"Markets are never wrong, only opinions are."
- Jesse Livermore
AT&T ist ein US-amerikanischer Telekommunikationskonzern, der sich auch im Streaming-Geschäft etablieren wollte. Dieses Projekt wurde jüngst beendet und auch die erste Dividendenkürzung seit langer Zeit verkündet. Damit verliert das Unternehmen den Status als Dividendenaristokrat. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Dallas und die Marktkapitalisierung beträgt derzeit rund 210 Mrd. USD.
Seit der Ausbildung des Allzeithochs in 1999 befindet sich die Aktie in einer sehr langfristigen Korrekturphase. Aktuell ist AT&T wieder in einer Unterstützungszone angelangt.
Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 27.05.2021.
WKN/ ISIN | A0HL9Z/ US00206R1023 |
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Branche | Telekommunikation |
Einordnung nach Peter Lynch | Turnaround |
Marktkapitalisierung | 210,99 Mrd. USD |
Dividendenrendite | - |
KGV | -84,7 |
Firmensitz | Dallas (Texas, USA) |
Mit 78% Umsatzanteil ist dies mit Abstand der wichtigste und auch offensichtlichste Sektor von AT&T. Er beinhaltet drahtlose und drahtgebundene Lösungen, die das Unternehmen Kunden in den USA anbietet.
Dazu gehören klassische Telefonanschlüsse und Mobilfunkverbindungen, Internet- und Breitbandanschlüsse (ebenfalls z.T. für Telefonie), sowie das TV-Geschäft, welches auch Werbedienste umfasst.
Vor allem im TV-Geschäft sind die Kundenzahlen bedingt durch die Konkurrenz von Amazon Prime, Netflix etc. gesunken. Durch Preiserhöhungen konnte man hier jedoch den Umsatzrückgang ordentlich abschwächen. Als nachhaltig sehen wir dieses Vorgehen nicht an, vor allem weil Konkurrenten wie Amazon Kunden mit immer mehr Angeboten zu Dumping-Preisen locken.
Aktuell wird auch in 5G investiert, was später noch Potenzial für weitere Geschäftsfelder innerhalb der Sparte eröffnen soll.
Das ehemals eigenständige Unternehmen WarnerMedia (Fusion in 1989 aus Time Inc. und Warner Communications) wurde im Jahr 2018 von AT&T aufgekauft. WarnerMedia soll nun, nach jüngster Mitteilung von AT&T, in Zusammenarbeit (in Form einer Fusion) mit Discovery, eigenständig an die Börse gebracht werden. AT&T erhält 43 Milliarden USD und 71 % des neuen, noch unbenannten, Unternehmens. Der Jahresumsatz des neuen Unternehmens soll sich auf rund 41 Mrd. USD belaufen und so vor allem eine Konkurrenz für Netflix, Amazon Prime und Disney+ darstellen. Aktionäre von AT&T sollen nach derzeitigem Plan die Aktien anteilig und steuerfrei erhalten. Aktuell deckt der Tätigkeitsbereich mehrere Geschäftsmodelle ab. Die wichtigsten haben wir hier erklärt:
Warner Bros.
Dies ist ein Film- und Fernsehstudio in Burbank, Kalifornien. Es gehört zu den fünf größten Filmunternehmen in den Vereinigten Staaten (früher waren es sechs, bis zur Übernahme von 20th Century Fox durch die Walt Disney Group).
Zu bekannten Untergliederungen / Tochtergesellschaften von Warner Bros. gehören unter anderem DC Comics, Cartoon Network und AdultSwim.
CNN (Cable News Network)
CNN ist einer der wohl am bekanntesten US-amerikanischen Fernsehsender mit Sitz in Atlanta, Georgia. Der Fokus liegt vor allem auf weltweiten Nachrichten, Finanzen und Politik.
HBO (Home Office Box)
HBO ist ein Fernsehprogrammanbieter aus New York City. Der Konzern bietet Lizenzen an Eigenproduktionen in über 150 Ländern an. Eine der bekanntesten Produktionen des WarnerMedia-Tochterkonzerns ist Game Of Thrones.
Mit HBO Max spielt man auch beim Streaming Service mit. Aktuell sind 40 Millionen Abonnenten registriert, wobei viele dieser Kunden ehemalige TV-Kunden der Communications-Hauptsparte sind.
Das ist die eher unbedeutende Sparte, die sich auf sämtliche Dinge bezieht, die das Unternehmen außerhalb der USA anbietet.
Man bietet mit “Vrio” einen Videodienst über Satellitentechnologie, in Lateinamerika und der Karibik, an, sowie Equipment und Mobilfunkdienste in Mexiko.
Trotz teurer Übernahmen konnte AT&T in der Vergangenheit nicht mit kontinuierlich wachsenden Kennzahlen überzeugen. Der Umsatz wuchs pro Jahr mit knapp einem Prozent und betrug durch 2020 insgesamt 171 Mrd. USD. Der Rückgang des Umsatzes von 2019 auf 2020 war vor allem auf die Pandemie zurückzuführen.
EBIT und Konzerngewinn waren ebenfalls nicht beständig. 2020 betrug das EBIT lediglich 6,4 Mrd. USD. In 2019 betrug das EBIT noch knapp 28 Mrd. USD. Auch der Gesamtgewinn litt im Jahr 2020, da im gesamten Jahr ein Verlust von knapp 5,4 Mrd. USD in den Büchern stand. Die Rückgänge von EBIT und Konzerngewinn sind jedoch auf eine Wertminderung von Anlagen von AT&T zurückzuführen. Die Abwertung betrug in 2020 rund 18 Mrd. USD (2019: 1,45 Mrd. USD).
