BMW Aktie Analyse – Die beste deutsche Autoaktie?

BMW Aktie Analyse

Die beste deutsche Autoaktie?

XETR: BMW - Analyse vom 13.10.2024
Von Jan Fuhrmann und Adrian Rogl

BMW Aktie jetzt kaufen? | Aktienanalyse | WKN: 519000 | ISIN: DE0005190003 | Ticker: BMW (XETRA)

Während die deutsche Autoindustrie seit geraumer Zeit in der Krise steckt und fast alle deutschen Autoaktien auf Talfahrt sind, stellen wir uns die Frage, bei welchem Autohersteller sich jetzt ein Einstieg lohnen könnte. Welcher Konzern schafft die Transformation hin zum E-Auto oder vielleicht doch Wasserstoff? Und welcher Autohersteller kann sich gegen die zunehmende Konkurrenz aus den Vereinigten Staaten, aber auch China durchsetzen? In dieser Analyse betrachten wir speziell die BMW Group und wollen herausfinden, ob die Wertpapiere jetzt nach der 35%-Korrektur von den Hochs 2024 einen Blick wert sind.

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Kapitel
Timestamp
Einleitung und Unternehmensvorstellung
00:00:00
Fundamentale Analyse
00:12:33
Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich
00:28:08
Chancen und Risiken
00:40:24
Unsere Bewertung
00:45:14
Technische Analyse
00:56:19
Fazit
01:01:18

Kurzportrait BMW Aktie

BMW ist einer der größten Automobilkonzerne der Welt und konnte im Zuge der Elektromobilität an Beliebtheit gewinnen. Vor kurzem schaffte es die Marke aus Bayern das erste Mal auf Platz 1, was die Elektroautoverkäufe in Europa in einem Monat betrifft – sogar vor Tesla.

Fundamental entwickelte sich BMW in der Vergangenheit zyklisch, so wie es typisch für einen Automobilkonzern ist. Allerdings zeigt sich langfristig eine höhere Stabilität bei den fundamentalen Kennzahlen als bei anderen Unternehmen aus der Peer Group.

Aus der technischen Perspektive befindet sich die Aktie auf sehr lange Sicht in einem Aufwärtstrend, was für eine Automobil-Aktie ebenfalls untypisch ist. Vor kurzem rutschte die Aktie jedoch in eine größere Korrektur ab. Eine gute Kaufchance?

Diese Analyse basiert auf dem Stand vom 12.10.2024.

WKN/ISIN
519000/DE0005190003
Branche
Nicht-Basiskonsumgüter
Peter Lynch Einordnung
Zykliker
Fundamentales WLA-Rating
?/10
Technisches WLA-Rating
?/10
Porters Burggraben-Rating
?/25
Marktkapitalisierung
48,18 Mrd. EUR
Dividendenrendite
7,92 %
KGV
4,60
Firmensitz
München (Deutschland)
Gründungsjahr
1916
Mitarbeiter
154.950

Inhaltsverzeichnis BMW Aktie Analyse

1. Das Unternehmen BMW

Geschäftsmodell

Einleitung

Das grundlegende Geschäftsmodell von BMW sollte jedem, der diese Analyse liest, bekannt sein. Das Unternehmen fokussiert sich in seinem Kerngeschäft auf den Verkauf von Automobilen für verschiedene Ansprüche und in verschiedenen Preisklassen. Im Rahmen seiner Kernmarke verkauft BMW somit Autos der Mittel- aber auch Oberklasse. Zum Portfolio gehören hierbei Kombinationskraftwagen (Kombis), Limousinen und SUVs. Hervorzuheben sind an dieser Stelle auch die Marken Rolls Royce und Mini, die die Bayern unter ihrem Dach vereinen. Diese zielen wiederum auf andere Kundengruppen mit anderweitigen Bedürfnissen ab. Während Rolls Royce zu den weltweit absolut prestigereichsten Herstellern von Fahrzeugen für wohlhabende Menschen zählt, konzentriert sich Mini auf die Herstellung sportlicher Kompaktwagen.

Insgesamt deckt BMW durch sein breites Produktportfolio die meisten Teilbereiche der Automobilindustrie in ihren individuellen Ansprüchen hinsichtlich Sportlichkeit, Komfort oder Praktikabilität ab. Darüber hinaus werden selbstverständlich verschiedene Antriebsarten angeboten. So werden viele Fahrzeuge des Autobauers inzwischen auch mit Elektromotor anstelle eines klassischen Verbrenners angeboten. Doch dazu später mehr im Abschnitt bezüglich der strategischen Ausrichtung.

Abb. 1: Überblick zum Portfolio von BMW

Finanzdienstleistungen

Die Erbringung von Finanzdienstleistungen im Rahmen der BMW Group Financial Services spielt seit vielen Jahren eine sehr wichtige Rolle für BMW. Abgesehen von der Tatsache, dass diese in Form von individuellen Leasing- oder Finanzierungsmodellen inzwischen eine weitere Einnahmequelle für die Bayern darstellen, wirkt sich der Geschäftsbereich positiv auf den Absatz sowie die Kundenbindung aus und ermöglicht die Gewinnung von wertvollen Daten. Darüber hinaus bietet BMW seinen Kunden in diesem Kontext umfassende Versicherungslösungen an, sodass sich mehr Menschen ihren Traum von einem BMW, Mini oder gar Rolls Royce erfüllen können.

Strategische Ausrichtung

Wie die meisten etablierten Automobilkonzerne stammt BMW aus einer Zeit, in der Verbrennungsmotoren die unangefochtene Nummer eins waren. Wenngleich sich in den meisten Märkten auch heute noch überwiegend Autos mit Benzin- und Dieselmotoren bewegen, hat die Elektromobilität in der jüngeren Vergangenheit stark an Popularität gewonnen, obwohl die Meinungen hierzu stark variieren.

