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Kapitel | Timestamp |
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Einleitung und Unternehmensvorstellung | 00:00:00 |
Fundamentale Analyse | 00:18:18 |
Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich | 00:31:25 |
Chancen und Risiken | 00:48:47 |
Unsere Bewertung | 00:55:07 |
Technische Analyse | 0:59:58 |
Fazit | 01:03:01 |
Kurzportrait
Hermès International SCA (WKN: 886670) gehört zu den weltweit führenden Konzernen aus dem Luxussektor, und ist vor allem für exklusive Lederwaren bekannt. Das Unternehmen aus Frankreich kann fundamental eine beeindruckende Entwicklung vorweisen, sowohl was die hohen Wachstumsraten beim Umsatz als auch die Ausweitung der Margen betrifft.
In der charttechnischen Perspektive spiegelt sich diese hohe Wachstumsdynamik ebenfalls wider. Hermès International kann einen langfristigen Aufwärtstrend vorweisen, welcher Konkurrenten problemlos outperformte. Vor allem in den letzten Jahren erreichte der Aktienkurs ein Kursziel nach dem nächsten Kursziel, während andere Unternehmen aus der Luxusbranche hinsichtlich der Performance schwächelten.
In den letzten Monaten korrigierte die Hermès-Aktie etwas deutlicher, wodurch die Bewertung etwas nachgelassen hat. Die Abwärtsphase ist zudem als völlig gesund und angemessen in Anbetracht des langfristigen Chartbilds einzuordnen.
Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 10.08.2024.
WKN/ISIN | 886670/FR0000052292 |
---|---|
Branche | Nicht-Basiskonsumgüter |
Peter Lynch Einordnung | Fast Grower |
Fundamentales WLA-Rating | ?/10 |
Technisches WLA-Rating | ?/10 |
Porters Burggraben-Rating | ?/25 |
Marktkapitalisierung | 212,83 Mrd. EUR |
Dividendenrendite | 0,74 % |
KGV | 47,79 |
Firmensitz | Paris (Frankreich) |
Gründungsjahr | 1837 |
Mitarbeiter | 22.037 |
WKN/ISIN | 886670/FR0000052292 |
---|---|
Branche | Nicht-Basiskonsumgüter |
Peter Lynch Einordnung | Fast Grower |
Fundamentales WLA-Rating | 8/10 |
Technisches WLA-Rating | 9/10 |
Porters Burggraben-Rating | 19/25 |
Marktkapitalisierung | 212,83 Mrd. EUR |
Dividendenrendite | 0,74 % |
KGV | 47,79 |
Firmensitz | Paris (Frankreich) |
Gründungsjahr | 1837 |
Mitarbeiter | 22.037 |
Inhaltsverzeichnis
1. Das Unternehmen Hermès
Geschäftsmodell
Einleitung und Markenstrategie
LVMH und Kering sind zwei große Hersteller von Luxuswaren aus Frankreich und zeichnen sich u. a. durch ihre diversifizierten Produktportfolios aus. So vereint ersterer Konzern rund 75 Marken bzw. Maisons unter einem Dach. Dass dies allerdings nicht die „einzig wahre“ Strategie im Luxussektor ist, zeigt Hermès International SCA. Das ebenfalls in Frankreich beheimatete Traditionsunternehmen fokussiert sich mit seinen Produkten nämlich auf seine namensgebende Marke, welche im vergangenen Geschäftsjahr mit dem Verkauf von Leder- und Sattlerwaren sowie Kleidung, Accessoires und sonstigen Gütern für den überwiegenden Anteil der Einnahmen verantwortlich war. Alle anderen Häuser von Hermès waren bestenfalls für einen Anteil an den Erlösen im einstelligen Bereich verantwortlich. Diese können Abbildung 1 entnommen werden.
Unter den anderen Marken wie Crystal Saint-Louis oder John Lobb vertreibt Hermès in erster Linie Schuhe und Haushaltswaren. Der eindeutige Fokus des operativen Geschäfts liegt hingegen, wie bereits beschrieben, auf der Kernmarke des Herstellers von Luxusgütern. Mit dieser strategischen Ausrichtung geht das Unternehmen gezielt einen anderen Weg als die meisten Player der Branche.
Produkte und Vertriebskanäle
Im vorherigen Abschnitt haben wir es bereits erwähnt: Hermès widmet sich in erster Linie dem Verkauf von hochwertigen Leder- und Sattlerwaren. Aber auch verschiedene Klamotten für den Alltag sowie Uhren oder Textilien gehören zum Produktportfolio der Franzosen. Ein Auszug ist in Abbildung 2 dargestellt.
Als Luxusunternehmen mit weltweit hoher Reputation hat Hermès jederzeit sicherzustellen, dass die Produkte von allerhöchster Qualität sind – alles andere würde dem Ruf des Unternehmens erheblichen Schaden zufügen. Um dies zu vermeiden, verfügen die Franzosen über ein vertikal integriertes Geschäftsmodell, dass diese hohe Qualität gewährleisten soll. Als vertikal integriert lassen sich Unternehmen beschreiben, welche alle bzw. die meisten Schritte der Wertschöpfungskette eigenständig übernehmen: von der Beschaffung der Rohstoffe über die Produktentwicklung und -herstellung bis zum Transport, den Marketingaktivitäten sowie dem Verkauf in den Stores. Nur mit dieser Vorgehensweise kann eine hinreichende Qualität sichergestellt werden. In diesem Zusammenhang wollen wir auf das Produktionsnetzwerk von Hermès hinweisen, welches sich zu großen Teilen immer noch in Frankreich befindet.
Zu guter Letzt ist ein Blick auf die Vertriebswege von Hermès sehr interessant. Wenngleich das Traditionsunternehmen, wie eigentlich alle Konzerne der Neuzeit, auf E-Commerce setzt, steht der Verkauf der Ware in physischen Stores nach wie vor im Vordergrund. Denn der persönliche Kontakt zu den Kunden inkl. eines einzigartigen Einkaufserlebnisses steht für Hermès nunmal im Vordergrund. So besaß das Unternehmen zum 31. Dezember 2023 weltweit 294 exklusive Stores, welche sich wie folgt aufteilen:
- Asien-Pazifik: 130
- Europa: 97
- Nord- und Südamerika: 58
- Naher und Mittlerer Osten: 9
Wenngleich Hermès International hinsichtlich eigener Marken sehr fokussiert vorgeht, ist das Unternehmen angesichts seines geographischen Fußabdrucks mindestens genauso gut diversifiziert wie seine wichtigsten Konkurrenten. Somit kann die Abhängigkeit von der Entwicklung einzelner Märkte reduziert werden, insbesondere da Hermès fortlaufend weitere Geschäfte eröffnet.
Der spannendste Teil des Artikels mit vielen exklusiven Informationen folgt erst noch. Werde jetzt Wir Lieben Aktien Mitglied und sichere dir Zugriff auf alle wichtigen Informationen, um einen Vorteil an der Börse zu erhalten!
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Gründung
Die Historie von Hermès International begann 1837, als Thierry Hermès eine Sattlerwerkstatt in der Rue Basse-du-Rempart in Paris eröffnete. Er legte einen großen Wert auf schlichtes und leichtes Pferdegeschirr, welches gleichzeitig widerstandsfähig sein sollte. Für seine Arbeit wurde er auf der Pariser Weltausstellung 1867 ausgezeichnet.
Thierry’s Sohn, Charles-Émile Hermès, verlegt die Werkstatt in die Rue du Faubourg und eröffnete ein Geschäft für maßgeschneidertes Pferdegeschirr und Sättel. In dieser Zeit machte sich das Unternehmen in ganz Europa einen Namen und wurde gerade im Hochpreissegment sehr beliebt.
Unter der Leitung von Émile Hermès, dem Enkel von Thierry, zogen Innovationen in das Unternehmen ein. Bei Hermès wurden nun massentaugliche Artikel angeboten: eine Bandbreite von Sattlerkunst über Pferdegeschirr bis hin zu Kleinlederwaren. Während einer Reise durch Kanada entdeckte Émile ein neuartiges Öffnungs- und Schließsystem, das er am Verdeck eines Militärwagens entdeckte. 1922 erhielt Hermès ein Exklusivvertrag für das Reißverschlusssystem, welches in zahlreichen Reisetaschen integriert wurde.
