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Krieg in Europa – So reagieren die Aktien
Veröffentlicht am 03.03.22 | Lesedauer: 15 Minuten

Von Sven Klünder

 Krieg in Europa – So reagieren die Märkte

Seit dem 24. Februar 2022 gibt es leider wieder einen Krieg auf europäischem Boden. Von Kurssprüngen über Sanktionen bis zur Insolvenz: So reagieren die Märkte.

Vorwort

Bereits letzte Woche haben wir uns im Blog mit dem Ukrainekonflikt beschäftigt. Diese Bezeichnung ist inzwischen leider nicht mehr zutreffend – mittlerweile handelt es sich um einen Krieg. Das gesamte Team von Wir Lieben Aktien verurteilt jegliche Form von bewaffneten Konflikten und gerade in Europa macht es uns durch die geografische Nähe sehr betroffen. Der Krieg hat enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft, was sich natürlich auch an der Börse widerspiegelt, und wird daher auch heute nochmal thematisiert.

Falls du dich fragst, wie du in der aktuellen Situation etwas Gutes tun kannst, dann schau gerne mal hier vorbei. Wir haben uns eine Aktion überlegt, mit der wir der Ukraine helfen möchten – das funktioniert aber nur mit deiner Hilfe. Danke!

Teile der Sberbank sind insolvent

Bereits letzte Woche sind wir einmal auf die Sberbank, das größte und wichtigste Finanzinstitut Russlands, eingegangen. Wie dramatisch hier die Lage ist, zeigt sich am Börsenwert: Vor einem Jahr war die Sberbank nach Börsenwert noch die siebtwertvollste Bank der Welt. Inzwischen ist der Aktienkurs auf ungefähr ein Viertel abgestürzt. Damit reiht sie sich in der Liste mit weiteren bekannten russischen Unternehmen wie NorNickel, Lukoil oder Gazprom ein, die ebenfalls massive Kurseinbrüche erlitten haben.

Doch damit nicht genug: Am 2. März wurde bekannt, dass die europäische Tochter der Sberbank ihren Geschäftsbetrieb einstellt – Insolvenz! Die österreichische Finanzaufsicht hatte der Sberbank Europe mit sofortiger Wirkung untersagt ihren Geschäftsbetrieb fortzusetzen. Bereits zuvor wurden wegen der erwarteten wirtschaftlichen Schieflage Überweisungen, Transaktionen und größere Auszahlungen untersagt. Diese Schritte erfolgten auf Anweisung der europäischen Zentralbank, die am Sonntag festgestellt hatte, dass die Sberbank Europe AG aufgrund des Krieges und massiver Geldabflüsse vor einer möglichen Zahlungsunfähigkeit steht.

 

Etwa 35.000 Kunden werden nun durch die Einlagensicherung Austria mit bis zu 100.000 EUR je Kunde entschädigt.

Auf die Aktie der Sberbank selbst hat dies aber nur wenig Einfluss. Viele russische Aktien sind inzwischen gar nicht mehr oder kaum noch handelbar. So haben die US-Börsen wie die NYSE oder die NASDAQ, aber auch die Deutsche Börse, den Handel mit russischen Wertpapieren eingestellt.
Die obligatorische Trendeinordnung für die Sberbank entfällt daher, da die Aktie auf absehbare Zeit nicht handelbar ist.

ETF-Flaggschiff reagiert

In dieser Woche geriet auch ein weiteres Unternehmen, das insbesondere Freunden des passiven Investierens ein Begriff sein dürfte, in die Schlagzeilen:

MSCI

MSCI ist hauptsächlich für seine Indizes, wie den MSCI World, den MSCI Emerging Markets oder den MSCI All Country World Index bekannt. MSCI ist ein US-amerikanischer Finanzdienstleister, der seine Dienstleistungen insbesondere im Investmentbanking anbietet. Zu diesen Dienstleistungen zählen neben der Bereitstellung der eben genannten internationalen Aktien-Indizes auch Portfolio- und Risikoanalysen sowie Researchtätigkeiten.

In die Schlagzeilen kam MSCI, da sie als einer der ersten großen Finanzdienstleister den Rauswurf russischer Titel aus ihren Indizes erwägen. Die Begründung hierzu ist nachvollziehbar: “Es würde für uns nicht viel Sinn ergeben, russische Wertpapiere weiterhin aufzunehmen, wenn unsere Kunden und Investoren keine Transaktionen auf dem Markt durchführen können”, sagte der Chef des Index Policy Committee von MSCI Dimitris Melas. Am 02. März gab MSCI bekannt, dass russische Werte bis zum 09. März aus allen Indizes entfernt werden und vorerst nur ein einzelner Russland-Index zur Verfügung stehen.

Technisch befindet sich die Aktie von MSCI in einem langfristigen Aufwärtstrend. Auf Basis des Wochen-Charts in der Trend eine Mischung aus abwärts und neutral. Kurzfristig auf Tagesbasis ist der Abwärtstrend bereits neutralisiert und in eine neutrale Trendbewegung übergegangen.