Nichtsdestotrotz hat BMW wie auch Volkswagen, Mercedes-Benz und Co. u. a. aufgrund von politischen Rahmenbedingungen eine erhebliche Menge an finanziellen Mitteln in die Forschung und Entwicklung investiert, um von den Entwicklungen in diesem Bereichs profitieren zu können und  keinen technologischen Trend zu verschlafen. Neben hybriden Antrieben seiner “klassischen Modelle” besitzt der bayerische Autobauer inzwischen auch mehrere rein elektrische Fahrzeuge in seinem Portfolio.

Unterm Strich lässt sich festhalten, dass BMW hinsichtlich verschiedener Antriebsarten einen flexiblen Ansatz verfolgt, wodurch man auf verschiedene Szenarien einer zukünftigen Entwicklung vorbereitet ist. Wenngleich eine verstärkte Fokussierung auf neuartige bzw. aufstrebende Antriebsarten wie Elektro oder Wasserstoff sinnvoll erscheinen, werden auch weiterhin Verbrenner gebaut und weiterentwickelt, da diese nach wie vor gefragt sind.

Historie

Gründung

Die Geschichte von BMW geht auf Karl Rapp und Gustav Otto zurück. Aus den Rapp Motorenwerken entstehen 1917 die Bayerischen Motoren Werke (BMW), welche 1922 durch die Bayerische Flugzeug Werke (BFW) vollständig übernommen wurden. Daher zählt die Gründung der BFW am 7. März 1916 durch Gustav Otto als Gründungsdatum der heutigen BMW. 

In den frühen Jahren konzentrierte sich BMW auf die Produktion von Flugzeugmotoren. Diese musste jedoch nach dem 1. Weltkrieg aufgrund eines Produktionsverbots eingestellt werden. Stattdessen fertigten das Unternehmen Eisenbahnbremsen und Einbaumotoren. Im Jahr 1920 entschied sich Knorr Bremse dazu, die Geschäfte von BMW zu übernehmen. Da hierbei das Interesse an den Bremssystemen überwiegte, wurde zwei Jahre später das Geschäftsfeld der Motoren an den Finanzier Camillo Castiglioni verkauft.

Neuausrichtung des Unternehmens 

Mit dem neuen Geschäftsführer folgte eine neue Strategie. So stellte das Unternehmen im Jahr 1923 sein erstes Motorrad, die BMW R 32, vor. Mit dem Motorrad wurde auch der charakteristische Boxermotor mit quer zur Fahrtrichtung liegenden Zylindern und die Kardanwelle eingeführt.
Fünf Jahre später begann BMW mit der Automobilproduktion und erwarb die Fahrzeugfabrik Eisenach, Thüringen. Dort produzierte das Unternehmen bis zum 2. Weltkrieg, zunächst unter der Lizenz von Austin Motor und später durch die eigene Entwicklung.

Während des Zweiten Weltkriegs war BMW stark in die Rüstungsproduktion eingebunden und setzte in dieser Zeit auch viele Zwangsarbeiter ein. Nach dem Krieg stand das Unternehmen vor großen Herausforderungen, da die Werke von den Alliierten besetzt und teilweise demontiert wurden. In den Nachkriegsjahren begann BMW mit der Produktion von Haushaltsgeräten und Motorrädern, bevor 1951 mit dem BMW 501 das erste Nachkriegsautomobil vorgestellt wurde.

Herbert Quant rettet BMW 

In den 1950er Jahren geriet das Unternehmen in eine finanzielle Krise, die beinahe zur Übernahme durch Daimler-Benz geführt hätte. Dank des Engagements von Kleinaktionären und dem Einzelaktionär Herbert Quandt blieb BMW jedoch unabhängig und konnte sich in den folgenden Jahren erholen. Mit der Einführung der „Neuen Klasse“ in den 1960er Jahren gelang BMW der Durchbruch im Automobilmarkt.

Expansion und neue Marken

In den folgenden Jahrzehnten expandierte BMW weiter und etablierte sich als einer der führenden Premium-Automobilhersteller weltweit. Wichtige Meilensteine waren die Gründung der BMW Motorsport im Jahr 1972, die Übernahme von Rolls-Royce im Jahr 1998 und die Einführung der Submarke BMW M. Zu der Jahrtausendwende folgte dann die Premium Marke Mini im Kleinwagensegment.

Bereits 2003 wurde über ein Joint Venture in China ein Produktionswerk aufgebaut, um für den dortigen Markt zu entwickeln und zu produzieren. 2012 folgte dann das zweite Werk. Auch im Bereich der Elektromobilität probierte sich BMW schon früh aus. Der BMW i3 wurde 2013 veröffentlicht und zeichnete sich durch ein modernes Design aus. Der Fokus der nächsten Jahrzehnte sollte nach der neuen Strategie „Next“ auf der technologischen Kompetenz, der digitalen Vernetzung von Mensch und Fahrzeug, sowie auf einer nachhaltigen Mobilität liegen.

Heute ist BMW mit den Marken BMW, MINI, Rolls-Royce und BMW Motorrad ein globaler Anbieter von Premium-Automobilen und -Motorrädern sowie Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen. Das Unternehmen legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und möchte bei einem effizienten Ressourcenmanagement stets führend in Innovationen sein.

Aktionärsstruktur der BMW Aktie

Die Aktionärsstruktur von BMW wird von der Familie Quandt angeführt. Stefan Quandt und Susanne Klatten sind die Kinder von Herbert Quandt, welcher im Jahr 1959 das Unternehmen vor der Übernahme durch Daimler-Benz bewahrte. Stefan Quant ist mit einem Anteil von 26,80 % der größte Aktionär, gefolgt von Susanne Klatten mit 21,70 %. Ansonsten findet sich kein Aktionär, der mehr als 5,00 % der Anteile von BMW hält.

Geschäftsführung    

Oliver Zipse

Zipse ist seit August 2019 der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens. Seine Karriere begann er als Trainee in der Entwicklung direkt bei BMW. Nach nur drei Jahren übernahm er die ersten Führungspositionen in der Entwicklung in München und später in Rosslyn, Südafrika. Über eine weitere Position in Oxford, Großbritannien, ging sein Weg zurück nach München als Leiter der Technischen Planung und Konzernplanung. Seit 2015 ist er Mitglied des Vorstands.

