AstraZeneca Aktie Analyse

Der unterschätzte Pharma-Konzern?

 LSE: AZN – Analyse vom 06.08.2023
Von Jan Fuhrmann und Adrian Rogl

Astrazeneca Aktienanalyse Einleitungsbild

AstraZeneca Aktie jetzt kaufen? | Aktienanalyse | WKN: AZNCF | ISIN: GB0009895292 | Ticker: AZN (LSE)

In unser vorletzten Analyse ging es um Pfizer – dem nach Umsatz zweitgrößten Pharmakonzern der Welt aus den Vereinigten Staaten und einem wichtigen Player in der COVID-19-Pandemie. Diese Analyse ist einem Pharmakonzern von der anderen Seite des Atlantiks gewidmet, den Pfizer außerdem 2014 versuchte zu übernehmen: AstraZeneca mit Sitz in Cambridge, Vereinigtes Königreich.

AstraZeneca ist durch die COVID-19 Pandemie der breiten Masse bekannt geworden. Durch den Impfstoff Vaxzevria, welcher unter anderem in Zusammenarbeit mit der University of Oxford entstand, bekam der Konzern 2020 globale mediale Aufmerksamkeit, ist aber schon seit Jahren unter den Top-Pharmakonzernen dieser Welt. Alleine im Jahr 2021 war der Konzern auf Platz 10 mit 37,42 Mrd. USD Umsatz. In dieser Analyse wollen wir einen genaueren Blick auf das Unternehmen werfen, was seinen Hauptsitz in der selben Stadt hat, in der sich auch eine der renommiertesten Universitäten der Welt befindet.

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Kapitel
Timestamp
Einleitung, Historie, Werte und Nachhaltigkeit, Aktionärsstruktur
00:00:00
Geschäftsmodell, Burggraben und Geschäftsführung​
00:10:10
Fundamentale Kennzahlen
00:22:07
Branchenanalyse & Konkurrenzvergleich
00:32:33
Chancen und Risiken, Unsere Bewertung, Technische Analyse
00:48:59

Kurzportrait

AstraZeneca ist spätestens seit der Corona-Pandemie der breiten Masse bekannt. Nichtsdestotrotz gehörte das Unternehmen schwedischer und britischer Abstammung auch schon vorher zu den größten Pharma-Konzernen weltweit.

Neben dem bekannten COVID-19-Impfstoff, den AstraZeneca zusammen mit der Oxford-Universität entwickelte, war das Unternehmen (bzw. die Vorgänger) auch in der Vergangenheit für bedeutende Errungenschaften verantwortlich. Dazu zählt u. a. ein weit verbreitetes Medikament zur Senkung des Cholesterinspiegels und ein Medikament zur Behandlung von Refluxkrankheiten.

Verglichen mit anderen Platzhirschen aus der Branche konnte die Aktie in den letzten Jahren mit einer deutlich dynamischeren Entwicklung überzeugen. Damit einhergehend ist somit auch die Outperformance jeglicher Konkurrenten. Zuletzt rutschte die Aktie ab und konnte sich wieder etwas fangen – harttechnisch steht sie nun am Scheideweg.

Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 05.08.2023.

WKN/ISIN
886455/GB0009895292
Branche
Gesundheitswesen
Peter Lynch Einordnung
Average Grower
Fundamentales WLA-Rating
?/10
Technisches WLA-Rating
?/10
Porters Burggraben-Rating
?/25
Marktkapitalisierung
168,76 Mrd. GBP
Dividendenrendite
2,09 %
KGV
34,91
Firmensitz
Cambridge (Großbritannien)
Gründungsjahr
1999 (Fusion)
Mitarbeiter
83.500
WKN/ISIN
886455/GB0009895292
Branche
Gesundheitswesen
Peter Lynch Einordnung
Average Grower
Fundamentales WLA-Rating
9/10
Technisches WLA-Rating
9/10
Porters Burggraben-Rating
17/25
Marktkapitalisierung
168,76 Mrd. GBP
Dividendenrendite
2,09 %
KGV
34,91
Firmensitz
Cambridge (Großbritannien)
Gründungsjahr
1999 (Fusion)
Mitarbeiter
83.500

Inhaltsverzeichnis

1. Das Unternehmen AstraZeneca

Historie von AstraZeneca

Gründung und Nobelpreisträger

Die Historie von dem heutigen Konzern AstraZeneca begann bereits 1913, als Astra in Schweden gegründet wurde. 1926 fand Imperial Chemical Industries (ICI) in Großbritannien seinen Start, woraus später die Zeneca Group gegründet wurde.

Eine bedeutende Entwicklung erfolgte 1946, als Astra den Nobelpreis-Gewinner E. B. Chain engagierte, um Penicillin zu entwickeln. Chain erhielt 1945 seinen Nobelpreis in Physiologie oder Medizin für die Aufklärung der Wirkung bei verschiedenen Infektionskrankheiten und der chemischen Struktur des Penicillins. Später, in den Jahren 1979 und 1980, trennte sich Astra endgültig von pharmafremden Geschäftsbereichen.

Bei ICI Pharmaceuticals ging die Forschung auch immer weiter voran, so erhielt der Mitarbeiter Sir James W. Black 1988 den Nobelpreis in Physiologie oder Medizin für die Entwicklung der als Arzneimittel genutzten Betablocker und H2-Antihistaminika.

Fusion von Astra und Zeneca

Ein entscheidender Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens war die Fusion von Astra und der Zeneca Group PLC im Jahr 1999. In den folgenden Jahren gelang es AstraZeneca, die Therapien für fortgeschrittenen Brustkrebs, Eierstockkrebs, Lungenkrebs, Stoffwechsel- und Atemwegserkrankungen entscheidend voranzubringen. Zwischen 2005 und 2007 erwarb AstraZeneca die Unternehmen KuDOS, Arrow und MedImmune und stieg damit in die Biotechnologie ein.

Zusätzlich zur internen Entwicklung erweiterte der Konzern 2009 die Indikationsgebiete um Diabetes und Lungenkrebs. Im Jahr 2011 reichte AstraZeneca als erstes Unternehmen seine Produkte unter den neuen Kriterien zur Nutzenbewertung durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) ein.

Allianz und Akquisitionen

Durch die Allianz zwischen AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb 2013 konnten fünf Produkte für eine moderne Therapie des Typ-2-Diabetes angeboten werden. In den nächsten sechs Jahren wurden insgesamt zwölf Medikamente mit dem neuem Wirkstoff eingeführt. 2014 erwarb AstraZeneca die Rechte an der Atemwegssparte des spanischen Pharmaunternehmens Almirall und die Diabetessparte von Bristol-Myers Squibb. 2016 folgte der Erwerb der Atemwegssparte von Takeda Pharmaceutical.

Neue Medikamente

Im Jahr 2020 wurden neue Medikamente von AstraZeneca zur Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung sowie zur Therapie bei Herzinsuffizienz, Eierstock-, Prostata-, Bauchspeicheldrüsen- und nicht kleinzelligem Lungenkrebs zugelassen. Eine bedeutende Errungenschaft war auch die Zulassung des in Kooperation mit der Universität Oxford entwickelten Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 durch die EU-Kommission. Im Juli 2021 übernahm AstraZeneca die amerikanische Biotechfirma Alexion.

Im Jahr 2022 wurden elf neue Medikamente in den Kernbereichen Biopharmazie (Herz-Kreislauf, Nieren und Stoffwechsel, Atemwege und Immunologie, Impfstoffe und Immuntherapien), Onkologie und seltene Erkrankungen für den deutschen Markt zugelassen bzw. haben eine Zulassungserweiterung erhalten. Darunter befindet sich auch ein neues Medikament im Bereich systemischer Lupus Erythematodes, einer Autoimmunerkrankung, und für eine langwirksame Antikörperkombination zur Präexpositions-Prophylaxe von COVID-19 in breiten Bevölkerungsgruppen.

Vision, Werte und Nachhaltigkeit bei AstraZeneca

Vision

AstraZeneca bekennt sich zu den Patienten.

Die Vision für die Patienten besteht darin, die Gesundheitserfahrung und Ergebnisse zu liefern, die den Menschen am meisten am Herzen liegen, damit sie ein erfülltes Leben genießen können.

Alles, was das Unternehmen tut, soll darauf abzielen, das Leben von Menschen mit Krankheiten und Erkrankungen zu verbessern. Die Entscheidungen, die im gesamten Patientenerlebnis getroffen werden, basieren darauf, was den Menschen am wichtigsten ist.

Werte

Das Handeln des Unternehmens basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Neugierde soll gefördert werden und Innovationen in der Forschung werden angestrebt. Durch kreative Zusammenarbeit mit Partnern sollen stets die Grenzen der Wissenschaft erweitert werden.

Die Bedürfnisse der Patienten stehen im Mittelpunkt des Unternehmens. AstraZeneca ist stolz darauf zu versuchen, den Patienten uneingeschränkt zu helfen und ihre Belange in jeder Entscheidung zu berücksichtigen. Eine sorgfältige Berücksichtigung der vielfältigen Bedürfnisse unterschiedlicher Patientengruppen ist von hoher Bedeutung.

AstraZeneca verfolgt das Ziel, erfolgreich zu sein. Es werden entscheidende und zielgerichtete Maßnahmen ergriffen, um Durchbrüche zu erzielen. Dabei wird großen Wert darauf gelegt, hochleistungsfähige, inklusive und diverse Teams aufzubauen, die eng und kooperativ im gesamten Unternehmen zusammenarbeiten.

Integrität ist von besonderer Bedeutung. Das Unternehmen übernimmt Verantwortung für sein Handeln und für den Erfolg von AstraZeneca. Offene und ehrliche Kommunikation ist die Grundlage, um eine Umgebung zu schaffen, in der es für alle sicher ist, die Meinung frei äußern zu können.

Das Unternehmen fördert eine unternehmerische Kultur. Mut und Widerstandsfähigkeit befähigen dazu, kluge Risiken einzugehen und auf Chancen schnell zu reagieren. Es wird sich mit Dringlichkeit für effiziente Arbeitsabläufe eingesetzt, um Ziele zu erreichen.

Nachhaltigkeit

AstraZeneca verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Nachhaltigkeit. Die Überzeugung besteht darin, dass die Wissenschaft eine nachhaltige Zukunft für die Menschen, die Gesellschaft und den Planeten schaffen kann. Das klare Ziel ist die Entwicklung lebensverändernder Medikamente, während gleichzeitig der Planet geschützt wird. Es besteht Entschlossenheit, die Grenzen der Wissenschaft kontinuierlich zu erweitern.

Als globales Unternehmen wird die Verantwortung für die Bewältigung der dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel, Zugang zur Gesundheitsversorgung und Krankheitsprävention, ernstgenommen. Dabei wird auf die transformative Kraft der Wissenschaft und Innovation sowie die weltweite Reichweite gesetzt, um einen positiven Einfluss auf Gesellschaft, Gesundheitssysteme und die Umwelt auszuüben. Dieser Ansatz beginnt beim Unternehmen, hat aber Auswirkungen auf jeden Menschen, überall.

