Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

KUV Definition

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (engl. Price-to-Sales-Ratio, P/S Ratio) ist eine wichtige Kennzahl im Zusammenhang mit der Bewertung von Aktien. Sie gilt bei Investoren als einer der meistverwendeten Bewertungskennzahlen in der Fundamentalanalyse und setzt dabei den Kurs der Aktie ins Verhältnis zum Umsatz pro Aktie. Gerade dann, wenn bei der Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) ein negativer Wert rauskommt, wird oft das KUV zu Hilfe gezogen. Es können also somit auch Unternehmen bewertet werden, die noch unprofitabel sind. Das KUV hat schlussendlich die Bedeutung, mit dem wie vielfachen des Gesamtumsatz eines Unternehmens die Aktie an der Börse gehandelt wird.

Berechnung des KUVs

Zur Berechnung des Kurs-Umsatz-Verhältnis bei Unternehmen gibt es insgesamt zwei sehr gängige Methoden, die bei Anlegern und Analysten verbreitet sind. Im Folgenden werden wir beide vorstellen, aus beiden Rechnungen resultieren allerdings dieselben Ergebnisse.

Aktienkurs / Umsatz pro Aktie

Der erste Ansatz bezieht sich auf den Preis einer an der Börse gehandelten Firma und setzt diesen in Relation den Umsatzerlösen pro Anteil. Um diesen zu erhalten dividiert man den Gesamtumsatz eines Unternehmens mit der Anzahl der Aktien. Im untenstehenden Beispiel gehen wir davon aus, dass der Konzern Umsätze in Höhe von 1,00 Mrd. EUR erwirtschaften konnte und 100,00 Mio. Aktien ausgegeben hat. Der Umsatz pro Aktie beträgt demnach 10,00 EUR. Gleichzeitig sind wir davon ausgegangen, dass der Aktienkurs aktuell 500,00 EUR beträgt, woraus ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 50 resultieren würde.

Marktkapitalisierung / Jahresumsatz

Beim zweiten Ansatz werden anstatt des Aktienkurses und des Umsatzes pro Aktie, die Marktkapitalisierung und der Umsatz aus dem letzten Geschäftsjahr genommen. Die Marktkapitalisierung berechnet sich hierbei aus dem Aktienkurs multipliziert mit der Anzahl der Aktien. In unserem Beispiel kommen wir hierbei auf eine Marktkapitalisierung (Market Cap.) von 50,00 Mrd. EUR. Zugleich beträgt der erwirtschaftete Gesamtumsatz 1,00 Mrd. EUR, woraus auch hier ein KUV von insgesamt 50 resultiert.

Zur Berechnung gibt es heutzutage bereits entwickelte Rechner, die einem das KUV einer Aktie nach Eingabe der geforderten Daten errechnen. Die genannten Rechenbeispiele werden nochmals mit der nachfolgenden Grafik deutlicher und leichter verständlich. Auch die allgemeine Formel haben wir hierbei nochmals mit aufgenommen:

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Interpretation des KUVs

Auch beim Kurs-Umsatz-Verhältnis gibt es keine festgelegte Regel, ab wann ein Konzern eine Überbewertung oder Unterbewertung besitzt. Vielmehr kommt es bei jedem Wertpapier auf die individuelle Situation und das Umfeld an, die eine solche Bewertung entweder rechtfertigen oder nicht.

Generell gilt, dass je niedriger das Kurs-Umsatz-Verhältnis ist, desto günstiger ist das Unternehmen aktuell bewertet. In der Finanzwelt sind allerdings Grenzwerte von 1,5 weit verbreitet, ab der die Aktie als teuer bewertet, bzw. überbewertet gilt. Gleichzeitig ist ein Wert von unter 1 als günstig (unterbewertet) angesehen, auch wenn solche Interpretationsansätze mit Vorsicht zu genießen sind. Es gibt genug Beispiele, bei denen Aktien, die scheinbar unterbewertet waren Monate über Monate weiter gefallen sind.

