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SoftBank Aktie Analyse

TSE: 9984

Von Jan Fuhrmann und Christian Lämmle

SoftBank Group Corp. | WKN: 891624 | ISIN: JP3436100006 | Ticker: 9984 (Tokio Stock Exchange)

Für SoftBanks CEO und Gründer Masayoshi Son hat die digitale Revolution erst begonnen. Das jetzige Zeitalter setzt er, was die wirtschaftlichen Chancen angeht, gleich mit der Industriellen Revolution in England vor 200 Jahren. Dementsprechend führt er auch sein Unternehmen, die SoftBank Group. Unter ihm ist sie mit 200 Mrd. US-Dollar an investiertem Vermögen zum größten Risikokapitalgeber der Welt geworden. Derzeit liegt der Investitionsfokus auf Unternehmen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz.

Kurzportrait

In dieser Aktienanalyse haben wir uns mit der SoftBank Group Corp. aus Japan beschäftigt, welche vom reichsten Japaner gegründet und noch heute geführt wird.

Der Selfmade-Milliardär hat eine Holding geschaffen, die Beteiligungen an diversen Unternehmen im Bereich der Technologie hält. Lange Zeit lag das Hauptaugenmerk noch auf dem Telekommunikations-Geschäft, aber die langfristige Denkweise rückt spannende Themen wie künstliche Intelligenz, Internet of Things oder Robotik in den näheren Fokus.

Charttechnisch korrigiert die Aktie seit einigen Monaten, befindet sich aber weiterhin in einem langfristigen Aufwärtstrend. Langsam erreicht der Kurs wichtige Unterstützungsbereiche, welchen man unbedingt Beachtung schenken sollte.

Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 14.08.2021.

WKN/ ISIN891624 / JP3436100006
BrancheInformationstechnologie
Peter Lynch EinordnungAsset Play
Fundamentales WLA-Rating?/10 als Slow Grower
Technisches WLA-Rating?/10
Marktkapitalisierung11,50 Bio. JPY (89 Mrd. EUR)
Dividendenrendite0,66 %
KGV2,28
FirmensitzTokio (Japan)
Gründungsjahr1981
Mitarbeiter*innen80.909 (Geschäftsjahr 2020)

1. Das Unternehmen

Vorstellung

Der Name

Eine klassische Bank in diesem Sinne ist die SoftBank ja nicht, auch wenn der Name es erst einmal nahelegt. Der Name “SoftBank” ist zusammengesetzt aus den Begriffen “Soft” und “Bank”:

Historie

Die Gründung (1981)

Nachdem Masayoshi Son in den USA studierte und sich an verschiedenen Erfindungen und Geschäften probierte, kehrte er nach Japan zurück und gründete mit nur 24 Jahren die SoftBank Corp. Japan. Der Auslöser war letztendlich wohl ein Bild eines Mikrochips in einem Magazin, welches er in den USA gelesen hatte. Son war überzeugt von der Zukunft der PCs und startete daraufhin den Vertrieb von der dazugehörigen Software in seinem Heimatland.

Wie wir wissen, wurden PCs immer populärer, wovon Sons Unternehmen natürlich profitierte. 1982 legte er u. a. auch zwei Magazine auf, die vorrangig an Hersteller*innen und Ingenieur*innen gerichtet waren (also keine “Standard”-Magazine wie sonst üblich). “Oh! PC” und “Oh! MZ” bekamen viel Aufmerksamkeit. 

SoftBank Holdings (1994)

Nachdem der Konzern bereits 1990 in SoftBank Corp. umbenannt wurde, expandierte man auch in die USA. In dem Land, in dem viele heutige Technologie-Giganten einst gegründet wurden, wollte das japanische Unternehmen Beteiligungen an “Internet-Firmen” erwerben. Aus diesem Grund wurde die SoftBank Holdings Inc. gegründet.

Börsengang (OTC) und Akquisition in den USA (1994)

In demselben Jahr begann der Handel von Aktien der damaligen SoftBank Corp. in Japan – allerdings nur am OTC-Markt. OTC-Handel bedeutet “over the counter”-Handel und zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht über eine Börse abgewickelt wird. Man bezeichnet diese Form auch als Direkthandel zwischen Käufer*in und Verkäufer*in (sonst ist eine Börse zwischengeschaltet). Die Liquidität ist hier häufig etwas eingeschränkt und generell ist die Aufsicht und Kontrolle vergleichsweise gering.

Nachdem beim Börsengang 20 Mrd. JPY an frischem Kapital eingesammelt wurden, übernahm die SoftBank einen Computermessebetreiber (Eventabteilung von Ziff Communications Co.) und Verlag (Verlagsabteilung von Ziff Communications Co.) aus den USA. Für Masayoshi Son war diese Akquisition wegweisend und bedeutend für weitere erfolgreiche Engagements der SoftBank, z. B. Yahoo.

Yahoo! Inc. (1996)

Im Jahr 1995 beteiligte sich der Konzern an Yahoo! Inc. und startete im Folgejahr eine gemeinsame Unternehmung mit der US-amerikanischen Gesellschaft. Gemeinsam wurde die Yahoo Japan Corp. gegründet, um ein Internet-Geschäft in Japan zu starten.

First Section und Umstrukturierung zur Holding (1998/99)

Seit 1998 gehört die Aktie der SoftBank zur First Section an der Tokyo Stock Exchange (Börse in Tokio). Am bedeutendsten japanischen Handelsplatz werden die Aktien in verschiedene Segmente unterteilt – die First Section ist den großen Unternehmen vorbehalten.

Im nächsten Jahr wurde der Konzern zu einer reinen Holding umstrukturiert.

Geschäftliche Aktivitäten

Seit der Jahrtausendwende arbeitet die SoftBank eng mit Alibaba zusammen und ist auch heute noch beteiligt.

2001 hat Yahoo! BB in Japan den Zugriff der Allgemeinheit auf das Internet deutlich günstiger gestalten können – laut eigener Aussage lagen die Preise 50 % (bei doppelter (Internetgeschwindigkeit) unter denen der Konkurrenz. Drei Jahre später kaufte die SoftBank die JAPAN TELECOM CO., LTD. und stieg somit in die Telekommunikationsbranche ein.

Telekommunikation

Der Kauf der JAPAN TELECOM CO., LTD. war für die SoftBank allerdings erst der Anfang. Im Laufe der Jahre entstand aus der Übernahme von Vodafone K.K. die SoftBank Mobile Corp. (2006). 

2008 hatte Apple das iPhone 3G vorgestellt, welches dann exklusiv von der SoftBank in Japan vertrieben wurde. Mit der Übernahme eines Mehrheitsanteils der Sprint Nextel Corp. in den USA sicherte man sich schließlich den Status als einer der größten Telekommunikationskonzerne in Japan und in den USA. (Sprint fusionierte 2020 mit T-Mobile US, weshalb die SoftBank nun an T-Mobile US beteiligt ist.)

