Encavis Aktie Analyse – Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie

Encavis Aktie Analyse

Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie

XETR: ECV - Analyse vom 19.11.2023
Von Jan Fuhrmann und Adrian Rogl

Encavis Aktie jetzt kaufen? | Aktienanalyse | WKN: 609500 | ISIN: DE0006095003 | Ticker: ECV (Xetra)

In einer Welt, in der erneuerbare Energien für immer mehr Staaten und Menschen nicht nur eine Wahl, sondern eine Notwendigkeit geworden sind, sticht Encavis AG als ein führender Akteur im Bereich der sauberen Energie hervor. Als ein bedeutendes Unternehmen im Bereich Solarenergie und Windkraft, bietet Encavis eine spannende Investitionsmöglichkeit für diejenigen, die von dieser Entwicklung profitieren wollen. Nach einer Durstrecke für Investoren seit dem Allzeithoch im Januar 2021 scheint die Aktie langsam wieder spannend zu werden - ob sie nach ihrer 55% Korrektur aber wirklich auch schon ein klarer Kauf ist, finden wir in dieser Analyse heraus.

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Kapitel
Timestamp
Einleitung, Historie, Werte und Nachhaltigkeit, Aktionärsstruktur
00:00:00
Geschäftsmodell, Burggraben und Geschäftsführung​
00:10:59
Fundamentale Kennzahlen
00:32:30
Branchenanalyse & Konkurrenzvergleich
00:50:03
Chancen und Risiken, Unsere Bewertung, Technische Analyse
01:06:09

Kurzportrait  

Encavis ist ein deutscher Smallcap, welcher vom Wandel hin zu den erneuerbaren Energien maßgeblich profitiert. Das Unternehmen betreibt europaweit Solar- und Onshore-Windparks und konnte den Umsatz in den letzten Jahren durch die starke Expansionsstrategie vervielfachen.

Nachdem die Aktie im Boom eine sehr hohe Bewertung i. H. v. über 50 beim bereinigten KGV erreichte, ist Encavis inzwischen erheblich günstiger bewertet – das bereinigte KGV beträgt nun nur noch rund 20.

Aus der charttechnischen Perspektive befindet sich die Aktie trotz der lang anhaltenden Korrektur in einem langfristigen Aufwärtstrend. Zuletzt erreichte Encavis dabei eine relevante Unterstützungszone, auf die der Kurs leicht reagierte.

Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 18.11.2023.

WKN/ISIN
609500/DE0006095003
Branche
Versorger
Peter Lynch Einordnung
Fast Grower
Fundamentales WLA-Rating
?/10
Technisches WLA-Rating
?/10
Porters Burggraben-Rating
?/25
Marktkapitalisierung
2,21 Mrd. EUR
Dividendenrendite
0,00 %
KGV
34,58
Firmensitz
Hamburg (Deutschland)
Gründungsjahr
2002
Mitarbeiter
303
WKN/ISIN
609500/DE0006095003
Branche
Versorger
Peter Lynch Einordnung
Fast Grower
Fundamentales WLA-Rating
06/10
Technisches WLA-Rating
06/10
Porters Burggraben-Rating
19/25
Marktkapitalisierung
2,21 Mrd. EUR
Dividendenrendite
0,00 %
KGV
34,58
Firmensitz
Hamburg (Deutschland)
Gründungsjahr
2002
Mitarbeiter
303

Inhaltsverzeichnis

1. Das Unternehmen Encavis

Historie von Encavis

Die Unternehmen Chorus und Capital Stage

Die Geschichte der Unternehmensentwicklung von Encavis reicht bis zur Gründung ins Jahr 1998 zurück. The Chorus Group wurde in diesem Jahr ins Leben gerufen und fokussierte sich ab 2006 ausschließlich auf Investitionen im Bereich erneuerbarer Energien. Im Jahr 2001 wurde die Capital Stage gegründet, als die Aktien der Futura Capitalis auf das Investmenthaus HWAG übertragen wurden.

Ein entscheidender Meilenstein in der Unternehmenshistorie war die Erstnotierung der Capital Stage im SDAX am 24. März 2014. In 2015 erfolgte der Börsengang der Chorus Clean Energy, deren Aktien am regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.

Gründung von Encavis

2018 markierte einen bedeutenden Schritt, als die Fusion von Capital Stage und CHORUS Clean Energy zur Entstehung von Encavis führte. Der Name „Encavis” spiegelt die Vision wider, in eine neue Zukunft zu starten und basiert auf drei zentralen Säulen: „EN“ für „Energy“, die Grundlage aller Aktivitäten, „CA“ für „Capital“, die Mittel, die zur Akquisition von Solarparks und Windparks verwendet werden und attraktive Renditen generieren und „VIS“ für „Vision“, da Encavis die Energiesysteme der Zukunft unterstützt und erneuerbare Energien erschwinglich machen möchte.

Expansion und neue Listings

2019 erwarb Encavis 30,00 % der Anteile an dem italienischen Unternehmen Stern Energy. Im November 2022 wurden die Anteile auf 80,00 % erhöht, womit der Konzern die europaweite Präsenz stärken konnte und weiteres Know-how im Bereich des Betriebs und der Wartung von Solaranlagen einkaufte.

Nachdem das Unternehmen 2021 bereits für fast sechs Monate im MDAX gelistet war, folgte 2022 die Rückkehr von Encavis in den Index. Im selben Jahr wurden der Konzern ebenfalls in den STOXX Europe 600 Index aufgenommen.

Mission, Werte und Nachhaltigkeit von Encavis

Mission

Die Mission von Encavis besteht darin, den Weg in eine grüne Zukunft zu ebnen. In Anbetracht der Herausforderungen für die Zukunft unseres Planeten sieht das Unternehmen optimistisch auf die kommenden Jahre. Encavis ist überzeugt, dass es in unserer Verantwortung liegt, langfristig und nachhaltig mit den Ressourcen unserer Erde umzugehen, während gleichzeitig Gesellschaft und Wirtschaft weiter wachsen. Um diese Vision zu verwirklichen, schafft Encavis die notwendigen Voraussetzungen.

Die Umsetzung dieser Mission erfolgt durch gezielte Investitionen in Technologien der erneuerbaren Energien in ganz Europa. Encavis setzt in den angelegten Parks auf die transformative Kraft von Sonne und Wind, um diese als treibende Kräfte für eine grüne Zukunft zu nutzen. Durch diese Investitionen leistet das Unternehmen einen Beitrag zur Förderung und Verbreitung nachhaltiger Energiequellen, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt und das gesellschaftliche Wachstum haben.

Werte

Die Werte von Encavis spiegeln sich in verschiedenen Schlüsselbereichen wider, die für das Unternehmen von höchster Bedeutung sind:

Die wirtschaftliche Umgebung von Encavis ist darauf ausgerichtet, nachhaltig zu wachsen und einen positiven Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasen zu leisten. Das Unternehmen engagiert sich aktiv für eine wirtschaftliche Entwicklung, die mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit im Einklang steht.

Entsprechend des Geschäftsmodells wird ein Beitrag zum Schutz von Natur und Umwelt geleistet. Das Unternehmen setzt sich entschieden dafür ein, der Klimakrise entgegenzuwirken, indem grüner Strom produziert und die Biodiversität gefördert wird. Encavis erkennt die Notwendigkeit, ökologische Verantwortung zu übernehmen und möchte dies ins tägliche Handeln integrieren.

Als dynamisches und zukunftsorientiertes Unternehmen ist sich Encavis bewusst, dass ein starkes Team von entscheidender Bedeutung ist, um einen sinnvollen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Das Unternehmen legt nicht nur Wert auf die Entwicklung des eigenen Teams, sondern betrachtet es als entscheidend, auch nach außen zu schauen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.

Encavis setzt auf effiziente Unternehmensstrukturen und klar definierte Verantwortlichkeiten, die auf den Prinzipien eines guten Corporate Managements basieren. Das Unternehmen orientiert sich dabei an international anerkannten ethischen, sozialen und ökologischen Grundsätzen, um eine verantwortungsbewusste und transparente Unternehmensführung zu gewährleisten.

Nachhaltigkeit

Encavis hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Der Übergangsplan sieht vor, die Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2030 vollständig zu eliminieren, einschließlich Unternehmensfahrzeuge und Stromverbrauch für Solar- und Windparks. Die Reduktion der Scope-3-Emissionen entlang der Lieferkette der Parks um 95,00 % bis 2040 ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie.

Der Corporate Carbon Footprint (CCF) erfasst präzise alle direkten und indirekten Emissionen von 2020 und 2021 nach den gesetzten Standards im Greenhouse Gas Protocol. Encavis legt großen Wert auf den Schutz der Biodiversität in den Solarparks, die auf zuvor geschädigten Flächen stehen. Die Biodiversitätsstrategie beinhaltet eine regelmäßige Überprüfung der Parks und entsprechende Anpassungen im Management.

Das Unternehmen setzt sich mit einem von der Science Based Targets Initiative genehmigten Ziel für Klimaschutz ein. Bis 2030 sollen die Emissionen um mindestens 42,00 % reduziert werden und bis 2040 strebt das Unternehmen an, „Netto-Null” zu erreichen, indem die Scope-1, 2 & 3-Emissionen um 95,00 % reduziert werden. Dabei kooperiert Encavis entlang der Wertschöpfungskette, um Emissionshotspots zu identifizieren, fossile Brennstoffe durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen, recycelte Materialien zu fördern und emissionsarme Transporte zu unterstützen.

Aktionärsstruktur von Encavis

Die Aktien von Encavis teilen sich zu 74,97 % in den Streubesitz und 25,03 % in einen Pool auf, der sich in festen Händen befindet. Zu letzterem gehören private Vermögensverwaltungen. In Bezug auf den Streubesitz gilt Folgendes:

Keiner der Top-10-Anteilseigner an Encavis hält mehr als 5,00 % des Unternehmens. Mit 4,70 % ist die Bank of America der größte Einzelinvestor, gefolgt von Morgan Stanley mit 4,30 % und BlackRock mit 4,20 %. Die UBS Group, BayernInvest und Goldman Sachs halten ähnlich große Anteile von 3,60 %, 3,50 % bzw. 3,20 %.

