Von Jan Fuhrmann
Veröffentlicht am 08.04.2023 | Lesedauer: 10 Minuten
In diesem Wochenausblick werde ich mir die 4 großen Automobilkonzerne aus dem DAX ansehen – kleiner Spoiler: So richtige Dauerläufer sind das nicht. Teilweise über Jahrzehnte hinweg bewegen sich die Aktien der Unternehmen nur in einer riesigen Seitwärtsphase und auch die Dividende verbessert den Total Return nur bedingt. Es kommt bei diesen zyklischen Aktien umso mehr darauf an wann man sie kauft. Macht man dies nämlich nicht nahe der Tiefs, dann führt das zu einer massiven Underperformance gegenüber dem Gesamtmarkt – und das ist schließlich nicht der Grund für Stock-Picking.
Aus diesem Grund bin ich der festen Überzeugung, dass stabile Dauerläufer, die konstant abliefern, für 99 % der Anleger die bessere Wahl sind. Auch hier verbessert man seine Rendite ordentlich, wenn die Aktien mit Hilfe von Market-Timing tief in Korrekturen eingesammelt werden, aber der übergeordnete Trend ist ohnehin aufwärts gerichtet. Schon aus rein psychologischer Sicht ist es bei einem Investment viel entspannter, wenn die Aktie nicht auf demselben Niveau hängt wie vor 10, 15, 20 oder sogar 25 Jahren – das ist nämlich bei den Automobilaktien häufig der Fall.
Wir haben als Anleger an der Börse die Qual der Wahl. Ich muss an dieser Stelle nicht groß nachdenken und bevorzuge die Dauerläufer, die keineswegs schlechter performen (eher im Gegenteil) und zugleich viel entspannter zu handhaben sind. Aus diesem Grund habe ich 100 Aktien aus aller Welt herausgesucht, die langfristige Stabilität aus jeglicher Hinsicht beweisen:
Hinter Toyota reiht sich VW als zweitgrößter Automobilkonzern auf der Weltrangliste ein. Die Aktie bewegt sich seit 2011 in einer Seitwärtsphase, die von rund 85 EUR/100 EUR bis ca. 250 EUR/260 EUR reicht. Aktuell notiert Volkswagen auf der Höhe des Hochs aus 2007 (!) und bewegt sich in Richtung des unteren Endes der genannten Range. Ab 100 EUR ergibt sich somit wieder eine antizyklische Chance, wenn man die Aktie unbedingt im Depot haben möchte. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass über dem derzeitige Niveau viele starke Widerstände liegen und der Weg an die Hochs einige Zeit in Anspruch nehmen könnte.
In der unteren Abbildung siehst du zudem den Total Return (Kursentwicklung + reinvestierte Dividenden) in den letzten 10 Jahren gegenüber dem bekannten ACWI. Dieser ETF ist sicher kein Outperformer, sondern ein simpler weltweit diversifizierter ETF. Gegenüber der Volkswagen Aktie ist speziell die gleichmäßige Entwicklung auffällig.
Bei Mercedes Benz gab es in der letzten Zeit einige Veränderungen – vor allem die Abspaltung von Daimler Truck und das Comeback der Luxus Strategie ohne A-Klasse & Co. sind hier nachhaltig relevant. Nichtsdestotrotz bewegt sich auch diese Aktie seit vielen Jahrzehnten seitwärts und notiert derzeit auf dem Niveau wie vor 25 Jahren. Mercedes hat das obere Ende der langfristigen Seitwärtsphase erreicht und aus diesem Grund ist die Aktie aktuell das absolute Gegenteil von einer antizyklischen Chance.
Natürlich kann sich nun kaum jemand vorstellen, dass das untere Ende der Range bei rund 22 EUR noch einmal getestet wird, aber ähnlich hat man auch 1998, 2007 und 2015 gedacht. Auch aus Sicht der zeitlichen Zyklen ist eine Top-Bildung auf dem jetzigen Niveau plausibel. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dann wird diese unter dem Tief bei ca. 50 EUR bestätigt.
Vergleicht man die historische Entwicklung der letzten 10 Jahre mit dem ACWI, dann kann die Aktie den Index auf den ersten Blick leicht schlagen. Allerdings gibt es drei Aspekte, die (teilweise auch bei den anderen Aktien) beachtet werden sollten:
Die BMW Aktie kann im Gegensatz zu VW und Mercedes einen langfristigen Aufwärtstrend vorweisen – zumindest auf einer übergeordneten Makroebene. Der Trend läuft eher langsam und auf eine Trendbewegung folgen jahrelange Korrekturphasen, aber grundsätzlich ist er intakt. Aus diesem Grund kann bei BMW, aus rein technischer Sicht, mit der Prämisse gearbeitet werden, dass der übergeordnete Aufwärtstrend mit erhöhter Wahrscheinlichkeit fortgesetzt wird. Das ist schließlich das, was die Aktie in der Vergangenheit immer wieder getan hat (während Mercedes bspw. immer wieder den Ausbruch aus der Range nicht geschafft hat).
Vergleicht man den Total Return von BMW mit dem ACWI, dann ist in der 10-Jahres-Perspektive eine nennenswerte Underperformance der Stammaktie zu erkennen. Bei der Vorzugsaktie sieht es hingegen anders aus. Grundsätzlich ist aber auch hier wieder gut zu sehen, dass sich der Gesamtmarkt viel stetiger entwickelt hat.
Seit Ende September 2022 ist nun auch die Porsche AG an der Börse gelistet, die das reine Porsche-Geschäft darstellt. Nicht zu verwechseln ist sie mit der Porsche Automobil Holding, welche großer Anteilseigner bei VW (und auch bei der Porsche AG) ist.
Im vorliegenden Betrachtungszeitraum hat sich die Aktie toll entwickelt, aber für die langfristige Sicht hat das keine wirkliche Aussagekraft. Mit der Luxus Strategie (auf einem anderen Level als Mercedes es plant) konnten aber bereits andere Konzerne wie Ferrari zeigen, dass dies den zyklischen Charakter der Aktie mindern kann.
Ferrari befindet sich in einem langfristigen Aufwärtstrend und konnte den ACWI in der Vergangenheit um Längen schlagen. Zwar ist auch hier nur eine Historie seit 2015 verfügbar, aber das Bild ist eindeutig. Die Aktie gehört zu den wenigen Dauerläufern in einer sonst eher schwierigen Branche… und vielleicht trifft das in ein paar Jahren auch auf die Porsche AG zu. Wir werden sehen.
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