Nachhaltigkeit wird in sämtlichen Unternehmensbereichen verankert – von der Forschung bis zur Patientenversorgung – und trägt dazu bei, die Gesundheitssysteme zu stärken, um sie zugänglicher und widerstandsfähiger zu machen.

Die Nachhaltigkeitsstrategie beruht auf drei zentralen Prioritäten:

Zugang zur Gesundheitsversorgung:
Durch die Steigerung des Zugangs zu lebensrettenden Behandlungen, die Förderung von Präventionsmaßnahmen und die Stärkung der Gesundheitssysteme weltweit wird sich für eine bessere Gesundheitsversorgung eingesetzt.

Umweltschutz:
Mit dem Ziel, die Klimakrise zu bewältigen, wird eine Reduktion der Treibhausgasemissionen (Scope 1 und 2) um 59,30 % zwischen 2015 und 2022 angestrebt. Zudem wird der ökologische Fußabdruck verwaltet und in den Schutz der Natur und der Biodiversität investiert.

Ethik und Transparenz:
Es wird für die Förderung und Gewährleistung eines ethischen, transparenten und inklusiven Verhaltens sowohl innerhalb der Organisation als auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette gesorgt.

Die bisherigen Erfolge beinhalten:
Mehr als 44,63 Mio. Menschen wurden durch Zugangsprogramme zur Gesundheitsversorgung erreicht. 49,50 % der Führungspositionen im mittleren Management sind von Frauen besetzt (Stand: Ende Dezember 2022).

Aktionärsstruktur von AstraZeneca

Unter den Top-10-Aktionären von AstraZeneca finden sich bekannte Investmenthäuser wie Capital Research & Management, Vanguard, BlackRock, Fidelity und T. Rowe Price. Jedoch hält nur das erst genannte Investmenthaus Capital Research & Management mehr als 5,00 % (5,85 %) der Anteile des Unternehmens. Wellington ist mit einem prozentualen Wert von 4,27 % in der Nähe an der Grenze. Die restlichen Unternehmen liegen zwischen 1,07 % und 3,33 %.

Geschäftsmodell von AstraZeneca

Allgemein

Das Geschäftsmodell von AstraZeneca entspricht dem eines klassischen Pharmaunternehmens. AstraZeneca verfügt als etablierter Pharmakonzern über ein sehr breites Spektrum an Medikamenten und Wirkstoffen. Das Geschäftsmodell besteht darin, neue Wirkstoffe zu erforschen, diese zu testen und dann zu vermarkten und weiter zu optimieren. Dabei ist AstraZeneca in fünf medizinischen Hauptbereichen tätig: Onkologie (Krebstherapie), Atemwege & Immunologie, Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen, Impfstoffe und Immunologie, seltene Erkrankungen aktiv. Alles andere fällt unter „andere Krankheitsbereiche“.

Vor allem mit den Medikamenten Tagrisso, Imfinzi und Lynparza war AstraZeneca in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Bei allen handelt es sich um Medikamente gegen Krebs. Tagrisso ist ein Medikament zur Behandlung von bestimmten Formen von fortgeschrittenem, oder metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs. Es wird speziell bei Patienten eingesetzt mit EGFR-Mutationen, die das Wachstum und die Ausbreitung von Krebszellen beschleunigen. Imfizi ist für Patienten entwickelt worden, bei denen eine Krebserkrankung bereits im fortgeschrittenen Stadium besteht. Das Medikament weist gute Erfolge bei der Lebensverlängerung von Patienten auf, bei denen Strahlen- und Chemotherapien keine ausreichende Wirkung mehr gezeigt haben. Lynparza wurde in Zusammenarbeit mit Merck & Co. entwickelt. Dabei handelt es sich um einen PARP-Inhibitor, der zur Behandlung bestimmter Formen von Eierstockkrebs, Brustkrebs oder Prostatakrebs eingesetzt wird. PARP-Indikatoren zielen auf ein Enzym ab, welches eine wichtige Rolle bei der Reparatur von DNA-Schäden spielt. Durch die Hemmung dieses Enzyms werden bestimmte Krebszellen anfälliger für Schäden und den Zelltod.

Kernbereiche

Die erfolgreichsten Medikamente von AstraZeneca sollten uns schonmal einen ersten Einblick in die Welt des Konzerns verschafft haben. Wie bei vielen Pharmazieunternehmen ist auch bei AstraZeneca die Behandlung von Krebs (Onkologie) einer der wichtigsten Kernkompetenzen. Die übrigen haben wir oben bereits besprochen, wollen jetzt aber nochmal einen genaueren Blick auf jeden der Bereiche werfen. Neben den unten genannten Hauptbereichen gibt es noch andere Bereiche, in denen AstraZeneca tätig ist. Diese könnten verschiedene therapeutische Bereiche oder Produktkategorien umfassen, die nicht explizit in den Hauptkategorien aufgeführt sind.

Medizinische Bereiche in denen AstraZeneca aktiv ist
Abb. 1: Medizinische Bereiche in denen AstraZeneca aktiv ist.
Onkologie

AstraZeneca ist eines der führenden Unternehmen in der Krebstherapie. Einige der erfolgreichsten Medikamente in diesem Bereich haben wir bereits oben besprochen. Das Unternehmen besitzt ein weitreichendes Portfolio an Medikamenten zur Behandlung verschiedener Krebsarten. Dazu gehören Medikamente wie Tagrisso (Osimertinib) für nicht-kleinzelligen Lungenkrebs mit EGFR-Mutationen, Lynparza (Olaparib) für Brustkrebs, Eierstockkrebs und Prostatakrebs mit bestimmten Genmutationen, Imfinzi (Durvalumab) für verschiedene Formen von Lungenkrebs und Blasenkrebs, und weitere innovative Therapien, die sich noch in der Entwicklung befinden

Atemwege und Immunologie

Dieser Bereich umfasst Medikamente, die sich mit Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sowie Immunologie und Entzündungskrankheiten befassen. Ein bekanntes Medikament in diesem Bereich ist Symbicort (Budesonid/Formoterol), das zur Behandlung von Asthma und COPD eingesetzt wird. AstraZeneca investiert weiterhin in die Erforschung und Entwicklung von Therapien, die das Leben von Menschen mit Atemwegserkrankungen verbessern können.

Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen

In diesem Bereich konzentriert sich AstraZeneca auf Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und koronarer Herzkrankheit. Medikamente wie Farxiga (Dapagliflozin) sind ebenfalls Teil dieses Segments und werden zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Herzinsuffizienz eingesetzt. Das Unternehmen ist bestrebt, innovative Lösungen für die Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln.

Impfstoffe und Immunologie

Neben der Entwicklung von Medikamenten konzentriert sich AstraZeneca auch auf die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen. Das Unternehmen hat eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Impfstoffen gespielt, insbesondere im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Der von AstraZeneca entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf einer viralen Vektorplattform und hat weltweit eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie gespielt.

Seltene Erkrankungen

AstraZeneca widmet sich auch der Erforschung und Entwicklung von Therapien für seltene Erkrankungen, die oft eine große medizinische Bedürftigkeit haben und für die es nur begrenzte Behandlungsoptionen gibt. Das Unternehmen arbeitet daran, innovative Therapien zu entwickeln, um das Leben von Patienten mit seltenen Erkrankungen zu verbessern.

Pipeline

Wie bei jeder Analyse, die wir zu einem Unternehmen in der Pharmabranche machen, schauen wir uns natürlich auch bei AstraZeneca die Pipeline an. Es ist immer wichtig zu sehen, welche und wie viele Wirkstoffe ein Unternehmen derzeit besitzt und wie viele in Zukunft dazukommen könnten. Auch wenn AstraZeneca inzwischen eine Größe erreicht hat, bei der ein oder zwei Fehlschläge in der Pipeline nicht den finanziellen Ruin bedeuten, ist es für uns als Investoren dennoch wichtig, diese im Auge zu behalten.

Den klassischen Weg, den ein Medikament, bzw. ein Wirkstoff gehen muss, bevor er beim Endnutzer landen darf, haben wir in vergangenen Pharma-Analysen bereits erklärt. Ein Medikament muss den präklinischen Bereich durchlaufen und kann dann in den Phasen der klinischen Studien an Menschen getestet werden. Hat der Wirkstoff dort Erfolg, kann eine Zulassung beantragt werden.

Entwicklungsstadien für Medikamente und Wirkstoffe bei Astrazeneca
Abb. 2: Entwicklungsstadien für Medikamente und Wirkstoffe

Ende Juli 2023 hatte AstraZeneca insgesamt 172 Projekte in der Pipeline. Die meisten Wirkstoffe entfielen dabei auf den Bereich Onkologie. AstraZeneca unterteilt dabei klassisch wie wir in der Grafik zuvor erklärt haben in die klinischen Phasen I – III, hat aber noch eine sogenannte „LCM-Phase“. Dabei handelt es sich um die sogenannte „Life-Cycle-Management“-Phase. LCM bezieht sich auf die strategische Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die darauf abzielen, den gesamten Lebenszyklus eines Arzneimittels zu optimieren. Dies umfasst die kontinuierliche Verbesserung des Arzneimittels, um seine Wirksamkeit, Sicherheit oder Verabreichung zu verbessern. Es beinhaltet auch die Erweiterung der Indikationen oder Anwendungsgebiete eines bereits zugelassenen Medikaments, um neue Märkte oder Patientengruppen zu erreichen. LCM ist entscheidend, um den Wert eines Arzneimittels über die gesamte Laufzeit hinweg zu maximieren und die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt aufrechtzuerhalten.

Wir müssen hier also vorsichtig sein, denn bei LCM-Projekten kann es sich um Wirkstoffe handeln, die bereits seit Jahren auf dem Markt sind oder die nur leicht abgewandelt werden. Auch leichtere Änderungen eines Medikamentes müssen die Testphasen durchlaufen. Trotzdem besitzt AstraZeneca derzeit ausreichend NMEs „New Molecular Entitys“, also Medikamente mit komplett neuen chemischen Strukturen in der Pipeline. Aktuell sind es insgesamt 14 NMEs in der Endphase (Phase III) und eine weitere im Zulassungsprozess.  

Aktuelle Pipeline von Astrazeneca
Abb 3: Aktuelle Pipeline von AstraZeneca

Burggraben von AstraZeneca

Einleitung

In unserer Analyse zu Pfizer sind wir bereits auf verschiedene Faktoren eingegangen, die den Burggraben eines etablierten Pharmaunternehmens begünstigen. Von diesen kann auch AstraZeneca profitieren, denn das Unternehmen verfügt über ein ebenso diversifiziertes Produktportfolio, welches zahlreiche Arzneimittel in fünf verschiedenen Therapiebereichen beinhaltet. Mit aktuell 85 Medikamenten belegt AstraZeneca den weltweit sechsten Platz in Bezug auf die Menge an verschiedenen Produkten. Bis zum Ende des Jahrzehnts will der Pharmakonzern 15 weitere Arzneimittel auf den Markt bringen, weshalb mit einer weiteren Diversifizierung des operativen Geschäfts zu rechnen ist. Genau wie andere Player der Branche setzt auch AstraZeneca in diesem Kontext auf strategische Akquisitionen.