KUV nach Branche im S&P 500

Die Übersicht zum Kurs-Umsatz-Verhältnis in den verschiedenen Industrien im S&P 500 zeigen recht eindeutig, dass eine stumpfe Einordnung nach bestimmten Werten wenig Sinn macht. Es wird eher deutlich, dass man das Branchenumfeld bei einer Interpretation berücksichtigen sollte und gleichzeitig auch auf den historischen Mittelwert des Unternehmens Acht geben sollte. Der Sektor des zyklischen Konsums zeigt aktuell einen KUV-Wert von 0,94 auf und ist damit hieran gemessen am günstigsten bewertet.

Vorteile der Nutzung des KUVs

Anwendung bei einem unprofitablen Börsenwert

Ein wesentlicher Vorteil in der Nutzung dieser Kennzahl ist, dass die Formel nicht gewinnbasiert ist und daher auch Unternehmen, die nicht profitabel sind (wie Wachstumsunternehmen) verglichen werden können (zum Vergleich: beim KGV nicht möglich). Denn gerade beim Gewinn kann es zwischen den Geschäftsjahren zu erheblichen Schwankungen kommen, die beispielsweise durch Abschreibungen ausgelöst werden.  Diesen enormen Schwankungen ist der Jahresumsatz in der Regel nicht ausgesetzt und wird durch weniger mögliche Sonderereignisse beeinflusst. 

Auch wenn man es mit einem Unternehmen zu tun hat, das nur niedrige Gewinne abwirft ist das KUV besser geeignet. Gerade bei zyklischen Begebenheiten kann der Gewinn bei Unternehmen von Geschäftsjahr zu Geschäftsjahr sehr unterschiedlich sein. Der Konzern kann durch die Zyklik zeitweise nicht mehr profitabel sein und einen Verlust erwirtschaften. Daher macht es in solchen Fällen nur wenig Sinn als Investor gewinnbasierte Kennzahlen als Ansatz einer Aktienbewertung zu nutzen, da die Aussagekraft hier niedriger ist. Dasselbe gilt im Übrigen auch für Wachstumsunternehmen, wenn diese noch Verluste erwirtschaften. 

Kann kaum manipuliert werden

Ein weiterer Vorzug des KUVs ist, dass bilanzielle Verzerrungen kaum möglich sind, da die Erlöse eines börsennotierten Unternehmens in der ersten Zeile der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen werden. Hierbei gibt es dann folglich wenig Interpretationsspielraum oder Einflussmöglichkeiten eines Konzerns bilanzpolitische Entscheidungen zu treffen, die solche Posten verzerren und manipulieren. Beim Gewinn kann man dies beispielsweise durch Rückstellungen und Abschreibung machen, bis zum Ergebnis des Gewinns folgen vorher mehrstufige Berechnungen.

Nachteile des KUVs

Die ausschließliche Nutzung des Umsatzes kann man ebenso als Nachteil sehen. Denn wer in dem Fall den Umsatz einer Aktiengesellschaft anschaut, beachtet nicht wie rentabel das Unternehmen ist und lässt ebenso Aspekte wie die Kosten, Ausgaben für Marketing Kampagnen, Investitionen, Umsatzrendite, Gewinnmargen, und weitere Maßnahmen außer Acht. Dies ist mit Abstand die größte Kritik und der größte Nachteil dieser Kennzahl und sollte daher niemals alleinstehend verwendet werden, schon gar nicht für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einer Aktie.

Weitere Kennzahlen für eine Aktienanalyse

Kennzahlen, die Bestandteile einer Aktienenalyse sein können und das KUV ergänzen könnten, wären beispielsweise das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis), KOCV (Kurs-Oper.-Cashflow-Verhältnis), ROA (Return on Assets) als prozentualer Wert oder, gerade wenn man die Marketingausgaben betrachtet, ROAS (Return-On-Ad-Spend). Auf ein paar der bereits genannten Fundamentalkennzahlen wollen wir nun kurz eingehen. In unserem Börsenlexikon haben wir bereits für einige von ihnen separate Artikel.

KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)

Die Abkürzung KGV trägt die Definition Kurs-Gewinn-Verhältnis und setzt den Aktienpreis ins Verhältnis zum Gewinn pro Aktie. Im Gegensatz zum KUV wird hier lediglich anstatt des Umsatzes der Nettoüberschuss zur Aktienbewertung verwendet. In unserem Börsenlexikon haben wir zu diesem Begriff bereits einen ausführlichen Artikel verfasst.

KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)

Beim Kurs-Buchwert-Verhältnis nimmt man anstatt der Erlöse oder des Überschusses den Buchwert pro Aktie. Ansonsten ist die Berechnung hier in der Anwendung gleich und hat im Gegensatz zum KUV keine weiteren Unterschiede. 

ROA (Return on Assets)

Beim Return on Assets (deutsche Definition: Gesamtkapitalrentabilität) teilt man den Nettogewinn durch das Gesamtkapital und erhält eine weitere Kennzahl der Fundamentanalyse. Im Vergleich zu den bisher vorgestellten Kennziffern wird hier nicht der Aktienpreis in der Formel verwendet.  

Umsatzwachstum 

Ebenso kann das Umsatzwachstum eine weitere Rolle bei der Analyse von einem Börsenwert spielen. Möchte man bspw. die jährliche Wachstumsrate berechnen, sollte man anstatt des einfachen arithmetischen Mittels lieber auf die CAGR zurückgreifen und den Zinseszinseffekt berücksichtigen. Gerade bei Zeiträumen über mehrere Jahre sollte dies berücksichtigt werden. 

Die allgemeine Bedeutung von Kennziffern

Einige Analyseanbieter stellen Kennziffern der Fundamentalanalyse so dar, als würde dies der “heilige Grahl” sein und den Börsenerfolg sichern. Doch es sollte ganz klar erwähnt werden, dass zu einer wirklichen Unternehmensbewertung viel mehr als lediglich der Blick auf das KUV und die Gewinnmarge gehört und trotz vermeintlicher Unterbewertung eine Aktie nicht blind gekauft werden sollte. Es gibt genug Beispiele von Unternehmen, die seit Monaten oder Jahren als klar unterbewertet gelten aber dennoch weiter fallen. Auch bei Werten, die als überbewertet eingestuft werden gibt es hierzu genug Beispiele, die weiter gestiegen sind. Es sollte also klar sein: Die Definition von Kennzahlen mithilfe von einem Börsenlexikon zu lernen und dann anzuwenden spiegelt keine Aktienanalyse wieder und sollte nicht die Grundlage der Entscheidungen über Investitionen sein. Dennoch können sie einen Teil der Unternehmensbewertung einnehmen und Bestandteil der Analyse sein. 

Das KUV in unseren Analysen

In unseren Analysen betrachten wir im Rahmen des Kapitels zur „Fundamentalen Ansicht“ auch die historische Entwicklung des KUVs. Neben diesem werfen wir zudem einen Blick auf das KGV sowie KOCV, die ebenso beide wichtige Aktienkennzahlen darstellen. Neben der bisherigen Entwicklung weisen wir darüber hinaus ebenso Prognosen für das KUV aus und errechnen den historischen Mittelwert, um stets die individuelle Entwicklung eines Unternehmens zu berücksichtigen. Unten haben wir hierzu ein Beispiel aus unserer Analyse zu Fortinet eingefügt.

Das KUV und die anderen Multiples sind natürlich aber nur ein Standbein einer aussagekräftigen Aktienanalyse. Unsere gesamte Analyse zu Fortinet, einem Cybersecurity Unternehmen, ist hier:

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