Das Studium schloss Zipse als Diplomingenieur im Maschinenbau ab. Zuvor studierte er Informatik und Mathematik in Salt Lake City, Utah, USA.

CEO-Vergütung

Die Vergütung des Vorstandsvorsitzenden für das Geschäftsjahr 2023 ergibt sich aus einer festen Vergütung i.H.v. 1,98 Mio. EUR. Gefolgt von Tantième die aufgrund des erfolgreichen Geschäftsjahrs einen Wert von 2,85 Mio. EUR erreichten. Über aktienorientierte Vergütung kamen hierzu weitere 3,20 Mio. EUR. Der Dienstzeitaufwand von Zipse wurde mit 0,71 Mio. EUR vergütet. Dadurch ergibt sich ein Gesamtverdienst von 8,87 Mio. EUR.

2. Fundamentale Analyse der BMW Aktie

Kennzahlen

Picture of Aktienfinder
Aktienfinder

Die Prognosen aus diesem Abschnitt werden vom Aktienfinder zur Verfügung gestellt.

Umsatz 

Entwicklung

Die Automobilindustrie entwickelt sich langfristig zyklisch. Ob die Nachfrage für Fahrzeuge hoch oder niedrig ist, hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab. Bspw. ist der Bedarf für Neufahrzeuge in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten sehr niedrig. BMW kann dieser Entwicklung mit mehreren Eigenschaften entgegenwirken: Zum einen ist man mit seinen Marken, zu denen neben der namensgebenden Kernmarke auch Rolls Royce und Mini gehören, in mehreren Teilbereichen bzw. Kategorien der Branche mit unterschiedlicher Zielgruppe tätig. Darüber hinaus agiert BMW in allen wichtigen Wirtschaftsräumen der Welt, sodass sich Schwankungen einzelner Absatzmärkte ausgleichen. Zu guter Letzt ist das Finanzdienstleistungsgeschäft hervorzuheben, welches sich sehr gleichmäßig entwickelt und zur Stabilität der Umsatzentwicklung auf Konzernebene beiträgt.

Diese Faktoren führen dazu, dass es BMW in einer langfristigen Betrachtung gelingt, die Umsätze recht stetig zu erhöhen. So verzeichnet der Autobauer nur gelegentlich rückläufige Einnahmen, wie bspw. im Zuge der Finanzkrise sowie der Corona-Pandemie. Insbesondere im Geschäftsjahr 2022 erzielten die Bayern einen ungewöhnlich starken Umsatzsprung, der auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist: Einerseits war die Nachfrage für Modelle der Oberklasse sehr robust und andererseits stieg der Absatz im Bereich der Elektrofahrzeuge stark an. Dieser starke Zuwachs führt dazu, dass BMW im von uns detailliert betrachteten Zeitraum unterm Strich auf eine durchschnittliche Wachstumsgeschwindigkeit von 10,52 % kommt, welche langfristig jedoch nicht repräsentativ ist.

Dies zeigt sich auch in den aktuell vorliegenden Analystenschätzungen. Diese rechnen im laufenden Geschäftsjahr aufgrund eines rückläufigen Absatzes mit einem moderaten Rückgang der Einnahmen auf Konzernebene. Erst im Jahr 2025 sollen die Bayern auf den Wachstumspfad zurückkehren. Neue Rekordeinnahmen sind frühestens in 2026 zu erwarten. Für die kommenden drei Geschäftsjahre liegt das zu erwartende Wachstum somit bei 0,64 % p. a., was die Schwankungsanfälligkeit der Branche unterstreicht.

Abb. 2: Umsatzentwicklung und -verteilung
Umsatzverteilung nach Segmenten

Dass der deutsche Autobauer mit dem Verkauf von Fahrzeugen unter den Marken BMW, Rolls Royce sowie Mini den mit Abstand größten Umsatzanteil erzielt, sollte niemanden verwundern. Der entsprechende Geschäftsbereich namens „Automobile“ steuerte im vergangenen Geschäftsjahr mehr als drei Viertel zu den Einnahmen auf Konzernebene bei. Wenngleich sich der Absatz von Motorrädern in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten recht gut entwickelte, ist dieses Segment aktuell für nur 2,09 % der Umsätze verantwortlich.

Doch die mit Abstand stetigste und dynamischste Entwicklung der Vergangenheit kann der Geschäftsbereich Finanzdienstleistungen vorweisen, welcher in 2023 immerhin für einen Umsatzanteil von 21,85 % verantwortlich war. Zwischenzeitlich belief sich dieser sogar auf rund 30,00 %. In Anbetracht der Tatsache, dass dieses Segment nicht nur den Absatz von BMW positiv beeinflusst, sondern auch hochprofitabel ist und die Kundenbindung verbessert, besitzt dieses eine große Relevanz für das Unternehmen.

Umsatzverteilung nach Regionen

BMW verkauft Automobile und Motorräder in allen wichtigen Absatzmärkten für solche Produkte weltweit. Hierbei lassen sich insbesondere zwei Kontinente mit einer übergeordneten Relevant identifizieren: Europa und Asien. Die entsprechenden Umsatzanteile lagen im vergangenen Geschäftsjahr bei 37,73 % bzw. 36,35 %. Der Großteil dieser Einnahmen entfällt jedoch wiederum auf die zwei wichtigsten nationalen Einzelmärkte des Autobauers: Deutschland und China.

Etwas weniger als ein Viertel der gesamten Einnahmen erwirtschaftete BMW im Jahr 2023 in Nord- und Südamerika, womit diese Absatzmärkte keineswegs zu vernachlässigen sind, wenngleich der überwiegenden Anteil hierbei auf die Vereinigten Staaten entfällt. Alle anderen Regionen wie bspw. der mittlere Osten oder Afrika trugen zuletzt weniger als 2,00 % zu den Umsätzen des deutschen Konzerns bei.