Pharma Aktien im Vergleich zu Astrazeneca Aktie
Abb. 4: Pharmaunternehmen nach Anzahl der Arzneimittel

Eine hohe Bekanntheit sowie eine gute Reputation sind für den Erfolg eines Unternehmens in der Pharmaindustrie unerlässlich. Daher haben wir bereits in unserer Analyse zu Pfizer die Markenwerte von führenden Playern der Branche betrachtet. Hier kann AstraZeneca laut Brand Finance mit einem aktuellen Markenwert immerhin den vierten Platz für sich beanspruchen.

Pharma Aktien Markenwert im Vergleich zur AstraZeneca Aktie
Abb. 5: Markenwerte der wertvollsten Pharmaunternehmen
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Porters Five Forces

Nachstehend die Branchenstrukturanalyse nach Michael E. Porter. Diese dient der Einordnung von externen Kräften, welche auf die Unternehmen einer Branche einwirken. Unsere Skala reicht hierbei von 0 bis 5. Je besser AstraZeneca aufgestellt ist, desto höher ist die Punktzahl, welche wir vergeben.

Externe Kraft
Stärke
Begründung
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern
2/5
Obwohl AstraZeneca als etablierter Pharmakonzern über eine beachtlichen Produktpalette sowie eine hohe Kompetenz im Forschungs- und Entwicklungsbereich verfügt, ist die Rivalität unter bestehenden Mitbewerbern als eher hoch zu bewerten. Zu den Konkurrenten gehören nämlich eine Vielzahl an global agierenden Playern, welche über ebenso starke Burggräben verfügen. Daher vergeben wir lediglich 2 von 5 Punkte.
Bedrohung durch neue Wettbewerber
5/5
Dass neue Wettbewerber in Teilbereiche der Pharmaindustrie eindringen und Erfolge feiern, ist nicht auszuschließen. Dennoch ist es als äußerst unwahrscheinlich zu bewerten, dass Start-ups in den kommenden Jahren für AstraZeneca und Co. zu einer erheblichen Bedrohung heranwachsen, was in erster Linie mit den diversifizierten Produktportfolios sowie den erheblich stärkeren Kapazitäten im Bereich der Forschung und Entwicklung der bestehenden Mitbewerber zu begründen ist.
Verhandlungsmacht der Lieferanten
3/5
Um Arzneimittel herstellen zu können, bezieht AstraZeneca zahlreiche Rohstoffe von verschiedenen Lieferanten. Den Geschäftsberichten des britisch-schwedischen Pharmakonzerns ist keine Abhängigkeit von einzelnen Zulieferern zu entnehmen, sodass wir die Verhandlungspositionen der beiden Parteien als ausgeglichen bewerten und 3 von 5 Punkte vergeben. Denn eine reibungslose Zusammenarbeit dürfte von beiderlei Interesse sein.
Verhandlungsmacht der Kunden
3/5
AstraZeneca verkauft seine Arzneimittel an verschiedene Kunden wie Groß- und Einzelhändler. Der größte Abnehmer war im vergangenen Geschäftsjahr für etwas mehr als ein Zehntel der Einnahmen von AstraZeneca verantwortlich. Andernfalls ergibt sich, insbesondere im Vergleich zu Pfizer, keine erhebliche Abhängigkeit von einzelnen Kunden, sodass wir die Verhandlungspositionen auch hier als ausgeglichen einstufen. Hierfür spricht auch die stabile bis steigende Bruttomarge des Unternehmens.
Bedrohung durch Ersatzprodukte
4/5
Der demographische Wandel und die fortlaufende Alterung der Menschheit stellt einen Megatrend dar und wird aller Voraussicht nach dafür sorgen, dass die Nachfrage für Arzneimittel auch in Zukunft steigen wird. Dementsprechend scheint es zunächst sehr unwahrscheinlich, dass ein oder mehrere Ersatzprodukte entwickelt werden, welche das Potenzial besitzen, die Medikamente von AstraZeneca grundsätzlich abzulösen. Dennoch vergeben wir für diese externe Kraft nur 4 Punkte, denn wie bereits in unserer Analyse zu Pfizer beschrieben, stellen auch Generika eine Art Ersatzprodukt dar, welche unter Umständen Einfluss auf das Geschäft von AstraZeneca nehmen können.
Burggraben Rating von AstraZeneca
Abb. 6: In Porters Burggraben-Rating erzielt AstraZeneca 17 von 25 Punkte.

Geschäftsführung

Pascal Soriot

Soriot ist seit Oktober 2012 Mitglied des Vorstands und CEO des Unternehmens. Durch seine Leidenschaft für Wissenschaft und Medizin sowie umfangreiche Erfahrung in etablierten und aufstrebenden Märkten zeichnet er sich aus. Seine Stärken liegen laut dem Unternehmen im strategischen Denken, in einem erfolgreichen Track Record beim Management von Veränderungen und der Umsetzung von Strategien sowie in der Fähigkeit, eine vielfältige Organisation zu führen.

Vor seiner Tätigkeit bei AstraZeneca war Soriot von 2010 bis September 2012 Chief Operating Officer (COO) der Pharmasparte von Roche. Davor war er CEO von Genentech, einem Unternehmen für Biologika. Er leitete hier die erfolgreiche Fusion mit Roche. Soriot stieg 1986 in die pharmazeutische Industrie ein und hatte in zahlreichen großen Unternehmen weltweit Führungspositionen inne.

Er ist Doktor der Veterinärmedizin (École Nationale Vétérinaire d’Alfort, Maisons-Alfort, Frankreich) und hält einen MBA der HEC Paris.

Soriot wurde für seine Verdienste um die britische Life-Science-Branche und seine Führungsrolle bei der globalen Reaktion auf die COVID-Pandemie in den Queen’s Birthday Honours 2022 von der britischen Königin zum Ritter geschlagen.

Neben seiner Tätigkeit bei AstraZeneca ist Soriot auch im Vorstand von Sustainable Markets Initiative Limited vertreten.

CEO-Vergütung

2022 erhielt der CEO Soriot ein Grundgehalt von 1,37 Mio. GBP und Zuschüsse von 15,32 Mio. GBP. Der Hauptteil der Vergütung entstand durch die jährlichen Boni, die an die Leistungen des gesamten Unternehmens gekoppelt sind.

2021 belief sich das Grundgehalt auf 1,33 Mio. GBP und insgesamt erhielt er 15,74 Mio. GBP.
2020 war das Grundgehalt 1,29 Mio. GBP, insgesamt erhielt er hier 15,93 Mio. GBP.

CEO von AstraZeneca
Abb. 7: Pascal Soriot

2. Fundamentale Analyse zu AstraZeneca

Kennzahlen von AstraZeneca

Aktienfinder
Aktienfinder

Die Prognosen aus diesem Abschnitt werden vom Aktienfinder zur Verfügung gestellt.

Umsatz

Entwicklung

Zwischen 2010 und 2018 verzeichnete AstraZeneca unter Schwankungen einen nicht unerheblichen Umsatzrückgang, welcher u. a. mit dem Verlust der Exklusivität verschiedener Produkte im Kontext auslaufender Patentrechte zu begründen ist. Seitdem ist es AstraZeneca jedoch gelungen, auf den Wachstumspfad zurückzukehren: Innerhalb der letzten fünf Geschäftsjahre konnte das britisch-schwedische Pharmaunternehmen die Umsätze von 22,09 Mrd. USD auf 44,35 Mrd. USD steigern, was einem durchschnittlichen Zuwachs von 19,04 % pro Jahr entspricht.

Dieses Wachstum fußt auf mehreren Faktoren. Zum einen konnte AstraZeneca von der Einführung zahlreicher Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen profitieren und die entsprechenden Erlöse im vorliegenden Zeitraum mehr als verdoppeln. Hervorzuheben ist außerdem die Beschleunigung der Umsatzentwicklung ab 2021, welche auf zwei Einmaleffekte zurückzuführen ist. Zum einen akquirierte AstraZeneca Alexion, ein Unternehmen welches sich auf seltene Krankheiten spezialisiert hat. Darüber hinaus wurde in Kooperation mit der University of Oxford der Impfstoff gegen COVID-19 auf den Markt gebracht.

Die beiden Sondereffekte, welche zur beschriebenen Beschleunigung der Umsatzentwicklung führten, werden sich in Zukunft nicht wiederholen lassen. Dennoch zeigen sich sowohl die Analysten als auch die Unternehmensführung von AstraZeneca recht optimistisch für die kommenden Geschäftsjahre. Demnach könnte der Pharmakonzern in 2025 bereits 54,07 Mrd. USD erlösen, was einem durchschnittlichen Anstieg von 6,82 % pro Jahr entsprechen würde.

Umsatzentwicklung von AstraZeneca
Abb. 8: Umsatzentwicklung und -verteilung
Umsatzverteilung nach Segmenten

Die Einnahmen von AstraZeneca lassen sich den unterschiedlichen Therapiebereichen der verkauften Arzneimittel entsprechend strukturieren. Fast ein Drittel der Erlöse entfiel im vergangenen Geschäftsjahr auf den Bereich Onkologie, welcher sich mit Tumoren und Krebserkrankungen befasst. Zudem konnte das Segment zwischen 2018 und 2022 in Relation zum Konzerndurchschnitt ein überdurchschnittliches Wachstum aufweisen.

An zweiter Stelle folgt der Geschäftsbereich Cardiovascular, Renal & Metabolism, welcher für knapp ein Fünftel der Umsätze verantwortlich war. Wenngleich AstraZeneca innerhalb der letzten fünf Geschäftsjahre in absoluten Zahlen auch hier ein stetiges Wachstum erreichen konnte, nimmt die Relevanz des Segments tendenziell ab.

Die Plätze drei, vier und fünf gehen mit absteigender Relevanz an die Geschäftsbereiche Rare Disease, Respiratory & Immunology sowie Vaccines & Immune Therapies mit Umsatzanteilen zwischen 15,90 % und 10,68 %. Obwohl ersteres Segment erst seit der Übernahme von Alexion existiert, besitzt es bereits eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung für AstraZeneca.

Des Weiteren erwirtschaftete AstraZeneca zuletzt 3,05 % der Einnamen durch Kooperationen mit anderen Pharmaunternehmen, welche dem Segment „Collaboration Revenue“ zuzuordnen sind. Bspw. ist AstraZeneca in 2019 eine Allianz mit dem japanischen Pharmaunternehmen Daiichi Sankyo eingegangen, um ein Krebsmedikament zu entwickeln und zu vertreiben. Für die Umsätze, welche Daiichi Sankyo mit dem Arzneimittel generiert, fließen AstraZeneca eine Art Lizenzgebühren zu.