Weiterhin ist interessant, dass große ETFs wie der Invesco ETF Trust II, der iShares Trust und iShares II mit Anteilen von 2,60 %, 1,50 % bzw. 0,80 % vertreten sind. Schließlich ist das Management von Encavis mit einem Anteil von 0,10 % am Unternehmen ebenfalls in der Liste der Top-10-Aktionäre.

Geschäftsmodell von Encavis

Einleitung

Energy, Capital, Vision – aus diesen drei Begriffen setzt sich das Kunstwort Encavis zusammen. Denn Energie stellt die Grundlage der Geschäftstätigkeit des Unternehmens dar, Kapital wird für die Portfolioerweiterung benötigt und als Vision ist die Mitgestaltung an einer Zukunft mit dezentraler Stromerzeugung aus Windkraft und Solarenergie zu nennen. Seit die erwähnte Fusion der Capital Stage AG und der Chorus Clean Energy AG im Jahr 2016 erfolgreich abgeschlossen wurde, gehört Encavis zu den größten Betreibern von Solar- und Windparks (Onshore) in Europa. Das umfassende Portfolio von Encavis wird fortlaufend durch strategische Akquisitionen ausgebaut und fokussiert sich zum Zeitpunkt dieser Analyse auf Solarparks (ca. drei Viertel der Gesamterzeugungskapazität). Die Umsätze von Encavis bestehen im Wesentlichen aus Einspeisevergütungen, welche von den jeweiligen Versorgern vor Ort gezahlt werden. Zudem besitzt Encavis langfristige Abnahmeverträge mit einzelnen privatwirtschaftlichen Unternehmen.

Dass sich Encavis im Gegensatz zu Mitbewerbern wie 7C Solarparken oder Ørsted nicht auf Solar- oder Windparks beschränkt, sondern beide Arten der nachhaltigen Energieerzeugung verfolgt, wirkt sich positiv auf die Saisonalität des Geschäfts aus. Wie Abbildung 2 zu entnehmen ist, generieren Windkraftanlagen insbesondere in der kühleren Jahreszeit hohe Outputs. Zwischen April und August ist die Menge an erzeugtem Strom aufgrund der meteorologischen Bedingungen hingegen deutlich niedriger. Für Solarparks gilt indes das Gegenteil: In den sonnenreichen Monaten ist die Energieerzeugung naturgemäß höher als im Winter. Folglich kann Encavis im Vergleich zu Pure-Play-Unternehmen unterjährige Schwankungen der fundamentalen Kennzahlen reduzieren.

Solarenergie

Obwohl sich Encavis auch mit dem Betrieb von Onshore-Windparks befasst, steht die Energieerzeugung durch Solarparks eindeutig im Vordergrund. Derzeit betreibt das Unternehmen 221 Anlagen in Spanien, Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Italien, dem Vereinigten Königreich, Dänemark und Schweden – also über weite Teile des europäischen Kontinents verteilt. In Abbildung 1 sind sämtliche Länder abgebildet, in welchen das deutsche Unternehmen innerhalb dieses Geschäftsbereichs derzeit aktiv ist.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 1: Länder, in denen Encavis Wind- und/oder Solarparks betreibt

Die technische Betriebsführung der konzerneigenen Solarparks, zu welcher Wartung, Instandhaltung sowie die Durchführung von Verbesserungsmaßnahmen gehören, übernimmt Encavis im Rahmen eines eigenständigen Geschäftsbereichs selbst. Darüber hinaus werden entsprechende Serviceleistungen auch für Dritte erbracht, was neben der Stromerzeugung ein weiteres Standbein von Encavis darstellt.

Windenergie

Die 100 Windparks, welche Encavis zum Zeitpunkt dieser Analyse betreibt, erstrecken sich ebenfalls über mehrere Länder in Europa. Dabei ergeben sich im Vergleich zu den Solarparks einige Unterschiede, da Encavis aufgrund geeigneterer meteorologischer Bedingungen eher den osteuropäischen Markt bespielt. So besitzt das Unternehmen derzeit keine Windkraftanlagen in Spanien, dafür jedoch in Österreich, Finnland und Litauen.

Wichtig zu erwähnen ist außerdem, dass das Portfolio ausschließlich Onshore-Windparks umfasst, also solche auf dem Festland. Im Gegensatz dazu befinden sich sog. Offshore-Windparks im Küstenvorfeld eines Meeres. Wenngleich wir den Geschäftsberichten des Unternehmens keine Gründe für den Verzicht auf letztere entnehmen konnten, lassen sich u. a. folgende Faktoren als mögliche Gründe für diese Entscheidung identifizieren:

  • niedrigere Kosten für Installation und Wartung
  • Strom kann dort verbraucht werden, wo er erzeugt wird
  • geringere Umweltbelastungen, evtl. höhere Akzeptanz in der Gesellschaft

Demgegenüber steht jedoch die Tatsache, dass Offshore-Windparks aufgrund von dauerhaft sehr guten Bedingungen beim Wind eine bessere Energieausbeute erzielen.

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Abb. 2: Länder, in denen Encavis Wind- und/oder Solarparks betreibt

Grünes Kapital

„Die Nachfrage nach erneuerbarem Strom steigt und bietet lukrative Möglichkeiten – auch für Investoren.“ – Mit diesem Satz beginnt die Informationsseite von Encavis namens Grünes Kapital, welche sich mit dem Geschäftsbereich Asset Management befasst. Denn das Unternehmen betreibt nicht nur eigene Solar- und Windparks, sondern bietet professionellen Anlegern auch die Möglichkeit, mittels entsprechender Fonds oder individuell gestalteten Anlagelösungen direkt in solche zu investieren und generiert hierdurch entsprechende Management-Gebühren.

Legt man die Gesamterzeugungskapazität der Kraftwerke zugrunde, so machen die Solar- und Windparks, welche innerhalb des Segments Asset Management für Dritte verwaltet werden, mit 1,40 GW exakt 40,00 % des Portfolios von Encavis aus. Darüber hinaus unterscheidet sich die Verteilung von Solar- und Windkraftanlagen im Vergleich zu den eigenen erheblich: Mit einem Anteil von ca. 56,00 % sind letztere in diesem Geschäftsbereich nämlich für den Großteil des erzeugten Stroms verantwortlich.

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Abb. 3: Überblick über das Portfolio von Encavis im Asset Management-Geschäftsbereich

Burggraben von Encavis

Einleitung

Der Burggraben von Encavis liegt hauptsächlich in der Portfoliogröße des Unternehmens. Wie zuvor bereits erwähnt, betreibt das deutsche Unternehmen zum Zeitpunkt dieser Analyse in sämtlichen Geschäftsbereichen mehr als 300 Solar- und Windparks mit einer Gesamterzeugungskapazität von ca. 3,50 GW. Dies macht Encavis bereits heute zu einem der größten unabhängigen Stromproduzenten innerhalb der erneuerbaren Energien. Diese Positionierung bietet günstige Voraussetzungen, den Bestand an emissionsfreien Kraftwerken auch in den kommenden Geschäftsjahren weiter auszubauen.

Hervorzuheben ist darüber hinaus die Fokussierung des Unternehmens auf sogenannte „Power Purchase Agreements“, was sich auf Deutsch mit langfristigen Abnahmeverträgen für Strom übersetzen lässt, welche in aller Regel mit Unternehmen aus der Privatwirtschaft abgeschlossen werden. Dieses Vorgehen garantiert Encavis langfristig ein gewisses Preisniveau und reduziert die Schwankungen im Geschäftsverlauf.

Porters Five Forces

Nachstehend die Branchenstrukturanalyse nach Michael E. Porter. Diese dient der Einordnung von externen Kräften, welche auf die Unternehmen einer Branche einwirken. Unsere Skala reicht hierbei von 0 bis 5. Je besser Encavis aufgestellt ist, desto höher ist die Punktzahl, welche wir vergeben.

Externe Kraft
Stärke
Begründung
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern
3/5
In Europa existiert eine hohe Anzahl an großen und kleinen Betreibern von Solar- und Windparks. Die Rivalität dieser Unternehmen untereinander stufen wir dennoch als eher gering ein, da diese in ihren jeweiligen Standorten nur in geringem Umfang miteinander konkurrieren. Zudem ist Encavis im Branchenvergleich als großer Player einzuordnen, welcher von der aktuellen Fragmentierung durch entsprechende Übernahmen sogar profitieren kann.
Bedrohung durch neue Wettbewerber
4/5
Der Aufbau oder Erwerb von mehreren Solar- oder Windparks erfordert eine nicht unerhebliche Investitionssumme. Wer diese nicht in Form von Eigenmitteln aufbringen kann, muss auf die Möglichkeit der Fremdfinanzierung zurückgreifen. Im aktuellen Zinsumfeld keine günstige Angelegenheit. Obwohl der Markt für erneuerbare Energieproduktion aufgrund seiner Wachstumspotenziale als attraktiv zu bewerten ist, stufen wir die Markteintrittsbarrieren als eher hoch ein.
Verhandlungsmacht der Lieferanten
3/5
Wie im Rahmen des Geschäftsmodells bereits beschrieben, führt Encavis sowohl an eigenen als auch an fremden Anlagen verschiedene Serviceleistungen wie Wartung, Instandhaltung sowie die Durchführung von Verbesserungsmaßnahmen aus. Hierfür benötigt das Unternehmen entsprechendes Werkzeug und sonstiges Equipment. Die Verhandlungsposition zwischen Encavis und entsprechenden Zulieferern bewerten wir als ausgeglichen, da von beiden Seiten keine Abhängigkeiten bestehen dürften.
Verhandlungsmacht der Kunden
4/5
Encavis erwirtschaftet Umsätze in erster Linie durch Einspeisevergütungen, welche von den jeweiligen Versorgern gezahlt werden. Das Management vertritt jedoch die Ansicht, dass individuelle Abnahmeverträge mit privatwirtschaftlichen Unternehmen auf dem Vormarsch sind. Schon heute sind diese für einen nicht unerheblichen Umsatzanteil verantwortlich. Die bessere Verhandlungsposition sehen wir in diesem Zusammenhang bei Encavis, da Unternehmen vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Wahrung eines positiven Images darauf angewiesen sind, sich zunehmend klimafreundlich aufzustellen.
Bedrohung durch Ersatzprodukte
5/5
Die Energiewende ist in vollem Gang. In sämtlichen Ländern, welche Encavis mit Solar- und Windparks bespielt, nimmt die Relevanz fossiler Energieträger fortlaufend ab. Gleichzeitig gewinnen erneuerbare Formen an Bedeutung. Derzeit ist kaum ein Szenario vorstellbar, in welchem sich diese Entwicklung umkehren könnte, weshalb wir für diese externe Kraft die volle Punktzahl vergeben.
Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 4: In Porters Burggraben-Rating erzielt Encavis 19 von 25 Punkte.