EBIT und Konzerngewinn

Während BMW der zyklischen Entwicklung seiner zugrundeliegenden Branche bei den Umsätzen entgegenwirken kann, kommt es häufig zu schwankenden Gewinnen. So verzeichnete der Autobauer zwischen den Jahren 2017 und 2020 einen Rückgang der Überschüsse von insgesamt über 50,00 %. Zuvor waren die Ergebnisse im Zuge der Finanzkrise erheblich eingebrochen. Auch in den vergangenen Quartalen hatten die Bayern trotz eines anhaltend hohen Umsatzniveaus mit schrumpfenden Gewinnen zu kämpfen. Die Ursachen für solche Entwicklungen sind stets unterschiedlich: Aktuell sind bspw. Auslieferungssperren sowie Rückrufe im Zusammenhang mit fehlerhaften Bremssystemen hervorzuheben. Häufig sind vorübergehend hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung der Auslöser für schrumpfende Ergebnisse. Auch höhere Zölle auf Exporte nach China oder regulatorische Anforderungen führten in der Vergangenheit zu Einbrüchen.

Auch im von uns betrachteten Zeitraum lassen sich hohe Schwankungen beobachten: Nachdem BMW im Geschäftsjahr 2020 im Zuge der Corona-Pandemie einen empfindlichen Einbruch der Ergebnisse zu verzeichnen hatte, konnte der zuvor beschriebene Umsatzsprung ab 2021 in weitaus höhere Überschüsse umgemünzt werden, sodass die Bayern neue Rekordgewinne erzielen konnten. Im vergangenen Geschäftsjahr lag das EBIT somit bei 18,48 Mrd. EUR, was in Relation zu 7,41 Mrd. EUR in 2019 einem Zuwachs von 25,67 % p. a. entspricht.

Dass eine solche Entwicklung jedoch alles andere als nachhaltig ist, zeigen die vergangenen Quartale. Der aktuelle Gewinnrückgang wird sich voraussichtlich bis zum Jahresende fortsetzen. Erst ab 2025 ist analog zur prognostizieren Umsatzentwicklung eine mäßige Erholung des EBITs und der Konzerngewinne zu erwarten, sodass sich bei den Kennzahlen ein Rückgang von 8,03 % bzw. 5,09 % pro Jahr bis 2026 ergibt.

Abb. 3: EBIT und Konzerngewinn

Margen 

Entsprechend der immer wieder auftretenden Booms bzw. Einbrüche der Gewinne entwickeln sich auch die Margen BMW sehr unstetig. Beginnen wir mit der Bruttomarge: Die Herstellungskosten sind als mit Abstand größter Kostenblock in der Gewinn- und Verlustrechnung von BMW hervorzuheben. Hierbei kommt es durch die Schwankungen der Preise von Rohmaterialien und Komponenten, aber auch durch eine volatile Entwicklung der Energiekosten zu hohen Abweichungen. So schwankte die Bruttogewinnspanne des Autobauers in den letzten fünf Geschäftsjahren zwischen 13,72 % und 19,76 %.

In aller Regel entwickeln sich die operative Gewinnspanne sowie die Nettomarge von BMW analog zur Bruttomarge und befinden sich sechs bis zehn Prozentpunkte unterhalb dieser. Durch die zuvor beschrieben, häufig außergewöhnlichen Aufwendungen kommt es hierbei jedoch hin und wieder zu größeren Abweichungen. So lag der historische Korridor der EBIT Marge seit 2019 zwischen 4,88 % und 12,05 %. Während im laufenden Geschäftsjahr von einem Rückgang auf 8,66 % auszugehen ist, soll BMW bis 2026 an das obere Ende dieser Spanne zurückkehren. Die Profitabilität des Unternehmens ist im Vergleich zur Peer Group demnach als leicht überdurchschnittlich einzuordnen.

Abb. 4: EBIT Marge und Gewinnmarge

Gewinn- und Verlustrechnung

In der folgenden Darstellung ist die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) von BMW dargestellt. Diese GuV dient als Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln zur Fundamentalanalyse vom Umsatz bis zum Gewinn (bzw. Verlust). (Empfehlung: Schaut unbedingt in unserem Ausbildungsbereich vorbei, in dem wir die GuV bzw. diese Darstellung noch einmal detaillierter erklärt haben. Für ein besseres Verständnis ist das sehr zu empfehlen.)

Abb. 5: Gewinn- und Verlustrechnung

Dividendenpolitik und Aktienrückkäufe 

Dass die Überschüsse von BMW häufig starken Schwankungen unterliegen, wirkt sich selbstverständlich auch auf die Dividendenhistorie des Unternehmens aus. Während der Autobauer zwischen den Jahren 1994 und 2008 jedes Jahr die Gewinnbeteiligung erhöhte bzw. mindestens auf dem Vorjahresniveau beließ, führte ein scharfer Gewinnrückgang im Zuge der Finanzkrise zu einer Kürzung der Gewinnbeteiligungen um mehr als zwei Drittel. Während BMW in den darauffolgenden Jahren erneut üppige sowie steigende Dividenden zahlte, wurde in Folge des Gewinnrückgangs in den Jahren 2019 und 2020 abermals eine Senkung beschlossen.

Weil die letzten drei Jahre hingegen von einem regelrechten Boom sowie Rekordergebnissen geprägt waren, beteiligte BMW auch seine Aktionäre an den attraktiven Gewinnen und zahlte für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 8,50 EUR je Stammaktie aus, welche den bisher höchsten Wert in der Historie des Autobauers darstellt. Nachdem diese für das letzte Geschäftsjahr auf 6,00 EUR gesenkt worden war, erwarten die Analysten in 2025 erneut einen Rückgang auf 5,19 EUR. Erst danach ist wieder mit steigenden Werten zu rechnen.

Über mehrere Jahre gab es hinsichtlich der Entwicklung der Aktienanzahl von BMW nicht viel zu sagen. Während die Stammaktien zwischen 2014 und 2022 bei 601,99 Mio. Stück stagnierten, konnte bei den Vorzugsaktien ein geringfügiger Zuwachs im Rahmen von Mitarbeitervergütungen beobachtet werden. Allerdings hat BMW im vergangenen Geschäftsjahr 3,64 % der ausstehenden Anteile erworben und eingezogen und sich dabei auf die Anteilsscheine mit Stimmrecht fokussiert. Ob und inwieweit auch in den kommenden Jahren eigene Anteile zurückgekauft werden, ist unklar.