2014 wurde schließlich noch die Brightstar Corp. (Vertrieb von Mobilgeräten) übernommen.

Umstrukturierung
In 2015 benannte sich der gesamte Konzern in SoftBank Group Corp. um, was die Funktion als Holding verdeutlicht. Die Telekommunikationssparte SoftBank Mobile Corp. wurde zur SoftBank Corp. – 2018 ging diese separat an die Börse und ist seitdem ebenfalls in der bereits erklärten First Section gelistet.

Anmerkung: Einfachheitshalber sprechen wir im Folgenden von der SoftBank. Damit ist die SoftBank Group. Corp. gemeint und nicht nur die Telekommunikationssparte.

Erneuerbare Energien

Auch wenn in diesen Jahren das Telekommunikations-Geschäft eindeutig im Fokus stand, ist das Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien durchaus wichtig zu erwähnen. Gerade in Bezug auf die Nachhaltigkeit, die heute deutlich präsenter ist.

Nachdem im Jahr 2011 ein Erdbeben Japan erschütterte, sah Masayoshi Son die Notwendigkeit von sicheren und nachhaltigen Energiequellen. Gegen Ende des Jahres wurde die SB Energy Corp. gegründet, um den Einsatz von erneuerbaren Energien im In- und Ausland zu fördern und voranzubringen. Bis heute sind 45 Projekte auf der Unternehmenswebseite einsehbar, welche in Japan fertiggestellt wurden (vorrangig Solar-Parks).

Künstliche Intelligenz, Internet of Things und Robotik

Seit 2014 widmet sich das japanische Unternehmen zunehmend zukunftsrelevanten Technologien. Vor allem das Thema künstliche Intelligenz, aber auch Internet of Things (also die Vernetzung von allem, was irgendwie möglich ist) und Robotik spielen hier eine relevante Rolle.

Pepper (Robotik)

Fast jeder hat ihn schon einmal im Internet gesehen: Den kleinen weißen Roboter, der einem Menschen nachempfunden ist. Gemeinsam mit ALDEBARAN Robotics SAS (heute heißt dieses Unternehmen SoftBank Robotics Europe SAS) wurde Pepper entwickelt und war 2014 der erste Roboter, der menschliche Gesichter und Emotionen erkennen konnte.

Internet of Things und Halbleiter

Mit der zunehmenden Vernetzung jeglicher Geräte wird auch der Bedarf an Halbleitern steigen. 2016 hat die SoftBank deshalb die ARM Holdings plc aus Großbritannien übernommen, welche führend im Bereich der Halbleitertechnologie tätig ist.

Im Jahr 2020 wurde nun ein Deal über den Verkauf an NVIDIA für 40 Mrd. USD abgeschlossen. Damals hatte die SoftBank rund 23,4 Mrd. GBP (heute ca. 32,3 Mrd. USD) gezahlt.

SoftBank Vision Fund (Künstliche Intelligenz)

2017 gründete die SoftBank den Vision Fund für Investitionen in Unternehmen, die im Bereich der künstlichen Intelligenz vielversprechendes Potenzial haben.

2019 wurde der Vision Fund 2 angekündigt, mit dem in marktführende und technologieorientierte Wachstumsunternehmen im Bereich KI investiert werden soll.

Boston Dynamics (Robotik)

Eines der bekanntesten Unternehmen der Welt im Bereich Robotik, welches vor allem im Bereich der Laufroboter tätig ist, konnte 2017 von der SoftBank erworben werden. Zuvor war es u. a. schon im Besitz von Google (heute Alphabet Inc.).             

Ende 2020 wurde bekannt, dass Hyundai 80 % des Unternehmens übernimmt. Dennoch bleibt der japanische Konzern weiterhin mit 20 % beteiligt.

Fortress Investment Group

3,3 Mrd. USD zahlte die SoftBank 2017 für die Investmentgesellschaft, die in vielen Bereichen weltweit tätig ist.

Werte, Ziele und Nachhaltigkeit

Vision

Eine Unternehmensgruppe werden, die von Menschen auf der ganzen Welt am dringendsten benötigt wird.

Diese Vision möchte der Konzern erreichen, indem sie sich weiter auf die Informationsindustrie konzentrieren. Die „Revolution“ (wie es die SoftBank selbst nennt) in diesem Segment möchte das japanische Unternehmen mit führenden Technologien, die für die heutige Zeit notwendig sind, und überlegenen Geschäftsmodellen vorantreiben.

Dabei denkt das Unternehmen stets sehr langfristig. In der eigenen Vision wird ein Zeithorizont von 300 Jahren (So lange ist die industrielle Revolution in England her.) genannt, in dem man stetig wachsen möchte. Bei diesem Anspruch ist natürlich in der nächsten Zeit noch nicht absehbar, ob dieser tatsächlich umgesetzt werden kann. Bemerkenswert ist aber trotzdem, dass diese Perspektive überhaupt eröffnet wird. Jedes Unternehmen möchte natürlich auf längere Sicht erfolgreich sein, aber bis jetzt habe ich (Jan) ein so klares Bekenntnis zu mehreren Jahrhunderten der eigenen Vision noch nicht gesehen.

Für uns Investor*innen ist nun aber erst einmal interessant, wie das überhaupt erreicht werden soll. Die SoftBank möchte innerhalb der nächsten 30 Jahre eine strategische Synergiegruppe aufbauen, welche 5.000 einzelne Unternehmen umfassen soll. Durch die Synergie sollen diese gegenseitig voneinander profitieren, sich weiterentwickeln und wachsen.
Außerdem fördert der Gründer Son in der SoftBank Academia gezielt potenzielle Nachfolger*innen, welche das Unternehmen in Zukunft voranbringen können. Die rund 300 Schüler*innen haben dabei die Möglichkeit von Son direkt zu lernen. Auch das ist außergewöhnlich für einen amtierenden CEO und Chairman und bekräftigt die langfristige Vision.

Die konkrete 30-Jahres-Vision

Die allgemeine Vision zeigt bereits die grobe Richtung, in die sich die SoftBank entwickeln möchte. Für die nächsten 30 Jahre hat der Konzern eine sehr genaue Planung herausgegeben, welche sich in drei Bereiche gliedert:

Werte

Die Vision der SoftBank wird mit der genannten Strategie verfolgt und jegliches Handeln ist dabei von bestimmten Werten geprägt. Diese zeigen den Anspruch zu wachsen und sind gut mit dem “Spirit of Silicon Valley” (frei übersetzt: “(Unternehmer-)Geist des Silicon Valley”) vergleichbar. Die Technologie-Unternehmen, die dort vor wenigen Jahrzehnten entstanden sind (oder auch noch heute entstehen), sind genau mit diesen Werten gewachsen: rasante Entwicklung, Fehler sind kein Weltuntergang, das Streben nach der Spitze usw.