Kreation neuer Metiers
1925 entstand das erste Kleidungsstück für Herren, eine Golfjacke. Zur Ergänzung des Looks führte Hermès zwei Jahre später Schmuck ein und 1928 schließlich Uhren und Sandalen. Knapp ein Jahrzehnt später folgte das erste Seidencarré. Die erste Krawatte wurde 1949 verkauft. Durch eine geschickte Platzierung einer Hermès-Boutique neben einem Casino in Cannes konnten all die Männer, die aufgrund einer fehlenden Krawatte abgewiesen wurden, als Kunden begrüßt werden.
Anfang der 1950-Jahre folgte ein erneuter Führungswechsel. Émile entschied sich dafür, die Unternehmensleitung in die Hände seiner Schwiegersöhne zu geben. Darunter war Robert Dumas, welcher die Spitze des Unternehmens übernahm. Fünf Jahre später wurde die von ihm designte Tasche von der Fürstin von Monaco getragen und erfuhr anschließend eine erhebliche Nachfrage.
Jean-Louis Dumas, der Sohn von Robert Dumas, krempelte Hermès erneut um. Sein Ziel war es, das Unternehmen weiter zu diversifizieren. Hierfür wurden weitere Metiers eingeführt. Darunter Uhren unter dem Namen La Montre Hermès, Schuhe unter John Lobb, Silberschmuck unter Puiforcat und Kristallglas unter Cristallerie Saint-Louis.
Durch eine Zufallsbegegnung entstand 1984 die beliebte Birkin Bag für Frauen. Auf einem Flug nach London traf Dumbas die Künstlerin Jane Birkin, welche ihm die perfekte Handtasche skizzierte. Hermes übernahm das Design in die Kollektion und benannte die Tasche nach der Künstlerin.
Expansion
Die Werkstätten zogen von Paris in einen Vorort namens Pantin. Dort wurde das Großprojekt „Cité des Métiers“ gestartet und später durch den höchsten französischen Architekturpreis ausgezeichnet.
Die Jahrtausendwende stellte für das Unternehmen einen weiteren Meilenstein dar. In dieser Zeit expandierte Hermès weltweit und eröffnete zahlreiche Geschäfte in Städten wie New York, Tokio und Seoul. Gleichzeitig begann der Einstieg in den Onlinehandel. Zuletzt wurde 2013 ein Maison in Shanghai eröffnet.
Versuchte Übernahme durch LVMH
Ende 2010 versuchte das französische Unternehmen LVMH, Hermès International durch eine Mehrheitsbeteiligung zu übernehmen. Innerhalb weniger Monate baute das Luxuskonglomerat eine Aktienposition von über 20,00 % auf und war damit Hauptaktionär neben der Hermès-Familie. Als Antwort darauf, verschob die Familie ihr Aktienpaket von 73,00 % in die Familien-Holding „H51“ und forderte Bernard Arnault (CEO von Louis Vuitton Moët Hennessy) auf, sich zurückzuziehen. 2014 veräußerte der Gigant aus der Luxusbranche die Anteile und beteiligte die Aktionäre an dem Gewinn.
Aktionärsstruktur
Die Aktionärsstruktur von Hermès International wird durch die Familie selbst angeführt. Diese hält über zwei Holdinggesellschaften H51 und H2 insgesamt 66,70 % der Anteile. 0,80 % sind als treasury share hinterlegt. Lediglich die restlichen 32,50 % stehen der Allgemeinheit als free float zur Verfügung. Neben der Familie hält kein Aktionär eine größere Position als 5,00 %.
Geschäftsführung
Axel Dumas
Dumas ist 54 Jahre alt und der Urenkel von Émile Hermès und damit ein Mitglied der sechsten Generation der Gründerfamilie. Dumas absolvierte ein Studium an der Sciences Po in Paris und zusätzlich das Harvard Business School Advanced Management Program (AMP). Zudem besitzt er einen Masterabschluss in Rechtswissenschaften sowie einen Bachelorabschluss in Philosophie.
Vor seinem Eintritt in das Familienunternehmen verbrachte Dumas acht Jahre bei Paribas in Peking und New York. Im Jahr 2003 trat er dem Familienunternehmen bei und bekleidete nacheinander die Positionen des Auditors in der Finanzabteilung, des Leiters im Einzelhandel für Frankreich und des Geschäftsführers von Hermès Bijouterie (2006). Anschließend übernahm er die Leitung des Geschäftsbereichs Lederwaren-Sattlerei (2008) und wurde 2011 zum COO ernannt. Seit 2013 ist er der Chairman von Hermès International.
CEO-Vergütung
Die Vergütung von Dumas ergibt sich aus einem festen und variablen Anteil. Im Jahr 2023 lag die fixed compensation bei 2,20 Mio. EUR und die variable compensation bei 3,65 Mio. EUR. Insgesamt wurden somit 5,85 Mio. EUR vergütet. Im Vorjahr wurde er mit einer Gesamtvergütung von 4,49 Mio. EUR entlohnt. Für das Jahr 2021 lag die Vergütung bei 3,18 Mio. EUR.
2. Fundamentale Analyse
Kennzahlen
Die Prognosen aus diesem Abschnitt werden vom Aktienfinder zur Verfügung gestellt.
Umsatz
Entwicklung
Hermès International kann langfristig eine äußerst beeindruckende Umsatzhistorie vorweisen: Nachdem der französische Luxuskonzern in 1991 einen marginalen Rückgang von 374,38 Mio. EUR auf 365,19 Mio. EUR zu verbuchen hatte, konnten die Erlöse bis zum Geschäftsjahr 2019 über mehrere globale Krisen hinweg ununterbrochen erhöht werden. Schließlich führte die Coronapandemie zur vorübergehenden Schließung der Geschäfte von Hermès sowie zu einer Verunsicherung der Konsumenten, wodurch die Einnahmen auf Konzernebene von 6,88 Mrd. EUR auf 6,39 Mrd. EUR fielen.
In den darauffolgenden Jahren kehrte nicht nur die Kauflaune der Konsumenten zurück, sondern der Konzern verstärkte auch seinen geographischen Fußabdruck und erhöhte die Preise für seine Produkte im Vergleich zur allgemeinen Teuerungsrate überdurchschnittlich stark, was geradezu eine Explosion der Einnahmen herbeiführte: Bis 2023 konnten diese auf 14,43 Mrd. EUR mehr als verdoppelt werden, sodass sich trotz des kurzzeitigen Rückgangs in 2020 für den von uns betrachteten Zeitraum ein durchschnittlicher Anstieg um 18,18 % p. a. ermitteln lässt.
Während die meisten Konkurrenten von Hermès aktuell mit schrumpfenden Erlösen zu kämpfen haben, konnte das Unternehmen seine Resilienz eindrucksvoll unter Beweis stellen und in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2024 nach wie vor ein zweistelliges Umsatzwachstum vorwiesen. Die Analysten erwarten bis mindestens 2026 eine Fortsetzung dieses Trends und prognostizieren im Konsens einen Anstieg der Einnahmen auf 18,58 Mrd. EUR, wodurch ein Zuwachs von 11,44 % pro Jahr zustande kommen würde.
Umsatzverteilung nach Segmenten
Das Portfolio an Luxuswaren von Hermès erstreckt sich selbstverständlich über mehrere Bereiche. Wie zuvor bereits beschrieben, befasst sich das französische Traditionsunternehmen u. a. mit der Herstellung von Leder- und Sattlerwaren (Leather Goods & Saddlery). Der entsprechende Geschäftsbereich verlor zuletzt zwar an Relevanz, ist mit einem Umsatzanteil von 41,31 % in 2023 allerdings immer noch als mit Abstand wichtigstes Segment einzuordnen.
Der Verkauf von Kleidung sowie Accessoires (Ready-to-wear and Accessoires) entwickelte sich zuletzt deutlich dynamischer, sodass der Umsatzanteil zwischen 2019 und 2023 von 22,87 % auf 28,89 % erhöht werden konnte. Anhand der Umsatzanteile im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich besitzen die Sparten „Silk and Textiles“, „Watches“ sowie „Perfume and Beauty“ zwar eine eher niedrige Relevanz, können aber dennoch stetige Zuwächse vorweisen. Alle anderen Randgeschäfte, welche in erster Linie den Verkauf von Schmuck und Haushaltswaren umfassen, waren zuletzt für 14,64 % der Erlöse auf Konzernebene verantwortlich.