Abb. 6: Kapitalrückführung

Historische Kennzahlen

KUV

Trotz nicht unerheblicher Schwankungen ist die Marktkapitalisierung von BMW zwischen 2019 und 2023 anhand der Jahresschlusskurse von 47,87 Mrd. EUR auf 64,37 Mrd. EUR angewachsen. Die Umsatzerlöse sind in diesem Zeitraum jedoch etwas dynamischer angestiegen, wodurch das Multiple unterm Strich von 0,46 auf 0,41 schrumpfte. Während sich aktuell ein Wert von 0,31 ergibt, der unterhalb des Mittelwertes von 0,45 liegt, ergibt sich bis 2026 nach Analystenschätzungen eine Stagnation auf diesem Niveau.

KGV

Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse entwickelten sich im Vergleich zu den Kurs-Umsatz-Verhältnissen sehr ähnlich. Der einzige Unterschied ist folgender: Durch den überproportionalen Gewinnanstieg zwischen 2021 und 2023 ist das Multiple zuletzt weitaus tiefer gefallen und liegt aktuell bei 4,60, was unterhalb des historischen Durchschnitts von 7,14 liegt. Legt man die Prognosen der Analysten für das Geschäftsjahr 2026 zugrunde, so ergibt sich ein KGVe von 4,99.

KOCV

Im Geschäftsjahr 2019 erzielte BMW einen ungewöhnlich niedrigen operativen Cashflow, was logischerweise zu einem hohen KOCV führte. Aufgrund des einmaligen Charakters haben wir dieses Jahr bei der Ermittlung des Mittelwertes nicht berücksichtigt. Dieser liegt somit bei einem Wert von 3,33. Aktuell wird BMW mit den 4,02-fachen Mittelzuflüssen aus dem operativen Geschäft bewertet. Bis 2026 könnte die Bewertungskennzahl allerdings auf 2,70 fallen.

Abb. 7: Entwicklung von KUV, KGV und KOCV

Einordnung nach Peter Lynch 

Die Automobilindustrie unterliegt einer gewissen Zyklik. Auch wenn sich diese in der langfristigen Umsatzentwicklung von BMW, u. a. aufgrund der stabilisierenden Wirkung des Finanzdienstleistungsgeschäfts, nicht widerspiegelt, schwanken die Gewinne und Cashflows des Autobauers in unregelmäßigen Abständen erheblich, sodass wir uns insgesamt für eine Einordnung nach Peter Lynch als Zykliker entschieden haben.

Abb. 8: BMW ist ein Zykliker

Fundamentales Wir Lieben Aktien-Rating für die BMW Aktie

Da man Zykliker stets individuell betrachten muss, haben wir für diese Aktienkategorie kein eigenes fundamentales Wir Lieben Aktien-Rating erstellt. Um dennoch einen Überblick geben zu können, folgen die Ergebnisse von BMW anhand unser jeweiligen Kriterien:

  • Slow Grower: 6 von 10
  • Average Grower: 5 von 10
  • Fast Grower: 4 von 10

3. Branchenanalyse & Konkurrenzvergleich BMW Aktie

Allgemeine Infos über die Branche 

Einordnung nach dem GICS  

Nach der Betrachtung der Fundamentalanalyse nehmen wir die Branche und Konkurrenz näher unter die Lupe. Zur besseren Orientierung definieren wir zuerst die Branche, basierend auf der zentralen Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Wir beziehen uns hierbei auf den Global Industry Classification Standard (kurz GICS), der zunächst den Sektor definiert, welcher sich wiederum in Industriegruppe, Industrie und Subindustrie unterteilen lässt. 

Abb. 9: Branchendefinition nach dem GICS

Automobilindustrie

Umsatz der Automobilindustrie weltweit

Zwischen den Jahren 2013 und 2023 blieb die Umsatzentwicklung der Automobilindustrie recht unverändert. So steht am Ende ein durchschnittliches Wachstum von -0,10 % pro Jahr zubuche, obwohl die Gesamtbranche bis 2019 auf einem stetigen Wachstumspfad unterwegs war.

Bereits an der ersten Grafik der Branchenanalyse wird deutlich, welche nachhaltigen Folgen die Coronapandemie für die gesamte Automobilbranche hatte, die sich, zumindest hier anhand der Umsatzerlöse, noch immer von dieser zurückkämpft.

Über die Jahre konnte sich BMW eine außerordentlich gute Marktposition im Premiumsegment verschaffen, die sich als etwas krisenresistenter herausstellte. Auf die genaue Marktposition des Unternehmens werden wir im weiteren Verlauf noch eingehen.

Abb. 10: Umsatzentwicklung der weltweiten Automobilbranche
Anzahl der produzierten PKWs weltweit

Bei Betrachtung der langfristigen Gesamtproduktion von PKWs weltweit fällt auf, dass wir es hier mit einer sehr zyklischen Branche zu tun haben. So gab es gerade dann Einbrüche in der Gesamtproduktion, als die Wirtschaft ebenso an Dynamik verlor. Allen voran stehen im dargestellten Zeitraum die Einbrüche aus 2009 und 2020, was die wohl bekanntesten Krisenjahre der vergangenen Dekaden sind.

Über den Gesamtzeitraum konnte sich die Produktion dennoch um über 2,00 % pro Jahr im Schnitt steigern und sich im Jahr 2023 wieder der 70,00 Mio. PKW-Marke nähern. Über dieser lag man zuletzt im Jahr 2018.

Abb. 11: Anzahl der produzierten Pkws weltweit
Anzahl produzierter PKWs nach Produktionsland

Die letzten Jahre offenbarten der Automobilbranche gerade im Hinblick auf die Produktionsstandorte einen strukturellen Wandel. Die Herstellung der PKWs verlagerte sich so immer weiter in Richtung Asien, wo im Jahr 2023 vier der top fünf Nationen herkamen.

