Gewinnwarnung

Gewinnwarnung

▲ Was steckt hinter dem Wort Gewinnwarnung?

In einer Gewinnwarnung gibt ein Unternehmen bekannt, dass die Gewinnprognosen nicht erreicht werden oder deutlich unterschritten werden. Eine solche Mittelung zu machen ist verpflichtend für jeden Konzern, sobald dieser über eine solche Zielverfehlung Bescheid weiß. Durch diese Ad hoc Publizität soll der Insiderhandel verhindert werden, wodurch sich Insider einen Vorteil verschaffen könnten. 2008 wurde der Begriff zum Unwort des Jahres in Österreich gewählt.

Neben einer genauen Definition des Begriffs, erklären wir ebenso wie man in der Praxis mit solchen Korrekturen vom Geschäftsergebnis umgehen kann und in welcher Form der Insiderhandel  mit solchen Warnungen bekämpft werden kann.

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Titelbild Gewinnwarnung

Inhaltsverzeichnis Gewinnwarnung

Definition Gewinnwarnung

Hinter dem Wort Gewinnwarnung steckt eine Veröffentlichung eines börsennotierten Unternehmens, in der mitgeteilt wird, dass der erwartete Gewinn nicht erreicht oder deutlich unterschritten wird. Die entsprechende Meldung erfolgt hierbei vor den Jahres- oder Quartalsberichten. Als Reaktion auf eine solche Prognose, kommt es bei Aktien oftmals zu sprunghaften Kurseinbrüchen, da die Gewinnprognosen durchaus den Aktienkurs beeinflussen. Neben Gewinnwarnungen gibt es ebenso auf den Umsatz bezogene Warnmitteilungen, die kursrelevant sind. Sofern es auf den Umsatz bezogen ist spricht man aber natürlich von einer Umsatzwarnung. 

Der Begriff Gewinnwarnung wurde 2008 zum Unwort des Jahres in Österreich gewählt, da man aus dem Namen schließen könnte, dass vor dem nächsten Gewinn gewarnt wird. Vielmehr handelt es sich ja aber um eine Ergebniskorrektur bspw. bezogen auf das Geschäftsjahr der Unternehmensgewinne.

Ad hoc Publizität

Im Zusammenhang mit der Erklärung dieses Begriffs ist die Ad hoc Publizität ein sehr wichtiges Thema. Eine solche Warnung auszusprechen und an die Öffentlichkeit zu bringen ist verpflichtend für jede Aktiengesellschaft. Die Vorgabe von Ad hoc Veröffentlichungen war zunächst im Wertpapierhandelsgesetz geregelt und wurde 2016 von der EU-Marktmissbrauchsverordnung abgelöst. Die sogenannte Ad hoc Publizität im Allgemeinen verpflichtet Emittenten von Wertpapieren zur Veröffentlichung von Insiderinformationen, die den Emittenten betreffen. Zu diesen Insiderinformationen gehören auch Gewinnwarnungen. Dabei ist es egal ob es innerhalb vom Quartal oder Halbjahr zu solchen Ereignissen kommt.

In der Regel bekommt man die Warnungen schnell bspw. über einen Börsenverlag mitgeteilt, ebenso merken einige beim Blick ins Depot, dass irgendetwas passiert sein muss.

Wer einen genaueren Blick in das Wertpapierhandelsgesetz werfen möchte, gelangt hier zu einer entsprechenden Online-Veröffentlichung von diesem. 

Warum muss eine Gewinnwarnung veröffentlicht werden?

Der Hintergrund der Veröffentlichung einer Gewinnwarnung ist, dass der Insiderhandel verhindert werden soll und solche Insiderinformationen nicht ausgenutzt werden, um hieraus Profit zu schlagen. Denn im Endeffekt könnte die Geschäftsführung die deutlich schwächere Ergebnisprognose dazu benutzen können eigene Nutzen an der Börse zu realisieren. Ebenso würde sonst die Gefahr bestehen, dass die schwachen Unternehmensgewinne über Mitarbeiter an die Öffentlichkeit gelangen.

Es ist also essenziell wichtig, dass eine Gewinnwarnung unmittelbar an die Öffentlichkeit gelangt. Hierdurch haben alle Marktteilnehmer (sowohl kleinere, private Aktionäre als auch Insider) dieselben Voraussetzungen. Wird ein Verstoß dieser Richtlinien festgestellt so muss der börsennotierte Emittent mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, was sich insbesondere auf Schadensersatzansprüche bezieht. Werden wiederholte Verstöße festgestellt, so passt sich die Härte dieser Maßnahmen dementsprechend an.