Geschäftsführung   

Die Geschäftsführung von Encavis hat im Jahr 2022 eine Veränderung erlebt, als Dr. Dierk Paskert, der bis dahin fungierende CEO, das Unternehmen verließ. Seitdem teilen sich zwei Vorstandsmitglieder die Verantwortlichkeiten der Geschäftsführung.

Dr. Christoph Husmann

Dr. Christoph Husmann, der als CFO fungiert, verfügt über eine vielfältige Ausbildung und umfangreiche berufliche Erfahrung. Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und der Central University of Iowa in Pella/Iowa sowie seiner Promotion an der Ruhr-Universität in Bochum, sammelte Husmann Erfahrungen in verschiedenen Positionen im Konzernbereich Controlling des Unternehmens Veba. Nach seinem Wechsel zur Stinnes im Jahr 1999, wo er zunächst als Leiter für Planung und Systeme tätig war, übernahm er später die Leitung des gesamten Konzernbereichs Controlling. Im Jahr 2005 wechselte Husmann zu Hochtief, wo er bis 2014 als CFO tätig war. Nach seinem Wechsel zu Capital Stage im selben Jahr und der Gründung von Encavis 2018 fungierte Husmann weiterhin als Finanzvorstand. Seit 2023 ist er zudem Sprecher des Vorstands von Encavis.

Mario Schirru

Mario Schirru, der als CIO und COO agiert, hat einen Hintergrund im Ingenieurwesen der Maschinenbautechnik sowie Betriebswirtschaft. Nach seinem Studium an der Universität Pisa und der Mannheim Business School startete er 2008 seine Karriere im Bereich erneuerbarer Energien als Country Manager für den Windpark-Projektentwickler GEO. Im Jahr 2013 wechselte er zur Capital Stage und übernahm schließlich 2021 die Position des COOs. Im August 2022 wurde er in den Vorstand von Encavis berufen.

Vergütung der Geschäftsführung

Die Vergütung der Geschäftsführung wird nur mit dem Jahresbericht des Unternehmens veröffentlicht. Da es im Geschäftsjahr 2022 einen Führungswechsel gab, werden die Vergütungen aller in dieser Zeit agierenden Personen in der Geschäftsführung aufgelistet.

Dr. Dierk Paskert, ehemaliger CEO, erhielt eine feste Vergütung von 0,55 Mio. EUR. Dazu 0,25 Mio. EUR als kurzfristige und 0,24 Mio. EUR als langfristige variable Vergütung. Zusätzlich erhielt er für regelmäßige Nebenleistungen eine Vergütung von 35,00 Tsd. EUR. Womit sich die Gesamtvergütung auf 1,08 Mio. EUR belief.

Dr. Christoph Husmann erhielt insgesamt 1,02 Mio. EUR. Die Vergütung setzt sich sehr ähnlich wie bei Paskert zusammen. Lediglich die feste Vergütung war um 50,00 Tsd. EUR niedriger und für Nebenleistungen erhielt Husmann 25,00 Tsd. EUR.

Für Mario Schirru setzte sich der Verdienst aus einer festen Vergütung von 0,16 Mio. EUR, einer variablen Vergütung von 0,26 Mio. EUR und einem Verdienst für regelmäßigen Nebenleistungen von 10,00 Tsd. EUR zusammen. Die Gesamtvergütung für Schirru beläuft sich somit auf 0,42 Mio. EUR.

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Abb. 5: Dr. Christoph Husmann

2. Fundamentale Analyse von Encavis

Kennzahlen

Aktienfinder
Aktienfinder

Die Prognosen aus diesem Abschnitt werden vom Aktienfinder zur Verfügung gestellt.

Umsatz 

Entwicklung 

„Der Betrieb von Solar- und Windparks unterliegt aufgrund der gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen (Feed-in Tariffs) oder langfristiger privatwirtschaftlicher Stromabnahmeverträge […] nur schwachen konjunkturellen Schwankungen.“ Diese Aussage des letzten Geschäftsberichts von Encavis spiegelt sich deutlich in der langfristigen Entwicklung der fundamentalen Kennzahlen wider. Die Umsätze des Unternehmens stiegen in der Vergangenheit ununterbrochen und sehr gleichmäßig an.

So konnten die Erlöse auch im vorliegenden Zeitraum von 248,79 Mio. EUR auf 487,34 Mio. EUR gesteigert werden, was einem durchschnittlichen Anstieg um 18,30 % entspricht. Allerdings wirft der Sprung des vergangenen Geschäftsjahres Fragen auf, denn die Erlöse konnten mit 46,48 % überdurchschnittlich stark erhöht werden. Gleichzeitig ist die eingespeiste Strommenge um lediglich 13,72 % gewachsen. Wie ist dieser starke Anstieg also zu erklären?

In erster Linie durch drei Faktoren: günstigere meteorologische Bedingungen im Vergleich zum Vorjahr, rund 48,00 % höhere Strommarktpreise sowie Überschusserlöse i. H. v. 24,90 Mio. EUR im Zusammenhang mit der Strompreisbremse in vielen europäischen Ländern. Zudem trugen Akquisitionen zum Umsatzwachstum bei. Unterm Strich ist 2022 aus den genannten Gründen als Ausnahmejahr für Encavis zu bewerten.

Die Analysten erwarten nicht, dass Encavis die Umsätze des vergangenen Geschäftsjahres in 2023 übertreffen können wird. Der Vorstand des Unternehmens sieht dies ähnlich und begründet das mit der extremen Entwicklung des Strompreisniveaus in 2022, welche sich im laufenden Jahr beruhigt hat. Erst in 2024 soll der Konzern durch die Inbetriebnahme weiterer Anlagen neue Rekorderlöse verbuchen können. Durch das ungewöhnlich hohe Ausgangsniveau beläuft sich das erwartete Wachstum bis 2025 auf lediglich 4,32 % pro Jahr. Im Anschluss will Encavis allerdings auf den Wachstumspfad zurückkehren. In 2027 will das deutsche Unternehmen bereits 800,00 Mio. EUR umsetzen, was durch hohe Investitionsausgaben erreicht werden soll.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 6: Umsatzentwicklung und -verteilung
Umsatzverteilung nach Segmenten

Solarparks sind nicht nur für den überwiegenden Anteil der Gesamterzeugungskapazität von Encavis verantwortlich, sondern steuern auch den mit Abstand höchsten Umsatzanteil bei. Wenngleich sich dieser in einer sehr langfristigen Betrachtung tendenziell zugunsten der Windenergie verschiebt, betrug dieser für 2022 ganze 68,66 %.

An zweiter Stelle stehen die Erlöse, welche Encavis mithilfe der Onshore-Windparks generiert. Im vergangenen Geschäftsjahr war das zugrundeliegende Segment immerhin für ziemlich genau ein Viertel der gesamten Einnahmen verantwortlich.

Neben dem Kerngeschäft verfügt Encavis über zwei Randsegmente: Asset Management und PV Service. Während die Umsatzanteile des ersteren Geschäftsbereichs in den vergangenen Jahren eher stagnierten, konnten die Serviceleistungen für Solarparks, welche Encavis für Dritte erbringt, zuletzt an Bedeutung gewinnen. Nichtsdestotrotz liegen die Umsatzanteile dieser Segmente im mittleren bis niedrigen einstelligen Bereich und verfügen zum aktuellen Zeitpunkt über eine eher niedrige Relevanz.

Umsatzverteilung nach Regionen

Im Abschnitt zum Geschäftsmodell von Encavis haben wir die einzelnen Länder, in welchen das Unternehmen über Solar- bzw. Windparks verfügt, bereits vorgestellt. Durch die Umsatzverteilung nach Regionen lässt sich die Relevanz der einzelnen Märkte schön veranschaulichen.

Auf dem unangefochtenen ersten Platz steht Deutschland, das Heimatland des Unternehmens. Wenngleich die entsprechende Relevanz aufgrund der zunehmenden Erschließung neuer Märkte fast kontinuierlich abnimmt, belief sich der Umsatzanteil zuletzt auf 38,79 %.

An zweiter und dritter Stelle folgen Italien und Spanien, welche mit 18,99 % 13,41 % ebenfalls für recht hohe Umsatzanteile verantwortlich waren. Aufgrund entsprechender Projekte entwickelten sich die spanischen Erlöse zuletzt äußerst dynamisch.

Der restliche Umsatzanteil i. H. v. 28,81 % verteilt sich auf sechs weitere Länder, welche jeweils einen einstelligen Prozentsatz beisteuerten und hier in absteigender Relevanz angeordnet sind: Frankreich, Dänemark, Niederlande, Großbritannien, Finnland, Schweden.

Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass sich Encavis nach eigenen Angaben nur in Ländern engagiert, welche sich „durch ein stabiles wirtschaftspolitisches Umfeld und verlässliche Investitions- und Rahmenbedingungen auszeichnen“.

EBIT und Konzerngewinn 

Die operativen Ergebnisse entwickelten sich im vorliegenden Zeitraum vollständig analog zu den Umsätzen von Encavis und konnten fortlaufend um 22,64 % pro Jahr gesteigert werden, da sämtliche operative Aufwendungen wie Material- und Personalaufwendungen oder Abschreibungen in Relation zum Umsatzwachstum nur unterproportional angestiegen sind. Der Verlauf der Nettoergebnisse wirft aufgrund seiner starken Schwankungen hingegen Fragen auf.