Zukünftig wird durch die Abspaltung des WarnerMedia-Bereichs ebenfalls kein Wachstum erwartet. Zwar wachsen in den Prognosen das EBIT und auch der Konzerngewinn recht stark, dies ist jedoch lediglich auf das sehr schwache Jahr 2020 zurückzuführen. Allgemein sind die Prognosen hier mit Vorsicht zu genießen, da die zukünftige Entwicklung ohne die Mediensparte nur äußerst schwer abzuschätzen ist.
Positiv ist zu erwähnen, dass das Geschäftsmodell relativ unzyklisch ist, da verhältnismäßig wenige Kunden kündigen (TV-Geschäft mal ausgeschlossen), weswegen der Umsatz recht konstant gehalten werden kann.
AT&T hat in der Vergangenheit jedoch nicht mit überragenden Managemententscheidungen geglänzt. Es wurden viele und vor allem teure Übernahmen getätigt, welche meistens nicht den Nutzen brachten, den man sich erhofft hatte. AT&T hatte zwischen 2015 und 2018 rund 175 Mrd. USD in die eigene Mediensparte investiert. Die Zukäufe waren in 2015 DirecTV für 67 Mrd. USD und 2018 TimeWarner für 108 Mrd. USD.
Das Problem ist, dass die Akquisitionen mit neuen Schulden bewältigt werden mussten. Ziel sollte es sein, AT&Ts Umsätze zu diversifizieren und sich so von Verizon und T-Mobile abzuheben. Es gelang nur äußerst mäßig, was sich dann auch im Nutzerschwund bemerkbar machte. Während die Dividende weiter in kleinen Etappen gesteigert wurde, wurden die Schulden nur bedingt bzw. durch Verkäufe des Portfolios geringer.
Insgesamt betragen die Nettoschulden in 2020 noch rund 147 Mrd. USD und damit knapp das 3-fache des EBITDAs (oder das 23-fache EBIT). Diese hohe Verschuldung machte sich vor allem bei dem Ausbau des 5G-Netzes bemerkbar. Während Konkurrenten wie Verizon den Ausbau vorantreiben, hängt AT&T hier noch deutlich hinterher. Zwar wird auch in 5G investiert, jedoch bei weitem nicht so viel wie besagte Konkurrenten. Grund ist, dass AT&T durch die hohe Verschuldung gehemmt ist und somit fast keine neuen Investitionen tätigen kann.
In 2021 soll nun der Medienbereich aus dem Unternehmen ausgegliedert werden. Zur Veranschaulichung haben wir die Entwicklung des Medienbereichs in den Jahren 2018 bis 2020 dargestellt. Die AT&T Aktionäre erhalten voraussichtlich steuerfrei einen Anteil des neuen Unternehmens. Zudem erhält AT&T wie im Geschäftsmodell beschrieben rund 43 Mrd. USD. Dieses Geld kann AT&T zum Tilgen der Schulden oder zum Ausbau des 5G Netzes nutzen.
AT&T wird sich durch die Abspaltung wieder vollumfänglich auf die eigene Kernkompetenz „Telekomunikation“ fokussieren. Durch das neue Geld kann mehr in 5G investiert werden und AT&T kann so auch zukünftig eine gute Konkurrenz zu T-Mobile und Verizon darstellen. Durch die Ausgliederung wird der Umsatz natürlich zurückgehen, weshalb das Management auch eine Dividendensenkung angekündigt hat. Die Ausschüttungsquote soll auf 40 % bis 43 % des freien Cash-Flows begrenzt werden. Dadurch wird eine Dividendenkürzung von ca. 40 % erwartet.
Die Ausschüttungsquote war schon vor dem Deal am Limit (bezogen auf den Gewinn je Aktie). Durch die nun wohl anstehende Ausgliederung musste die Dividende gekürzt werden, ansonsten hätte AT&T die Dividende aus der Substanz zahlen müssen. Dies wäre bei den trotzdem noch hohen Schulden nicht allzu lange gut gegangen.
Die Kürzung ist daher aus unserer Sicht keine sehr große Überraschung und noch lange kein großes Statement des Managements. Ein solches Statement hätte der Vorstand vor allem dann gegeben, wenn er die Dividende für einige Jahre auf 0 USD reduziert hätte. Damit hätte der Konzern signalisiert, dass er „All in 5G“ gehen oder allgemein die Schulden beseitigen möchte. Eine solche Botschaft hätten wir als äußerst spannendes Signal gewertet. So bleibt es jedoch mehr oder weniger eine „Pflicht-Entscheidung“, um nicht komplett den Anschluss zu verlieren. Es muss also abgewartet werden, ob sich der Deal für die Aktionäre von AT&T lohnt.
AT&T befindet sich auf sehr langfristiger Basis in einer Korrekturphase, welche mit der Dotcom-Blase begann. Langfristig ist ein Abwärtstrend aktiv, welcher die Aktie erneut in eine Unterstützungszone beförderte. Erst oberhalb von 39,70 USD findet wieder eine Trendumkehr in dieser Zeiteinheit statt. Ein Unterbieten des Tiefs bei 20,90 USD wäre als höchst kritisch zu beurteilen. Danach bleibt nur noch die Unterstützungszone über 18,85 USD.
Sollte sich die Aktie jedoch stabilisieren, so kann mittelfristig oberhalb von 33,88 USD eine Aufwärtsstruktur etabliert werden. Wenn sich diese durchsetzen kann und ein Aufwärtstrend bis an das Hoch bei 39,70 USD gelingt, so besteht die realistische Chance für eine Auflösung der Korrekturphase. Relevant ist dafür aber vor allem noch ein nachhaltiges Überbieten der 43,89 USD.
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