Umsatzverteilung nach Regionen
Langfristig kann Hermès in allen Regionen, welche der Luxuskonzern mit seinen Produkten bedient, stetige und dynamische Zuwächse verbuchen. Ein Absatzmarkt steht jedoch über allen anderen: Asien-Pazifik. Hier konnten die Franzosen insbesondere in der jüngeren Vergangenheit die höchsten Wachstumsraten verbuchen, was zu einem Ausbau des Umsatzanteils auf zuletzt 56,10 % führte. Als wichtigster nationaler Einzelmarkt innerhalb des asiatisch-pazifischen Raums ist Japan hervorzuheben. So war das Land der aufgehenden Sonne in 2023 für in etwa ein Zehntel der Erlöse auf Konzernebene verantwortlich.
An zweiter und dritter Stelle folgen Europa sowie Nord- und Südamerika, welche für 23,04 % bzw. 18,63 % der gesamten Einnahmen von Hermès verantwortlich waren. Während ersterer Umsatzanteil zuletzt um einige Prozentpunkte schrumpfte, konnten die amerikanischen Kontinente immerhin eine Stagnation vorweisen. Alle anderen Regionen bzw. Länder, zu denen in erster Linie der Mittlere Osten sowie Afrika zählen dürften, waren derweil für nur 2,23 % der Erlöse verantwortlich und sind demnach eher zu vernachlässigen.
EBIT und Konzerngewinn
Die Ergebnisse von Hermès entwickeln sich sowohl kurz- als auch langfristig vollständig analog zu den Umsätzen des Unternehmens. So sind die Überschüsse seit dem Einbruch im Jahr 1991 bis 2019 ebenfalls kontinuierlich angewachsen, womit die Gewinnstabilität von Hermès weit oberhalb der meisten börsennotierten Konzerne einzuordnen und definitiv als bemerkenswert zu beschreiben ist. Im von Covid-19 geprägten Geschäftsjahr 2020 hatte Hermès schließlich zum ersten Mal seit fast 30 Jahren einen Rückgang des operativen Ergebnisses zu verzeichnen, welcher sich mit nur etwas mehr als 10,00 % allerdings in Grenzen hielt.
Der starke Anstieg der Umsätze zwischen 2021 und 2023 ging allerdings nur mit einem unterdurchschnittlichen Anstieg der Umsatzkosten und operativen Aufwendungen einher, wodurch das EBIT und der Konzerngewinn weitaus dynamischer als die Umsätze gesteigert werden konnten. Erstere Kennzahl ist im von uns betrachteten Zeitraum von 2,34 Mrd. EUR auf 5,65 Mrd. EUR angestiegen, was einer Vervielfachung von 2,41 bzw. einem annualisierten Wachstum von 24,67 % p. a. entspricht. Aufgrund eines deutlichen Wachstums des Finanzergebnisses sowie einer etwas niedrigeren Steuerbelastung konnte der Nettoüberschuss gar um durchschnittlich 29,60 % gesteigert werden.
Auch hier ist mit einer Fortsetzung der historischen Wachstumstrends zu rechnen. Allerdings scheinen die Zeiten des überdurchschnittlichen Gewinnanstiegs, zumindest vorübergehend, vorbei zu sein. So erwarten die Analysten für das Geschäftsjahr 2026 im Mittel ein operatives Ergebnis von 7,75 Mrd. EUR, was einem durchschnittlichen Zuwachs auf Augenhöhe mit den Erlösen des Luxuskonzerns entsprechen würde. Unterm Strich ist die Gewinnentwicklung von Hermès dennoch als unglaublich dynamisch und stabil zu charakterisieren, was als weiterer Ausdruck der Resilienz des Unternehmens hervorzuheben ist.
Margen
Wie für einen Luxuskonzern typisch, kann Hermès für einen Hersteller von physischen Gütern eine ungewöhnlich hohe Bruttomarge vorweisen. Während sich diese in 2019 noch auf 69,13 % belief, steht für das vergangene Geschäftsjahr ein Wert von 72,30 % zu Buche. Wenngleich dieser in Relation zur Peer Group als durchschnittlich zu bewerten ist, verdient insbesondere die Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit im inflationären Umfeld eine hohe Anerkennung.
Weit besser als die Konkurrenten schneidet Hermès allerdings ab, wenn man auf die operative Gewinnspanne blickt. Mit 41,11 % lag diese in den letzten vier Quartalen mehr als zehn Prozentpunkte oberhalb des zweitbesten Werts eines Mitbewerbers, wie der folgende Konkurrenzvergleich zeigen wird. Neben der überdurchschnittlichen Profitabilität zum aktuellen Zeitpunkt wollen wir an dieser Stelle erneut auf die langfristige Entwicklung der Margen hinweisen. So schwankte die EBIT Marge von Hermès zu Beginn der 1990er-Jahre noch im niedrigen Zehnerbereich. Eine knappe Vervielfachung der Profitabilität ist nicht nur Indikator einer hervorragenden Unternehmensführung bzw. eines tiefen Burggrabens, sondern auch ziemlich einzigartig.
Die historische Entwicklung der Gewinnspannen von Hermès lässt sich als „wellenartig” beschreiben. So sind die Franzosen in unregelmäßigen Abständen in der Lage, die Margen kurzfristig um mehrere Prozentpunkte zu erhöhen. Daraufhin folgen immer mehrere Jahre einer Stagnation bzw. marginaler Rückgänge. So eine Phase scheint nun auch gekommen zu sein, denn zumindest die Analysten erwarten, dass sich sowohl die EBIT als auch die Nettomarge bis 2026 nicht in einem nennenswerten Umfang vom Fleck bewegen und bei etwas mehr als 40,00 % bzw. 30,00 % stagnieren werden.
Gewinn- und Verlustrechnung
In der folgenden Darstellung ist die Gewinn- und Verlustrechnung von Hermès dargestellt. Diese dient als Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln zur Fundamentalanalyse. (Empfehlung: Schaut unbedingt in unserem Ausbildungsbereich vorbei, in dem wir diese Darstellung noch einmal detaillierter erklärt haben. Für ein besseres Verständnis ist das sehr zu empfehlen.)
Dividendenpolitik und Aktienrückkäufe
Weniger als ein Jahr nach dem Börsengang in Paris im Jahr 1993 hat Hermès begonnen, Aktionäre in Form von Dividenden an den erwirtschafteten Gewinnen zu beteiligen. Bis einschließlich 2019 wurden die Zahlungen fortlaufend erhöht, was die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Franzosen unterstreicht. Als Vorsichtsmaßnahme im Zuge des Ausbruchs der Coronapandemie hat die Unternehmensführung allerdings beschlossen, für das Geschäftsjahr 2020 keine Erhöhung der Dividenden vorzunehmen, sondern diese bei 4,55 EUR je Aktie zu belassen, sodass zum Zeitpunkt dieser Analyse „nur“ drei Jahre eines kontinuierlichen Wachstums der Ausschüttungen zu Buche stehen.
Dies beeinträchtigt die Dividendenhistorie von Hermès allerdings nur leicht – zumal das Wachstum der Gewinnbeteiligungen mit 34,75 % p. a. zwischen 2019 und 2023 als äußerst attraktiv zu bewerten ist und der Luxuskonzern regelmäßig Sonderdividenden zahlt. So flossen den Aktionären neben einer regulären Dividende i. H. v. 15,00 EUR für das vergangene Geschäftsjahr zusätzlich 10,00 EUR je Aktie zu. In Anbetracht einer Ausschüttungsquote von nur 36,48 % sowie der hohen Dynamik der Gewinnentwicklung scheinen weitere Anhebungen in den kommenden Geschäftsjahren wahrscheinlich. So erwarten die Analysten bis 2026 im Konsens einen Zuwachs um durchschnittlich 14,18 %. Die Dividendenrendite gegenüber dem aktuellen Kurs wird in den kommenden Jahren somit (voraussichtlich) über 1,00 % steigen. Derzeit liegt die Dividendenrendite bei 0,74 %.