Umsatzverteilung nach Regionen

AstraZeneca vertreibt seine Arzneimittel in 130 Ländern auf der ganzen Welt. Das Unternehmen stellt im Rahmen seiner Geschäftsberichte eine äußerst detaillierte Umsatzverteilung nach Regionen zur Verfügung, denn jeder nationale Einzelmarkt, auf den mehr als 1,00 % der Erlöse entfallen, wird separat ausgewiesen. Aufgrund einer besserer Übersicht beschränken wir uns im Folgenden auf eine Betrachtung der wichtigsten Kontinente.

Demnach entfielen 44,24 % der gesamten Umsätze von AstraZeneca im vergangenen Geschäftsjahr auf Nord- und Südamerika, was die beiden Kontinente zum wichtigsten Absatzmarkt des Pharmaunternehmens macht. Allerdings muss in diesem Kontext hervorgehoben werden, dass fast 90,00 % der entsprechenden Erlöse den Vereinigten Staaten zuzuordnen sind.

An zweiter Stelle folgen Asien, Afrika und Australasien, welche gemeinsam für einen Umsatzanteil i. H. v. 28,65 % verantwortlich waren. Hier besitzen insbesondere China und Japan eine übergeordnete Bedeutung.

Mit 27,12 % ist Europa als Absatzmarkt für AstraZeneca nicht minder relevant. Hier verfügt das britisch-schwedische Pharmaunternehmen insbesondere im Vereinigten Königreich, Deutschland und Frankreich über eine bedeutende Präsenz.

EBIT und Konzerngewinn von AstraZeneca

Die operativen Ergebnisse und Konzerngewinne von AstraZeneca müssen im Folgenden differenziert betrachtet werden, denn für die operativen Ergebnisse des Pharmakonzerns konnten nur Schätzungen recherchiert werden, welche nicht den Rechnungslegungsgrundsätzen nach US-GAAP entsprechen. Um eine Vergleichbarkeit zu den historischen Zahlen herzustellen, haben wir ebenfalls die bereinigten operativen Ergebnisse herangezogen.

AstraZeneca bereinigt die operativen Ergebnisse um verschiedene Sondereffekte. Hierzu zählen in erster Linie Aufwendungen für die Restrukturierung einzelner Geschäftsbereiche, Abschreibungen von immateriellen Vermögenswerten sowie Kosten im Zusammenhang mit Akquisitionen. Um diese Effekte bereinigt, entwickelte sich das operative Ergebnis im vorliegenden Zeitraum analog zu den Erlösen von AstraZeneca und konnte stetig gesteigert werden. Mit einem durchschnittlichen Anstieg um 23,86 % pro Jahr lag das Wachstum zudem mehrere Prozentpunkte über dem Umsatzwachstum.

Die unbereinigten Nettoergebnisse schwankten zwischen 2018 und 2022 hingegen vergleichsweise stark. Während der Konzerngewinn in 2019 u. a. aufgrund einer höheren Steuerbelastung einen moderaten Rückgang verzeichnete, brach die Kennzahl in 2021 um 96,50 % ein, da AstraZeneca überdurchschnittliche Abschreibungen sowie hohe Kosten im Zusammenhang mit der Akquisition von Alexion zu verzeichnen hatte. Im vergangenen Geschäftsjahr hielten sich die Auswirkungen von Sondereffekten in Grenzen, sodass AstraZeneca mit 3,29 Mrd. USD den höchsten Nettogewinn im betrachteten Zeitraum ausweisen konnte. Demnach beläuft sich das historische Wachstum auf 11,14 % pro Jahr.

Den Prognosen entsprechend steht AstraZeneca, zumindest in einer kurz- bis mittelfristigen Betrachtung, eine vielversprechende Zukunft bevor. Denn während die bereinigten operativen Ergebnisse weiterhin stärker als die Umsätze ansteigen sollen, könnten sich die Nettoergebnisse überproportional erholen und sich in 2025 auf 10,76 Mrd. USD belaufen. Sollten die Prognosen eintreffen, so würden sich durchschnittliche Zuwächse um 13,71 % bzw. 48,46 % pro Jahr ergeben.

EBIT und Konzerngewinn von AstraZeneca
Abb. 9: EBIT und Konzerngewinn

Margen bei AstraZeneca

Für die Herstellung der Arzneimittel fallen verschiedene Aufwendungen an, welche bspw. den Bezug von Rohmaterialien, Energiekosten sowie die Vergütung von einzelnen Mitarbeitern beinhalten. Diese sind neben zu zahlenden Lizenzgebühren und Abschreibungen auf Produktionsanlagen den Umsatzkosten zuzuordnen, welche sich innerhalb der letzten vier Quartale auf 9,75 Mrd. USD beliefen. Zieht man diese von den Umsätzen ab, so lässt sich eine Bruttomarge i. H. v. 78,09 % ermitteln.

Die EBIT- und Nettomarge müssen aufgrund der zuvor beschriebenen Sondereffekte ebenfalls getrennt voneinander betrachtet werden. Die bereinigte operative Gewinnspanne von AstraZeneca konnte mit Ausnahme eines marginalen Rückgangs in 2021 im von uns betrachteten Zeitraum stetig gesteigert werden. Denn während der Pharmakonzern Dank der erfolgreichen Einführung neuer Produkte sowie der Übernahme von Alexion ein deutliches Umsatzwachstum erreichen konnte, stiegen die operativen Aufwendungen nach non-GAAP nur unterdurchschnittlich stark an. Zum Ende des letzten Geschäftsjahres ließ sich somit ein Rekordwert i. H. v. 30,10 % ermitteln.

Wie zu erwarten verzeichnete die Nettomarge im selben Zeitraum starke Schwankungen. Auch hier stechen die Geschäftsjahre 2019 und 2021 mit Rückgängen auf 5,47 % bzw. 0,30 % hervor. Während sich die Kennzahl in 2022 auf 7,41 % erholen konnte, liegt der historische Bestwert deutlich im zweistelligen Bereich. Die Analysten erwarten jedoch, dass sich AstraZeneca diesem zukünftig wieder annähern könnte. In 2025 soll sich die Nettogewinnspanne nämlich auf 19,90 % belaufen. Die operative Marge nach non-GAAP soll ebenfalls um mehrere Prozentpunkte gesteigert werden können.

Margen von AstraZeneca
Abb. 10: EBIT Marge und Gewinnmarge

Gewinn- und Verlustrechnung von AstraZeneca

In der folgenden Abbildung ist die Gewinn- und Verlustrechnung von AstraZeneca dargestellt. Diese Grafik zeigt allerdings keine bereinigten Zahlen, sondern die “Gesamtbetrachtung” und ist somit nur bedingt mit den vorherigen Kapiteln vergleichbar.

Gewinn und Verlustrechnung GuV von AstraZeneca
Abb. 11: Gewinn- und Verlustrechnung

Dividendenpolitik und Aktienrückkäufe bei AstraZeneca

Bis einschließlich 2012 konnte AstraZeneca ein vergleichsweise stetiges Dividendenwachstum vorweisen. Da das Unternehmen, wie zuvor beschrieben, seit dem Beginn des letzten Jahrzehnts mit stagnierenden bzw. rückläufigen Gewinnen zu kämpfen hatte, wurden die Gewinnbeteiligungen der Aktionäre in 2013 von 2,85 USD je Aktie auf 2,80 USD gesenkt. Dieses Niveau wurde bis 2020 beibehalten, denn in 2021 führte der Pharmakonzern eine Erhöhung auf 2,87 USD durch, um der positiven Entwicklung der (bereinigten) Gewinne Rechnung zu tragen.

Auch im vergangenen Geschäftsjahr wurde eine Anhebung auf 2,90 USD beschlossen, sodass sich für den historischen Zeitraum ein durchschnittlicher Anstieg um 0,88 % ermitteln lässt. Während sich zum Zeitpunkt dieser Analyse eine Dividendenrendite von 2,09 % bei einer Ausschüttungsquote von 72,86 % ergibt, erwarten die Analysten, dass sich der junge Trend steigender Dividenden in Zukunft fortsetzen wird und prognostizieren für 2025 eine Ausschüttung i. H. v. 3,26 USD je Aktie, wodurch ein Anstieg um 3,98 % pro Jahr zustande kommen würde.

Der Vorstand von AstraZeneca versucht im Rahmen der Ausschüttungspolitik die Interessen des Unternehmens sowie die Interessen der Aktionäre gleichermaßen zu berücksichtigen. In Anbetracht der bestehenden Verschuldung, der geplanten Investitionen in Forschung- und Entwicklung sowie der Etablierung einer progressiven Dividendenpolitik sieht die Unternehmensführung derzeit keinen Spielraum für Aktienrückkäufe. Dementsprechend stieg die Anzahl ausstehender Anteile in Folge von aktienbasierten Vergütungen sowie der Finanzierung von Übernahmen stetig um 2,36 % pro Jahr an. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen wird. 

Dividende pro AstraZeneca Aktie
Abb. 12: Entwicklung der Dividende und der Anzahl ausstehender Aktien

Historische Kennzahlen

KUV

Die Jahresschlusskurse von AstraZeneca sind zwischen 2018 und 2022 kontinuierlich angestiegen. Allerdings konnten diese Anstiege in fast jedem Jahr vom Umsatzwachstum kompensiert werden, sodass das Kurs-Umsatz-Verhältnis im betrachteten Zeitraum um den Mittelwert i. H. v. 4,84 schwankte. Auf diesen Wert beläuft sich das Multiple auch zum Zeitpunkt dieser Analyse. Da sich die Analysten in Bezug auf die zukünftige Entwicklung der Erlöse jedoch optimistisch zeigen, lässt sich für 2025 ein erwartetes KUV von 3,98 berechnen.

KGV

Da wir für die Berechnung der historischen und erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisse von AstraZeneca die unbereinigten Nettoergebnisse verwenden, ergeben sich im Vergleich zum Kurs-Umsatz-Verhältnis erhebliche Abweichungen. So verzeichnete das Multiple in 2019 und insbesondere in 2021 einen ungewöhnlich starken Anstieg, welcher mit den Auswirkungen der beschriebenen Sondereffekte zu begründen ist. Lässt man diese Jahre unberücksichtigt, so lässt sich ein Durchschnitt von 49,89 ermitteln. Während sich das KGV zum Zeitpunkt dieser Analyse auf 34,92 beläuft, könnte bis 2025 ein Rückgang auf 20,00 erfolgen.

