu Anfang erwähnt mehrere Kennzahlen, die verwendet werden können, um die Rendite des Kapitals zu bewerten. Als Anhaltspunkte wollen wir nun vier Alternativen bzw. mögliche Ergänzungen vorstellen.
Return on Assets (ROA)
Der Return on Assets (Gesamtkapitalrentabilität) misst die Leistung in Form der Rentabilität im Zusammenhang mit dem gesamten Vermögen. Um den ROA zu erhalten, setzt man das Gesamtkapital ins Verhältnis zum Nettogewinn. Der Unterschied zum ROCE ist also die Betrachtung des Gesamtvermögens anstelle des eingesetzten Kapitals.
Return on Equity (ROE)
Der Return on Equity (Eigenkapitalrendite) vernachlässigt das Fremdkapital und betrachtet daher nur das Eigenkapital. Auch hier wird dieses ins Verhältnis zum Gewinn gesetzt, um die Kennzahl zu bestimmen.
Return on Investment (ROI)
Der ROI wird ausschließlich zur Beurteilung der Rentabilität einzelner Projekte oder Investitionen genutzt. Man teilt hier den Gewinn durch den jeweiligen Kapitaleinsatz, bzw. die eingesetzten Mittel.
Return on Invested Capital (ROIC)
Der ROIC gibt an, welche Rendite ein Unternehmen auf das eingesetzte bereinigte Kapital erzielt. Zur Berechnung teilt man den Net Operating Profit after Taxes (NOPAT) durch das investierte Kapital. Den NOPAT berechnet man auf Basis des EBITs, welcher in der Bilanz ausgewiesen ist und einen Zwischenschritt der Gewinn- und Verlustrechnung darstellt. Da der NOPAT nur die Zinsen nicht berücksichtigt, muss vom EBIT die Steuerlast abgezogen werden.
Beachtung der erhöhten Anfälligkeit für Verzerrungen
Bei der Kennzahl handelt es sich um eine sogenannte Bilanzkennzahl. Dies sind Kennzahlen, die auf Bilanzpositionen basieren und dafür bekannt sind teilweise verzerrt dargestellt zu werden. In einer Bilanz erhält man als Kapitalgeber Informationen über die Finanzierungsstruktur, bzw. Kapitalstruktur einer Kapitalgesellschaft zum Beispiel über das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Verbindlichkeiten. Dies liegt als Beispiel an Abschreibungen auf Vermögensgegenstände des Unternehmens, die den Gewinn stark negativ beeinflussen können und daher auch Kennzahlen wie den ROCE verzerren können. Aus diesem Grund ist es wichtig stets die Entwicklung des Indikators zu berücksichtigen, ebenso wie Sondereffekte (bspw. Abschreibungen).
Autor dieses Lexikon-Artikels
Mathis Laue
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