Diese Schwankungen sind auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zunächst ist jedoch auffällig, dass die Konzerngewinne zwischen 2018 und 2022 deutlich unterhalb der operativen Ergebnisse lagen. Wie wir im weiteren Verlauf der Analyse noch thematisieren werden, ist Encavis vergleichsweise hoch verschuldet und verzeichnet dementsprechend hohe Zinsaufwendungen. Als weiterer Belastungsfaktor lassen sich die Steuern vom Einkommen und vom Ertrag identifizieren. Diese schwankten in den letzten fünf Jahren vergleichsweise stark. Zu guter Letzt schmälern die Gewinnanteile von nicht beherrschenden Gesellschaftern sowie von Hybridkapitalgebern das auf die Aktionäre entfallende Konzernergebnis deutlich. Aufgrund der ungewöhnlich niedrigen Ausgangsbasis in 2018 ergibt sich dennoch ein Anstieg um 97,94 % pro Jahr.

Für die kommenden Geschäftsjahre zeigen sich die Analysten tendenziell positiv. So könnte sich das überproportionale Wachstum der operativen Ergebnisse von Encavis mit 10,32 % pro Jahr fortsetzen. Als Treiber dieser Entwicklung sind u. a. die geplante Reduzierung sowie weitere Optimierung der operativen Kosten beim Betrieb und der Wartung der Solarparks zu nennen. Das Wachstum der Nettoergebnisse soll sich derweil auf 7,25 % belaufen.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 7: EBIT und Konzerngewinn

Margen 

Als größte Belastungsfaktoren der Gewinn- und Verlustrechnung von Encavis lassen sich Abschreibungen sowie laufende Kosten für den Betrieb der Solar- und Windparks identifizieren. Zieht man diese gemeinsam mit allen anderen operativen Aufwendungen vom Umsatz ab, ergibt sich eine operative Gewinnspanne i. H. v. 33,21 % für das vergangene Geschäftsjahr. Da insbesondere die Aufwendungen für Wertberichtigungen von einer hohen Volatilität geprägt waren, schwankte die EBIT Marge innerhalb der letzten fünf Geschäftsjahre zwar vergleichsweise stark, konnte unterm Strich jedoch deutlich erhöht werden.

Dieser Trend soll sich vermutlich bis 2025 fortsetzen, was hauptsächlich mit den geplanten Kosteneinsparungsmaßnahmen von Encavis zu begründen ist. Die Analysten erwarten derzeit, dass das deutsche Unternehmen in 2025 mit 39,28 % einen neuen Rekord der Proftabilität vorweisen können wird. In Relation zu vergleichbaren Unternehmen sind diese Werte als eher überdurchschnittlich einzuordnen.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 8: EBIT Marge und Gewinnmarge

Gewinn- und Verlustrechnung

In der folgenden Abbildung ist die Gewinn- und Verlustrechnung von Encavis dargestellt. Diese dient als Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 9: Gewinn- und Verlustrechnung

Dividendenpolitik und Aktienrückkäufe

Für das Geschäftsjahr 2011 zahlte Encavis erstmals eine Dividende i. H. v. 0,05 EUR an die Anteilseigner aus. Bis 2018 wurden kontinuierliche Erhöhungen auf 0,24 EUR je Aktie vorgenommen. Und auch im von uns betrachteten Zeitraum stiegen die Ausschüttungen jedes Jahr um 0,02 EUR an, jedenfalls bis 2021. Denn für das abgelaufene Geschäftsjahr hat sich der Vorstand von Encavis erstmals wieder dazu entschieden, auf die Zahlung einer Gewinnbeteiligung zu verzichten. Begründet wurde dies mit „enormen Wachstumschancen“, welche die Unternehmensführung im Rahmen der Wachstumsstrategie bis 2027 sieht. Die Ausschüttung einer Dividende würde durch den entsprechenden Abfluss von finanziellen Mitteln die potenziellen Investitionen reduzieren. Den aktuellen Analystenschätzungen entsprechend ist darüber hinaus nicht zu erwarten, dass Encavis bis 2025 erneut Ausschüttungen vornehmen wird.

Aktienrückkäufe werden von Encavis derzeit aus ähnlichen Gründen auch nicht durchgeführt. Im Gegenteil: Für die Finanzierung der zahlreichen Übernahmen, mit welchen das Unternehmen seinen Bestand an Solar- und Windparks fortlaufend ausbaut, greift das Management u. a. auf Kapitalerhöhungen zurück. Seit der Fusion der Capital Stage AG und der Chorus Clean Energy AG im Jahr 2016 ist die Anzahl ausstehender Aktien dementsprechend in einem nicht unerheblichen Umfang angewachsen. Derzeit ist davon auszugehen, dass sich der Trend der Verwässerung in den kommenden Jahren fortsetzen wird.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 10: Entwicklung der Dividende und Anzahl ausstehender Aktien

Historische Kennzahlen

KUV

Im November 2015 konnte Encavis mit 9,40 EUR ein neues Allzeithoch erklimmen. Daraufhin rutschte die Aktie in eine fast dreijährige Korrektur, welche im Dezember 2018 ihr Ende fand. In den folgenden Jahren geriet der Anteilsschein des Unternehmens in einen regelrechten Hype und konnte sich in der Spitze mehr als Verfünffachen. Folglich stieg das KUV bis 2020 von 2,87 auf 10,15 an. Durch die aktuelle Korrekturphase liegt das Multiple derzeit bei 4,57 und könnte anhand der Analystenschätzungen bis 2025 auf 4,00 sinken.

KGV

Die historische Entwicklung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Encavis ist aufgrund der beschriebenen, sprunghaften Gewinnentwicklung mit Vorsicht zu genießen. Lässt man die Geschäftsjahre 2018 und 2020 aufgrund der jeweils deutlich unterdurchschnittlichen Ergebnisse unberücksichtigt, ergibt sich ein historischer Mittelwert i. H. v. 43,10. Während sich das KGV zum Zeitpunkt dieser Analyse auf 34,58 beläuft, lässt sich für 2025 ein erwartetes Gewinnvielfaches von 22,87 errechnen.

KOCV

Im Gegensatz zu den Konzerngewinnen entwickelte sich der operative Cashflow von Encavis im von uns betrachteten Zeitraum sehr stetig und wuchs analog zu den Umsätzen kontinuierlich an. Folglich lässt sich auch der Verlauf des Kurs-Cashflow-Verhältnisses gut mit dem des Kurs-Umsatz-Verhältnisses vergleichen. Die Bewertungskennzahl stieg zwischen 2018 und 2020 ebenfalls stark an und verzeichnete in den letzten zwei Jahren deutliche Rückgänge. Den Analystenschätzungen entsprechend ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Geschäftsjahren fortsetzen wird.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 11: Entwicklung von KUV, KGV und KOCV

Einordnung nach Peter Lynch

In Anbetracht der prognostizierten Wachstumsraten von Encavis bis 2025, scheint die Einordnung als Fast Grower auf den ersten Blick etwas unpassend zu sein. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass das Unternehmen die Umsätze und Gewinne im vergangenen Geschäftsjahr aufgrund der beschriebenen Sondereffekte ungewöhnlich stark erhöhen konnte. Rechnet man diese heraus, steigt das erwartete Wachstum erheblich an. Legt man zudem die ambitionierten Ziele von Encavis im Rahmen der Wachstumsstrategie bis 2027 zugrunde, so ergibt sich ein geplanter Umsatzanstieg von mehr als 15,00 % pro Jahr. So halten wir unterm Strich eine Einordnung als Fast Grower für angemessen.

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Abb. 12: Encavis ist ein Fast Grower.
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Fundamentales Wir Lieben Aktien-Rating 

Encavis erfüllt derzeit 6 von 10 Kriterien, welche wir an Fast Grower stellen und kommt somit auf ein durchschnittliches Ergebnis. Zum Punktabzug führt einerseits das prognostizierte Umsatzwachstum, welches sich aufgrund der hohen Ausgangsbasis in 2022 auf lediglich 4,32 % pro Jahr belaufen soll und deutlich unterhalb unseres Schwellenwerts liegt. Darüber hinaus verletzt Encavis unsere recht strengen Vorgaben hinsichtlich der Eigenkapitalquote, der Verschuldung in Relation zum EBITDA sowie des prognostizierten Margenwachstums.

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Abb. 13: Encavis erzielt im fundamentalen Rating für Fast Grower 6 von 10 Punkte.

3. Konkurrenzvergleich und Branchenanalyse       

Allgemeine Infos über die Branche

Einordnung nach dem GICS

Zur besseren Einordnung definieren wir zuerst die Branche, basierend auf der zentralen Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Wir beziehen uns hierbei auf den Global Industry Classification Standard (kurz GICS), der zunächst den Sektor definiert, welcher sich wiederum in Industriegruppe, Industrie und Subindustrie unterteilen lässt.

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Abb. 14: Branchendefinition nach dem GICS

Markt für erneuerbare Energien

Weltweiter Energieverbrauch nach Energiequelle

Im ersten Schritt der Branchenanalyse für Encavis werden wir den allgemeinen Markt für erneuerbare Energien beleuchten. Zunächst betrachten wir die Entwicklung des weltweiten Energieverbrauchs, nach Energiequelle bis 2050. Es ist klar erkennbar, dass der allgemeine Enerigeverbrauch weiter steigen wird und voraussichtlich auf etwa 800,00 Exajoule steigt. Bis 2050 sollen hiervon die erneuerbaren Energiequellen wie Solar- und Windenergie den größten Teil einnehmen können, nämlich 247,00 Exajoule.

Der steigende Anteil von erneuerbaren Energiequellen geht mit den globalen Anstrengungen, den CO2-Austoß zu reduzieren einher. Erneuerbare Energiequellen sollen einen immer größer werdenden Anteil an der Gesamtenergieerzeugung einnehmen können die heutigen Standards mit Öl und Gas ablösen.   

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Abb. 15: Weltweiter Energieverbrauch nach Energiequellen
Weltweite Investitionen in erneuerbare Energien

Dass die erneuerbaren Energien immer wichtiger werden, lässt sich auch anhand der Gesamtinvestitionen in diese beobachten. Während die Investitionssumme im Jahr 2010 noch bei 213,00 Mrd. USD lag, konnte sich diese bis 2022 mehr als verdoppeln und einen Wert von etwa 500,00 Mrd. USD vorweisen. Die politische Unterstützung für erneuerbare Energien, eine sich immer weiter beschleunigende Industrie und das Aufkommen börsennotierter Unternehmen, die Anlagen im Bereich erneuerbarer Energien besitzen, haben den stetigen Anstieg der Investitionen in saubere Energie vorangetrieben. Gerade die Solar- und Windenergie sind hierbei führend, worauf wir im weiteren Verlauf allerdings nochmals gesondert kommen.