KOCV

Bis einschließlich 2018 entwickelte sich der operative Cashflow von AstraZeneca analog zu den Umsätzen und sank in fast jedem Jahr. Allerdings ist es dem Pharmaunternehmen seitdem gelungen, auch diese Entwicklung umzukehren. Demnach stiegen die Mittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft innerhalb der letzten fünf Geschäftsjahre stark an, weshalb sich unterm Strich ein rückläufiges KOCV beobachten ließ. Während dieses mit 21,14 derzeit bereits unter dem Mittelwert von 31,97 liegt, ist anhand der Analystenschätzungen bis 2025 mit einem weiteren Rückgang auf 14,08 zu rechnen.

KUV und KGV der AstraZeneca Aktie
Abb. 13: Entwicklung von KUV, KGV und KOCV

Einordnung nach Peter Lynch der AstraZeneca Aktie

Wie im Rahmen des Abschnitts zur historischen und erwarteten Umsatzentwicklung beschrieben, hatte AstraZeneca bis einschließlich 2018 stagnierende bis rückläufige Erlöse und Gewinne zu verbuchen. Aufgrund der beschriebenen Erfolge in verschiedenen Therapiebereichen konnte das Pharmaunternehmen seitdem jedoch auf den Wachstumspfad zurückkehren und im von uns betrachteten Zeitraum die Erlöse und bereinigten operativen Ergebnisse in jedem Jahr steigern. Somit halten wir auch aufgrund der langfristigen Aussichten, welche einen durchschnittlichen Anstieg der Umsätze und Gewinne im mittleren bis hohen einstelligen Bereich vermuten lassen, eine Einordnung als Average Grower für angemessen.

Einordnung nach Peter Lynch der AstraZeneca Aktie
Abb. 14: AstraZeneca ist ein Average Grower.

Fundamentales Wir Lieben Aktien-Rating der AstraZeneca Aktie

Mit 9 von 10 möglichen Punkten erreicht AstraZeneca ein deutlich überdurchschnittliches Ergebnis in unserem fundamentalen Wir Lieben Aktien-Rating. Der Pharmakonzern erfüllt unsere Kriterien im Hinblick auf das historische und prognostizierte Wachstum der Umsätze, Gewinne und Margen sowie unsere Anforderungen in Bezug auf die Bewertung und die Verschuldung ohne Probleme. Lediglich der bedeutende Rückgang des unbereinigten EBITs um 79,54 % im Jahr 2021 führt zum Punktverlust.

Fundamentales Rating der AstraZeneca Aktie
Abb. 15: AstraZeneca erzielt im fundamentalen Rating für Average Grower 9 von 10 Punkte.

3. Konkurrenzvergleich und Branchenanalyse der AstraZeneca Aktie   

Allgemeine Infos über die Branche

Einordnung nach dem GICS

Zur besseren Einordnung definieren wir zuerst die Branche, basierend auf der zentralen Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Wir beziehen uns hierbei auf den Global Industry Classification Standard (kurz GICS), der zunächst den Sektor definiert, welcher sich wiederum in Industriegruppe, Industrie und Subindustrie unterteilen lässt.

GICS Einordnung der AstraZeneca Aktie
Abb. 16: Branchendefinition nach dem GICS

Pharmaziemarkt

Weltweite Umsatzentwicklung

Im ersten Schritt unserer Branchenanalyse zu AstraZeneca beschäftigen wir uns mit der weltweiten Umsatzentwicklung des Pharmaziemarktes. Betrachtet man die Zahlen beginnend von 2001, ergibt sich ein durchschnittlich jährliches Wachstum von 6,56 %, womit der Markt durchaus als ein schnellwachsender eingeordnet werden kann.

Der Bedarf nach entsprechend medizinischer Versorgung steigt in fast allen Teilen der Welt stark an. Aufgrund einer immer weiter steigenden Bevölkerungszahl, ist das Verlangen nach Produkten aus dem Pharmabereich aktuell so hoch wie noch nie zuvor.

Auf AstraZeneca wirkt sich dies natürlich positiv aus. Wichtig zu verstehen ist jedoch auch, dass die Möglichkeit des Profitierens dieser Branchenentwicklungen maßgeblich von dem Unternehmen selbst abhängen. Der Konkurrenzdruck ist enorm, der Konzern ist, wie die anderen Mitbewerber auch, darauf angewiesen, immer wieder neue Produkte vorzustellen, um entsprechend profitieren zu können.

Weltweiter Arzneimittel Umsatz
Abb. 17: Weltweiter Arzneimittelumsatz
Vergleich von Regionen

Beim Vergleich verschiedener Regionen im Zusammenhang mit dem Pharmaziemarkt fällt auf, dass gerade die USA diesen Markt dominiert. Auch die Steigerungen der Umsätze in den Jahren 2020, 2021 und 2021 sind im Schnitt mit 5,45 % pro Jahr der zweithöchste Wert. Lediglich die Schwellenländer können in diesem Zusammenhang mit 6,81 % nochmal ein weitaus größeres Wachstum vorweisen. Der Standort Europa konnte über die drei Jahre ein Wachstum von 4,81 % im Jahresdurchschnitt erzielen.

Bei Betrachtung der Umsätze nach Regionen von AstraZeneca kann man ein eher ausgewogenes Bild feststellen. Zwar sind die USA mit 40,00 % der wichtigste Standort, aber auch die Schwellenländer sind mit 26,00 % keinesfalls zu vernachlässigen. Man profitiert also von den Tendenzen in bereits entwickelten Ländern, aber auch in solchen, die bisher als Schwellenländer klassifiziert werden.

Arzneimittel Umsatz nach Region
Abb. 18: Arzneimittelumsatz nach Regionen

Therapiebereiche der Zukunft

Der langfristige Erfolg von Unternehmen im Pharmaziesektor ist maßgeblich davon abhängig, wie die Forschungsarbeit ist und ob sich der Konzern auf die richtigen Therapiebereiche spezialisiert. Aus diesem Anlass schauen wir uns nun an, welche Bereiche in der Zukunft die vielversprechendsten sein werden.

Insbesondere der Bereich der Onkologie, der sich mit Krebserkrankungen beschäftigt, sticht hervor. Im Jahr 2027 sollen die Ausgaben in diesem Bereich ganze 377,00 Mrd. USD betragen, wodurch ein klares Übergewicht zugunsten dieses Sektors erkennbar ist. Gerade das öffentliche Interesse an Behandlungen und Präventionen gegen Krebserkrankungen ist weiter steigend.

Schaut man sich die R&D-Pipeline des Konzerns selbst an, stellt man fest, dass auch AstraZeneca das Wachstum dieses Bereiches erkannt hat und insbesondere hierauf seinen Fokus legt. Das Unternehmen weist überaus viele Projekte im Bereich der Onkologie aus, an denen aktuell geforscht wird. Dabei sind insbesondere LCM-Projekte wichtig, die sich auf die Verbesserung der Arzneimittel auch nach der Zulassung konzentrieren und die Medikamente somit bspw. auch nach der gegebenen Zulassung verbessert und optimiert werden.

Ausgaben von AstraZeneca nach Therapiebereich
Abb. 19: Ausgaben nach Therapiebereichen in 2027

Führende Konzerne

Rezeptverkäufe

Ordnet man die führenden Unternehmen in der Pharmabranche nach den entsprechenden Rezeptverkäufen ein, landet AstraZeneca mit den vorliegenden Daten aus 2022 auf dem achten Platz. Die Verkäufe des Konzerns beliefen sich im genannten Jahr auf insgesamt 43,00 Mrd. USD, womit sich zwischen Bristol-Myers Squibb und Sanofi einordnen lässt.

Neben AstraZeneca gibt es in den Top-10 mit GSK lediglich ein weiteres Unternehmen, das in Großbritannien beheimatet ist. Im Gesamtbild zeichnet sich ein klares Übergewicht zugunsten der USA ab, insgesamt fünf der zehn größten Konzerne stammen aus den Vereinigten Staaten.

Führende Pharmaunternehmen nach Rezeptverkäufen
Abb. 20: Führende Pharmakonzerne nach Rezeptverkäufen
Umsatzprognosen im Jahr 2028

Wie bereits erwähnt, ist die Branche des Pharmaziemarktes schnellwachsend und erfordert von den Unternehmen stets eine ausgezeichnete Arbeit. Auch Konkurrenzstrukturen können sich über die Jahre gesehen schnell verschieben, weshalb wir nun die erwarteten Umsätze im Jahr 2028 miteinander vergleichen.

Im Jahr 2028 soll das US-amerikanische Pharmaunternehmen AbbVie weltweit einen Umsatz von fast 66,00 Mrd. USD erzielen können und damit der weltweit führende Arzneimittelhersteller sein. AstraZeneca selbst soll auf einen Wert von etwa 55,00 Mrd. USD kommen und damit den siebten Platz belegen können. Damit kann man in Gegenüberstellung zum Jahr 2021 insgesamt zwei Plätze gutmachen. Größter Verlierer in dieser Hinsicht wird Pfizer sein, die erwartungsgemäß vier Plätze zurückfallen werden.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 21: Umsatzprognosen der führenden Pharmakonzerne für 2028
Bemühungen in Entwicklungsländern

Der Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung hängt maßgeblich vom Entwicklungsstand der einzelnen Länder ab. Staaten, deren medizinische Infrastruktur nicht auf einem guten Stand ist, haben es schwer, den Einwohnern eine entsprechende medizinische Versorgung zu gewährleisten. Meist ist hier der Zugang zu teils überlebensnotwendigen Medikamenten sehr eingeschränkt möglich. Im Folgenden zeigen wir das Ranking, gemessen an dem Access to Medicine Index. Dies ist eine unabhängige Initiative, die die 20 größten Pharmaunternehmen der Welt nach ihren Bemühungen bewertet, ihre Produkte in Entwicklungsländern verfügbarer, erschwinglicher und zugänglicher zu machen. Hierbei werden ebenso Richtlinien und Praktiken hervorgehoben, die den Zugang zu Medikamenten entweder erleichtern oder behindern. Die Skala reicht hierbei von 1 bis 5.

Gemessen an diesem Index steht GSK mit einem Wert von 4,06 an oberster Stelle. Aber auch AstraZeneca kommt insgesamt auf eine Punktzahl von 3,93 und kann damit den dritten Platz belegen. Bei dem Konzern fällt gerade der Aspekt der Produktlieferungen in Entwicklungsländer positiv auf, der einen Großteil der erzielten Punktzahl einnehmen kann. Denkbar schlecht schneiden Konzerne wie Eli Lilly und AbbVie ab, deren erzielte Punkte sich auf unter 2,00 belaufen.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 22: Access to Medicine Index

Überblick über die Konkurrenz von AstraZeneca

Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz

Wer bereits Analysen zu anderen Pharmaunternehmen gelesen hat, weiß, dass wir in diesem Zusammenhang in der Regel einen Blick auf die Forschungs- und Entwicklungskosten in Relation zum Umsatz werfen. Dies ist auch bei AstraZeneca nicht anders, weshalb wir uns nun die Entwicklung im Vergleich zur Konkurrenz anschauen werden.