Zusammenfassend liest man an einer Stelle auch: “Try hard, have fun.” Sinngemäß bedeutet das, man soll sein Bestes geben und sich anstrengen, aber auch Spaß haben.

Nachhaltigkeit

Treibhausgase
Ein Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Emission von Treibhausgasen, welche im Jahr 2030 den Nullpunkt erreicht haben soll. Dabei setzt sich die SoftBank jedes Jahr ein Zwischenziel und berichtet dann über die Erfolgsquote. Dadurch ist deutlich transparenter bewertbar, ob und wie viel Mühe sich der Konzern beim Erreichen dieser Ziele tatsächlich gibt. Für das Jahr 2020 lag die Erfolgsrate (gegenüber dem Jahr 2019) bei den Emissionen insgesamt bei 116 % – also noch besser, als angestrebt. Dies bezieht sich aber lediglich auf die direkten Emissionen des Unternehmens sowie die Energiegewinnung.
Weitere indirekte Emissionen (z. B. von erworbenen Produkten und Dienstleistungen, Kapitalgütern oder Logistik und Transport von Produkten) machen fast 84 % der gesamten Treibhausgasemissionen der SoftBank aus – klare Ziele zur Reduzierung gibt es hier aber nicht. Man muss allerdings dazu erwähnen, dass sich eine Veränderung hier auch deutlich schwieriger darstellen lassen würde. Positiv anzumerken ist in jedem Fall die Transparenz zu der gesamten Thematik.

Energieverbrauch
Wie bereits erwähnt ist die SoftBank seit 2011 im Bereich der erneuerbaren Energien tätig. Generell muss allerdings angemerkt werden, dass auch der Verbrauch an Schweröl und Stadtgas/Leuchtgas tendenziell weiter steigt. Die Nutzung der erneuerbaren Energien ist von 2019 auf 2020 aber erheblich angestiegen: Sie hat sich nahezu verzehnfacht!

Aktionärsstruktur

Es ist immer positiv zu sehen, wenn ein Gründer und CEO, Anteile am eigenen Unternehmen hält. Das zeigt, dass Son an seine eigene Vision glaubt und diese stützt – nicht zuletzt wird dies ja z. B. auch bei der angesprochenen Förderung des Nachwuchses deutlich, bei der er sich persönlich engagiert. Bei der SoftBank Group Corp. hält Son mehr als ein Viertel der Anteile.

Zweitgrößter Aktionär ist die Investmentbank „The Master Trust Bank of Japan“ mit 13,18 %. J.P. Morgan ist mit 3,45 % auf Platz 4 nach der Custody Bank of Japan. Unter den Top 10 Investoren befinden sich zum Großteil Banken. Zusammen besitzen diese 55,81 % des Unternehmens.

Knapp die Hälfte, sprich 45,20 %, ist im Besitz von japanischen Privatpersonen, gefolgt von japanischen Finanzunternehmen mit 26,70 %. Ausländische Anteilseigner*innen kommen zusammen auf 23,20 %.

Geschäftsmodell, Geschäftsbereiche, Investitionen

SoftBank Group is a capital provider driving the Information Revolution.

Einleitung

Wie wir oben bereits geschrieben haben, ist die SoftBank Group der derzeit größte Risikokapitalgeber der Welt. Aber das ist nicht alles:       Das Geschäftsmodell fußt auch auf wichtigen Cashflow-Quellen, die die teils ambitionierten und riskanten Startup-Investitionen stützen und das Unternehmen liquide halten. 

So gesehen ist die Strategie einfach, aber genial. Im Moment besteht sie, einfach dargestellt aus zwei Teilen:

1.) Den “operativen Anteilen”, also Anteile an Unternehmen, die man teilweise oder ganz besitzt, die Cashflow bringen und in ihrem Entwicklungsprozess so weit sind, dass sie Geld verdienen.

2.) Dem Teil, in dem die SoftBank Group als Risikokapitalinvestor tätig ist. Hier werden Investitionen in junge Unternehmen getätigt (im Moment mit Fokus auf künstlicher Intelligenz). 

Die Investierung von Risikokapital soll dann entweder mit Gewinn im Vergleich zum Kaufpreis veräußert werden, oder Teil des “operativen Bereichs” werden. Über den Cashflow der operativen Anteile kann dann wieder reinvestiert werden und/oder Gewinn an die Anteilseigner*innen der SoftBank Group (z. B. uns) in Form von Dividenden ausgeschüttet werden. 

Dabei versucht man sich außerdem weitestgehend aus dem operativen Geschäft der investierten Unternehmen rauszuhalten, was Aufwand spart und den einzelnen “genialen Köpfen” dabei helfen soll, sich frei entfalten zu können. Es geht hierbei also nicht um “feindliche Übernahmen” und dann folgende Umstrukturierungen. Das erklärt auch, warum die Anteile an den Unternehmen oft unter der Hälfte des Gesamtwertes liegen. Das ist rechtlich gesehen viel einfacher. 

Für viele Unternehmen ist der Nettogewinn mitunter die wichtigste Schlüsselkennzahl. Für die SoftBank Group (SBG) ist der Nettovermögenswert (NAV = Net Asset Value) einer der bedeutendsten Indikatoren für das Messen des eigenen Erfolgs. Dieser ergibt sich aus dem Eigenkapitalwert der Beteiligungen abzüglich der Nettoverschuldung. Dadurch zeigt sich logischerweise, wie sich die Investitionen des Konzerns entwickeln und ob die richtigen Entscheidungen getroffen wurden.

Wichtige Treiber für diese essenzielle Kennzahl waren für die SBG von 1994-2005 Yahoo Inc. und Yahoo Japan. Danach war es Softbank Mobile (heute: Softbank) und ab 2014, nach dem IPO, die Alibaba Group. Seit 2019 sind die zwei SoftBank Vision Funds die wichtigsten Wachstumstreiber für das Unternehmen (siehe Abb. 15 & 16).

Investments Business of Holding Companies – “operativer Teil”

Dieses Segment bezieht sich auf sämtliche Investitionsaktivitäten der SoftBank Group und ihrer Tochtergesellschaften. Hierüber generiert man quasi den Cashflow, der dann entweder an Aktionär*innen ausgeschüttet wird oder in neue Firmen investiert wird. Die wichtigsten Komponenten schauen wir uns an. 

Alibaba Group

Derzeit hält die SoftBank Group 24,80 % am chinesischen E-Commerce Giganten Alibaba. Wie oben erwähnt, war Alibaba vor allem ab 2014 einer der bedeutendsten Wachstumstreiber für die SBG und ist bis heute eines ihrer erfolgreichsten Investments.                                         

Wenn du mehr über Alibaba wissen willst, dann lese unsere Analyse hier nochmal.