Über 26,00 Mio. PKWs wurden im Jahr 2023 allein in China gebaut, was mehr als dem Dreifachen des Zweitplatzierten entspricht. Die Dominanz Chinas lässt sich mit unterschiedlichen Standortfaktoren begründen, wie beispielsweise großzügige staatliche Förderungen oder wesentlich günstigere Produktionskosten für die Hersteller. Deutschland kommt im selben Jahr auf knapp 4,00 Mio. produzierte Fahrzeuge und liegt damit hinter China, Japan und Indien auf dem vierten Platz.

Abb. 12: Anzahl der produzierten Pkws nach Produktionsland
Verteilung des Umsatzes der Automobilindustrie nach Geschäftsbereichen

Recht interessant ist im Hinblick auf die Gesamtbranche aus unserer Sicht ein Blick auf die Umsatzanteile verschiedener Geschäftsbereiche in der Zukunft. In der vorliegenden Abbildung 13 betrachten wir hierzu einen 15-Jahres-Zeitraum und werfen einen Blick auf die Daten von 2015 und Prognosen für 2030.

Auch mit Anbruch der nächsten Dekade soll der Fahrzeugabsatz der größte Umsatzbringer der Branche sein. Allerdings wird dieser Geschäftsbereich knapp 5,00 % weniger Anteile einnehmen, was für einen klaren Wandel spricht. Mit Blick auf die anderen Entwicklungen fällt auf, dass sich gerade eine neue Technologiesparte eröffnet. So kommen in dieser Hinsicht gleich zwei neue Geschäftsbereiche hinzu, nämlich einmal die Zulieferer für Technologien und Software (7,00 %) und die Digital Services (10,00 %). Gerade letzteres ist aus unserer Sicht sehr spannend, da sich bereits heute viele Hersteller Funktionen für die Fahrzeuge extra bezahlen lassen und hierdurch zusätzliche Erlöse generieren.

Abb. 13: Umsatzverteilung der Automobilbranche nach Geschäftsbereichen

Überblick über die Konkurrenz von BMW

Konkurrenzumfeld 

Führende Automobilhersteller nach Umsatz

Gemessen am Umsatz zum Stand Mai 2024, galt Volkswagen als der umsatzstärkste Automobilhersteller der Welt. Allerdings kann sich auch BMW zu den führenden Akteuren dieser Branche zählen und man landete auf dem siebten Platz. Insgesamt konnte die BMW Group hier Umsätze von etwa 170,00 Mrd. USD vorweisen. Damit war man gleichzeitig auch der zweitgrößte deutsche Automobilhersteller und ließ beispielsweise Mercedes-Benz hinter sich.

Abb. 14: Führende Automobilhersteller nach Umsatz
Wertvollste Automobilmarken weltweit in 2024

Nimmt man nach der Umsatzbetrachtung noch zusätzlich eine Einordnung hinsichtlich des Markenwertes verschiedener Automobilmarken vor, so ist das Bild aus Sicht von BMW noch besser. Denn man gilt in 2024 nicht nur als wertvollste Automarke Deutschlands, sondern ist mit einem Markenwert von über 23,00 Mrd. USD zugleich auch die drittwertvollste Automobilmarke der Welt.

Abb. 15: Wertvollste Automobilmarken weltweit

Kennzahlen

In der folgenden Tabelle vergleichen wir BMW und die Aktien bzw. Wertpapiere von Wettbewerbern an der Börse anhand der Finanzen, Kennzahlen, Dividende bzw. Dividendenrendite, Schätzungen von Analysten und weiteren Finanzdaten zum aktuellen Kurs.

Unternehmen
BMW
Volkswagen
Mercedes-Benz
Tesla
WKN/ISIN
519000/ DE0005190003
766403/ DE0007664039
710000/ DE0007100000
A1CX3T/ US88160R1014
Mitarbeiter
154.950
684.025
166.056
140.473
Marktkapitalisierung
48,18 Mrd. EUR
47,65 Mrd. EUR
61,86 Mrd. EUR
695,87 Mrd. USD
Umsatz
154,98 Mrd. EUR
324,83 Mrd. EUR
150,08 Mrd. EUR
95,32 Mrd. USD
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre)
10,52 % p. a.
6,28 % p. a.
-2,95 % p. a.
40,86 % p. a.
Umsatzwachstum (nächsten 3 Jahre)
0,64 % p. a.
1,84 % p. a.
-0,04 % p. a.
13,27 % p. a.
Bruttomarge
18,07 %
18,73 %
20,62 %
17,72 %
EBIT Marge
10,77 %
7,97 %
8,79 %
7,58 %
KUV
0,31
0,15
0,41
7,30
KGV
4,60
3,19
5,05
61,18
Dividendenrendite
7,92 %
9,78 %
9,17 %
Ausschüttungsquote
33,96 %
28,37 %
39,38 %
Eigenkapitalquote
36,08 %
30,51 %
34,63 %
58,91 %
Nettoverschuldung/EBITDA
3,31
3,92
3,81
-1,55
Renditeerwartung für die nächsten drei Geschäftsjahre*
18,20 % p. a.
54,90 % p. a.
24,90 % p. a.
26,60 % p. a.

*Die Renditeerwartung entstammt der „Fairer Wert“-Funktion von Aktienfinder.net. Für die Ermittlung haben wir das durchschnittliche KGV der letzten fünf Jahre verwendet und in Kombination mit den erwarteten Gewinnen (Schätzungen) bis zum Ende der nächsten drei Geschäftsjahre fortgeschrieben. Ein solcher Vergleich der Renditeerwartung an den Aktienmärkten ist jedoch fehleranfällig und soll nur als erste grobe Orientierung für den Ausblick dienen.