Das Gesamtbild ist doch etwas undurchsichtig und gibt kein klares Bild ab. Betrachtet man jedoch den letzten Stand im Vergleich zum ersten Datensatz, gibt dies über die Entwicklung ein eindeutigeres Bild ab. Der Anteil bei AstraZeneca liegt Stand 2022 über 4,50 % niedriger, was jedoch nicht an einer verlagerten Fokuslegung des Konzerns liegt. Denn was insbesondere bei Bristol-Myers Squibb und AstraZeneca auffällt, sind die gleichzeitig sehr starken Umsatzsteigerungen, die sich in dem Zeitraum mehr als verdoppelten. Auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sind stark angestiegen, wie man erkennt jedoch langsamer als die Umsatzerlöse. Eli Lilly ist der einzige Konzern, der den Anteil, über die Jahre gesehen, steigern konnte und weist einen 4,00 % höheren Wert aus.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 23: Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz

Kennzahlen

In folgender Tabelle vergleichen wir die Konkurrenten von AstraZeneca anhand der Kennzahlen.

Unternehmen
AstraZeneca
Bristol-Myers Squibb
Eli Lilly
Merck US
WKN/ISIN
886455/GB0009895292
850501/US1101221083
858560/US5324571083
A0YD8Q/US58933Y1055
Mitarbeiter
83.500
34.300
39.000
69.000
Marktkapitalisierung
215,14 Mrd. USD
126,37 Mrd. USD
426,69 Mrd. USD
266,39 Mrd. USD
Umsatz
44,49 Mrd. USD
45,19 Mrd. USD
27,69 Mrd. USD
59,41 Mrd. USD
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre)
19,04 % p. a.
19,60 % p. a.
3,83 % p. a.
8,01 % p. a.
Umsatzwachstum (nächsten 3 Jahre)
6,82 % p. a.
0,97 % p. a.
16,47 % p. a.
3,38 % p. a.
Bruttomarge
78,09 %
77,01 %
77,67 %
73,46 %
EBIT Marge
16,51 %
17,29 %
22,45 %
10,14 %
KUV
4,84
2,80
15,41
4,48
KGV
34,91
15,87
75,03
85,63
Dividendenrendite
2,09 %
3,77 %
1,01 %
2,78 %
Ausschüttungsquote
72,86 %
59,52 %
69,26 %
239,34 %
Nettoverschuldung
23,97 Mrd. USD
28,95 Mrd. USD
15,21 Mrd. USD
20,36 Mrd. USD
Renditeerwartung für die nächsten drei Geschäftsjahre*
21,00 % p. a.
16,40 % p. a.
2,40 % p. a.
22,70 % p. a.

*Die Renditeerwartung entstammt der „Fairer Wert“-Funktion von Aktienfinder.net. Für die Ermittlung haben wir das durchschnittliche KGV der letzten fünf Jahre verwendet und in Kombination mit den erwarteten Nettoergebnissen bis zum Ende der nächsten drei Geschäftsjahre fortgeschrieben.

Entwicklung des fairen Werts

Der faire Wert von AstraZeneca entwickelte sich im Laufe der Jahre durchgehend positiv, wobei die Wachstumsdynamik durchaus schwankt. Dies ist mit der Entwicklung der zugrundeliegenden Gewinne zu begründen. Aktuell notiert die Aktie rund 10 % unterhalb des fairen Werts (basierend auf diesem Fair Value-Tool), was einem verhältnismäßig seltenen Abschlag entspricht.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 24: Entwicklung des fairen Werts auf Basis des bereinigten Gewinns

Performance seit 5 Jahren der AstraZeneca Aktie

Im Vergleich zu Eli Lilly, Merck & Co. und Bristol-Myers Squibb hat AstraZeneca in der Vergangenheit mittelmäßig abgeschnitten. Die starke Outperformance von Eli Lilly, speziell ab 2021, hat dazu geführt, dass die Aktie eine wesentlich höhere Rendite auf Sicht von 5 Jahren vorweisen kann. Merck & Co. hat hingegen recht ähnlich im Vergleich zu AstraZeneca abgeschnitten und Bristol-Myers Squibb schwächelt im direkten Vergleich etwas.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 25: Performance von AstraZeneca und Konkurrenten inkl. reinvestierter Dividenden (in USD)

4. Chancen und Risiken bei AstraZeneca

Chancen bei AstraZeneca

Forschungserfolge (1)

Unsere erste Chance bezieht sich bei AstraZeneca auf Forschungserfolge, die Katalysatoren für neues Wachstum sein können. Allgemein liegt der Fokus des Konzerns auf immer wieder neuen Errungenschaften in diesem Zusammenhang, was sich auch an der F&E-Pipeline erkennen lässt.

AstraZeneca ist neben der Exploration von neuen Medikamenten auch sehr darum bemüht, bereits bestehende und zugelassene Arzneimittel zu verbessern und weiterzuentwickeln. Zum aktuellen Zeitpunkt weist der Konzern insgesamt 172 sich in der Pipeline befindende Projekte aus, die schwerpunktmäßig insbesondere im Bereich der Onkologie anzutreffen sind.

Bereits in der Vergangenheit konnte das Unternehmen u. a. mit einem entsprechenden Impfstoff in der Corona-Pandemie seine Kompetenz in diesem Bereich unter Beweis stellen. Des Weiteren gab sich das Management mit der Bekanntgabe der Ergebnisse zum zweiten Quartal sehr optimistisch und konnte positive Studienergebnisse vorlegen. Bereits in der ersten Jahreshälfte soll es acht positiv zu vermerkende Ergebnisse in den Studienphasen im Bereich der Onkologie gegeben haben, was den Ausblick für die kommende Zeit wesentlich verbessern konnte.

Wirft man einen Blick auf die Erfolgswahrscheinlichkeit für Medikamente in den verschiedenen Entwicklungsphasen der Onkologie, lässt sich feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit auf eine Zulassung unterdurchschnittlich ist. Die niedrigere Quote ist insbesondere bei Phase III bis zur Zulassung erkennbar, in der der Durchschnitt eine Erfolgswahrscheinlichkeit in Höhe von 57,80 % vorweisen kann, während es speziell in der Onkologie nur 47,70 % sind. Die Ansprüche in dem Bereich sind also wesentlich höher, eine Zulassung bzw. der allgemeine Erfolg hier unwahrscheinlicher. 

Insgesamt denken wir, dass auch bei AstraZeneca die gute Forschungsarbeit für zusätzliches Wachstum sorgen kann. Bereits in der Vergangenheit stellte der Konzern schon oft die Expertise in diesem Bereich unter Beweis und wird von dieser Stärke auch in Zukunft profitieren können. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zulassung in dem Bereich, auf den sich AstraZeneca hauptsächlich spezialisiert hat, geringer, dennoch gibt es bereits jetzt erste Anzeichen vielversprechender Projekte.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 26: Erfolgswahrscheinlichkeit für Medikamente

Langlaufende Patente und weiteres Wachstum (2)

Unsere zweite Chance bezieht sich auf mehrere Aspekte gleichzeitig. Im Vordergrund stehen jedoch langlaufende Patente auf wichtige Produkte sowie die Generierung zusätzlichen Wachstums u. a. durch Übernahmen.

In vergangenen Analysen zu Pharmakonzernen haben wir oftmals das Auslaufen von Patenten auf wichtige Produkte als ein Risiko eingestuft. Häufig war es so, dass in den nächsten fünf Jahren gerade auf die wichtigsten Arzneimittel der Patentschutz auslief, wie bspw. bei Pfizer. Diesen Punkt kann man so jedoch nicht auf AstraZeneca übertragen. Bei dem Konzern ist das Bild gänzlich anders, die umsatzstärksten Medikamente haben zum Teil noch einen Patentschutz bis 2032 und geben dem Unternehmen somit erst einmal viel Sicherheit und minimieren auch für uns als Investoren das Risikoprofil.

Das am Umsatz gemessen wichtigste Produkt des Konzerns, Tagrisso, hat bspw. in den USA, China und Europa einen Patentschutz bis 2032, in Japan sogar bis 2034. Dieses Bild würde sich bei weiteren Beispielen fortsetzen.

Zusätzlich ist AstraZeneca stets darum bemüht, entsprechende Akquisitionsmöglichkeiten ausfindig zu machen. Erst Anfang des Jahres gab man die Übernahme vom Unternehmen CinCor Pharma bekannt, das sich auf die Behandlung von unkontrollierbaren Bluthochdruck sowie chronischen Nierenerkrankungen spezialisiert hat. Wir sind der Ansicht, dass AstraZeneca aufgrund finanzieller Stärke und durch solche entsprechenden Übernahmen das Wachstum nochmals beschleunigen kann.

Abschließend ist Folgendes zu vermerken: AstraZeneca wird im Gegensatz zu einigen Konkurrenten vorerst keine Probleme mit dem Auslaufen wichtiger Patente haben. Zwar werden gerade in den 2030er-Jahren einige Medikamente ihren Schutz verlieren, bis dahin hat AstraZeneca jedoch die Möglichkeit, wieder neue wichtigere Produkte im Markt zu platzieren. Kombiniert mit dem zusätzlich entstehenden Wachstum aus Übernahmen sowie der in Chance 1 angesprochenen starken F&E-Pipeline, sehen wir AstraZeneca als gut positioniert an.

Risiken bei AstraZeneca

Klagen und Prozesse wegen Impfschäden (1)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: mittel

Einige der Hersteller für Impfstoffe gegen COVID-19 müssen sich seit mehreren Wochen und Monaten gegen Klagewellen verantworten. Hierbei stehen insbesondere Schadensersatzansprüche wegen Nebenwirkungen der Impfungen im Raum, die sich nicht nur über Deutschland erstrecken. Das Thema kann vor allem auf die Reputation von AstraZeneca Einfluss nehmen und öffentliche Auswirkungen haben, weshalb wir nun auf diesen Aspekt näher eingehen werden.

Mehr als 200 Schadensersatzklagen gegen Corona-Impfstoff-Hersteller liegen allein in Deutschland bereits bei den Gerichten. Im Vordergrund derer stehen insbesondere BioNTech und AstraZeneca, auf die sich die Klagen hauptsächlich beziehen. Derweil hat AstraZeneca nicht nur in Deutschland mit Prozessen und Klagen zu kämpfen, sondern auch in Großbritannien, wo der Hauptsitz des Unternehmens ist. Hier wollen bisher insgesamt 75 Patienten entschädigt werden.

Die Unternehmen selbst dürften aus finanzieller Sicht geringere Auswirkungen davontragen. Denn aufgrund einer im Vergleich schnellen Zulassung gab es mit der europäischen Arzneimittelbehörde die Vereinbarung, dass Haftungsansprüche, die gestellt werden, von den jeweiligen Regierungen getragen werden und nicht von den Herstellern selbst. Ob diese Regelung in jedem Falle zutrifft oder ob es auch Ausnahmefälle gibt, ist aktuell noch nicht bekannt. Vor allem die Reputation kann an dieser Stelle empfindlich leiden, die in der Branche jedoch eine ausgesprochen wichtige Rolle einnimmt. Gerade medial kann ein Druck entstehen, der in diesem Zusammenhang nicht zu vernachlässigen ist.