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Entwicklung der Anzahl an Gewinnwarnungen

Passend zu diesem Lexikoneintrag wollen wir uns in der nachfolgenden Grafik einen Überblick verschaffen, wie sich die Anzahl der Warnungen bei DAX-, MDAX- und SDAX-Aktien zwischen dem Zeitraum von H1 2011 bis H1 2022 entwickelt haben. Denn man kann Gewinnwarnungen ebenso als mögliche Konjunkturindikatoren ansehen, die bei auffällig hohen Werten eher auf eine schwächelnde Wirtschaft hindeuten.

Die höchste Anzahl der Gewinnwarnungen offenbarten sich in den ersten sechs Monaten im Jahr 2019, wo es bei Wertpapieren zu insgesamt 37 mal zu einer Mitteilung kam. Der niedrigste Wert findet sich im ersten Halbjahr des Jahres 2017, wo es zu nur drei Meldungen kam.

Aktuelle Beispiele

Ein prominentes Beispiel aus diesem Jahr, das viele Anleger mitbekommen haben werden, ist ein Vorfall bei der Deutschen Post (DP) und die dazugehörige Korrektur der Prognosen. Die DP warnte insbesondere vor den Herausforderungen eines unsicheren wirtschaftlichen Umfelds. Der Logistikkonzern legte drei neue Szenarien der Erwartungen für den Gewinn vor Zinsen und Steuern im 12-Monats-Zeitraum vor, die zwischen 6,0 Milliarden EUR und 7,0 Milliarden EUR lagen. 

Auch der Hafenkonzern HHLA sorgte für mit einer korrigierten Prognose im Hinblick auf das erwartete Ergebnis dieses Jahr für mächtig Aufsehen. Ende Juli gab man eine nach unten korrigierte Gewinnerwartung für das laufende Jahr heraus, weil das Unternehmen in diesem Jahr mit einem starken Rückgang beim Containerumschlag rechnet.

Ein letztes Beispiel wäre der in Deutschland sehr bekannte Konzern BASF, bei dem es in diesem Jahr ebenfalls zu einer Anpassung der Prognose gekommen war. „Die Gewinnwarnung von BASF ist zwar vom Markt erwartet worden, sie ist aber ziemlich heftig“, sagte Markus Mayer, Analyst bei der Baader Bank zur Warnung von BASF.

Zu erwartende Reaktionen der Aktienmärkte 

Die wahrscheinlichste Reaktion der Aktienmärkte bei Korrekturen der erwarteten Ertragslage ist relativ einfach herzuleiten. Da sowohl Aktionäre als auch die weiteren Marktteilnehmer sich vorher auf die erwartete Entwicklung verlassen haben und ihre Szenarien entsprechend der bisherigen Erwartungen validiert haben, ist ein Einbruch des Kurses zu erwarten. Denn wenn bspw. erst ein satter Gewinn erwartet wurde, nun aber ein möglicher Verlust des  Emittenten im Raum steht, muss sich das dann vorherrschende Ungleichgewicht aus Angebot und Nachfrage erst einmal wieder mithilfe eines Kurseinbruchs richten. Um wie viel Prozent der Aktienkurs sinkt, ist allerdings nicht vorherzusagen. Diese Frage wird kein Analyst wirklich seriös beantworten können, da es immer davon abhängt wie sehr das Ergebnis voraussichtlich verfehlt wird. 

Wie mit Gewinnwarnungen in der Praxis umgehen?

Zur richtigen Interpretation einer Gewinnwarnung ist es erst einmal wichtig möglichst alle Gefühle bezüglich der Buchverluste hinten anzustellen und die Gesamtsituation objektiv zu betrachten. Denn gerade bei Werten, die eher zyklische Auswirkungen zu spüren bekommen kann man sogar von einer Wiederkehr von Gewinnwarnungen sprechen. Doch nur weil ein Unternehmen 1,00 Mio. EUR oder 2,00 Mio. EUR Gewinn statt erwarteten 5,00 Mio. EUR Gewinn erwirtschaften wird, muss dies nicht direkt ein Grund zum Verkaufen dieser Aktie sein. Wer an der Börse bereits Korrekturen der Geschäftsergebnisse erlebt hat, wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit, sofern er langfristig anlegt, auch in Zukunft nochmal erleben.

Vielmehr sollte man nach Ausblendung der unrealisierten Verluste / Profite (egal wie viel Prozent) ernsthaft hinterfragen, ob sich grundlegend etwas am Geschäftsmodell oder der zukünftigen Marktposition der Aktie geändert hat, nur weil die Gewinnerwartungen nach unten korrigiert wurden. Es gibt ebenso genug Beispiele, bei der die Boerse irrational handelt und es nach solchen Warnungen zu Übertreibungen kommt.

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