Milliardenspritze für die Rüstungsindustrie

Der Krieg in der Ukraine hat auch in Deutschland Diskussionen über die Bundeswehr und die eigene Landesverteidigung ausgelöst. Mit dem Ende des kalten Krieges geriet die eigentliche Kernaufgabe der Bundeswehr, die Landesverteidigung, mangels Feinde in den Hintergrund. Einsätze und Missionen fanden vielfach im Rahmen von Amtshilfe, z. B. bei Naturkatastrophen oder im Rahmen internationaler Gemeinschaftsmissionen zur Bekämpfung des Terrorismus, aber auch im Rahmen humanitärer Hilfe statt.

Durch den Krieg in der Ukraine ist aber auch die Landesverteidigung wieder im Fokus, eine Aufgabe die laut Experten mit dem aktuellen Ausrüstungsstand der Bundeswehr nur bedingt erfüllbar wäre. Bundeskanzler Olaf Scholz hat daher in einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages ein Sonderbudget von 100 Mrd. EUR zur Aufrüstung der Bundeswehr angekündigt.

Rheinmetall

Der Kriegsausbruch in Europa hat bei Rüstungskonzernen wie Rheinmetall, dem US-amerikanischen Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin oder dem deutschen Hersteller für Rüstungselektronik Hensoldt für Kurssprünge gesorgt.

Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall ist einer der Hauptausrüster der der Bundeswehr. Die Meldung von einem Sonderbudget von 100 Mrd. EUR führte hier zu einem gewaltigen Kurssprung von 50 Prozent. Im Bereich der Rüstungsprodukte zählen bspw. gepanzerte Kettenfahrzeuge, Groß- und Mittelkaliber-Waffen samt Munition, aber auch auch Flugabwehrsysteme zum Produktportfolio. Das wohl bekannteste Produkt von Rheinmetall ist der Kampfpanzer Leopard. Darüber hinaus ist der Konzern auch als Zulieferer in der Automobilindustrie tätig.

Rheinmetall erzielt gut ein Drittel seiner Umsätze in Deutschland, weswegen die Ankündigung von Olaf Scholz auch einige Aufträge für die Firma bedeuten dürfte.

Rheinmetall befindet sich auf allen drei Zeiteinheiten – lang-, mittel- und kurzfristig – in einem Aufwärtstrend. Ausschlaggebend ist hierbei der impulsartige Kurssprung zwischen dem 24. Februar und 01. März. Hier legte Rheinmetall auf Schlusskursbasis um ganze 56,52 Prozent zu!

Schlachtfeld Cyberspace

Moderne Kriege werden aber längst nicht mehr mit Panzern, Kriegsschiffen und Flugzeugen allein geführt, auch im Internet wird der moderne Krieg ausgetragen. Und damit führt er sogar ins Weltall, denn von dort kommt seit neuestem ein Teil des ukrainischen Internets. Tech-Milliardär und SpaceX-Gründer Elon Musk wurde von der Ukraine um Hilfe gebeten, nachdem Teile der Infrastruktur – und damit der Zugriff zum Internet – zerstört wurden. Und grade dies ist wichtig, um den Krieg im Internet führen zu können.

Schon früh rief der ukrainische Präsident Selenskyj ukrainische Hacker- und Sicherheitsexperten zu Hilfe. Sie sollten russische Hackerangriffe auf die kritische Infrastruktur, aber auch Regierungs- und Nachrichtenseiten abwehren. Und auch das Hackerkollektiv Anonymous griff nach eigenen Aussagen bereits in das Geschehen ein und legte vereinzelte russische Internetseiten lahm.

Fortinet

Der moderne Krieg von heute wird auch im Internet geführt und Cybersecurity wird daher noch stärker in den Fokus geraten. Das US-amerikanische Unternehmen Fortinet ist hier einer der Big Player. Es vertreibt Softwarelösungen, Anwendungen und Dienste rund um den Bereich IT- und Netzwerk-Sicherheit. Das Produktspektrum reicht dabei von Firewalls bis hin zu Antivirenprogrammen. Insbesondere bei der Sicherheit für Datenzentren, also Sammelpunkten sensibelster Daten, hält das Unternehmen eine weltweite Vorreiterrolle inne.

Fortinet hat über 500.000 Kunden weltweit und ist damit eines der größten Unternehmen für Netzwerksicherheit überhaupt.

Langfristig befindet sich die Aktie von Fortinet in einem Aufwärtstrend. Auf Basis des Wochen-Charts ist die Aktie trendneutral. Kurzfristig hat sich ein Aufwärtstrend etabliert.

Abschluss

Zum Abschluss dieses Blogs möchte ich mich kurz fassen: „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen“ sagte einst Helmut Schmidt. Hoffen wir gemeinsam auf ein schnelles und friedliches Ende des Krieges.

Ich bedanke mich fürs Lesen und wünsche eine friedliche Restwoche!

Liebe Grüße 

Sven Klünder

Autor dieses Blogs:

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