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Varta und Hypoport Crash – Das musst du jetzt wissen!
Veröffentlicht am 26.09.2022 | Lesedauer: 15 Minuten

Von Christian Lämmle

Varta und Hypoport Crash - Das musst du jetzt wissen!

Varta Aktie bricht um knapp 35 % und Hypoport sogar um über 45 % ein. Ist das eine Kaufchance?

Viele Millionen oder gar Milliarden an Börsenwert haben die Varta Aktie und die Hypoport Aktie am 23.09.2022 verloren. Doch was steckt hinter den Kursverlusten?

Ist die Varta Aktie jetzt kaufenswert, oder sollte man doch eher die Hypoport Aktie jetzt kaufen? Jegliche Fragen werden im nachfolgenden Artikel rational durchleuchtet um auf ein entsprechendes Ergebnis zu kommen. 

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Einschätzung zur Varta Aktie

Allgemeine Informationen

Varta, der deutsche Hersteller von Batterien, hat seinen gesamten Ausblick für das dritte Quartal und das Gesamtjahr für 2022 zurückgezogen. An der Börse hat die Varta Aktie daraufhin massiv an Wert verloren; über 35 % Kursverlust standen am Freitag zu Buche.

Damit hat der Konzern seinen, erst am 11.08.2022 veröffentlichten, „zuversichtlichen Ausblick“ (wie er selbst genannt wurde) nur einen Monat später zurückgezogen. Bereits damals hat man die Erwartungen für das Gesamtjahr senken müssen. Sowohl beim EBITDA als auch beim Umsatz. (Quelle: Varta)

Es stand bereits am 11.08.2022 fest, dass der Umsatz im Vergleich zu 2021 schrumpfen wird. Dies kann man durch einen leichten Vergleich vom dritten Quartal des Vorjahres einfach ablesen. Im optimistischen Fall wären es mit der damaligen Prognose 606,80 Mio. EUR Umsatz in den ersten 9 Monaten 2022 gewesen. Im Vorjahr wurde in demselben Zeitraum noch ein Umsatz von 622,33 Mio.  EUR erzielt. (Quelle des Vorjahresberichts: Varta)

Die düstere Ad-hoc Mitteilung vom 23.09.2022

Jetzt, am 23.09.2022, sah sich der Vorstand durch eine Pressemitteilung (sog. Ad-hoc Mitteilung) gezwungen die Prognose endgültig zu kappen. Gründe sind die angespannte Situation bezüglich der Energiepreise und der Lieferketten. Zudem gelingt auch die Weitergabe dieser Kosten an die Endkunden nicht in vollem Ausmaß. Ein weiteres Problem ist wohl das Abrufen von zwei großen Aufträgen, die maßgeblich für die Realisierung von Umsätzen ist. Durch diese Planungsunsicherheiten sei man laut dem Vorstand nicht mehr in der Lage die erreichbaren Ziele für das Q3 2022 sowie für das Gesamtjahr abzuschätzen. 

Vartas derzeitige Bewertung

Varta wird trotz des Kurssturzes immer noch mit dem knapp 20-fachen Gewinn bewertet. Mich hat dies wirklich überrascht, denn die letzte Ad-hoc Mitteilung hat klar bestätigt, dass Varta eher in einem zyklischen Geschäftsfeld agiert. Selbstverständlich ist die Batteriebranche zukünftig von hoher Relevanz, wodurch ein höheres Multiple als bei bspw. BASF, Heidelberg Cement oder anderen Zyklikern allemal gerechtfertigt ist. Jedoch halte ich ein KGV von 15 für eher gerechtfertigt als 20. Unternehmen wie BASF werden meist nur mit einem von 10 gehandelt.  

Meine Meinung zur derzeitigen Situation

Es gab im Jahr 2020 sehr viele Shortseller, die oftmals belächelt wurden, da Varta so stark und schnell gewachsen ist. Die Shortseller sahen vor allem die Gefahr durch chinesische Konkurrenzprodukte und die damit für sie zu hohe Bewertung von Varta. Einige der Shortseller mussten sich 2021 tatsächlich eindecken und profitieren jetzt gar nicht maßgeblich vom Fall (zumindest nach meinem Kenntnisstand).

Man sieht jetzt aber, dass Varta auf jeden Fall starke Probleme hat. Dies „nur“ auf die Krise, die hohen Energiepreise oder die Lieferketten zu schieben ist mir persönlich zu einfach. Ein wirklich starkes Unternehmen mit einer gewissen Marktmacht und einem starken Burggraben hat solche Probleme nicht in diesem Ausmaß. Daher bin ich skeptisch für die Varta Aktie und bin froh, dass ich nie investiert war. Technisch ist die Aktie auf alle Fälle auch klar ein Verkauf, da ein relativ starker Abwärtstrend vorliegt

Einschätzung zur Hypoport Aktie

Was macht Hypoport? 