Zu Aktienrückkäufen gibt es an dieser Stelle nicht viel zu sagen, denn diese Form der Kapitalrückführung spielt in der Kapitalallokationsstrategie von Hermès bisher keine Rolle. Die Anzahl der ausstehenden Anteile stagnierte in den letzten zehn Jahren dementsprechend bei 105,57 Mio. Stück.
Historische Kennzahlen
KUV
Nicht nur die Umsatzentwicklung, sondern auch der Verlauf des Aktienkurses von Hermès zwischen den Geschäftsjahren 2019 und 2023 verdient das Prädikat „hervorragend“. Unterm Strich liegt eine Vervielfachung um den Faktor 2,85 vor, was neben dem überdurchschnittlichen Wachstum der fundamentalen Kennzahlen mit einem Ausbau des Bewertungsniveaus anhand des Kurs-Umsatz-Verhältnisses zu erklären ist, wie Abbildung 10 zu entnehmen ist. Aktuell liegt das KUV mit 14,95 marginal oberhalb des langfristigen Mittelwerts.
KGV
Die historische Entwicklung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse unterscheidet sich nur minimal von der des Umsatzvielfachen. So ließ sich bei der Bewertungskennzahl in 2020 und 2021 ein vorübergehender Anstieg beobachten, welcher in den letzten zwei Jahren durch das deutlich überproportionale Gewinnwachstum kompensiert werden konnte. So liegt das KGV mit 47,79 nicht nur unterhalb des historischen Mittelwerts von 54,40, sondern könnte bis 2026 auf 36,97 schrumpfen.
KOCV
Bei einer Betrachtung der Kurs-Cashflow-Verhältnisse von Hermès lassen sich keinerlei Besonderheiten erkennen. Das Multiple schwankte im von uns betrachteten Zeitraum ohne nennenswerte Abweichungen um den Durchschnittswert von 44,26. Wenngleich sich aktuell ein Wert i. H. v. 47,66 ermitteln lässt, wird das KOCV relativ zum aktuellen Kurs, den Prognosen der Analysten entsprechend, auf 31,94 in 2026 sinken, was als niedrigster Wert der jüngeren Vergangenheit hervorzuheben ist.
Einordnung nach Peter Lynch
Die Luxusindustrie hat seit mehreren Monaten mit dem stärksten Nachfragerückgang seit langem zu kämpfen. Nicht so Hermès: Während Konkurrenten wie Louis Vuitton Moët Hennessy oder Kering mit rückläufigen Umsätzen und Gewinnen zu kämpfen haben, konnte der Konzern die Fundamentals in den vergangenen Quartalen dank seines konzentrierten Portfolios sowie der Positionierung als Marke mit besonders viel Prestige weiter erhöhen. Dies spricht für die Qualität der Aktie und spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Lediglich die Wachstumsdynamik der Fundamentals war rückläufig. In Anbetracht der weiterhin optimistischen Analystenschätzungen, welche bei sämtlichen Kennzahlen ein zweistelliges Wachstum vorsehen, halten wir eine Einstufung als Fast Grower für durchaus gerechtfertigt.
Fundamentales Wir Lieben Aktien-Rating
Dass es sich bei Hermès gemäß unserem Research zweifelsohne um ein „Unternehmen mit Qualität“ handelt, zeigt sich in unserem fundamentalen Wir Lieben Aktien-Rating für Fast Grower, welches mit Abstand die anspruchsvollsten Kriterien umfasst. Mit 8 von 10 möglichen Punkten erreicht der französische Luxuskonzern nicht nur ein überdurchschnittliches Ergebnis, sondern erfüllt die meisten Anforderungen zudem mit Bravour. Zum Abzug führen lediglich das Bewertungsniveau anhand des erwarteten KGVs in fünf Jahren sowie die Erwartung der Analysten bzgl. der Margenentwicklung bis 2026.
3. Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich
Allgemeine Infos über die Branche
Einordnung nach dem GICS
Nach der Betrachtung der Fundamentalanalyse nehmen wir die Branche und Konkurrenz näher unter die Lupe. Zur besseren Orientierung definieren wir zuerst die Branche, basierend auf der zentralen Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Wir beziehen uns hierbei auf den Global Industry Classification Standard (kurz GICS), der zunächst den Sektor definiert, welcher sich wiederum in Industriegruppe, Industrie und Subindustrie unterteilen lässt.
Luxusmarkt
Wert des Marktes für Luxusgüter weltweit
Wer bereits unsere Analysen bzw. unser Research zu anderen Luxusgüterunternehmen gelesen hat, der weiß, dass sich der Markt für persönliche Luxusartikel in den vergangenen Dekaden überaus gut entwickelt hat. Aus Krisen geht die gesamte Branche seit jeher gestärkt hervor und hat nur kurze Phasen des abflachenden Wachstums verzeichnen müssen.
Ausgehend von 1996 entwickelte sich der Markt für persönliche Luxusgüter pro Jahr mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 5,81 % klar positiv und erreichte 2023 einen Wert von fast 350,00 Mrd. USD. Luxusunternehmen wie Hermès profitierten klar von dieser Entwicklung und konnten in den letzten Jahren nicht nur steigende Umsätze, sondern ebenso steigende Margen verbuchen.
Markt für Luxusgüter weltweit
Schlüsselt man den Markt für Luxusgüter nach entsprechenden Regionen auf, so hebt sich gerade der amerikanische Markt als sehr dominanter Teil hervor. Etwa ein Anteil von 32,00 % des Gesamtmarktes entfällt auf die genannte Region, aber gerade mit Blick auf die Wachstumsraten der verschiedenen Regionen sollte der Fokus ebenso bei weiteren Ländern nicht zu kurz kommen. Denn in den vergangenen Jahren fielen gerade aus Asien stammende Länder (vor allem China und Japan) mit sehr hohen Wachstumsraten hinsichtlich der Ausgaben der Bevölkerung in diesem Bereich auf. Auch für die kommenden Jahre wird ein hohes Wachstum prognostiziert, was die Aussichten hier für Luxusunternehmen wie Hermès natürlich verbessert.
Verteilung der Neueröffnungen von Luxusmarken-Stores weltweit
Das eben angesprochene Bild wird ebenso verdeutlicht, wenn man sich anschaut, wo neue Luxusgeschäfte zur Zeit eröffnet werden. Im Jahr 2022 wurden allein über 50,00 % der neuen Stores in Asien eröffnet, über 40,00 % hiervon in China. Im akutell wertvollsten Markt Nordamerika wurden hingegen nur 14,00 % der Geschäfte neu eröffnet, was die Umorientierung bzw. verstärkte Expansion von Luxusunternehmen nach Asien verdeutlicht.
Überblick über die Konkurrenz
Konkurrenzumfeld von Hermès
Führende Luxusgüterunternehmen nach Umsatz in 2022
Ordnet man die verschiedenen Luxusunternehmen nach dem erwirtschafteten Umsatz in 2022 an, so fällt gerade LVMH mit einer sehr erwähnenswerten Dominanz auf. Während der Zweitplatzierte, das Unternehmen Kering, nur etwas mehr als 20,00 Mrd. USD erwirtschaftete, waren es bei dem Marktführer fast 60,00 Mrd. USD. Auf dem dritten Platz folgt Richemont. Zu Richemont gehören diverse Marken aus den Bereichen Schmuck, Accessoires, Uhren etc.
Hermès kommt nach dieser Rechnung auf den achten Platz und erwirtschaftete rund 12,00 Mrd. USD an Umsatzerlösen. Wie wir in der nachfolgenden Grafik allerdings sehen werden, kann Hermès dennoch als eines der führenden Unternehmen dieser Branche betrachtet werden.
Die zehn wertvollsten Luxusmarken in 2024
Wie gerade schon erwähnt, kann der Blick auf die reinen Umsatzerlöse etwas trügerisch sein. Denn wenn man den Wert der unterschiedlichen Luxusmarken betrachtet, so liegt Hermès auf dem zweiten Platz mit einem Wert von etwa 93,00 Mrd. USD. Auch hier liegt der Mutterkonzern LVMH mit seinen Marken wieder vorne, das eben gezeigte Bild, mit Blick auf die Umsatzzahlen, lässt sich hier allerdings so nicht bestätigen.
