Gewinnwarnung
Definition Gewinnwarnung
Eine Gewinnwarnung ist eine Veröffentlichung eines börsennotierten Unternehmens, in der mitgeteilt wird, dass der erwartete Gewinn nicht erreicht oder deutlich unterschritten wird. Die entsprechende Meldung erfolgt hierbei vor den Jahres- oder Quartalsberichten. Als Reaktion auf eine solche Prognose, kommt es bei Aktien oftmals zu sprunghaften Kurseinbrüchen, da die Gewinnprognosen durchaus den Aktienkurs beeinflussen. Neben Gewinnwarnungen gibt es ebenso auf den Umsatz bezogene Warnmitteilungen, die kursrelevant sind.
Das Wort Gewinnwarnung wurde 2008 zum Unwort des Jahres in Österreich gewählt, da man aus dem Namen schließen könnte, dass vor dem nächsten Gewinn gewarnt wird. Vielmehr handelt es sich ja aber um eine Ergebniskorrektur bspw. bezogen auf das Geschäftsjahr der Unternehmensgewinne.
Ad hoc Publizität
Gewinnwarnungen auszusprechen sind verpflichtend für jede Aktiengesellschaft. Die sogenannte Ad hoc Publizität verpflichtet Emittenten von Wertpapieren zur Veröffentlichung von Insiderinformationen, die den Emittenten betreffen. Zu diesen Insiderinformationen gehören auch Gewinnwarnungen. Dabei ist es egal ob es innerhalb vom Quartal oder Halbjahr zu solchen Ereignissen kommt.
In der Regel bekommt man die Gewinnwarnungen schnell bspw. über einen Börsenverlag mitgeteilt, ebenso merken einige beim Blick ins Depot, dass irgendetwas passiert sein muss.
Warum muss eine Gewinnwarnung veröffentlicht werden?
Der Hintergrund der Veröffentlichung einer Gewinnwarnung ist, dass der Insiderhandel verhindert werden soll. Denn im Endeffekt könnte die Geschäftsführung die deutlich schwächere Ergebnisprognose dazu benutzen eigene Nutzen an den Aktienmärkten zu realisieren. Ebenso würde sonst die Gefahr bestehen, dass die schwachen Unternehmensgewinne über Mitarbeiter an die Öffentlichkeit gelangen.
Es ist also essenziell wichtig, dass eine Gewinnwarnung unmittelbar an die Öffentlichkeit gelangt. Hierdurch haben alle Marktteilnehmer dieselben Voraussetzungen.
Entwicklung der Anzahl an Gewinnwarnungen
Passend zu diesem Lexikoneintrag wollen wir uns in der nachfolgenden Grafik einen Überblick verschaffen, wie sich die Gewinnwarnungen bei DAX-, MDAX- und SDAX-Aktien zwischen dem Zeitraum von H1 2011 bis H1 2022 entwickelt haben. Denn man kann Gewinnwarnungen ebenso als mögliche Konjunkturindikatoren ansehen, die bei auffällig hohen Werten eher auf eine schwächelnde Wirtschaft hindeuten.
Die höchste Anzahl der Gewinnwarnungen offenbarte sich im zweiten Halbjahr 2019, wo es zu insgesamt 37 mal zu einer Mitteilung kam. Der niedrigste Wert findet sich im ersten Halbjahr des Jahres 2017, wo es zu nur drei Meldungen kam.
Aktuelle Beispiele für Gewinnwarnungen
Ein prominentes Beispiel aus diesem Jahr, das viele Anleger mitbekommen haben werden, ist die Gewinnwarnung der Deutschen Post (DP). Sie warnten insbesondere vor den Herausforderungen eines unsicheren wirtschaftlichen Umfelds. Der Logistikkonzern legte drei Szenarien für den Gewinn vor Zinsen und Steuern im 12-Monats-Zeitraum vor, die zwischen 6,0 Milliarden EUR und 7,0 Milliarden EUR liegen.
Auch der Hafenkonzern HHLA sorgte für mit einer korrigierten Prognose im Hinblick auf das erwartete Ergebnis dieses Jahr für mächtig Aufsehen. Ende Juli gab man eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr heraus, weil das Unternehmen in diesem Jahr mit einem starken Rückgang beim Containerumschlag rechnet.
Ein letztes Beispiel wäre der in Deutschland sehr bekannte Konzern BASF, bei dem es in diesem Jahr ebenfalls zu einer Gewinnwarnung gekommen war. „Die Gewinnwarnung von BASF ist zwar vom Markt erwartet worden, sie ist aber ziemlich heftig“, sagte Markus Mayer, Analyst bei der Baader Bank diesbezüglich
Reaktion der Aktienmärkte auf Gewinnwarnungen
Die wahrscheinlichste Reaktion der Aktienmärkte bei Korrekturen der erwarteten Ertragslage ist relativ einfach herzuleiten. Da sowohl Aktionäre als auch die weiteren Marktteilnehmer sich vorher auf die erwartete Entwicklung verlassen haben und ihre Szenarien entsprechend hiernach validiert haben, ist ein Einbruch des Kurses zu erwarten. Denn wenn bspw. erst ein satter Gewinn erwartet wurde, nun aber ein möglicher Verlust im Raum steht, muss sich das dann vorherrschende Ungleichgewicht aus Angebot und Nachfrage erst einmal wieder mithilfe eines Kurseinbruchs richten. Wie weit der Kurs sinkt, ist allerdings nicht vorherzusagen.
Wie mit Gewinnwarnungen in der Praxis umgehen?
Zur richtigen Interpretation einer Gewinnwarnung ist es erst einmal wichtig möglichst alle Gefühlt bezüglich der Buchverluste hinten anzustellen und die Gesamtsituation objektiv zu betrachten. Denn gerade bei Werten, die eher zyklische Auswirkungen zu spüren bekommen kann man sogar von einer Wiederkehr von Gewinnwarnungen sprechen. Doch nur weil ein Unternehmen 1,00 Millionen EUR Gewinn statt erwarteten 5,00 Millionen EUR Gewinn erwirtschaften wird, muss dies nicht direkt ein Grund zum Verkaufen dieser Aktie sein.
Vielmehr sollte man ernsthaft hinterfragen, ob sich grundlegend etwas am Geschäftsmodell oder der Marktposition der Aktie geändert hat. Es gibt ebenso genug Beispiele, bei der die Boerse irrational handelt und es zu Übertreibungen kommt.
Autor dieses Lexikon-Artikels
Mathis Laue
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