Wir denken, dass der angesprochene Risikoaspekt lediglich temporärer Natur ist. Dennoch kann es in den nächsten Wochen und Monaten zu Entscheidungen in diesem Zusammenhang kommen, die auf AstraZeneca negativen Einfluss nehmen und Unsicherheiten hervorrufen. Wir ordnen sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit als auch die Auswirkungen auf mittel ein, da aktuell schwer abschätzbar ist, welchen Einfluss das ganze Thema wirklich nehmen kann und ob die Prozesse überhaupt gegen die Konzerne entschieden werden.

Konkurrenzdruck (2)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel-hoch
Auswirkungen: niedrig-mittel

Als zweites Risiko für AstraZeneca haben wir den hohen Konkurrenzdruck in der Branche ausgewählt. Die ertragsreichen Zukunftsthemen sind nicht nur AstraZeneca bekannt, sondern auch den Konkurrenten, entsprechend hoch ist auch der Konkurrenzdruck.

Die Pharmabranche an sich gilt als sehr wettbewerbsintensiv, in der sich die Konzerne um Marktanteile, Produktinnovationen, Forschung und Entwicklung sowie die Einführung neuer Medikamente bemühen. Mit der Fokuslegung auf die Bereiche Onkologie sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen konzentriert sich AstraZeneca zwar auf in Zukunft sehr vielversprechende, jedoch auch auf hart umkämpfte Märkte.

AstraZeneca an sich kann von der Stärke der Forschungs- und Entwicklungsabteilung profitieren und wird auch in Zukunft wichtige Medikamente auf den Markt bringen. Die Gefahr eines Ersatzprodukts der Konkurrenz, das womöglich besser schützt und günstiger ist, besteht allerdings zu jeder Zeit und sollte gerade in solchen wettbewerbsintensiven Branchen nicht vernachlässigt werden.

Klarzustellen ist an dieser Stelle auch, dass dieses Risiko auf jeden Pharmakonzern der Branche anzuwenden ist und definitiv keines ist, dass nur AstraZeneca betrifft. Wer allerdings in diese Industrie investiert, sollte sich zu jeder Zeit Folgendes bewusst sein: Der Konkurrenzdruck ist enorm und kann durchaus Einfluss auf den weiteren Verlauf des Unternehmens nehmen.

Wir sehen die Eintrittswahrscheinlichkeit bei mittel-hoch. Der hohe Konkurrenzdruck ist ein klares Branchenmerkmal und wird auch in Zukunft in den meisten Zusammenhängen anzutreffen sein. Speziell bei AstraZeneca sehen wir jedoch die Auswirkungen nur bei niedrig-mittel. Der Konzern hat noch langlaufende Patente auf die wichtigsten Produkte, was bedeutet, dass man nicht so schnell auf neue Medikamente angewiesen ist, wie es bei der Konkurrenz der Fall ist. AstraZeneca hat also, Stand heute, noch Zeit sich auf neuen Gegebenheiten anzupassen, ohne die Umsatzerlöse in Gefahr zu sehen.

Risikomatrix der AstraZeneca Aktie
Abb. 27: Risikomatrix

5. Unsere Bewertung für AstraZeneca

Eigenkapitalkosten

Beginnen wir wie immer bei der Ermittlung der kalkulierten Eigenkapitalkosten:

Unsere Werte für AstraZeneca sind hier wie folgt:

Risikoloser Basiszins: 3,75 %

Risikoprämie: 5,85 %

Marktrendite: 7,00 %

Beta: 1,80

Diese ergeben insgesamt Eigenkapitalkosten von 9,60 %, welche wir, durch das erwartete Wachstum, aufgrund der aktuellen Marktlage durchaus für gerechtfertigt halten.

Bilanzanalyse

Die gesamte, von AstraZeneca ausgewiesene, Bilanzsumme beträgt für das Geschäftsjahr 2022 etwa 96,48 Mrd. USD und hat sich damit um ca. 8,43 % verkürzt. In der folgenden Tabelle wollen wir detaillierter auf die Struktur der Bilanz eingehen.

Kategorie
Begründung
Entwicklung des Umlaufvermögens
Die Zahlungsmittelbestände sind um etwa 2,58 % gesunken. Die noch ausstehenden Zahlungen sind dagegen um etwa 9,09 % gestiegen und das Volumen des Inventars hat sich um ca. 47,69 % reduziert. Zusammenfassend hat sich das Umlaufvermögen damit um etwa 13,91 % verkürzt.
Entwicklung des Anlagevermögens
Der von AstraZeneca ausgewiesene Goodwill hat sich um 0,89 % reduziert. Die Sachanlagen sind um etwa 7,36 % gesunken und die immateriellen Vermögenswerte haben sich ebenfalls um 7,27 % reduziert. Entsprechend hat sich damit auch das Anlagevermögen um insgesamt ca. 6,61 % verkleinert.
Eigen- bzw. Fremdkapitalquote und Verhältnis der Schulden
Von AstraZeneca wird eine Fremdkapitalquote von ca. 61,59 % ausgewiesen. Das Eigenkapital hat sich während des letzten Geschäftsjahres um etwa 5,67 % reduziert. Gleichzeitig ist das Fremdkapital um ca. 10,07 % gesunken. Die langfristigen Verbindlichkeiten liegen dabei im Jahresvergleich um etwa 23,80 % niedriger, während sich die kurzfristigen Verbindlichkeiten um ca. 16,37 % erhöht haben.
Schulden im Verhältnis zu kurzfristigen Zahlungsmitteln und kurzfristigen Investitionen
Die Zahlungsmittelbestände liegen bei AstraZeneca zum Stand des Jahresabschlusses von 2022 ca. 9,61 Mrd. USD unter den kurzfristigen Verbindlichkeiten und selbst das gesamte Umlaufvermögen lässt ein Defizit von etwa 3,70 Mrd. USD offen. Die kurzfristigen Investitionen von AstraZeneca betrugen 2022 etwa 2,96 Mrd. USD und liegen damit beim etwa 0,48-fachen der Zahlungsmittel.
Schulden im Verhältnis zum EBIT des letzten Geschäftsjahres
Das EBIT von AstraZeneca betrug 2022 ca. 4,11 Mrd. USD. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten (ca. 26,29 Mrd. USD) liegen entsprechend bei einem Faktor von ca. 6,40. In Bezug auf das gesamte Fremdkapital (ca. 33,13 Mrd. USD) erhöht sich dieser auf etwa 14,47.
Fazit
Die Bilanz von AstraZeneca macht einen guten Eindruck. Die Zahlungsmittelbestände sind verhältnismäßig sehr gering und, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten, trotz der Reduktion der Bilanzsumme, steigen ist ebenfalls nicht optimal. Da der Anteil des Fremdkapitals allerdings noch Spielraum nach oben hat, dürfte das nicht zu akuten Problemen führen.
Bilanz von AstraZeneca
Abb. 28: Bilanz

Bewertungsszenarien und -modelle 

Optimistisches Szenario

Für die Jahre 2023 und 2026 rechnen wir mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von ca. 6,66 % p. a. Im Weiteren soll das Wachstum im Jahr 2027 bei 6,00 % liegen und anschließend so abflachen, dass im Jahr 2032 3,00 % und in der ewigen Rente (2033ff.) 2,00 % erreicht wird.

Bezüglich der Margen nehmen wir an, dass diese von den erwarteten 33,91 % im Jahr 2023 auf bis zu 40,00 % in der ewigen Rente (2033ff.) steigen.

Für AstraZeneca kalkulieren wir ohne Aktienrückkäufe, jedoch mit Ausschüttungen von etwa 50,00 % der Gewinne.

Der dann ermittelte faire Wert beläuft sich auf 152,14 USD und gibt damit eine Unterbewertung von etwa 9,00 % an.

Mit einem KGVe von 24 in 2032 kommen wir dann auf eine Renditeerwartung von 11,50 % p. a.

Pessimistisches Szenario

Das pessimistische Szenario gestalten wir bis 2026 exakt gleich wie das optimistische. Anschließend gehen wir davon aus, dass das Umsatzwachstum 2027 etwa 4,50 % beträgt. Dieses soll dann stückweise rückläufig sein und 2,00 % in 2032 und 1,50 % in der ewigen Rente (2033ff.) erreichen.

Für die Margen nehmen wir an, dass diese, wie im optimistischen Szenario, vorerst auf 37,85 % in 2026 steigen, um sich dann auf etwa 36,00 % einzupendeln.

Zum aktuellen Zeitpunkt kommen wir damit nur noch auf einen fairen Wert von 124,66 USD und eine Überbewertung von ca. 11,00 %.

Mit einem Gewinnmultiple von 12 errechnen wir dann eine Rendite, von 2,75 % p. a.

Auch hier rechnen wir ohne Aktienrückkäufe, jedoch mit einer Ausschüttung von etwa 45,00 % der Gewinne.

DCF-Modell

Bei der DCF-Berechnung berechnen wir einen WACC von 8,95 % und verwenden einen Wachstumsabschlag von 2,00 %.

Für den Zeitraum 2023 bis 2026 verwenden wir hier die Umsatzzahlen der beiden DNP-Szenarien und anschließend Durchschnittswerte dieser.

Wir rechnen damit, dass die Free Cashflow Marge von den für 2023 erwarteten 16,00 % auf bis zu 25,00 % im Jahr 2028 steigt.

Damit kommen wir auf einen fairen Wert von 106,81 USD und eine Überbewertung von etwa 30,00 %.

Unsere Einschätzung 

AstraZeneca vermittelt ein bilanziell gutes Bild und die entsprechenden Kritikpunkte wurden bereits im Fazit zur Bilanzanalyse genannt. Die Bewertung ist laut unseren Modellen weitestgehend auf einem fairen Niveau.

Um nach unseren Annahmen mit dem DNP-Modell eine etwa faire Bewertung zu erreichen, könnte im Schnitt ein Umsatzwachstum von etwa 4,00 % erreicht werden. Das dann benötigte KGV, um eine Renditeerwartung von ca. 10,00 % zu erreichen, würde bei 24 liegen.

Die erwartete Rendite setzen wir auf etwa 8,00 bis 8,50 % p. a.

Die Investmentampel stellen wir auf Gelb mit Tendenz zu Grün, aufgrund der angeführten Kritikpunkte bezüglich der Bilanz.