Kennzahlen
In der folgenden Tabelle vergleichen wir Hermès und die Aktien bzw. Wertpapiere von Wettbewerbern an der Börse anhand der Finanzen, Kennzahlen, Dividende bzw. Dividendenrendite, Schätzungen von Analysten und weiteren Finanzdaten zum aktuellen Kurs.
Unternehmen | Hermès | LVMH | Kering | Moncler |
---|---|---|---|---|
WKN/ISIN | 886670/ FR0000052292 | 853292/ FR0000121014 | 851223/ FR0000121485 | A1W66W/ IT0004965148 |
Mitarbeiter | 22.037 | 213.000 | 48.964 | 7.510 |
Marktkapitalisierung | 212,83 Mrd. EUR | 318,09 Mrd. EUR | 31,42 Mrd. EUR | 14,40 Mrd. EUR |
Umsatz | 14,23 Mrd. EUR | 85,59 Mrd. EUR | 18,45 Mrd. EUR | 3,08 Mrd. EUR |
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre) | 18,18 % p. a. | 12,56 % p. a. | 5,35 % p. a. | 16,36 % p. a. |
Umsatzwachstum (nächsten 3 Jahre) | 11,44 % p. a. | 5,47 % p. a. | 1,57 % p. a. | 8,85 % p. a. |
Bruttomarge | 71,47 % | 68,53 % | 75,37 % | 73,75 % |
EBIT Marge | 41,11 % | 25,56 % | 19,45 % | 30,37 % |
KUV | 14,95 | 3,72 | 1,70 | 4,68 |
KGV | 47,79 | 22,77 | 15,03 | 21,74 |
Dividendenrendite | 0,74 % | 2,04 % | 5,50 % | 2,19 % |
Ausschüttungsquote | 36,48 % | 46,54 % | 82,64 % | 47,72 % |
Eigenkapitalquote | 73,53 % | 46,02 % | 37,36 % | 65,39 % |
Nettoverschuldung/EBITDA | -1,42 | 1,02 | 1,29 | -0,67 |
Renditeerwartung für die nächsten drei Geschäftsjahre* | 5,90 % p. a. | 19,70 % p. a. | 19,60 % p. a. | 18,70 % p. a. |
*Die zu erwartende Rendite entstammt der „Fairer Wert“-Funktion von Aktienfinder.net. Für die Ermittlung haben wir das durchschnittliche KGV der letzten fünf Jahre verwendet und in Kombination mit den erwarteten Gewinnen (Schätzungen) bis zum Ende der nächsten drei Geschäftsjahre fortgeschrieben. Ein solcher Vergleich der Renditeerwartung an den Aktienmärkten ist jedoch fehleranfällig und soll nur als erste grobe Orientierung für den Ausblick dienen.
Performance seit 10 Jahren
In den letzten zehn Jahren lag die Performance der Hermès-Aktie (bezogen auf den Total Return, also inklusive reinvestierter Dividenden) über der Performance von allen anderen Aktien aus dem Konkurrenzvergleich. Während Mitte 2022 noch alle Aktien ungefähr gleichauf waren und die Jahre davor teilweise sogar von einer Underperformance von Hermès geprägt waren, änderte sich das danach deutlich. Das Luxuskonglomerat Kering hat die letzten Trendimpulse gar nicht mitgemacht, Moncler verlor an Dynamik und LVMH konnte zumindest bis Mitte 2023 mit Hermès mithalten. Während letztere Aktie nach einer kurzen Korrektur jedoch wieder einen neuen Trendimpuls startete, verharrte LVMH noch länger in der Korrektur, was letzten Endes zur Outperformance vom Aktienkurs von Hermès führte.
Burggraben
Einleitung
Mit einer Historie von mehr als 185 Jahren gehört Hermès zu den traditionsreichsten Luxusmarken aus Frankreich. Wie im Abschnitt zur Historie beschrieben, ist aus einem kleinen Pariser Sattlerbetrieb ein weltweit bekannter Konzern mit Fußabdruck in allen wichtigen Wirtschaftsräumen herangewachsen. Der Burggraben von Hermès lässt sich jedoch nicht wie bei anderen Konzernen durch das geographische Netzwerk oder die Tiefe des Produktportfolios charakterisieren, sondern in erster Linie durch die namensgebende Marke des Konzerns. Wenngleich Hermès auch andere Brands unter einem Dach vereint, steht die Kernmarke der Franzosen weit über allen anderen und ist für den überwiegenden Anteil der Erlöse verantwortlich. Im Vergleich zu den konkurrierenden Playern wie Louis Vuitton, Chanel, Gucci oder Yves Saint Laurent zeichnet sich Hermès durch eine noch höhere Exklusivität und mehr Prestige aus, was als Hauptgrund der in Relation zur Peer Group überdurchschnittlichen Performance der letzten Monate hervorzuheben ist. Denn weil Hermès sich noch mehr als seine Wettbewerber auf besonders wohlhabende Menschen fokussiert, ist das Unternehmen weniger von der allgemeinen Stimmung der Konsumenten abhängig.
Porters Five Forces
Nachstehend die Branchenstrukturanalyse nach Michael E. Porter. Diese dient der Einstufung von externen Kräften und Faktoren, welche auf die Unternehmen einer Branche einwirken. Unsere Skala reicht hierbei von 0 bis 5. Je besser Hermès aufgestellt ist, desto höher ist die Punktzahl, welche wir bei der Einstufung des Faktors vergeben.
Externe Kraft | Stärke | Begründung |
---|---|---|
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern | 3/5 | Die vergangenen Monate haben eindrucksvoll verdeutlicht, dass Hermès mit einer außerordentlich hohen Exklusivität innerhalb der Luxusindustrie über eine sehr attraktive Positionierung verfügt. Diese spiegelt sich u. a. in den Ergebnissen der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2024 wider, in welcher sich das Geschäft von Hermès deutlich besser als das von LVMH, Kering und Co. entwickelte. Diese sind als bestehende Mitbewerber dennoch ernst zu nehmen, weshalb wir 3 von 5 Punkten vergeben. |
Bedrohung durch neue Wettbewerber | 5/5 | Die Unternehmen bzw. Marken, welche als führende Player der Luxusindustrie agieren, zeichnen sich alle durch eine gewisse Eigenschaft aus: Eine traditionsreiche Historie, welche diese besonders begehrt bzw. prestigereich macht. Dass neue Wettbewerber diese Eigenschaft replizieren, halten wir für so gut wie ausgeschlossen. Folglich vergeben wir für diese externe Kraft 5 von 5 Punkten. |
Verhandlungsmacht der Lieferanten | 3/5 | Für die Herstellung der Luxusgüter benötigt Hermès selbstverständlich verschiedene Rohmaterialien wie Leder, Baumwolle und sonstige Stoffe. Diese werden von einer Vielzahl an Lieferanten bezogen. Da zwischen Hermès und seinen Zulieferern gegenseitig keine Abhängigkeiten bestehen, bewerten wir die Verhandlungspositionen als ausgeglichen und vergeben 3 von 5 Punkten. |
Verhandlungsmacht der Kunden | 4/5 | Man sollte meinen, die Kunden von Hermès hätten eine höhe Verhandlungsmacht oder die Positionen wären ausgeglichen – denn es bestehen zahlreiche Alternativen und es lassen sich keinerlei Lock-in-Effekte generieren. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Trotz marginaler Schwankungen ist Hermès zwischen 2019 und 2023 ein Ausbau der Bruttomarge von 69,13 % auf 72,30 % gelungen, was auf eine starke Verhandlungsposition hindeutet. Dementsprechend halten wir 4 von 5 Punkten für angemessen. |
Bedrohung durch Ersatzprodukte | 4/5 | Im Grunde braucht niemand Luxusgüter. So existieren für alle Produkte, welche Hermès herstellt und vertreibt, weitaus günstigere Alternativen, welche denselben Zweck genau so gut erfüllen. Nichtsdestotrotz scheinen viele Menschen, insbesondere sobald sie einen gewissen Lebensstandard erreicht haben, bereit zu sein, für entsprechende Güter viel Geld auf den Tisch zu legen. Dies tun sie aus verschiedenen Gründen wie bspw. um ihre Anerkennung in der Gesellschaft zu erhöhen oder sich für harte Arbeit zu belohnen. In Anbetracht der Tatsache, dass der globale Wohlstand immer weiter anwächst, halten wir eine Fortsetzung dieses Trends für wahrscheinlich und vergeben daher 4 von 5 Punkten. |
4. Chancen und Risiken
Chancen
Steigender Wohlstand in wichtigen Regionen (1)
Die erste Chance für Hermès sehen wir im Bereich des steigenden Wohlstands wichtiger Regionen. Bereits jetzt gilt nicht, wie sich anhand des Hauptsitzes des Unternehmens vermuten lässt, der europäische Markt als die wichtigste Absatzregion, sondern Asien. Die Branchenanalyse legte schon offen, dass sich genau in diesem Markt auch in den kommenden Jahren das meiste Wachstum verbirgt.