T-Mobile

Seit April 2020 ist T-Mobile im Portfolio der SBG. Das hat den einfachen Grund, dass man zuvor Anteile am Telekommunikationsunternehmen Sprint hielt, welches dann später mit T-Mobile US zum neuen Unternehmen T-Mobile fusioniert wurde. T-Mobile hat im Moment u. a. das größte 5G Netz in den USA. Derzeit hält die SoftBank Group 24,70 % der ausstehenden Aktien von T-Mobile. Wenn du mehr über die Telekommunikationsbranche wissen möchtest, dann lese dir gerne unsere Analysen zu AT&T und der Deutschen Telekom durch. 

Investments in listed stocks (über SB Northstar LP)

Über die auf den Caymans ansässige Investmentgesellschaft SB Northstar LP investiert die SBG außerdem in öffentlich handelbare Unternehmen. Zwei Drittel von Northstar gehören der SBG, das restliche Drittel dem CEO Masayoshi Son. Bekannte Konzerne, in die man investiert ist: 

SVF1 and Other SBIA-Managed Funds – Risikokapitalgeber-Teil

Zunächst einmal zur Erklärung: SBIA ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der SoftBank Group und fungiert als Manager aller aktiven Fonds der SoftBank Group. Die wichtigsten sind: SoftBank Vision Fund 1 und 2. Über dieses Konstrukt kann Performance und Verwaltungsgebühr von beiden Fonds erhoben werden.

Die Fonds investieren in private Unternehmen bzw. Start-ups aus dem Technologiesektor. Das beinhaltet den Vorteil, dass die Bewertungen privat oft deutlich günstiger sind. Dazu müssen wir uns nur anschauen, wie die Bewertungen diverser Tech-Konzerne in den letzten Jahren nach dem IPO vervielfacht wurden. Das nutzt die SBG natürlich als Venture Capitalist aus, um nach IPO Anteile für einen wesentlich höheren Preis zu verkaufen. Das mitunter profitabelste Investment war der 30 %-Kauf von Alibaba zu einem Zeitpunkt, als das Unternehmen mit etwa 60 Mio. USD bewertet wurde (privat). Heute ist das Unternehmen ca. 450 Mrd. USD wert und die SBG hält immer noch dauerhaft zwischen  25-30 % an Alibaba. Insgesamt macht Alibaba dadurch aber auch etwa die Hälfte der Invested Funds von SoftBank aus und es besteht eine Abhängigkeit der SBG Kursentwicklung zu der von Alibaba. 

Wenn es um die Start-ups geht, dann versucht die SoftBank Group immer relativ spät zu investieren. Und zwar kurz vor oder zu Beginn der Expansionsphase, wie man es im Fachjargon nennt. Das ist die Phase, in der Venture Capitalists wie SoftBank einsteigen und mit ihrem Kapital dafür sorgen, dass das Unternehmen national und international expandieren kann. Zu dem Zeitpunkt kann dann auch schon ein guter Betrag an Geld investiert werden und das Geschäftsmodell des Unternehmens hat sich i. d. R. bereits als potenziell erfolgreich erwiesen. 

Dadurch, dass die SBG über 200 Mrd. USD an Kapital besitzt, will man mindestens Summen zwischen 50 und 100 Mio. USD investieren und darüber ca. 20-30 % aber immer unter der Hälfte des Unternehmens kaufen. In Abbildung 10 haben wir diesen Prozess nochmals grafisch für euch dargestellt. 

SoftBank Vision Fund 1

Seit 2017 investiert der Fonds mittel- bis langfristig in Firmen mit hohem Wachstumspotenzial. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Unternehmen, die mit Daten/Datenauswertung und künstlicher Intelligenz zu tun haben. Das ist natürlich ein gigantischer Wachstumsmarkt (siehe Abb. 18).

Ende Q1/ 2021 hatte der Fonds mit 85,7 Mrd. USD an Anlagevolumen in insgesamt 92 Unternehmen investiert. Einige davon, die bekannt und/oder in unseren Augen interessant sind, haben wir in Abbildung 19 dargestellt.

Bisher konnte eine Rendite von jährlich etwa 39 % mit dem Fonds erzielt werden. Über die Hälfte davon mit nicht-börsennotierten Unternehmen. 

SoftBank Vision Fund 2

Der zweite Fonds von SoftBank wurde 2019 eröffnet, mit dem Ziel, noch weiter in die Beschleunigung der KI-Revolution zu investieren.        Die SoftBank Group ist der einzige Investor bei diesem Fonds (beim 1. Fonds setzt sich das Kapital aus Eigenkapital durch Rendite und Vorzugskapital zusammen). Im Moment sind “nur” 6,7 Mrd. USD im Fonds investiert, aber das bei knappen 4,5 Mrd. USD Buchgewinnen, was einer bisherigen Jahresrendite von 119 % entspricht. Dazu sei erwähnt, dass der Fonds natürlich jünger als der erste ist und dies kein wirklich repräsentativer Durchschnitt ist.

In Abbildung 19 haben wir auch wieder einige interessante Start-ups aufgelistet, in die der Fonds momentan investiert.

SoftBank Corporation – “operativer Teil”

Hierbei handelt es sich um das ebenfalls börsengelistete Unternehmen SoftBank Corporation. Die SoftBank Group (das Unternehmen, über das wir in dieser Analyse sprechen) hatte 2006 die japanische Sparte von Vodafone gekauft und daraus einen Anbieter für Mobilfunkdienstleistungen gemacht. Auch heute verdient die SoftBank Corp. große Teile ihres Geldes am Verkauf von Mobilfunkverträgen, Handys und Bereitstellung von Breitband– und Festnetzdiensten. Ein kleiner Teil wird auch mit E-Commerce und Internet Werbung umgesetzt. 

Der japanische Mobilfunkmarkt stagniert. Für die SoftBank Group ist die SoftBank Corporation also eine willkommene, “sichere” Cashquelle, mit der die beiden Vision Funds finanziert werden können.

Arm Limited – “operativer Teil”

Arm ist ein Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich, das sich mit der Lizenzierung des geistigen Eigentums beschäftig. “IP” ist die Abkürzung hierfür, was “intellectual property” bedeutet. Kernstrategie liegt dabei auf der Enwicklung von energieeffizienterer Mikroprozessortechnik und verwandten Technologien. Außerdem ist das Unternehmen in den verwandten Bereichen Mobile Computing, IoT, der Automobilindustrie und in der Infrastruktur tätig.

Kein Wunder also, dass sich der Chiphersteller NVIDIA für das Unternehmen interessiert und 2020 einen Deal mit SoftBank Group über einen 40 Mrd. Dollar Verkauf des Unternehmens abschloss. Als Gegenleistung erhielt man auch NVIDIA Aktien, die jetzt Teil des SVF 1 sind. 