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Abb. 16: Investitionen in erneuerbare Energien
Kapazitäten erneuerbarer Energien, nach Technologie

Betrachtet man die entsprechenden Kapazitäten erneuerbarer Energien, die bisher installiert sind, liegt die Wasserkraft mit über 1.250,00 Gigawatt auf dem ersten Platz. Allerdings müssen sich auch die Solarenergie sowie Windenergie nicht verstecken, die auf den Plätzen zwei und drei liegen. Gerade der Unterschied zwischen Onshore- und Offshore-Windenergie ist hierbei bemerkenswert.

Wie bereits erwähnt, wird der Ausbau erneuerbarer Energien stark vorangetrieben. Unternehmen und Regierungen bemühen sich stark darum, die Energiewende voranzutreiben und sich unabhängiger von Kohle, Gas und Öl zu machen. Dieser Schritt erfordert viel Kapital und Zeit und wird uns daher auch noch viele Jahre begleiten. Rein strukturell betrachtet, ist Encavis mit Solar- und Windenergie allerdings gut aufgestellt.

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Abb. 17: Kapazität von erneuerbaren Energien nach Technologie

Branche für Solarenergie

Entwicklung der neuinstallierten Solarkapazitäten

Aufgrund der wesentlich höheren Umsatzgewichtung bei Encavis, widmen wir der Solarenergie ein extra Kapitel. Etwa 70,00 % der Erlöse sind auf diesen Geschäftsbereich zurückzuführen, der über 220 Solarparks in Europa beinhaltet. Im Jahr 2022 konnte im Hinblick auf die neuinstallierte PV-Kapazität in Europa ein neuer Höchststand verzeichnet werden. Im genannten Jahr konnten etwa 46,10 Gigawatt an PV-Leistung neu installiert werden, was eine deutliche Beschleunigung zum Wert von 2021 (31,50 Gigawatt) darstellt.

In Zukunft soll die Installierung neuer Kapazitäten noch einfacher und schneller gehen und der gesamten Branche zusätzlichen Rückenwind verleihen. Deutschland bspw. möchte in Zukunft mit deutlich schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren punkten und den Ausbau im Inland vorantreiben. Dieses Ziel ist allerdings auch über ganz Europa zu erkennen.

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Abb. 18: Neu installierte Leistung von Photovoltaikanlagen in Europa
Jährliche Produktion von Solarenergie in der EU

In der EU war Deutschland im Jahr 2022 das Land mit der höchsten Solarenergieproduktion und kam auf einen Wert von über 60.000,00 Gigawatt. Damit hatte man eine doppelt so hohe Produktion wie der Zweitplatzierte, Spanien, der lediglich auf eine Produktion von 30.000,00 Gigawatt kam.

Bei Deutschland selbst kommen zwei Vorteile zum Vorschein. Zum einen ist die geographische Lage im Hinblick auf die Inkludierung erneuerbarer Energiequellen sehr vorteilhaft. Man besitzt große Küstenregionen und allgemein windige Gegenden, um die Windenergie zu fördern. Zugleich ist aber auch die Produktion über Solarenergie möglich, da neben den windigen Gegebenheiten auch gerade im Süden des Landes sonnige Gebiete vorliegen. Auch beim Ausbau selbst ist man als Land früh umgestiegen und hat sich somit über die Jahre bereits eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut, die weiter vorangetrieben wird.

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Abb. 19: Produktion von Solarenergie nach Ländern
Höhe der sich im Bau befindenden Solarkapazitäten

Betrachtet man die Solarkapazität, die sich gerade noch im Bau befindet, lässt sich erkennen, dass gerade Spanien als das führende Land gilt. 6,00 Gigawatt an Kapazität befindet sich aktuell hier im Bau, was gerade in Anbetracht der Vergleichswerte aus anderen Ländern Europas ein beachtlicher Wert ist. Deutschland bspw. kommt auf lediglich 0,85 Gigawatt, Stand Januar 2023. Encavis hat zum Stand der Analyse sieben sich im Betrieb befindende Solarparks in Spanien, zwei weitere befinden sich im Bau. Damit ist dieser Standort eher unbedeutend für den Konzern, denn in Deutschland besitzt der Konzern insgesamt 62 Solaranlagen, in Italien sind es sogar 85.

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Abb. 20: Solarkapazität im Bau nach Ländern

Überblick über die Konkurrenz 

Kennzahlen

In folgender Tabelle vergleichen wir die Konkurrenten von Encavis anhand der Kennzahlen.

Unternehmen
Encavis
7C Solarparken
Ørsted
Nordex
WKN/ISIN
609500/DE0006095003
A11QW6/DE000A11QW68
A0NBLH/DK0060094928
A0D655/DE000A0D6554
Mitarbeiter
303
24
8.027
9.111
Marktkapitalisierung
2,21 Mrd. EUR
0,28 Mrd. EUR
131,50 Mrd. DKK
2,46 Mrd. EUR
Umsatz
0,48 Mrd. EUR
0,79 Mrd. EUR
100,55 Mrd. DKK
6,30 Mrd. EUR
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre)
18,30 % p. a.
20,78 % p. a.
14,51 % p. a.
23,35 % p. a.
Umsatzwachstum (nächsten 3 Jahre)
4,32 % p. a.
0,17 % p. a.
-5,83 % p. a.
6,69 % p. a.
EBIT Marge
31,67 %
42,05 %
-14,99 %
-4,79 %
KUV
4,57
3,49
1,31
0,39
KGV
34,58
15,64
Dividendenrendite
0,00 %
3,61 %
4,32 %
0,00 %
Ausschüttungsquote
0,00 %
38,71 %
39,02 %
0,00 %
Eigenkapitalquote
33,82 %
43,14 %
27,32 %
18,78 %
Nettoverschuldung/EBITDA
4,24
3,23
1,64
3,10
Renditeerwartung für die nächsten drei Geschäftsjahre*
16,90 % p. a.
24,20 % p. a.
53,20 % p. a.

*Die Renditeerwartung entstammt der „Fairer Wert“-Funktion von Aktienfinder.net. Für die Ermittlung haben wir das durchschnittliche KGV der letzten fünf Jahre verwendet und in Kombination mit den erwarteten Nettoergebnissen bis zum Ende der nächsten drei Geschäftsjahre fortgeschrieben.

Entwicklung des fairen Werts

Bei der Entwicklung des fairen Werts (basierend auf dem bereinigten Gewinn und dem KGV) fällt sofort auf, dass die starke Rallye der Aktie in 2020 zu einer enormen Überbewertung geführt hat. Aufgrund der lange anhaltenden Korrekturphase hat sich diese Situation verändert und Encavis notiert inzwischen unterhalb des fairen Werts.

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Abb. 21: Entwicklung des fairen Werts auf Basis des bereinigten Gewinns

Performance seit 10 Jahren

In den vergangenen zehn Jahren hat die Encavis-Aktie eine bessere Rendite als die anderen Aktien aus dem Konkurrenzvergleich erzielt. Trotz der langen Korrekturphase ist der Abstand zur zweitplatzierten Aktie, 7C Solarparken, recht groß. Am schlechtesten schneidet die Nordex-Aktie ab, welche im gesamten Zeitraum um die Nulllinie (mit einer hohen Volatilität) pendelt. Ørsted hat speziell in der jüngsten Vergangenheit hohe Kursverluste verbuchen müssen und sich renditetechnisch somit deutlich von Encavis entfernt – von 2019 bis 2021 war sie von der Entwicklung her noch am ehesten mit Encavis vergleichbar. 

Es sollte zudem berücksichtigt werden, dass Ørsted erst seit Juni 2016 an der Börse gelistet ist. 7C Solarparken ist auch noch nicht 10 Jahre gelistet, sondern erst seit Dezember 2014.

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Abb. 22: Performance von Encavis und Konkurrenten inkl. reinvestierter Dividenden (in EUR)

4. Chancen und Risiken von Encavis

Chancen

Energiewende (1)

Die erste Chance bezieht sich auf die Energiewende und die hierdurch entstehenden Investitionsprogramme von verschiedenen Regierungen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien, darunter auch Solar- und Windenergie, soll in den kommenden Jahren nochmals wesentlich schneller voranschreiten, um das Klimaziel der 1,50 Grad zu erreichen. Ambitioniertere Ziele, was den Ausbau der erneuerbaren Energien angeht, und hiermit verbundene neue oder verstärkte Investitionen waren bereits die Folge und werden auch in Zukunft der gesamten Branche Rückenwind geben.

Dass in Deutschland der Ausbau erneuerbarer Energien verstärkt gefördert wird, ist kein Geheimnis mehr. Staatliche Bauprojekte sowie Förderungen für private Haushalte sind in aller Munde und beschleunigen den Weiterbau massiv. Doch auch die EU selbst sowie die einzelnen Mitgliedsstaaten haben solche Subventionen und Förderungen ins Leben berufen, was Encavis klar zugutekommt. Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden, was auch die erneuerbaren Energien betrifft. Bis 2030 sollten ursprünglich 32,00 % der Gesamtenergie aus u. a. Wind- und Solarenergie stammen, dies wurde allerdings im Rahmen eines neuen Klimapakets verschärft. Nun soll bis 2030 bereits 45,00 % der Energie aus erneuerbaren Quellen stammen, was dementsprechend auch höhere Kapitalflüsse fordert. Deutschland selbst geht hierbei noch einen Schritt weiter und setzt sich bis 2030 das Ziel, 80,00 % des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu beziehen.

Es geht bei dieser Chance nicht um eine Wertung darüber, wie realistisch die angepeilten Ziele sind bzw. wie hoch die Wahrscheinlichkeit des Erreichens ist. Die Hauptaussage der Chance sind weiterhin hohe Subventionierungen und noch höhere Anstrengungen, um den Ausbau in die entsprechende Richtung zu lenken. Hiervon wird Encavis profitieren und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Ausbau in Europa leisten können. Durch finanzielle Hilfen kann man die Projekte auch in Zukunft zu wesentlich niedrigeren Kosten umsetzen und somit das Netzwerk weiterhin ausbauen.