Seit einigen Jahren steigt insbesondere in asiatischen Ländern wie China der Wohlstand. Zwischen 2014 und 2023 konnte sich das Durchschnittsgehalt eines Beschäftigten in China mehr als verdoppeln, was diese These unterstreicht. Dass dieses zusätzliche Geld auch eben genau in den Markt für Luxusgüter fließt, unterstreicht die nachfolgende Grafik. Während Asien im Jahr 2010 noch 27,00 % der Gesamtausgaben für Luxusgüter ausmachte, waren es dreizehn Jahre später bereits 39,00 %.
Hermès ist in diesem Markt, aus unserer Sicht, bereits jetzt sehr gut aufgestellt und kann von dem Wachstum, das auch in den nächsten Jahren erwartet wird, definitiv profitieren.
E-Commerce als zusätzlicher Wachstumstreiber (2)
Die zweite Chance für Hermès ergibt sich, aus unserer Sicht, im Bereich des Onlinevertriebs, der einen guten zusätzlichen Absatzkanal darstellen kann. Wir denken zwar nicht, dass Luxusgüter zukünftig fast nur hierüber abgesetzt werden, allerdings kann diese Vertriebsmöglichkeit bereits seit vielen Jahren eine steigende Beliebtheit und Präsenz vorweisen.
Ebenso am Markt für Luxusgüter geht der Trend hin zum E-Commerce-Handel nicht spurlos vorbei, was sich auch mit Blick auf die Absatzanteile erkennen lässt. Zwar sind wir davon überzeugt, dass auch zukünftig gerade aufgrund der Exklusivität von Monobrandstores diese auch weiterhin wichtig sein werden, allerdings wird der Vertrieb im Onlinebereich, insbesondere bei internationalen Geschäften, sehr hilfreich sein.
Für Hermès kann dies u. a. eine noch bessere geographische Diversifizierung bedeuten, aber eben gerade auch in Krisenzeiten gut sein, um mit den Vorteilen des Onlinegeschäfts die Ergebnisse noch stabiler zu halten.
Risiken
Konkurrenzumfeld der Luxusindustrie und Markenreputation (1)
Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: mittel
Das erste Risiko für Hermès ist das vorliegende Konkurrenzumfeld der Luxusindustrie, bei dem gleich mehrere ernstzunehmende Konkurrenten anzutreffen sind. Zwar ist der Konkurrenzdruck hier gänzlich anders als in anderen Branchen (bspw. im Hinblick auf Preiskämpfe), allerdings gilt es auch die Markenstärke von Unternehmen wie LVMH zu beachten und anzusprechen.
Hermès selbst kann eine sehr prestigeträchtige Marke vorweisen, die bereits seit vielen Jahren besteht. Allerdings sind im direkten Umfeld des französischen Luxusunternehmens auch Konzerne wie LVMH, Moncler oder Kering anzutreffen, die teils gleichermaßen entsprechende Marken vorweisen können. Ähnliches gilt auch bspw. für Richemont, wobei dieser Konzern eher im Schmuck-Bereich anzutreffen ist.
Des Weiteren sollte angesprochen werden, dass zwar Preiskämpfe nicht wirklich anzutreffen sind, dafür allerdings die Markenreputation einen wesentlich wichtigeren Stellenwert einnimmt als in anderen Industrien. Auch dies kann selbstverständlich ein Risiko für Hermès sein und sich bei einem Eintritt negativ auf die Nachfrage der Kunden auswirken.
Abschließend stufen wir die Eintrittswahrscheinlichkeit auf mittel ein, ebenso wie die Auswirkungen. Bei einem Eintritt der entsprechenden Risiken kann gerade die Nachfrage negativ tangiert werden und für sinkende Umsatzerlöse sorgen.
Fälschermarkt und Abkühlung der Wirtschaft (2)
Eintrittswahrscheinlichkeit: niedrig-mittel
Auswirkungen: niedrig-mittel
Als zweites Risiko haben wir den Fälschermarkt für Luxusbekleidung und -accessoires sowie eine Abkühlung der Wirtschaft ausfindig gemacht. Fälschermärkte sind gerade in Urlaubsregionen wie der Türkei weit verbreitet und könnten sich im großen Stile ggf. auf den Stellenwert der Exklusivität von Hermès-Produkten auswirken.
Jeder, der einmal in Urlaubsregionen mit einem entsprechenden Markt für Fälschungen unterwegs war, der weiß, dass dort gerade auch viele Produkte von teuren Luxusunternehmen angeboten werden. Gerade in den vergangenen Jahren stieg auch dieser Markt rasant an und konnte gleichzeitig auch seine Qualität im Hinblick auf die Fälschungen verbessern. Unternehmen wie Hermès steuern hier bspw. mit einzigartigen Prägungen für jedes Produkt gegen, was eine Fälschung allerdings auch auf den ersten Blick nicht erkennbar macht. Als besonders ausschlaggebend stufen wir diesen Risikoaspekt an der Stelle aber auch nicht ein.
Darüber hinaus sollte auch bei einem Abkühlen der Wirtschaft damit gerechnet werden, dass Erlöse schwanken können. Zwar gilt diese Branche generell als sehr krisenresistent, da meist der reichere Teil der Bevölkerung weniger betroffen ist, während der Coronapandemie machte sich aber bspw. auch hier ein Rückgang der Umsätze breit.
Wir stufen beide Aspekte im Hinblick auf die Eintrittswahrscheinlichkeit bei niedrig-mittel ein und die Auswirkungen gleichermaßen. Der Markt für Fälschungen stellt für die eigentliche Zielgruppe von Hermès keine richtige Alternative dar und auch wirtschaftlich schwache Zeiten zeigten in der Vergangenheit keine nachhaltigen Schwächungen des Gesamtmarktes. Stattdessen konnte sich dieser immer schnell erholen.
5. Unsere Bewertung
Eigenkapitalkosten
Beginnen wir bei der Bewertung des Wertpapiers wie immer bei der Ermittlung der kalkulierten Eigenkapitalkosten (Cost of Equity):
Unsere Werte für die Faktoren bei Hermès sind hier wie folgt:
Risikoloser Basiszins: 4,19 %
Risikoprämie: 2,76 %
Marktrendite: 7,00 %
Beta: 0,98
Diese ergeben insgesamt Eigenkapitalkosten (Cost of Equity) von 6,94 %.
Bilanzanalyse
Die gesamte, von Hermès ausgewiesene, Bilanzsumme beträgt für das Geschäftsjahr 2023 etwa 20,45 Mrd. EUR und hat sich damit um ca. 17,11 % verlängert. In der folgenden Tabelle wollen wir detaillierter auf die Struktur der Bilanz eingehen.