Geschäftsführung

Masayoshi Son

Masayoshi Son wurde 1957 in Tosu (Japan) geboren und wuchs in ärmsten Verhältnissen auf. Als er 15 Jahre alt war erkrankte sein Vater und Masayoshis Bruder war gezwungen eine Arbeit zu beginnen. Mit nur 16 Jahren zog der heutige Milliardär dann nach San Francisco, um Englisch zu lernen, später Wirtschaft zu studieren und sich auch im Bereich Informatik weiterzubilden. Seine Eltern waren damals nicht einverstanden, sodass er gegen ihren Willen auswanderte.

Die ersten Unternehmen, die Son gründete waren bereits ein (im Verhältnis gesehen) kleiner Erfolg. Ein patentiertes Übersetzungsgerät verkaufte er beispielsweise für 1,7 Mio. USD.

1981 kehrte Masayoshi Son nach Japan zurück und gründete die heutige SoftBank Group Corp. Noch immer ist er als CEO und Chairman aktiv. Das Vermögen von Son beträgt laut Forbes 31,2 Mrd. USD, damit ist er der reichste Japaner (Stand: 10.08.2021).

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2. Fundamentale Ansicht

Kennzahlen

Umsatz

Entwicklung

Der Venture Capital-Spezialist SoftBank Group erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21, das am 31. März endete, einen Konzernumsatz von 5,628 Bio. JPY bzw. umgerechnet 51 Mrd. USD. Bezogen auf das Vorjahr ist das ein Umsatzrückgang von 9 %. Bereits seit 2017 ist der Umsatz mit 10,83 % pro Jahr rückläufig. Aktuelle Prognosen gehen aber bis 2024 von einem jährlichen Umsatzwachstum von bis zu 4,60 % aus.

Umsatzverteilung nach Segmenten

Der Gesamtumsatz setzt sich prinzipiell aus zwei Segmenten zusammen. Der größte Teil mit 92,50 %, entspricht 5,204 Bio. JPY, wird durch das SoftBank-Segment umgesetzt.

Das SoftBank Segment wiederrum beinhaltet das Subsegment Telekommunikation in Japan (Festnetz- und Mobilfunkdienste, Breitbandübertragungsdienste, Datenübertragungsdienste) mit 72 % sowie Yahoo (vorwiegend Werbegeschäft im Internet) mit 21 % und sonstige Umsätze mit 7 %. Das ARM Segment beschäftigt sich wie bereits erwähnt mit dem Design von IP und verwandten Technologien für Mikroprozessoren sowie dem Verkauf von Softwaretools. Hier werden im Vergleich zum Hauptsegment nur magere 209,80 Mio. JPY (3,60 %) des Umsatzes erzielt. Die restlichen 3,50 % des Umsatzes werden im Geschäftsbericht als „Andere“ ausgewiesen.

Erwähnenswert ist, dass im zweiten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres das umsatzrücklaufende Brightstar Segment (Distribution von Mobilfunktelefonen in Übersee) vollständig veräußert wurde. Der Verkauf dieser Sparte wurde im Oktober 2020 final abgeschlossen und ist daher nicht mehr im Geschäftsbericht 2021 aufgeführt.

EBIT und Konzerngewinn

Vor einem Jahr verbuchte die japanische Investitionsgesellschaft SoftBank Group noch einen satten Verlust von 800,76 Mrd. JPY (7,30 Mrd. USD). Vor allem die Investitionen in den Fahrdienstvermittler Uber und den Büroraumvermieter WeWork trugen zu dieser Miese bei.

Widererwarten hat sich die SoftBank Group entschieden zurückgemeldet. Beachtliche 5,078 Bio. JPY, das entspricht 45,869 Mrd. USD Konzerngewinn, erzielte die SoftBank Group in 2021. Eine Gewinnsteigerung von 734,20 % bezogen auf das Vorjahr. Das ist der höchste Gewinn eines Unternehmens in Japans Wirtschaftsgeschichte. Bis dato führte Toyota Motor diese Liste an (2018 – 2,50 Bio. JPY).

Tendenziell entwickelt sich der Gewinn der Investitionsgesellschaft seit 2017 mit einem jährlichen Wachstum von 36,23 % entsprechend stark. Laut Prognosen wird sich der Gewinn bis 2024 jedoch wieder auf dem Niveau von 2019 (1,454 Mio. JPY) einpendeln. Dies entspricht einem jährlichen Gewinnrückgang von 34,85 %.

Gehen wir aber nochmal auf das Erfolgsjahr 2021 ein, wie kam es zu der Gewinnexplosion?

Maßgeblich zu diesem Erfolg trug die sehr gute Börsenstimmung für Technologie- und Wachstumsunternehmen im vergangen Jahr bei.   Vor allem durch die aufstrebenden Start-ups, in welche SoftBank Group direkt und indirekt über seine Vision Funds investiert hat, konnte gerade im letzten Geschäftsjahr reiche Ernte eingefahren werden. Gewinne wurden nicht nur in Form von Kurssteigerungen, sondern auch als erzielte Gewinne durch Verkäufe von Beteiligungen oder deren Börsengang lukriert.

  • Zum einen reduzierte man, zur besseren Diversifikation des eigenen Portfolios, die Anteile an Alibaba von 49 % auf 43 %. Derzeit hält man aber immerhin noch 24,80 % des Unternehmens.
  • Zum anderen verzeichnete man Gewinne in Höhe von 945,90 Mrd. JPY durch den Verkauf der Mehrheitsbeteiligungen an dem US-Telekommunikationsunternehmen Sprint an T-Mobile.
  • Ferner trugen einige der sehr erfolgreichen IPOs aus dem Vision Fund 1 maßgeblich zu diesem satten Gewinn 2021 bei:
    • DoorDash
    • Opendoor
    • Auto1
    • Coupang
  • Schlussendlich profitierte man auch vom Vision Fund 1 selbst, in Form von Wertzuwachs Verkaufsgewinnen.

Das EBIT der SoftBank Group für das Geschäftsjahr 2021 betrug 7,529 Bio. JPY. Im Vorjahr betrug das negative EBIT 1,364 Bio. JPY. Im Zeitraum von 2017 bis 2021 konnte somit auch das EBIT jährlich um 64,59 % wachsen. Auch hier wird in Zukunft ein jährlicher Rückgang von 39,68 % erwartet.

Marge

Betrachten wir die historische und auch prognostizierte EBIT-Marge und exkludieren vorerst mal die Jahre 2020 und 2021 so schwankt diese zwischen 11,50 % und 25,70 %. Im Zeitraum 2017 bis 2024 sehen wir also eine jährliche Steigerung von 12,11 %.                                                Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 betrug die EBIT-Marge 133,80 %! Dies ist auf die bereits vorher erwähnten Verkäufe von Beteiligungen zurückzuführen.

Dividendenpolitik

In der folgenden Abbildung werden die kumulierten Ausschüttungen der SoftBank Group betrachtet, die den Aktionär*innen im jeweiligen Kalenderjahr zugeflossen sind.