Performance seit 10 Jahren

In den letzten zehn Jahren konnte BMW keine besonders hohe Rendite vorweisen (bezogen auf den Total Return, also inklusive reinvestierter Dividende). Zwar liegt die Rendite unter der von Mercedes-Benz, aber dennoch konnte die BMW-Aktie Volkswagen deutlich outperformen. Anfang 2022 entkoppelte sich VW negativ von den anderen Werten. Insgesamt ist über den gesamten Zeitraum eine hohe Korrelation aller Aktien auffällig (mit Ausnahme der jüngsten Entkopplung von Volkswagen).

Ein Vergleich mit Tesla ist an dieser Stelle nicht besonders sinnvoll. Die Aktie ist wesentlich volatiler, konnte die anderen deutschen Autokonzerne aber erheblich outperformen.

Abb. 16: Performance von BMW und Konkurrenten inkl. reinvestierter Dividenden (in EUR)

Burggraben

Einleitung

Seit mehr als 100 Jahren baut BMW Fahrzeuge und Motorräder, die die Menschen auf der ganzen Welt begeistern. Diese Historie führt nicht nur dazu, dass der Konzern und seine Marken zahlreiche Fans haben, sondern auch zu einem tiefgreifenden technischen Know-How, insbesondere im Bereich von Verbrennungsmotoren. Darüber hinaus hat sich BMW im Laufe seiner Geschichte ein tiefgreifendes Netzwerk aufgebaut, welches aus Produktions- und Servicestandorten in allen wichtigen Wirtschaftsräumen besteht. Abgerundet wird der Burggraben des Unternehmens durch das Finanzdienstleistungsgeschäft, welches nicht nur zu einer besseren Kundenbindung beiträgt, sondern weiteres Gewinnpotenzial eröffnet und zu einer besseren Diversifizierung auf Konzernebene führt.

An dieser Stelle ist die Kernmarke von BMW einen genaueren Blick wert, denn diese befindet sich der Marktagentur Interbrand zufolge mit einem Wert von 52,00 Mrd. USD aktuell auf Platz zehn der weltweit wertvollsten Brands. Im Bereich der Automobilindustrie liegen nur Toyota und Mercedes-Benz mit 72,80 Mrd. USD bzw. 58,90 Mrd. USD vor den Bayern (der Markenwert kann je nacht Agentur variieren). Darüber hinaus entwickelte sich der Markenwert seit der Erfassung durch Interbrand sehr positiv: Im Jahr 2000 lag dieser noch bei 12,97 Mrd. USD.

Abb. 17: Entwicklung des Markenwertes von BMW

Porters Five Forces

Nachstehend die Branchenstrukturanalyse nach Michael E. Porter. Diese dient der Einstufung von externen Kräften und Faktoren, die auf die Unternehmen einer Branche einwirken. Unsere Skala reicht hierbei von 0 bis 5. Je besser BMW aufgestellt ist, desto höher ist die Punktzahl, welche wir bei der Einstufung des Faktors vergeben.

Externe Kraft
Stärke
Begründung
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern
3/5
Die Automobilbranche ist hart umkämpft. In kaum einer anderen Industrie kämpfen derart viele Mitbewerber um die Gunst der Abnehmer. BMW sehen wir in diesem Zusammenhang als solide positioniert, da das Unternehmen weltweit über eine hohe Bekanntheit sowie Reputation verfügt. Positiv hervorzuheben ist auch die zuvor beschriebene Entwicklung des Markenwertes, sodass wir insgesamt 3 von 5 Punkten für angemessen halten.
Bedrohung durch neue Wettbewerber
4/5
Im Bereich der Elektromobilität wurden in China sowie anderen asiatischen Ländern zuletzt mehrere Unternehmen gegründet, denn aufgrund seiner langfristigen Wachstumsaussichten ist dieser Markt nicht unattraktiv. Dennoch bewerten wir die Bedrohung durch neue Wettbewerber insgesamt als niedrig, da sich diese erst über mehrere Jahre etablieren müssen, um eine ähnliche Positionierung wie BMW zu erreichen.
Verhandlungsmacht der Lieferanten
3/5
Um ein Auto zu produzieren werden viele Rohmaterialien und Komponenten benötigt, welche BMW von einer Vielzahl an Lieferanten bezieht. Den Geschäftsberichten zufolge bestehen in diesem Zusammenhang aktuell keine Abhängigkeiten. Gleichzeitig dürften die allermeisten Zulieferer auch nicht von BMW abhängig sein, sodass wir die Verhandlungspositionen als ausgeglichen ansehen.
Verhandlungsmacht der Kunden
2/5
Die Bruttomarge von BMW schwankte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten recht deutlich, was hinsichtlich der Preissetzungs- bzw. Verhandlungsmacht als nicht gerade positiv zu bewerten ist. Darüber hinaus kann der Autobauer keinerlei Lock-In-Effekte generieren, sodass wir diese externe Kraft als eher stark bewerten und 2 von 5 Punkten vergeben.
Bedrohung durch Ersatzprodukte
3/5
In vielen Fällen existieren Ersatzprodukte für ein eigenes Auto: Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder oder E-Scooter oder sonstige Fortbewegungsmittel. Außerdem erzielt BMW trotz seiner Bemühungen in der Elektromobilität den überwiegenden Umsatzanteil mit Verbrennungsmotoren, sodass wir eine Bedrohung durch Ersatzprodukte als durchaus gegeben sehen und 3 von 5 Punkten vergeben.
Abb. 18: In Porters Burggraben-Rating erzielt BMW 15 von 25 Punkten.

4. Chancen und Risiken bei BMW

Chancen

Luxusmarktpositionierung (1)

Die erste Chance für BMW sehen wir in der Luxusmarktpositionierung, womit gleich mehrere Vorteile einhergehen. Im vergangenen Jahresbericht sprach BMW davon, dass neben der E-Mobilität die Luxusklasse das stärkste Wachstum vorweisen konnte.