Abschließend ist die Energiewende und damit verbundene Anstrengungen eine große Chance für Encavis. Finanzielle Unterstützungen, die die heutzutage noch weit entfernten Ziele Realität werden lassen sollen, beflügeln den Ausbau des eigenen Netzwerkes, wovon man auch auf lange Sicht profitieren kann. 

Saisonunabhängigkeit und neue Geschäftsbereiche (2)

Die zweite Chance für Encavis dreht sich um zwei verschiedene Themen. Zum einen sehen wir die Saisonunabhängigkeit im Vergleich zu einigen Konkurrenten von Encavis als Chance an. Des Weiteren hat der deutsche Konzern die Möglichkeit, in Zukunft in weitere Geschäftsbereiche zu expandieren, die bisher nicht abgedeckt werden.

Wer sich an unserer Analyse zu Northland Power erinnert, weiß, dass wir damals die starke Wetterabhängigkeit als einen der größten Risikoaspekte thematisiert haben. Auch das Geschäft von Encavis ist hiervon keinesfalls unabhängig. Im Vergleich zu einigen anderen Konzernen der Branche hat es das deutsche Unternehmen aber geschafft, die Windenergie und Solarenergie zu vereinen. Im Normalfall sind der Herbst und Winter für die Windenergie die stärksten Jahreszeiten, wobei diese für die Solarenergie die durchschnittlich schwächsten sind. Dadurch, dass beides abgedeckt wird, macht man sich entscheidend unabhängiger von Naturauswirkungen, wie bereits im Geschäftsmodell beschrieben wurde.

Neben dem genannten Punkt ist aber auch das Expandieren in weitere Geschäftsbereiche eine große Chance für den Konzern, der in Zukunft für weiteres Wachstum sorgen kann. Hiermit meinen wir insbesondere das Speicher- und Batteriegeschäft, das bisher nur wenig abgedeckt ist. August dieses Jahres gab Encavis bekannt, das erste Batterieprojekt in Deutschland zu übernehmen. Dienen soll dieses gerade zur Optimierung der Vermarktung des Stroms deutscher Wind- und Solarparks. Auch die Abnehmerpreise für Strom unterliegen in Deutschland Angebot und Nachfrage und schwanken hieraus resultierend innerhalb des Tages. Logischerweise ist es für Unternehmen wie Encavis ein Ziel, die besten Preise zu erzielen und gerade dann zu verkaufen, wenn die Preise am höchsten sind. Kann man den Strom allerdings nicht speichern, ist auch dies nicht möglich. Mit dem neuen Batterieprojekt soll es nun möglich sein, die Speicher während niedrigpreisigen Stunden aufzuladen und dann zu entladen, wenn hohe Strompreise gehandelt werden. Hiervon erwartet sich der Konzern zusätzliche Erträge, die sich zweifelsohne positiv auswirken würden. Diesen Ausbau möchte man auch in den kommenden Jahren weiter vorantreiben und von den Vorteilen profitieren.

Die Fähigkeit, das eigene Produktportfolio immer weiter sinnvoll zu ergänzen, wird bei Encavis auch mit Betrachtung der Fusionen und Übernahmen deutlich. Zwischen 2020 und 2023 war der Konzern im Sektor für erneuerbare Energien mit 35 Fusionen und Übernahmen auf dem zweiten Platz.

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Abb. 23: Anzahl der M&A-Deals von Unternehmen aus dem Sektor der erneuerbaren Energien

Risiken

Kapitalintensität (1)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: mittel-hoch

Als Risiko für Encavis ist in jedem Falle die Kapitalintensität zu nennen. Zwar kann sich diese Struktur der Branche sogar auch positiv auswirken, da hierdurch neue Mitbewerber nur schwer in den Markt einsteigen können, allerdings sind auch Nachteile zu nennen. Um den Ausbau weiter voranzutreiben, wird es eine Menge an Kapital brauchen, auch wenn die Unterstützungen und Subventionierungen dies entlasten.

Der Aufbau sowie die Verwaltung der Infrastruktur für erneuerbare Energien, gerade bei Wind- und Solarenergie, erfordern einen hohen Aufwand an Kapital. Die sich dabei ergebenden Finanzierungsrisiken betreffen nicht nur Encavis selbst, sondern sind mit den Eigenschaften der Branche zu begründen. Gerade weil sich die gesamte Industrie noch am Anfang befindet, ist dieser Punkt gerade jetzt besonders ausschlaggebend. Die hohen Finanzierungskosten, die beim deutschen Unternehmen überwiegend durch Fremdkapital in Form von langfristigen Verbindlichkeiten getätigt werden, können durchaus Ausmaße erreichen, in denen die finanzielle Stabilität gefährdet wird. Dass aktuell viele der Investitionen mithilfe von Fremdkapital gezahlt werden, ist auch im Vergleich zur Konkurrenz nicht untypisch, sollte in der Entwicklung allerdings im Auge behalten werden.

Schaut man sich die Bilanz zum 31.12.2022 genauer an, lässt sich insbesondere ein großer Posten bei langfristigen Verbindlichkeiten feststellen, der wesentlich größer ist als das gesamte Eigenkapital des Unternehmens. Etwa 1,50 Mrd. EUR sind allein auf diesen Posten zurückzuführen. Auch im Vergleich zur Konkurrenz lässt sich die Schuldenquote als höher einstufen.

Natürlich kann die Nutzung von Fremdkapital dazu beitragen, vom gesamten Wachstum zu profitieren und, wie bereits erwähnt, es ist in Anbetracht der Branchenstrukturen auch nicht unüblich, aktuell hohe Fremdkapitalquoten vorzufinden. Dennoch sollte man, unserer Meinung nach, in Zukunft die Entwicklung im Auge behalten und schauen, wie sich das Verhältnis ändert. Denn obwohl Encavis regelmäßig (wie andere Konkurrenten auch) neue Aktien ausgibt, um Kapital zu generieren, schafft es der Konzern nicht, die Schuldenquote spürbar zu senken oder in einen, auch im Vergleich zur Konkurrenz, Normalbereich zu bringen.

Die Finanzierungsrisiken erachten wir bei Encavis höher als bei einigen Konkurrenten und ordnen die Eintrittswahrscheinlichkeit bei mittel ein. Im Markt der erneuerbaren Energien ist es, zum Stand der Analyse, nicht untypisch auf Fremdkapital zu setzen. Dennoch sind die Auswirkungen für uns bei einem Eintritt auf mittel-hoch einzuordnen. Die Entwicklung gilt es zu beobachten.

Regulierung der Branche (2)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: niedrig-mittel

Ein Risiko, das durchaus Einfluss auf das laufende Geschäft von Encavis nimmt, sind regulatorische Änderungen und Einschränkungen, die unterschiedlichste Teile betreffen. Nicht zuletzt wurde dies durch eine Übergewinnsteuer unterstrichen, auf die wir im weiteren Verlauf allerdings nochmals zurückkommen werden. 

Als ein Unternehmen, das im Bereich der erneuerbaren Energien tätig ist, unterliegt auch Encavis politischen und regulatorischen Entscheidungen, die sich auf das Geschäft auswirken. Neben Änderungen im Hinblick auf die Subventionierungen von Staaten, die, Stand jetzt, relativ unwahrscheinlich sind, allerdings auf mittelfristiger Ebene eintreten können, können auch andere politische und regulatorische Entscheidungen sich negativ auswirken. Zu nennen sind hierbei gerade die Strompreisregulierungen in Europa, die den Verbraucher vor sehr hohen Preissteigerungen schützen sollen.

Erst Ende letzten Jahres trat hierfür in Deutschland ein Gesetz in Kraft, das verhindern sollte, dass Energieerzeuger übermäßig stark an der Krise, die vor allem durch den Russland-Ukraine-Konflikt ausgelöst wurde, profitieren können. Im Juni ist dieses zwar bereits ausgelaufen und nicht verlängert worden, zeigt allerdings, dass Eingriffe negativ behaftet sein können. Das Gesetz regelte u. a. die Abschöpfung von Zufallsgewinnen beziehungsweise übermäßigen Gewinnen an den Strommärkten. Dies war selbstverständlich eine Sondersituation und ist nicht der Regelfall, was Eingriffe und Regulierungen angeht.

Vielmehr sind mögliche Szenarien u. a. Verschärfungen der Standards sowie Kürzungen von Subventionierungen, die allgemein zu höheren Kosten führen können. Eingangs hatten wir dies bereits erwähnt, aber es ist Stand jetzt davon auszugehen, dass sich solche beschriebenen Änderungen eher auf mittelfristiger Ebene wiederfinden werden. Aktuell ist bspw. ein Rückgang der Förderungen sehr unwahrscheinlich. Verschärfungen im Hinblick auf Mindestanforderungen wie bspw. Sicherheitsregularien (Cyberschutz etc.) sind hingegen auch auf kurzfristiger Ebene im Rahmen des Möglichen. Zwar setzt Encavis auf hohe Standards in vielen Bereichen, auch bei dem Unternehmen kann dies allerdings zu erhöhten Kosten sowie weiteren Einschränkungen führen.

Wir ordnen die Eintrittswahrscheinlichkeit auf mittel ein, die Auswirkungen auf niedrig-mittel. Aus unserer Sicht ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass wir in nächster Zeit deutliche Verschärfungen und Regulierungsänderungen sehen, die die bereits jetzt gesetzten Standards von Encavis gefährden. Dennoch sollte man diese vergangenen Ereignisse im Hinterkopf behalten und wissen, dass diese Branche mit Sicherheit anfälliger ist für Regulierungen, die sich negativ auswirken, als andere Industrien.

Naturabhängigkeit als Risiko (3)

Eintrittswahrscheinlichkeit: niedrig-mittel
Auswirkungen: niedrig-mittel

Als drittes etwas „kleineres“ Risiko sollte trotz guter Diversifizierung mit Solar- und Windenergie auch die Naturabhängigkeit im Kopf behalten werden. Die Stromerzeugung der genannten erneuerbaren Energien korreliert stark mit der Natur und den entsprechenden Gegebenheiten. Wie wir allerdings bereits weiter oben erwähnt haben, hat Encavis den Vorteil, mit der Solar- und Winderzeugung zwei sehr unterschiedliche Möglichkeiten zu vereinen. Hierbei zahlt sich das gerade dann aus, wenn die Solarenergie schwache Erträge abwirft, da hier Windparks ihre Hochphase haben. Es kann aber auch zu schwachen Jahren in beiden Fällen kommen und Schätzungen Bewahrheiten sich nicht.  