SoftBank Group schüttet 2 x im Jahr eine Dividende aus. Ausschüttungsmonate sind der Juni und der Dezember. Die Dividende wurde im letzten Jahr nicht erhöht und betrug kumuliert 44 JPY pro Jahr.

Innerhalb der letzten 10 Jahre hat die SoftBank Group diese um jährlich 8,81 % gesteigert. Auf Fünfjahressicht stieg die Ausschüttung um 18,92 %. Auch im Krisenjahr konnte die erst im Vorjahr erhöhte Dividende gehalten werden. In 2021 wurde ein Betrag von 38,247 Mrd. JPY als Dividende an die Anteilseigner*innen ausgeschüttet.

Analyst*innen sehen bis 2023 eine weitere jährliche Dividendensteigerung von 3,30 % p.a.

Die Dividendenrendite betrug im Durchschnitt der letzten 5 Jahre 0,63 %. Zum Ende des Geschäftsjahres und daher auch bezogen auf den Kurs von 9330 JPY betrug die Rendite 0,47 %. 

Bis 2024 wird die Dividendenrendite um 14,61 % p.a. wachsen.

Historische Bewertung

KUV

Im Vergleich zum KGV sehen wir beim Kurs-Umsatz-Verhältnis keine besonderen Sprünge. Obwohl der Umsatz im Zeitraum von 2017 bis 2021 um jährlich 10,83 % geschrumpft ist, wird im selben Zeitraum eine jährliche KUV-Steigerung von 28,39 % verbucht. Dies ist vor allem auf den gestiegen Aktienkurs zurückzuführen. Aktuell stehen wir bei einem KUV von 2,88.

KGV

Bis 2020 bewegte sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Bereich von 6,40 bis 7,96. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte die SoftBank Group jedoch keinen Gewinn. Daher auch das historisch negative KGV von -9,78. Gefolgt auf den Rekordverlust, konnte die SoftBank Group in 2021 jedoch einen Rekordgewinn erzielen. Dieser spiegelt sich auch mit einem positiven KGV von 3,19 wider. Bis 2024 wird mit einem jährlichen KGV- Zuwachs von 37,92 % gerechnet. Basierend auf dem derzeitigen KGV von 3,19 ist die SoftBank Group als günstig einzustufen.

KBV

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis der SoftBank Group lag in der Vergangenheit immer über 1,5. Aktuell liegt das KBV bei 1,59. Bis 2024 soll sich das KBV an die 1,05 annähern (-12,89 % jährlich).

Unsere Bewertung

Die Bewertung von Investmentgesellschaften ist im Allgemeinen relativ schwierig, da diese selbst hauptsächlich keiner operativen Tätigkeit nachgehen. Man ist logischerweise von den Investmententscheidungen abhängig. Dennoch kann eine pauschalierte Annahme getroffen werden, die ein durchschnittliches Ergebnis widerspiegelt. Anhand solcher Durchschnittswerte haben wir die Berechnung des fairen Werts durchgeführt.

Berechnung des Abzinsungssatz (WACC):

Für Investmentgesellschaften besteht ein erhöhtes Risiko. Dies besteht im Ausfallrisiko gewisser Investments. Durch das hohe Klumpenrisiko mit der Investition in Alibaba ist dieses besonders hoch. Deshalb gewichten wir den Grundabzinsungssatz mit 8,50 %.

Diesen erhöhen wir aufgrund der recht niedrigen Eigenkapitalquote um 1 %. Jedoch erfolgt keine weitere Erhöhung, da eine niedrige Eigenkapitalquote bei Investmentgesellschaften relativ üblich ist.

Im optimistischen Fall gehen wir mit den regulären Schätzungen bis zum Jahr 2024. Danach ist eine Vorsteuermarge (EBT-Marge) von durchschnittlich 20 % gegeben (hier sind die Schwankungen einkalkuliert). Das Umsatzwachstum beziffern wir zwischen 3,50 % und 3 %.

In diesem Fall kommen wir auf eine Unterbewertung von rund 27 % mit einem fairen Wert von 8.441,40 JPY je Aktie.

Im pessimistischen Szenario gehen wir von einem Wachstum von nur 2 % bis 3 % aus. Ebenfalls gehen wir mit 17 % von einer deutlich geringeren durchschnittlichen EBT-Marge aus.

Die Überbewertung beträgt hier – 5 % und der faire Wert würde sich auf 6.341,20 JPY belaufen. 

Unsere beiden Bewertungen inklusive den Annahmen findest du hier.

Einordnung nach Peter Lynch

Die SoftBank Group wird nach der Klassifizierung von Peter Lynch als typisches Asset Play eingestuft. Grund dafür sind die verborgenen Werte, sprich Anteile an anderen Unternehmen, die sich im aktuellen Börsenwert nicht direkt widerspiegeln.

Wir Lieben Aktien-Rating

Unser Wir Lieben Aktien-Rating beschränkt sich auf Slow-, Average-, und Fast-Grower. Obwohl die Einordnung nach Peter Lynch klar als Asset Play erfolgt, wollen wir für Vergleichszwecke die SoftBank Group als Slow Grower definieren.             

Mit einer jährlichen Dividende und einem jährlichen Gewinnwachstum von 2,13 % pro Jahr (betrachtet wird der volle Zeitraum, also 5 Jahre in die Vergangenheit und 3 Jahre in die Zukunft), wäre dies auch durchaus plausibel. Basierend auf unseren Bewertungsrichtlinien würden wir hier auf 6 von 10 Punkten in unserem Wir Lieben Aktien-Rating kommen.

3. Konkurrenzvergleich und Branchenanalyse

Allgemeine Infos über die Branche

Generell ist der allgemeine Vergleich von Investmentgesellschaften relativ schwierig. In diesem Abschnitt wollen wir Euch eine Übersicht über die  Investoren und deren bereitgestelltes Kapital im letzten Halbjahr geben.

Neben der SoftBank Group gibt es weltweit weitere solcher Risikokapitalgeber. Dieser Abschnitt soll einen Überblick der größten Finanzierungsunternehmen und direkten Konkurrenten von SoftBank geben.

Die Grafik (Abb. 30) stellt die im ersten Halbjahr 2021 getätigten Investments bezogen auf das jeweilige Venture Capital Unternehmen dar. Gut ersichtlich ist, dass die Risikokapitalgeber Tiger Global Management und Insight Partners im ersten Halbjahr in die meisten jungen Unternehmen investiert haben.

Abbildung 31 zeigt das durch die Finanzierungsrunden bereitgestellte Kapital. Hier liegt der SoftBank Vision Fund an zweiter Stelle. 

Wie wir bereits in der Analyse erwähnt haben, versucht das Venture Capital Unternehmen SoftBank Group immer relativ spät in ein Start-up zu investieren. Auch die Konkurrenz sieht verstärkt Potenzial bei der Finanzierung in der Spätphase. Abbildung 32 zeigt den Verlauf und die Zunahme an Investitionen in Technologieunternehmen von Q2 2020 bis Q2 2021.