Kategorie | Begründung |
---|---|
Entwicklung des Umlaufvermögens | Im vergangenen Geschäftsjahr ist das Inventar von Hermès um ca. 700,00 Mio. EUR angewachsen. Gleichzeitig ist der Bestand an Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten um rund 1,50 Mrd. EUR gestiegen, was zu einem Ausbau des Umlaufvermögens um 18,43 % führte. |
Entwicklung des Anlagevermögens | Mit 14,35 % verzeichnete das Anlagevermögen einen Anstieg in derselben Größenordnung. Hierfür verantwortlich ist im Grunde nur der Posten der Sachanlagen. |
Eigen- bzw. Fremdkapitalquote und Verhältnis der Schulden | Der Anteil an Fremdkapital in der Bilanz liegt bei nur etwas mehr als einem Viertel. Während dieses zudem eher stagniert, kann das auf die Aktionäre entfallende Eigenkapital aufgrund der fortlaufenden Erwirtschaftung von Gewinnen sowie der stagnierenden Aktienanzahl stetig erhöht werden. |
Schulden im Verhältnis zu kurzfristigen Zahlungsmitteln und kurzfristigen Investitionen | Es kommt überaus selten vor, dass die Zahlungsmittel den Bestand an Fremdkapital übersteigen. Bei Hermès trifft dies allerdings zu: Setzt man beide Positionen ins Verhältnis zueinander, ergibt sich ein Faktor von 0,49. In Relation zu den kurzfristigen Investitionen liegt dieser bei 5,27. |
Schulden im Verhältnis zum EBIT des letzten Geschäftsjahres | Die gesamten Verbindlichkeiten von Hermès beliefen sich zum 31. Dezember 2023 auf 5,24 Mrd. EUR. Stellt man diese dem EBIT von 5,65 Mrd. EUR gegenüber, so ergibt sich ein Faktor von gerade einmal 0,93, was als ungewöhnlich gering einzuordnen ist. |
Fazit | Hermès besitzt die mitunter beste Bilanz, welche wir uns im Rahmen unserer Analysen bisher angesehen haben. Der Cashbestand des französischen Luxuskonzerns übersteigt das verzinste Fremdkapital um 9,43 Mrd. EUR und der Goodwill liegt gerade einmal bei 72,00 Mio. EUR, was nur 0,35 % der Bilanzsumme entspricht. Demnach gibt es rein gar nichts auszusetzen. |
Bewertungsszenarien und -modelle
Optimistisches Szenario
Wie wir in dieser Analyse bereits mehrmals hervorgehoben haben, ist die Entwicklung der fundamentalen Kennzahlen von Hermès insbesondere in der jüngeren Vergangenheit als herausragend zu beschreiben. Selbst in dem aktuell sehr anspruchsvollen Marktumfeld, welches bei Konkurrenten wie LVMH und Kering zu schrumpfenden Umsätzen und Gewinnen führte, ist Hermès weiterhin in der Lage, analog zu den langfristigen Trends zweistellige Zuwächse zu verbuchen. Die Nachfrage für die Produkte des Unternehmens ist dementsprechend weiterhin stabil. Die Analysten erwarten, dass sich diese Entwicklung bis mindestens 2026 fortsetzen wird und die Einnahmen der Franzosen um 11,44 % p. a. zulegen werden. Im Rahmen unseres optimistischen Szenarios unterstellen wir, dass Hermès auch ab 2027 in der Lage sein wird, Zuwächse im niedrigen Zehnerbereich verbuchen zu können.
Die einzige Kennzahl, deren historische Entwicklung noch attraktiver als die des Umsatzwachstums erscheint, ist die operative Gewinnspanne. So war Hermès zwischen 2019 und 2023 in der Lage, die EBIT Marge von 33,98 % auf 42,08 % zu erhöhen, womit die Konkurrenten weit in den Schatten gestellt werden konnten. Wenngleich die Analysten in den kommenden Jahren von einer Stagnation auf dem aktuellen Niveau ausgehen, halten wir innerhalb unseres optimistischen Szenarios langfristig weitere Zuwächse für möglich und kalkulieren in 2033 mit einem EBIT, welches sich auf 46,00 % der Einnahmen beläuft.
Die Stabilität und Resilienz des Geschäftsmodells von Hermès spiegelt sich u. a. in der Dividendenhistorie der Franzosen wider. So schüttet das Unternehmen in der Regel rund ein Drittel der Nettoergebnisse an seine Aktionäre aus. In unserem optimistischen Modell zum Ertragswertverfahren unterstellen wir in den nächsten zehn Jahren einen Anstieg dieser Kennzahl auf durchschnittlich 50,00 %. Eine Veränderung der Aktienanzahl erwarten wir hingegen nicht. So ermitteln wir aufgrund des hohen Beta-Faktors einen fairen Wert je Aktie von nur 1.711,31 EUR, was einer Überbewertung von 17,80 % entspricht. Mit einem KGVe von 40,00 in zehn Jahren liegt die zu erwartende Rendite bei 11,04 %.
Pessimistisches Szenario
Unser pessimistisches Szenario gestalten wir für die Geschäftsjahre 2024, 2025 und 2026 anhand der aktuell vorliegenden Analystenschätzungen analog zu unserem optimistischen Modell. Ab 2027 unterstellen wir eine deutlich niedrigere Wachstumsdynamik, sodass sich für 2033 Umsätze von 33,65 Mrd. EUR statt 41,26 Mrd. EUR ergeben. Eine deutlich höhere Volatilität des Umsatzwachstums bzw. gar rückläufige Einnahmen halten wir hingegen selbst bei unseren pessimistischen Annahmen für nahezu ausgeschlossen.
Die Analysten erwarten mittelfristig entgegen des historischen Trends eine Stagnation der Gewinnspannen von Hermès. Diese Erwartungshaltung schreiben wir für die darauffolgenden Geschäftsjahre fort und kalkulieren darüber hinaus mit sporadischen Einbrüchen. Die durchschnittliche Ausschüttungsquote senken wir auf 40,00 % und unterstellen ebenfalls keine Veränderung der Anzahl ausstehender Anteile. So sinkt der faire Wert auf 1.088,42 EUR, was einer Überbewertung von 85,22 % entspricht. Das KGVe für 2033 setzen wir auf 34,00, sodass sich die Renditeerwartung auf 5,15 % beläuft.
Discounted Cashflow-Modell
Der verhältnismäßig hohe Beta-Faktor von Hermès wirkt sich selbstverständlich auch auf den WACC in unserem Discounted Cashflow-Modell aus, welcher mit 8,05 % als überdurchschnittlich hoch einzuordnen ist. Unser Szenario gestalten wir wie immer mit den aktuell vorliegenden Analystenschätzungen in den kommenden drei Geschäftsjahren.
Diese sehen bzgl. der Free Cashflow-Marge analog zu den Prognosen der Gewinnspannen eine Stagnation bei etwas mehr als 30,00 % vor. Wir halten ab dem Geschäftsjahr 2027 im Einklang zum historischen Trend ein leichtes Wachstum für wahrscheinlich und berücksichtigen dies entsprechend in unserem Modell. Dieses ergibt ebenfalls eine Überbewertung von 58,16 % bei einem fairen Wert je Aktie von 1.274,64 EUR.
Unsere Einschätzung
Hermès gehört zu den qualitativ hochwertigsten Unternehmen, an denen wir uns als Aktionäre beteiligen können, was sich nicht zuletzt in den überdurchschnittlichen Ergebnissen in unseren Wir Lieben Aktien-Ratings widerspiegelt. Nicht nur der Burggraben, sondern auch die Entwicklung der Umsätze und Gewinne sowie die finanzielle Positionierung anhand der Bilanz spielen in der ersten Liga. Dieser Umstand wirkt sich selbstverständlich auf das Bewertungsniveau aus: Mit einem aktuellen KGV von 47,46 scheint der französische Luxuskonzern unheimlich teuer bewertet zu sein – doch ist das wirklich der Fall?
Zunächst müssen wir an dieser Stelle festhalten, dass die aktuelle Korrektur bereits zu einem deutlichen Rückgang des Bewertungsniveaus führte. So liegen die wichtigsten Multiples bereits unterhalb der historischen Mittelwerte oder haben sich diesen angenähert. Nichtsdestotrotz ergeben sämtliche unserer Bewertungsmodelle eine Überbewertung, was allerdings in erster Linie mit den hohen Eigenkapitalkosten zu erklären ist, welche wiederum auf einen Beta-Faktor von 1,26 zurückzuführen sind. Die zu erwartende Rendite liegt dennoch bei 11,04 % in unserem optimistischen bzw. 5,15 % in unserem pessimistischen Szenario. Im Mittel ergibt sich dadurch ein Wert von 8,09 % pro Jahr. Nicht schlecht für ein Unternehmen mit derart hoher Qualität. Sollte Hermès zudem in der Lage sein, sich tendenziell in Richtung unseres optimistischen Modells und somit analog zur Vergangenheit zu entwickeln, scheint eine sehr hohe einstellige bis niedrige zweistellige Performance pro Jahr ab den derzeitigen Kursen wahrscheinlich, sodass wir die Investmentampel unterm Strich auf Grün setzen.