Excel-Tabellen zu den Bewertungsmodellen als Download: DNP-Modelle (optimistisch und pessimistisch) und DCF-Modell

Bewertung der AstraZeneca Aktie
Abb. 29: Bewertungsszenarien

6. Technische Analyse zu AstraZeneca

Charttechnische Trendeinordnung

Übersicht

Trendanalyse AstraZeneca Aktie
Abb. 30: Trendeinordnung

Langfristig

AstraZeneca ist gleichzeitig an der Heimatbörse in London (London Stock Exchange), aber auch an der NASDAQ in den USA und in Stockholm an der OMX gelistet. Auch wenn das Handelsvolumen in den USA etwas höher ist als in London, verwende ich (Jan) im weiteren Verlauf den Chart der LSE und beziehe mich somit auf den britischen Pfund als Währung.

Langfristig befindet sich AstraZeneca seit dem Tief in 2008 in einem sehr stabilen Aufwärtstrend, welcher in den letzten Jahren noch einmal beschleunigt wurde. Bis zu dem Tief bei 67,36 GBP ist der Trend weiterhin aktiv und aktuell nicht in Gefahr.

Langfristige Chartanalyse der AstraZeneca Aktie
Abb. 31: Langfristiger Trend im Monats-Chart

Mittelfristig

Auf der mittelfristigen Zeitebene wurde der Aufwärtstrend vor wenigen Wochen durch einen schnellen Abverkauf gebrochen, sodass die Trendstruktur nun neutral ist. Sollte das Tief bei 100,20 GBP erneut nachhaltig unterschritten werden, wechselt die Aktie in einen Abwärtstrend. Passiert dies nicht und eine neue Aufwärtsstruktur wird etabliert, dann kann AstraZeneca mit dem Ausbruch auf neue Rekordstände den Aufwärtstrend wieder aufnehmen.

Mittelfristige Chartanalyse der AstraZeneca Aktie
Abb. 32: Mittelfristiger Trend im Wochen-Chart

Kurzfristig

Im Tages-Chart ist die schnelle Abwärtsbewegung erkennbar, die zum Bruch des mittelfristigen Aufwärtstrends geführt hat. Aufgrund der hohen Dynamik hat diese Abwärtsbewegung zugleich keine nennenswerte Unterstruktur, sodass die nun neu gebildete Aufwärtsstruktur lediglich als Korrektur zu werten ist – nicht als neuer Aufwärtstrend.

Kurzfristige Chartanalyse der AstraZeneca Aktie
Abb. 33: Kurzfristiger Trend im Tages-Chart

Aussicht AstraZeneca Aktie

Langfristig hat AstraZeneca den Aufwärtstrend in den letzten Jahren beschleunigt, sodass sich der Chart nun in zwei Bereiche einteilen lässt. Die übergeordnete Trenddynamik, dargestellt durch den orangenen Trendkanal, ist noch gerade so aktiv – ein nachhaltiger Ausbruch zur Oberseite ist noch nicht gelungen. Die neue, etwas schnellere Trenddynamik wird durch den grünen Trendkanal veranschaulicht und ist bereits seit 2016 aktiv. Diese Einordnung ist für die Identifikation potenzieller Umkehrzonen und die Gesamteinschätzung der Aktie wichtig.

Komplettes Chartbild AstraZeneca Aktie
Abb. 34: AstraZeneca hat in den letzten Jahren eine neue Trenddynamik entwickelt.

Durch den jüngsten Abverkauf und die Neutralisierung des mittelfristigen Aufwärtstrends ist AstraZeneca nun anfällig für das Einleiten einer größeren Korrektur. Die Aktie konnte sich schnell wieder fangen und notiert derzeit an einer Pufferzone, die sich durch eine signifikante Volumenakkumulation auszeichnet. Solange sich die Aktie über dieser orange markierten Zone hält, ist ein Ausbruch auf neue Allzeithochs ebenso wahrscheinlich wie ein erneuter Abverkauf. Sobald AstraZeneca aber wieder unter das genannte Niveau rutscht, wird das Szenario einer weiteren Abwärtswelle und die Etablierung eines mittelfristigen Abwärtstrends wahrscheinlicher.

Sollte tatsächlich ein mittelfristiger Abwärtstrend etabliert werden, liegt die erste Unterstützung bei ca. 96,00 GBP und der mit Abstand wichtigste Kursbereich bei rund 85,00 GBP bis 90,00 GBP. Problematisch ist jedoch, dass ein Test dieser letzteren Unterstützung die zuvor beschriebene Trenddynamik der letzten Jahre verletzen würde. Sollte dies passieren, muss auch die übergeordnete Trenddynamik (orangener Trendkanal) wieder beachtet werden und eine deutlich tiefere Korrektur wird möglich.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 35: Sollte die Aktie nachhaltig unter die Pufferzone rutschen, wird eine Ausweitung der Korrektur wahrscheinlich.

Technisches Wir Lieben Aktien-Rating

Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt AstraZeneca mit 9 von 10 Punkten ein herausragendes Ergebnis. Es gibt keine nennenswerten Punkte zu beanstanden, auch wenn dies eine größere Korrektur natürlich nicht ausschließt. Der einzige Aspekt, der leicht bemängelt werden kann, ist ein mittelstarkes Volumen-Cluster über dem derzeitigen Niveau, welches aber auch nicht allzu relevant ist. Wenn AstraZeneca nach oben ausbricht, erhält die Aktie wieder die volle Punktzahl.

Technisches Rating der AstraZeneca Aktie
Abb. 36: Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt AstraZeneca 9 von 10 Punkte.

Marktsymmetrie der AstraZeneca Aktie

Vergleicht man die aktuelle Korrekturlänge mit den größeren langfristigen Abwärtsphasen der Aktie, die nur alle paar Jahre auftreten, so ist die derzeitige Korrektur unterdurchschnittlich. Im Kontext der regelmäßigen Abwärtsphasen, die teilweise sogar zwei Mal pro Jahr auftreten, ist das Ausmaß jedoch als angemessen einzuordnen. Auch die Interpretation der Marktsymmetrie hängt somit davon ab, ob AstraZeneca noch eine größere Korrektur einleitet oder nicht.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 37: Rallye- und Korrekturlängen
AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 38: Trendbasiertes Chance-Risiko-Verhältnis

Die Rainbow-EMAs ermöglichen eine Einordnung der Korrekturlänge, bereinigt um die Trendgeschwindigkeit der Aktie. Dabei wird erneut deutlich, dass AstraZeneca den Trend in den letzten Jahren beschleunigt hat und die aktuelle Abwärtsphase bis in die Region der grünen EMAs nur im Kontext der häufig kleineren Abwärtsphasen angemessen scheint. Ein Test der Zone um 85,00 GBP bis 90,00 GBP würde bis in den gelben EMA-Bereich reichen, was ungewöhnlich wäre, aber ebenso schon vorgekommen ist.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 39: Korrekturen im Verhältnis zur Trendgeschwindigkeit, dargestellt mit Rainbow-EMAs.

Systematisches Risiko

Zwar ist das systematische Risiko von AstraZeneca deutlich geringer als vom Gesamtmarkt, aber im Vergleich zu den Konkurrenten ist der Beta-Faktor dennoch eher hoch. Auffällig ist vor allem der niedrige Wert von Merck & Co., bezogen auf die letzten 200 Wochen.

AstraZeneca Aktie Analyse - Der unterschätzte Pharma-Konzern?
Abb. 40: Systematisches Risiko und Korrelation von AstraZeneca zum ACWI

7. Fazit zur AstraZeneca Aktie

Allgemein

Spätestens seit der Einführung des Impfstoffs gegen COVID-19, welcher in Kooperation mit der University of Oxford entwickelt wurde, ist AstraZeneca der breiten Masse ein Begriff. Doch der britisch-schwedische Pharmakonzern zeichnet sich in erster Linie durch sein diversifiziertes Portfolio an Arzneimitteln in zahlreichen Therapiebereichen wie Onkologie oder seltenen Krankheiten aus. Während dieses zum Zeitpunkt dieser Analyse 85 verschiedene Medikamente umfasst, will das Unternehmen bis zum Ende des Jahrzehnts 15 neue Produkte auf den Markt bringen.

Dass AstraZeneca über eine hohe Kompetenz in Bezug auf die Forschung an neuen Arzneimitteln besitzt, hat das Pharmaunternehmen in der jüngeren Vergangenheit unter Beweis gestellt: Nachdem die Erlöse und Gewinne für mehrere Jahre rückläufig waren, konnte AstraZeneca in den letzten fünf Jahren unter anderem von der erfolgreichen Einführung mehrerer neuer Medikamente profitieren. Dementsprechend befindet sich das Unternehmen seit 2018 wieder auf dem Wachstumspfad. Diese Entwicklung wird sich den aktuellen Analystenschätzungen entsprechend in Zukunft fortsetzen. 

Wie beschrieben, steht die Investmentampel auf Gelb mit Tendenz zu Grün und die Renditeerwartung beträgt 8,00 % bis 8,50 % p. a.

Langfristig befindet sich AstraZeneca in einem sehr stabilen und dynamischen Aufwärtstrend. Aufgrund der mittelfristig neutralen Trendstruktur steht die Aktie nun am Scheideweg zwischen einer Fortsetzung des langfristigen Trends oder einer größeren Abwärtsbewegung.

Großes Fazit zur AstraZeneca Aktie
Abb. 41: Fazit unserer Analyse

Meinungen der Team-Mitglieder

Jan

Nachdem wir vor kurzem unsere Analyse zu Pfizer veröffentlicht haben und die Aktie für mich aufgrund ihres Charakters als Cashflow-Aktie nicht weiter interessant war, habe ich mich sehr auf den Vergleich mit AstraZeneca gefreut. Für die Aktie spricht der stabile und recht dynamische Aufwärtstrend der letzten Jahre, der zu einer Outperformance gegenüber den meisten Aktien der Peer Group geführt hat. Obwohl mich das Unternehmen überzeugt hat (unter anderem mit dem Onkologie-Fokus und keinen relevanten Patentausläufen in den nächsten Jahren) und auch die Bewertung recht fair scheint, finde ich die Aktie erst bei einer weiteren Korrektur interessant. Technisch ist sie angeschlagen und das Potenzial für eine grössere Korrektur bleibt bestehen. In einem solchen Szenario werde ich die Aktie im Auge behalten, um bei einer Stabilisierung zu entscheiden, ob die Aktie günstig genug ist oder nicht.

Adrian  

AstraZeneca ist ein spannender Pharmakonzern, der vor allem für jeden interessant wird, der eine Aktie in diesem Bereich außerhalb der Vereinigten Staaten sucht. Charttechnisch gesehen befindet sich die Aktie in einem relativ engen Aufwärtstrend, den ich gerne in einer etwas tieferen Korrektur sehen würde, bevor die Aktie für mich spannend wird. Um die 95,00 GBP finde ich erste Tranchen interessant.

Autoren dieser Analyse  

Adrian Rogl
Adrian Rogl

Risiko entsteht dann, wenn Investoren nicht wissen, was sie tun.

Live Kursdaten AstraZeneca Aktie von Tradingview

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