Im zweiten Quartal 2021 wurden weltweit mehr als 100 Mrd. USD investiert, gegenüber 91,50 Milliarden USD im ersten Quartal.

Überblick über die Konkurrenz

Kennzahlen

Die dargestellten Geschäftszahlen entstammen des jeweils zuletzt abgeschlossenen Geschäftsjahres der Unternehmen. 

Unternehmen Softbank Group Horizon Technology Finance Berkshire Hathaway
WKN / ISIN 891624 / JP3436100006 A1C8VS / US44045A1025 A0YJQ2 / US0846707026
Mitarbeiter*innen 58.786 <25 360.000
Hauptsitz Tokio, Japan Farmington, USA Omaha, USA
Marktkapitalisierung 16,220 Bio. JPY 343,24 Mio. USD 559,88 Mrd. USD
Umsatz 5,628 Bio. JPY 46,03 Mio. USD 245,51 Mrd. USD
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre) -10,83 % p.a. 5,59 % 2,26 % p.a.
EBIT 7,529 Bio. JPY 6,04 Mio. USD 59,77 Mrd. USD
EBT-Wachstum (letzten 5 Jahre) 84,57 % p.a. 51,07 % p.a. 12,62 % p.a.
EBIT-Marge 133,8 % 83,1 % 24,3 %
KUV 2,88 7,74 2,24
KGV 3,19 36,8 12,90
KBV 1,59 3,99 1,24
Dividendenrendite 0,47 % 9,06 % - %
Dividendenwachstum (letzten 5 Jahre) 18,92 % p.a. - 2,09 % p.a. - % p.a.
Eigenkapitalquote 21,24 % 16,02 % 50,72 %

In der vorliegenden Tabellen haben wir drei ausgewählte Unternehmen gegenübergestellt. Weitere Konkurrenten sind in der Grafik Abb. 30 sowie Abb. 31 zu finden. Einen direkten Vergleich zu ziehen macht wenig Sinn, da die aufgeführten Vergleichsgesellschaften jeweils andere Ziele verfolgen bzw. andere Herangehensweisen haben. Dennoch ist der Vergleich gut um die SoftBank Group mit ihren Kennzahlen einordnen zu können.

Performance (10 Jahre)

Horizon Technology Finance Corp.
Berkshire Hathaway Inc.

Die SoftBank Group entwickelte sich in den letzten zehn Jahren deutlich besser als die gezeigten Konkurrenten. Dabei ist die derzeitige Korrektur auffällig, da sie nur bei der SoftBank Group stattfindet.

4. Chancen und Risiken

Chancen

SoftBank Vision Fund 2 – Zugang für externe Investoren? (1)

Wir haben in unserer Analyse bereits kurz über den SoftBank Vision Fund 2 gesprochen. Firmengründer und CEO Masayoshi Son wollte mit dem Vision Fund 2 einen noch größeren und schwereren Fonds als den Vorgänger Vision Fund 1 auflegen. Das Projekt scheiterte jedoch am WeWork-Desaster und Zweifeln an Uber, weshalb potenzielle Investoren kalte Füße bekamen. Daraufhin reagierte die SoftBank und schloss den Vision Fund 2 für externe Investoren. Somit ist derzeit die SoftBank der Initiator und mit 10 Mrd. USD Startkapital auch der einzige Kapitalgeber dieses Fonds. Nach der Bekanntgabe der erfolgreichen Geschäftsergebnisse für 2021 erhöhte die SoftBank das Volumen des Vision Fund 2 auf 30 Mrd. USD und kündigte zugleich an, den zweiten Fonds weiterhin selbst finanzieren zu wollen. Jedoch könnte man sich in Zukunft auch eine Finanzierung durch externe Investoren vorstellen.

Die Nachfrage dürfte aufgrund der großen Erfolge des Vorgängers, Vision Fund 1, sowie der positiven Zukunftsaussichten im Bereich AI durchaus gegeben sein. Durch zusätzliche externe Finanzierung könnte man somit auch den Vision Fund 1 an Kapitalvolumen überbieten und natürlich in weiterer Folge die Anzahl an Investitionen in Start-ups übertreffen.

Investment-Chance – Part of the Game (2)

Jedes Investment birgt gewisse Chancen und Risiken. Stehen die Aussichten für eine gute Entwicklung besser als die gegenüberliegenden Risiken, wird natürlich investiert. SoftBank bzw. Masayoshi Son hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass er ein gutes Händchen für gewinnbringende Investments besitzt. Vor allem von den erfolgreichen Investments wie Yahoo, SoftBank Mobile, Alibaba und die derzeit laufenden Vision Funds 1 & 2 konnte SoftBank in der Vergangenheit profitieren.

Für ein Unternehmen wie SoftBank wird es in der Zukunft entscheidend sein, potenzielle und gewinnbringende Start-ups wie Alibaba frühzeitig zu erkennen und darin zu investieren. Die Chancen dafür stehen gut und im Falle eines zweiten Alibaba’s hätte das natürlich enorm positive Auswirkungen für den Konzern.

Risiken

Investment-Risiko – Part of the Game (1)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkung: mittel-hoch

Natürlich lief bei der SoftBank auch nicht immer alles wie geplant. Ein bekanntes Beispiel ist Wirecard. Hier wollte sich die SoftBank Group 2019 mit 5,60 %, sprich mit rund 900 Mio. EUR, am Unternehmen beteiligen. Zum Glück stieg man relativ schnell wieder aus. 

Eine weitere schlechte Erfahrung machte man mit WeWork. Der Büroflächenanbieter geriet durch die Corona-Krise massiv in die roten Zahlen und das bekam SoftBank als Investor natürlich ordentlich zu spüren. Auch bei dem bereits insolventen Finanzdienstleistungsunternehmen Greensill war man als Großinvestor mit dabei.

Gerade bei Risikokapitalgebern besteht immer das Risiko, ein Fehlinvestment einzugehen. Natürlich werden Unternehmen mehrmals ordentlich geprüft, jedoch kann immer etwas unvorhergesehenes passieren. Wir bei Wir Lieben Aktien sehen für die Zukunft eine mittlere Eintrittswahrscheinlichkeit eines schlechten Investments. Da zumeist erst ab 100 Mio. USD aufwärts in ein Unternehmen investiert wird, sehen wir dementsprechend auch mittlere bis hohe Auswirkungen.

Rückzug von der Börse – Mega-Buyout? (2)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel-hoch
Auswirkung: niedrig-mittel

Ist die SoftBank Group bald nicht mehr börsennotiert, wenn ja, welche Auswirkungen hat dies auf die Aktionär*innen, die derzeit in die SoftBank investiert haben?