Das Risiko ist aus unserer Sicht wesentlich kleiner als bei anderen Konkurrenten und bekommt daher die Eintrittswahrscheinlichkeit niedrig-mittel. Gleichermaßen ordnen wir auch die Auswirkungen ein.

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Abb. 24: Risikomatrix

5. Unsere Bewertung von Encavis

Eigenkapitalkosten

Beginnen wir wie immer bei der Ermittlung der kalkulierten Eigenkapitalkosten:

Unsere Werte für Encavis sind hier wie folgt:

Risikoloser Basiszins: 2,58 %

Risikoprämie: 4,99 %

Marktrendite: 7,00 %

Beta: 1,13

Diese ergeben insgesamt Eigenkapitalkosten von 7,57 %.

Bilanzanalyse

Die gesamte, von Encavis ausgewiesene, Bilanzsumme beträgt für das Geschäftsjahr 2022 etwa 3,41 Mrd. USD und hat sich damit um ca. 5,90 % verlängert. In der folgenden Tabelle wollen wir detaillierter auf die Struktur der Bilanz eingehen.

Kategorie
Begründung
Entwicklung des Umlaufvermögens
Im vergangenen Geschäftsjahr hat sich der Bestand an liquiden Mitteln von Encavis um 22,54 % auf 344,40 Mio. EUR verringert. Diese Entwicklung ist auf hohe Investitionsausgaben sowie die Tilgung von Finanzkrediten zurückzuführen. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind um 46,27 % auf 69,82 Mio. EUR angestiegen. Das Inventar ist ebenfalls erheblich auf 5,61 Mio. EUR angestiegen. Aufgrund des deutlichen Rückgangs der Zahlungsmittel hat sich das Umlaufvermögen nichtsdestotrotz um 15,55 % reduziert.
Entwicklung des Anlagevermögens
Das Anlagevermögen von Encavis verzeichnete derweil einen Zuwachs um 10,16 % auf 2,96 Mrd. EUR. Für diesen Anstieg sind in erster Linie die Posten „Geschäfts- und Firmenwert“ sowie „Sachanlagen“ verantwortlich, welche durch die Übernahmestrategie des Unternehmens erheblich an Volumen gewonnen haben. Die anderen Bestandteile der langfristigen Vermögenswerte veränderten sich in Relation eher geringfügig.
Eigen- bzw. Fremdkapitalquote und Verhältnis der Schulden
In 2022 war das Eigenkapital von Encavis zum ersten Mal seit vielen Jahren rückläufig, was u. a. mit der Ausschüttung von Dividenden für das Geschäftsjahr 2021 sowie mit der Auszahlung von Hybridkapitalgebern zu begründen ist. Das Management erwartet für die kommenden Jahre jedoch erneut steigende Werte. Die Eigenkapitalquote belief sich somit zuletzt auf 28,10 %. Während sich die langfristigen Schulden kaum veränderten, wuchsen die kurzfristigen Verbindlichkeiten durch die Aufnahme eines Kredits um mehr als 100,00 % auf 555,08 Mio. EUR an.
Schulden im Verhältnis zu kurzfristigen Zahlungsmitteln und kurzfristigen Investitionen
Die Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente von Encavis lagen zuletzt 210,68 Mio. EUR unterhalb des kurzfristigen Fremdkapitals. Die kurzfristigen Investitionen beliefen sich derweil auf 297,61 Mio. EUR, sodass sich für das vergangene Geschäftsjahr ein Faktor von 0,86 ermitteln lässt.
Schulden im Verhältnis zum EBIT des letzten Geschäftsjahres
Mit 161,87 Mio. EUR ist es Encavis im vergangenen Geschäftsjahr gelungen, einen neuen Rekordwert beim operativen Ergebnis zu verbuchen. Stellt man dieses den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber, ergibt sich ein Faktor von 3,43. Setzt man das EBIT in Relation zum gesamten Fremdkapital, erhöht sich dieser auf 15,13.
Fazit
Für die Finanzierung der Wachstumspläne greift Encavis sowohl auf Eigen- als auch auf Fremdfinanzierung zurück. Dabei überwiegt letztere deutlich, was sich nicht zuletzt in einem Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA i. H. v. 4,24 widerspiegelt. Dieses Niveau ist für die Branche von Encavis nicht unüblich, denn diese ist vergleichsweise planbar und ermöglicht einen recht stetigen Anstieg der operativen Cashflows. Nichtsdestotrotz ist die Verschuldung des Unternehmens, gelinde gesagt, als erhöht zu bewerten. Aus diesem Grund bewerten wir die Bilanz als eher mittelmäßig.
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Abb. 25: Bilanz

Bewertungsszenarien und -modelle   

Optimistisches Szenario

Nach einem Rückgang im laufenden Geschäftsjahr erwarten die Analysten, dass Encavis auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Für 2025 belaufen sich die aktuell vorliegenden Schätzungen auf 553,34 Mio. EUR. Das Unternehmen hat sich selbst das Ziel gesetzt, bis 2027 Erlöse i. H. v. 800,00 Mio. EUR zu generieren. Dieses ambitionierte Ziel berücksichtigen wir im optimistischen Szenario und haben die Wachstumsraten für 2026 und 2027 entsprechend gewählt. In den darauffolgenden Jahren kalkulieren wir mit einem Rückgang der Wachstumsgeschwindigkeit in den hohen einstelligen Bereich.

Die Analysten erwarten zum Zeitpunkt dieser Analyse, dass die Profitabilität von Encavis im laufenden Geschäftsjahr auf das Niveau des Rekordjahres 2021 zurückkehren und dementsprechend deutlich ansteigen wird. Auch für 2024 und darüber hinaus werden steigende Werte antizipiert. Im Rahmen des optimistischen Szenarios halten wir eine Fortsetzung dieses Trends für möglich und rechnen einen Anstieg um ca. 0,50 Prozentpunkte pro Jahr ein.

Aktuell ist davon auszugehen, dass Encavis weiterhin neue Aktien emittieren wird, um die bereits erhöhte Verschuldung durch die Realisierung der Wachstumsstrategie nicht weiter auszuweiten. Folglich erwarten wir einen jährlichen Anstieg der Anzahl ausstehender Aktien um 2,00 %. Zudem halten wir es für denkbar, dass Encavis im Laufe der nächsten zehn Geschäftsjahre erneut mit der Ausschüttung von Dividenden beginnen wird und setzen eine durchschnittliche Ausschüttungsquote von 10,00 % an. Mit diesen Annahmen ergibt sich ein fairer Wert von 21,94 EUR, was einer Unterbewertung von 37,30 % entspricht. 

Für 2032 setzen wir ein erwartetes KGV von 23,00 an, wodurch sich eine durchschnittliche Rendite von 9,45 % pro Jahr ergibt.

Pessimistisches Szenario 

Bis 2025 kalkulieren wir auch im pessimistischen Szenario mit den derzeit vorliegenden Analystenschätzungen. Ab 2026 gehen wir jedoch davon aus, dass Encavis die Wachstumsstrategie nicht erfolgreich umsetzen können wird und kalkulieren demnach ein deutlich schnelleres Abflachen der Wachstumsdynamik ein.

Statt weiterer Zuwächse der operativen Gewinnspanne erwarten wir einen zunehmenden Rückgang um mehrere Prozentpunkte an das mittlere bis untere Ende der historischen Spanne. Darüber hinaus kalkulieren wir mehrere deutliche Einbrüche ein.

Das pessimistische Szenario gestalten wir zudem mit einem durchschnittlichen Anstieg der existierenden Anteile um 3,00 % pro Jahr. Entgegen des optimistischen Szenarios rechnen wir zudem ohne Dividendenausschüttungen. Mit diesen Annahmen ergibt sich derzeit ein fairer Wert i. H. v. 13,38 EUR, wodurch sich die Überbewertung auf 2,80 % beläuft.

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,00 in 2032 beläuft sich die Renditeerwartung auf 1,02 % pro Jahr.

DCF-Modell

Bei der DCF-Berechnung berechnen wir einen WACC von 5,66 % und verwenden einen Wachstumsabschlag von 2,00 %. Für den Zeitraum bis 2026 verwenden wir erneut die prognostizierten Umsätze der DNP-Szenarien und anschließend Durchschnittswerte dieser.

Unter der Berücksichtigung von nicht unerheblichen Schwankungen belief sich die Free Cashflow-Marge von Encavis zwischen 2018 und 2022 durchschnittlich auf ca. 60,00 %. Die aggressive Wachstumsstrategie macht sich allerdings in den vorliegenden Analystenschätzungen bemerkbar. Diese sehen im laufenden Geschäftsjahr nämlich einen negativen Free Cashflow i. H. v. 75,62 Mio. EUR vor. Dieser soll in 2024 zudem noch tiefer ins Minus rutschen. Erst ab 2025 ist erneut mit positiven Zuflüssen zu rechnen. Wir kalkulieren vorsichtig und rechnen aufgrund der Wachstumsambitionen vorerst nicht damit, dass Encavis das Niveau der letzten Jahre erreichen wird. Für 2026 und darüber hinaus setzen wir daher Free Cashflow-Margen von 15,00 %, 30,00 % und 25,00 % an.

Mit diesen Erwartungen berechnen wir einen fairen Wert von 18,82 EUR, wodurch eine Unterbewertung i. H. v. 26,89 % zustande kommt.

Unsere Einschätzung  

Wenngleich die Gewinne von Encavis vergleichsweise stark schwanken, ist das Unternehmen in der Lage, die Umsätze und operativen Cashflows kontinuierlich zu steigern und es ist derzeit davon auszugehen, dass das Unternehmen weiterhin von der Umstellung auf nachhaltige Formen der Energieerzeugung profitieren können und diesen Trend fortsetzen wird. Allerdings müssen wir an dieser Stelle auch zwei Punkte negativ hervorheben: Die Verschuldung von Encavis ist als erhöht zu bewerten und die Anteilseigner werden durch eine stetig steigende Anzahl ausstehender Aktien in fast jedem Geschäftsjahr verwässert.