Hypoport bietet ein umfassendes Segment an Dienstleistungen für Immobilien an. Hierunter fallen bspw. das Segment „Kreditplattform“. Diese hilft sowohl privaten als auch institutionellen Investoren beim Finden von passenden Finanzierungsmöglichkeiten. Zudem gibt es die „Immobilienplattform“, welche für die Digitalisierung von Vermarktung, Bewertung, Finanzierung und Verwaltung von Immobilien steht. Zuletzt gibt es auch die Versicherungsplattform, welche dazu dient um die Beratung, den Tarifvergleich oder die Verwaltung von Versicherungspolicen durchzuführen.

Die letzten Quartalszahlen und der letzte Ausblick

Hypoport hatte im ersten Halbjahr 2022 bisher noch ein sehr ordentliches Wachstum zu verzeichnen. In Q2 waren es bezogen auf den Umsatz immerhin noch 23 % gegenüber der Vorjahresperiode. Auch die Kennzahlen, bezogen auf den Gewinn, sind noch ordentlich gewachsen. Das operative Ergebnis wuchs mit 38 % sogar noch schneller als der Umsatz. Anfang August gab das Management noch den Ausblick, dass Hypoport einen Gesamtumsatz von 500 bis 540 Mio. EUR erzielen wird. Gleichzeitig wollten das Unternehmen ein EBIT von 51 bis 58 Mio. EUR zu erzielen. (Quelle: Hypoport)

Die Krise trifft auch Hypoport

Am Donnerstagabend hatte Hypoport noch vor Varta eine Ad-hoc Mitteilung herausgebracht, welche verdeutlicht, dass diese Prognosen nicht eingehalten werden können. Sie sehen auf der Nachfrageseite einen deutlichen Rückgang. Dieser scheint nicht nur auf die private, sondern auch auf die institutionelle Seite zurückzuführen sein. Der Vorstand hat daher Maßnahmen ergriffen um das Kostenniveau entsprechend einzudämmen.

Hypoports Aktie ist daraufhin um 45 % im Freitagshandel eingebrochen. Insgesamt hat die Aktie seit ihrem Hoch schon über 87 % eingebüßt. Eine Zahl, die man sich mal auf der Zunge zergehen lassen muss. Um wieder auf das alte Allzeithoch zu kommen, müsste die Aktie über 672 % steigen.

Die derzeitige Bewertung

Geht man fundamental von einem Umsatz von 420 Mio. EUR aus, würde das noch knapp ein KUV von 1 ergeben. Wenn man langfristig ein EBIT von 70 Mio. annimmt, dann entspräche das Multiple zum EBIT 7. Insoweit könnte das ein eventueller Turnaround werden, sofern man an die Story glaubt und langfristig das Geschäftsmodell gut findet.

Da ich den Absturz für wirklich sehr stark halte, habe ich im Aktienfinder eine Simulation für den fairen Wert vorgenommen, wenn Hypoport im Jahre 2025 mit einem KGV von 15 bewertet ist. Normalerweise würde ich sogar von höheren Multiples ausgehen, da es sich um eine Techfirma handelt, welche grundsätzlich solide skalieren kann und noch recht gut wachsen kann. Allerdings sehe ich durch die Annahme von 15 bereits viele Punkte eingepreist. Dann würde man immer noch auf eine jährliche Rendite von ca. 18 % pro Jahr kommen. Das ist grundsätzlich ordentlich, aber zeigt jedoch auch wie kritisch die Börsenteilnehmer gegenüber Immobilien sind bzw. wie hoch das Risiko in dieser Branche gesehen wird. 

Meine Meinung zur derzeitigen Situation

Die Kürzung des Ausblickes von Hypoport, stellt den allgemeinen Immobilienmarkt in Frage. Es deutet laut diesen Aussagen vieles darauf hin, dass die Preise für Immobilien rückläufig sein wird. Hypoport könnte ein vorlaufender Indikator sein.

Technisch ist die Aktie natürlich absolut verkaufenswert. Glaubt man, dass die derzeitige Immobiliensituation nur vorübergehend oder eben nur 1-2 Jahre andauert, so könnte man vorsichtige Käufe in Erwägung ziehen. Ich persönlich werde dies jedoch unterlassen. Es widerspricht einfach absolut meiner Strategie solche Aktie zu kaufen, nur weil ich mit einer fundamentalen Berechnung auf ein ansehnliches Ergebnis komme. Um in mein Portfolio zu gelangen, muss sowohl das technische als auch das fundamentale Gesamtbild passen. 

Fazit 

Wir Anleger müssen froh sein, dass Unternehmen frühzeitig verpflichtet sind auf solche Missstände hinzuweisen und dementsprechend Ad-hoc Mitteilungen herausgeben müssen. Auch muss man beiden Vorstandsebenen einen gewissen Respekt zollen, dass sie sich solche Fehler in der eigenen Einschätzungen einzugestehen. Natürlich ist das als Anleger ärgerlich. Jedoch ist es mir viel wichtiger, dass die Unternehmen von sich aus an die Presse treten und berichten, dass derzeitige Prognosen nicht aufrecht erhalten werden könnten, als dass dies erst im nächsten Earningscall präsentiert wird. 

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