Ein nicht unmögliches Szenario ist der Mega-Buyout durch SoftBank Gründer Masayoshi Son. Ende des letzten Jahres kamen immer mehr Meldungen, dass ein Rückzug von der Börse (z. B. durch einen sog. Squeeze-out) womöglich bevorstehen könnte. Vor allem als die Aktien im März aufgrund der Coronavirus-Pandemie einbrachen, begann Son lt. Bloomberg Gespräche mit Berater*innen und möglichen Kreditgebern über diese Pläne.

Eine erdenkliche Strategie würde der langsame, aber stetige Rückkauf von ausstehenden Aktien sein, ein sogenannter „slow-burn“-buyout. Dieser Prozess würde wahrscheinlich mehr als ein Jahr dauern, da SoftBank zuerst bestehende Vermögenswerte auflösen müsste, um die aufeinanderfolgenden Rückkäufe finanzieren zu können. Durch diesen langsamen Rückkauf von Aktien könnte die SoftBank natürlich auch immer zum Zeitpunkt fallender Kurse zugreifen.

Aufgrund der vermehrten Meldungen sehen wir mittlerweile diese Annahme als mittel bzw. hoch an. Die Auswirkungen für Aktionär*innen sind ebenfalls als hoch einzustufen. Diese wären u. a. der Verlust des Stimmrechts bei der Hauptversammlung sowie natürlich der Verlust der Dividendenzahlung. Aber logischerweise fällt auch die Beteiligung an sich weg. Zwar wird diese dann nicht wertlos ausgebucht, jedoch kann es sein, dass der Rückkaufpreis, welchen man erhält, deutlich kleiner ist als der, den man ursprünglich gezahlt hat. Dies ist vor allem dann ein Problem, wenn der Preis der SoftBank Aktie stärker einbricht. 

Burggraben

Die SoftBank Group hat durch ihre Größe und enorme Finanzierungsmöglichkeiten sicherlich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Risikokapitalgebern. Dadurch können höhere Risiken eingegangen und den kleineren Konzernen die besten Start-ups weggeschnappt werden. Mitbewerber kommen dadurch eventuell ins Straucheln. Aufgrund der Tatsache, dass die SoftBank als Kapitalgeber fungiert, besteht der große Vorteil, vor einem geplanten Börsengang eines bereits finanzierten Unternehmens, zusätzliche Anteile von diesem zu erwerben.

Auch die langjährige und umfangreiche Expertise, die sich dieser Konzern durch Erfolge sowie Misserfolge seit der Firmengründung im Jahre 1981 aneignen konnte, sehen wir als Alleinstellungsmerkmal.

Ebenso das Geschäftsmodell kann nicht so einfach von Konkurrenten übernommen werden. Hier wurde über Jahre mühevoll in risikoreiche Start-ups investiert, die, sobald sie profitabel wurden, im weiteren Verlauf in den operativen Bereich übernommen wurden und heute die Grundlage für einen stabilen Cashflow bilden.

Zudem hat die SoftBank mit dem Vision Fund 1 einen sehr erfolgreichen Fonds ins Leben gerufen. Bekannte Marken kombiniert mit einem starken Wachstum bilden diesbezüglich wohl am stärksten den Begriff „Burggraben“.

5. Charttechnische Trendeinordnung

Übersicht

Monatlich

Langfristig ist der Aufwärtstrend bei der SoftBank intakt und wird derzeit in einer normalen Abwärtsbewegung korrigiert. Erst das Unterschreiten von 2.610 JPY würde den Aufwärtstrend aus der aktuellen Perspektive beenden – dafür gibt es aber keinen Grund zur Annahme.

Wöchentlich

Im Wochen-Chart sehen wir, dass die aktuelle Korrektur die erste Abwärtsstruktur seit dem Corona-Tief (März 2020) ist. Mittelfristig ist dementsprechend ein Abwärtstrend aktiv, welcher übergeordnet aber eben nur eine gesunde Korrektur darstellt.

Täglich

Der Tages-Chart zeigt einen Abwärtstrend, der in den vergangenen Tagen etwas an Momentum verloren hat. Sollte die Aktie auf ein neues Verlaufstief rutschen, wird der Abwärtstrend erneut bestätigt. Die 7.027 JPY sind das Trendhoch und müssen für einen Trendwechsel überboten werden. Ein Anstieg über diese Marke ist somit als bullisch zu werten.

Aussicht

Solange der kurzfristige Abwärtstrend aktiv ist, visieren wir die tieferen Unterstützungszonen an. Besonders der Bereich von ca. 5.500 JPY bis 5.800 JPY ist besonders relevant und sollte zumindest eine Gegenreaktion hervorrufen. Wenn auch hier kein kurzfristiger Trendwechsel zustande kommt, ist die Region um das Hoch aus 2013 die wichtigste Anlaufstelle.
Sollten wir aber die 7.027 JPY überbieten, wird zumindest eine kurzfristige Aufwärtsbewegung eingeleitet.

In jeder der genannten Zonen besteht also ein gewisses Umkehrpotenzial. Dennoch muss beachtet werden, dass der langfristige Aufwärtstrend intakt ist und wir uns nur in einer Korrektur befinden. Sollte also tatsächlich noch eine tiefere Unterstützungszone angelaufen werden, so ist dies nicht dramatisch, sondern wahrscheinlich nur temporär.

6. Fazit

Die SoftBank Group, als derzeit größter Risikokapitalgeber der Welt, beeindruckt uns vor allem durch das harmonierende Geschäftsmodell aus Cashflow-Quellen und Start-up-Investitionen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 konnte SoftBank den größten Gewinn der Unternehmensgeschichte, ja sogar der Wirtschaftsgeschichte Japans, einfahren. Für die Zukunft wird jedoch der Gewinn als auch das EBIT, bei gleichbleibendem Umsatz, wieder leicht zurückgehen.

Die Vergangenheit hat uns bereits gezeigt, dass SoftBank durchaus in der Lage ist, ungeschliffene Diamanten unter den Start-ups zu erkennen und was noch entschwindender ist, natürlich frühzeitig darin zu investieren. Der Vision Fund 1 gilt als Aushängeschild des Unternehmens. Der Vision Fund 2, anfangs mit kleinen Startschwierigkeiten, ist bereits auf der Überholspur. Wermutstropfen für Anleger*innen an der Börse könnte natürlich der potenzielle Buyout durch Masayoshi Son sein. 

Aus der charttechnischen Perspektive befindet sich die SoftBank in einer gesunden Korrektur der letzten Aufwärtstrendbewegung. Dies ist ganz normal und sollte eher als Chance gesehen werden, um sich ggf. für den langfristigen Trend zu positionieren, falls man vom Konzern an sich überzeugt ist. In den gezeigten Zonen besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Wiederaufnahme der langfristigen Aufwärtstrendrichtung – vor allem die Zone von 5.500 JPY bis 5.800 JPY ist besonders relevant.

Autoren dieser Analyse:

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Christian Lämmle

"Markets are never wrong, only opinions are."
- Jesse Livermore

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