6. Technische Analyse
Charttechnische Trendeinordnung
Übersicht
Langfristig
Die Hermès-Aktie kann langfristig einen sehr dynamischen Aufwärtstrend vorweisen, welcher im Laufe der Jahre sogar noch einmal beschleunigt werden konnte. Die Korrekturen fallen bei der Aktie unterschiedlich groß aus, was in der Vergangenheit schon häufiger dazu führte, dass die Trendstruktur temporär enger wurde. Dies ist auch aktuell der Fall und unter 1.641,00 EUR würde diese enge Struktur bereits brechen. Solange das jedoch nicht der Fall ist, bleibt die Einstufung des langfristigen Trends als aufwärts gerichtet bestehen. Aus diesem Grund ist mit erhöhter Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass Hermès ein Kursziel nach dem nächsten Kursziel erreicht und den übergeordneten Trend mit neuen Rekordhochs fortsetzt.
Mittelfristig
Die vorherrschende Trendstruktur auf der mittelfristigen Zeitebene (Wochen-Chart) stimmt aktuell fast mit der langfristigen Trendstruktur überein, da letztere (wie bereits erklärt) nun etwas enger definiert werden kann/muss. Der Aufwärtstrend ist also auch im Wochen-Chart problemlos intakt und positiv hervorzuheben ist zudem die starke Dynamik vom letzten Aufwärtsimpuls in Kombination mit der darauffolgenden eher langsamen Korrektur.
Kurzfristig
Im kurzfristigen Tages-Chart ist ein Abwärtstrend erkennbar, welcher die genaue Struktur der Korrektur der letzten Monate zeigt. Zum Bruch dieses abwärtsgerichteten Trends kommt es aktuell erst, wenn das Hoch bei 2.111,00 EUR überboten wird. Wenn eine direkte Umkehr gelingen soll, ist dieses Hoch somit das erste relevante Kursziel.
Aussicht
Hermès hat den jüngsten Abverkauf bereits etwas ausgedehnt und die wichtigste Unterstützungszone erreicht. Allerdings ist der Aktie noch keine nachhaltige Stabilisierung oder eine Bodenbildung gelungen, die für einen richtigen Turnaround nötig sind. Sollte dies auch weiterhin nicht gelingen, muss der Test tieferer Kursziele bzw. Unterstützungszonen eingeplant werden, die der folgenden Abbildung entnommen werden können.
Im Optimalfall gelingt eine Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau oder alternativ spätestens in der nächsten Unterstützungszone bei 1.790,00 EUR bis 1.870,00 EUR. Wenn die Abwärtsphase noch weiter ausgedehnt werden sollte und noch tiefere Kursziele angepeilt werden, führt dies spätestens zur Schwächung (oder sogar zum Bruch) des langfristigen Aufwärtstrends, der aktuell durch die recht enge Trendstruktur definiert wird.
Technisches Wir Lieben Aktien-Rating
Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt die Hermès Aktie mit 9 von 10 Punkten ein außerordentlich gutes Ergebnis. Trotz der aktuellen Korrektur liegen über dem derzeitigen Niveau nicht einmal (vergleichsweise) ausgeprägte Volumenakkumulationen, die als starke Widerstände dienen. Nur aus der subjektiven Sicht ziehen wir einen Punkt als Ausgleich ab, da die engere Trendstruktur auf der langfristigen Zeitebene in Kombination mit der weit fortgeschrittenen Korrektur das Chartbild minimal schwächt. Das erübrigt sich jedoch wieder, wenn eine nachhaltige Umkehr gelingt.
Marktsymmetrie
Da die Hermès-Aktie zuletzt in eine engere langfristige Trendstruktur übergegangen ist, sollte die aktuelle Korrekturlänge mit ähnlichen Situationen in der Vergangenheit verglichen werden. In diesem Kontext ist die aktuelle Abwärtsphase als angemessen einzuordnen.
Die langfristigen Korrekturen bei der Hermès-Aktie reichen fast ausnahmslos bis auf das Niveau der grünen Rainbow-EMAs. Ordnet man die aktuelle Abwärtsphase somit im Kontext der Trenddynamik ein, so kommt man auch zu dem Fazit, dass die aktuelle Korrekturlänge bereits ausreichend ist. Allerdings ist eine Ausweitung der Abwärtsphase aus dieser Perspektive noch problemlos möglich, wobei hier auch berücksichtigt werden sollte, dass vergangene Korrekturen in Zeiten einer engeren langfristigen Trendstruktur oft schon bei den „ersten” grünen EMAs beendet wurden.
Systematisches Risiko
Das systematische Risiko basierend auf den letzten 200 Wochen liegt bei Hermès oberhalb des Werts des Gesamtmarktes (ACWI) und die Korrelation mit diesem ist als mittelhoch einzuordnen. Die anderen Luxusaktien aus dem Konkurrenzvergleich lassen sich ähnlich einordnen.
7. Fazit
Allgemein
Im Gegensatz zu LVMH und Kering, welche als wichtigste Wettbewerber hervorzuheben sind, fährt Hermès im Wesentlichen eine Ein-Marken-Strategie. Wenngleich man meinen könnte, dass das Unternehmen dadurch weniger diversifiziert und folglich schwankungsanfälliger ist, ist das Gegenteil der Fall: Durch die ultra-exklusive Positionierung der Marke „Hermès“ war der französische Luxuskonzern in den vergangenen Monaten viel weniger von der negativen Konsumentenstimmung sowie dem allgemeinen Nachfragerückgang im Luxussektor betroffen, was als sehr positiv hervorzuheben ist. Darüber hinaus scheinen alle fundamentalen Trends, von denen Hermès profitieren kann, intakt zu sein – demnach ist von einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte auszugehen.
Zum aktuellen Kurs setzen wir die Investmentampel für Anleger auf Basis unserer Recherche auf Grün und die zu erwartende Performance bzw. Rendite beträgt rund 8,50 % bis 9,00 % pro Jahr.
Langfristig kann die Hermès-Aktie einen sehr dynamischen Aufwärtstrend vorweisen, der sich aktuell in einer gesunden Korrektur befindet. Sobald eine nachhaltige Stabilisierung gelingt, ist mit dem nächsten Trendimpuls in Richtung neuer Allzeithochs zu rechnen.
Meinungen der Team-Mitglieder
Jan
Die Hermès-Aktie kann eine höhere Dynamik als LVMH vorweisen und passt deshalb noch etwas besser in mein Depot als das große Luxuskonglomerat. In dieser Hinsicht überzeugen mich neben der stärkeren Performance auch die hohen Wachstumsraten, die extrem starken Margen sowie das noch höhere Preissegment als bei anderen Konkurrenten. Dies bringt ein noch finanzstärkeres Kundenklientel als bei anderen Unternehmen mit sich, was sich in unserem Research in Form einer hohen Stabilität in Krisen zeigt. Wenn sich ein gutes Kaufsignal ergibt, ziehe ich einen Kauf in Erwägung – allerdings nur, wenn das Signal auch wirklich clean ist. Andernfalls ist mir die Bewertung zu hoch.
Adrian
Die Hermès-Aktie ist mein Favorit aus dem Luxussektor, denn die Aktie entwickelt sich noch deutlich schneller als andere Werte. Zwar ist die Dividendenrendite auch geringer als bei manchen Konkurrenten, aber dennoch ist die Aktie für ein Dividendenwachstumsdepot gut geeignet. Wenn eine nachhaltige Bodenbildung gelingt, kommt ein Kauf ins Dividendendepot infrage.
Autoren dieser Analyse
Jan Fuhrmann
Adrian Rogl
Risiko entsteht dann, wenn Investoren nicht wissen, was sie tun.
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