Unsere Bewertungsmodelle zeigen derweil eine faire bis günstige Bewertung der Encavis-Aktie an. Auch die wichtigsten Bewertungskennzahlen befinden sich unterhalb oder auf der Höhe ihrer historischen Durchschnittswerte.

Die erwartete Rendite setzen wir auf etwa 7,50 bis 8,00 % pro Jahr.

Die Investmentampel stellen wir auf Gelb, mit Tendenz zu Grün. Grundsätzlich ist Encavis ein spannendes Unternehmen und sollte es dem Management gelingen, seine ambitionierten Wachstumsziele vollumfänglich zu erfüllen, sind durchaus höhere Renditen als in unseren Bewertungsszenarien vorstellbar. Nichtsdestotrotz müssen wir auch das Risiko berücksichtigen, welches mit einer Investition einhergeht. Und aufgrund der erhöhten Verschuldung, in Kombination mit hohen Investitionsausgaben, in den kommenden Quartalen können wir die Investmentampel nicht komplett auf Grün stellen.

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 26: Bewertungsszenarien

6. Technische Analyse von Encavis

Charttechnische Trendeinordnung

Übersicht

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 27: Trendeinordnung

Langfristig

Seit dem Allzeithoch im Januar 2021 befindet sich Encavis in einer Korrektur des langfristigen Aufwärtstrends, welche vom Ausmaß und der Struktur gut mit vergangenen Abwärtsphasen verglichen werden kann. Da diese insgesamt auch eher langsam verläuft, ist sie als gesund einzuordnen und stellt bislang keine Gefahr für den übergeordneten Trend dar. 

Encavis Aktie Analyse - Grüne Zahlen im Depot mit grüner Energie
Abb. 28: Langfristiger Trend im Monats-Chart

Mittelfristig

Auf der mittelfristigen Zeitebene befindet sich Encavis in einem Abwärtstrend, welcher bereits seit dem Hoch im August 2022 aktiv ist. Das letzte relevante Hoch der Struktur im Wochen-Chart liegt bei 16,925 EUR, wobei auch ein Überbieten des Hochs bei 14,735 EUR ein erstes positives Signal liefern würde.

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Abb. 29: Mittelfristiger Trend im Wochen-Chart

Kurzfristig

Im Tages-Chart hat die Aktie bereits ein Turnaround geschafft und den Abwärtstrend beendet. Da zudem direkt eine Aufwärtsstruktur vorhanden war, entspricht diese dem neuen kurzfristigen Aufwärtstrend.

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Abb. 30: Kurzfristiger Trend im Tages-Chart

Aussicht

Die Encavis-Aktie hat erst vor kurzem eine langfristig wichtige Unterstützung getestet und einen neuen kurzfristigen Aufwärtstrend einleiten können, was die Chancen auf eine nachhaltige Stabilisierung erhöht. Nichtsdestotrotz wäre auch ein erneuter Test der Tiefs bzw. eine leichte Ausweitung der Korrektur möglich und für das übergeordnete Chartbild unbedenklich.

Sollte die grün markierte Unterstützungszone nicht halten, wird die langfristige Trenddynamik geschwächt, was aber nicht gleichbedeutend mit einem Bruch des übergeordneten Aufwärtstrends ist. Im Bereich des Hochs aus 2014 (ca. 9,00 EUR bis 9,40 EUR) befindet sich dann die nächste Unterstützung und im Anschluss bei rund 7,00 EUR.

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Abb. 31: Eine kurzfristige Umkehr ist bei der Encavis-Aktie bereits gelungen.

Technisches Wir Lieben Aktien-Rating

Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt Encavis mit 6 von 10 Punkten ein mittelmäßiges bis gutes Ergebnis. Da die Abwärtsphasen des langfristigen Aufwärtstrends auch in der Vergangenheit ein ähnliches Ausmaß angenommen haben, ist dies zunächst einmal nicht zu kritisieren. Nichtsdestotrotz führte die ausgedehnte Korrektur dazu, dass alle Punkte für die Trendstabilität nicht erreicht werden. Dies sollte allerdings nicht allzu negativ gewertet werden. Ab ca. 15,00 EUR befinden sich zudem starke Volumenakkumulationen als Widerstände über dem derzeitigen Kurs.

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Abb. 32: Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt Encavis 6 von 10 Punkte.

Marktsymmetrie

Zwar gab es bislang nur zwei vergleichbare Korrekturen auf der langfristigen Zeitebene, aber diese sind vom Ausmaß her gut mit der aktuellen Abwärtsphase vergleichbar. Aus Sicht der Marktsymmetrie ist eine Ausweitung der derzeitigen Abwärtsphase somit als unwahrscheinlich einzustufen.

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Abb. 33: Rallye- und Korrekturlängen
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Abb. 34: Trendbasiertes Chance-Risiko-Verhältnis

Die Rainbow-EMAs ermöglichen eine Einordnung der Korrekturlänge, bereinigt um die Trendgeschwindigkeit der Aktie. Die großen Korrekturen in der Vergangenheit bildeten ihren Boden dabei im Bereich der orangenen EMAs aus, wo sich Encavis aktuell auch befindet. Somit würde sich auch aus dieser Perspektive eine Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau am besten in das historische Gesamtbild einfügen.

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Abb. 35: Korrekturen im Verhältnis zur Trendgeschwindigkeit, dargestellt mit Rainbow-EMAs.

Systematisches Risiko 

Auf Basis der letzten 200 Wochen weisen die Aktien aus dem Konkurrenzvergleich recht verschiedene Beta-Faktoren auf. Während Encavis ein leicht höheres Risiko als der Gesamtmarkt mit sich bringt, liegt der Beta-Faktor von Nordex noch einmal erheblich höher. 7C Solarparken und Ørsted zeigen ein anderes Bild, denn deren Beta-Faktor liegt deutlich unter 1. Die Korrelation aller Aktien (bis auf Ørsted) zum ACWI ist mittelstark. Das Unternehmen aus Japan weist eine geringere Korrelation auf.

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Abb. 36: Systematisches Risiko und Korrelation von Encavis zum ACWI

7. Fazit zur Encavis Aktie

Allgemein

Der Markt für erneuerbare Energien ist einer der wichtigsten und wachstumsstärksten unserer Zeit. Die Bedeutung von Solar- und Windenergie nimmt weltweit zu und trägt dazu bei, fossile und umweltschädliche Energieträger zunehmend abzulösen. Bspw. prognostiziert die Internationale Energieagentur IEA, dass sich die globale Gesamtkapazität an erneuerbaren Energiequellen in den kommenden fünf Jahren annähernd verdoppeln und Kohle als größte Stromerzeugungsquelle ablösen wird.

Als mitunter größter Player des europäischen Marktes trägt Encavis mit Investitionen dazu bei, die Energiewende in Deutschland und anderen nationalen Einzelmärkten des Kontinents voranzutreiben. Um die Sondereffekte des vergangenen Geschäftsjahres bereinigt, kann das Unternehmen ein fortlaufendes Wachstum der Umsätze sowie der (operativen) Cashflows verbuchen. Im Rahmen der Wachstumsstrategie 2027 zeigt sich Encavis optimistisch, weiterhin zweistellige Wachstumsraten erreichen und in neue Größenordnung vordringen zu können.

Wie beschrieben, steht die Investmentampel auf Gelb, mit Tendenz zu Grün und die Renditeerwartung beträgt 7,50 % bis 8,00 % pro Jahr.

Langfristig befindet sich die Encavis-Aktie in einem Aufwärtstrend, bei dem die Korrekturen in der Vergangenheit ein ausgedehntes Ausmaß angenommen haben. Dies trifft auch auf die aktuelle Abwärtsphase zu, welche inzwischen eine gängige Länge erreicht hat. Aufgrund der kurzfristigen Stabilisierung ist eine nennenswerte Ausweitung der Korrektur als eher unwahrscheinlich einzustufen bzw. wäre für die Trenddynamik schädigend.

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Abb. 37: Fazit unserer Analyse

Meinungen der Team-Mitglieder 

Jan

Encavis gehört zu den wenigen deutschen Aktien, die einen stabilen langfristigen Aufwärtstrend vorweisen können. Die aktuelle Korrektur ist vom Ausmaß her angemessen und diverse Faktoren sprechen für eine nachhaltige Umkehr auf dem derzeitigen Niveau. 

Ich sehe Encavis grundsätzlich positiv, aber nichtsdestotrotz sind auch einige Schwachpunkte anzumerken: Die geschwächte Bilanz, das schwierigere Umfeld für Wachstum, die Abhängigkeit des Geschäftsmodells von Fremdkapital (ist durch höhere Zinsen teuer geworden) und vor allem die eher niedrige Renditeerwartung. Aufgrund dieser Aspekte finde ich andere Aktien aktuell interessanter und habe Encavis nicht auf meine Watchlist aufgenommen. Ich gehe dennoch davon aus, dass die Aktie langfristig deutlich höhere Renditen erwirtschaften kann – vor allem, wenn die Zinssituation sich wieder ändert und das allgemeine Umfeld branchenfreundlicher wird. Geht man also vom optimistischen Szenario aus und sieht eine Verbesserung des Umfelds noch als zusätzlichen Katalysator, dann kann ich einen Kauf durchaus nachvollziehen. Wenn ich einen Kauf planen würde, würde ich nach der bereits erfolgten Umkehr auf der kurzfristigen Zeitebene jetzt mit einer Tranche einsteigen.

Adrian  

Mit Encavis stellen wir euch endlich mal wieder ein Unternehmen aus Deutschland vor, welches auch wirklich charttechnisch spannend ist und gleichzeitig auch noch in einem zukunftsträchtigen Markt aktiv ist. Trotz der negativen fundamentalen Punkte, die Jan angesprochen hat, denke ich, dass bereits sehr viel Negatives in der Aktie eingepreist wurde (siehe Korrektur der letzten 3 Jahre). Mit der sauberen Bodenbildung im aktuellen Kursbereich macht eine erste Tranche durchaus Sinn. 

Autoren dieser Analyse  

Adrian Rogl
Adrian Rogl

Risiko entsteht dann, wenn Investoren nicht wissen, was sie tun.

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