Gerade in den letzten Jahren änderten viele Autohersteller ihre Strategie und entschieden sich dazu, eher in den Bereich der Luxusautomobile überzugehen. BMW selbst ist mit der traditionsreichen Luxusmarke Rolls-Royce bereits über viele Jahre in dem Markt positioniert. Die High-End Luxusmarken zeichnen sich zwar durch wesentlich niedrigere Absatzmengen aus, können dafür allerdings in anderen Aspekten punkten. So sind die Margen in dem Segment wesentlich höher und auch eine höhere Resilienz gegen wirtschaftliche Krisen zeichnete sich in der vergangenen Zeit ab. Ebenso zu erwähnen ist ein sich sehr unterscheidendes Markenimage der Hersteller, da die Zugehörigkeit zum Luxussegment ein Stück weit Exklusivität verleiht.

Die Luxusmarktpositionierung von BMW mit einigen Modellen der gleichnamigen Marke und mit der Marke Rolls Royce ist aus unserer Sicht als klare Chance zu werten. Mithilfe der genannten Vorteile dieses Marktes kann BMW seine Marktposition weiter stärken und ebenso vom schnell wachsenden Markt profitieren.

Digitalisierung und E-Mobilität (2)

Die zweite Chance für BMW sehen wir in der Digitalisierung und der E-Mobilität. Die Branchenanalyse legte offen, dass Geschäftsbereiche der digitalen Services mehr an Bedeutung gewinnen werden, was für Unternehmen wie BMW eine gänzlich neue Umsatzgenerierungsform bedeutet.

Im Mittelpunkt der Digitalisierung stehen im Bezug auf BMW zwei Aspekte: Zum einen die Over-the-Air-Updates und zum anderen die Vernetzung im Allgemeinen, wodurch bspw. autonomes Fahren ermöglicht werden kann.

Bei Over-the-Air-Updates handelt es sich um Updates der Software eines Autos, ohne, dass der Kunde hierfür eine Werkstatt besuchen muss. Mithilfe dieser OTA-Updates können Fahrzeuge kontinuierlich verbessert werden, neue Funktionen freigeschaltet werden und ebenso Fehler wesentlich leichter behoben werden. Durch OTA-Updates eröffnet sich auch ein gänzlich neuer Geschäftsbereich für BMW, da sie neue Funktionen und Services im Auto auch nachträglich anbieten und weitere Umsätze generieren können.

Wie in der ersten Chance bereits erwähnt, ist neben der Luxusklasse in den vergangenen Jahren gerade die E-Mobilität von einem außerordentlich hohen Wachstum geprägt gewesen. Dieses hat sich auch in den Verkaufszahlen von BMW widergespiegelt, die viele Modelle in diesem Bereich anbieten. Auch hierdurch kann weiterhin zusätzliches Wachstum zustande kommen, was für BMW klar positiv zu deuten wäre. Auf die aktuelle Schwäche des Marktes gehen wir in den Risiken allerdings auch noch ein.

Risiken

Rückgang der Nachfrage nach Elektroautos und Handelsstreit (1)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: mittel-hoch

Das erste Risiko für BMW sehen wir in dem Rückgang der Nachfrage nach Elektroautos und im Handelsstreit mit China. Hierdurch könnte der für BMW so wichtige Absatzmarkt China aus ihrer Sicht geschwächt, bzw. unattraktiver werden, was bedeutende Folgen für unser Wachstumsszenario hätte.

So gut die Aussichten für den Elektroautomarkt auch sind, so groß sind auch die Sorgen um die Absatzzahlen, gerade im deutschen Markt. Obwohl sich BMW von der Umsatzverteilung her klar von Deutschland wegorientierte, gehen immer noch über 12,00 % von hier aus. Nach dem Ende der staatlichen Subventionen, ging das Interesse an Elektrofahrzeugen in Deutschland drastisch runter und entfernte sich zunehmend vom Wachstumspfad. Dies ist natürlich gerade ein Problem für die Hersteller, die für die erwartete Nachfrage produzierten und hat auch auf BMW negative Folgen.

Ebenso sollte aus unserer Sicht der Handelsstreit mit China als Risiko erwähnt werden. Denn gerade nach der Zustimmung des Parlaments für die Strafzölle auf chinesische Elektroautos ist mit noch weiteren Gegenmaßnahmen zu rechnen. Aktuell gibt es noch keine direkt vergleichbare Gegenmaßnahme vonseiten China gegen europäische Elektroautos. Selbst wenn diese ausbleiben, sind erhebliche Auswirkungen auf BMW möglich. Denn die globale Automobilbranche ist in ihren Lieferketten eng vernetzt und kann durch diesen Handelsstreit stark negativ beeinflusst werden. Auch die damit einhergehenden Unsicherheiten und ein möglicher Investitionsstau von Unternehmen kann hohe Auswirkungen haben.

Wir ordnen die Eintrittswahrscheinlichkeit auf mittel ein, die Auswirkungen zugleich auf mittel-hoch.

Stärker werdende Konkurrenz aus China (2)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: mittel

Das zweite Risiko für BMW sehen wir in der immer stärker werdenden Konkurrenz aus China. Dieser Aspekt stellt für uns gerade mit Sicht auf die kommenden Jahre eine sehr ernstzunehmende Herausforderung dar, dessen Auswirkungen sich in verschiedenen Bereichen zeigen würden.

Die vergangene Zeit offenbare bereits gewissermaßen den Vormarsch vieler chinesischer Automobilhersteller, der sich zukünftig noch verschärfen dürfte. Die Hersteller machten enorme Fortschritte im Bereich der Qualität, Design und vor allem der Technologie, was für BMW und andere Produzenten zu einem echten Problem werden kann.

Chinesische Autohersteller zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie massiv in neue Technologien wie Elektromobilität, autonomes Fahren und KI investieren. Viele sprechen bereits jetzt von einem Technologievorsprung dieser Automarken, die zugleich oft viel günstigere Preise vorweisen können. Dies erhöht dann natürlich auch den Preisdruck auf BMWs Marken, die dementsprechend gezwungen sind, ihre Preise anzupassen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Um die angesprochenen Herausforderungen zu bezwingen, hat BMW unterschiedliche Möglichkeiten. Beispielsweise sollte man diesem Risikoaspekt ebenso mit Innvoationsstärke gegenübertreten und in die eigene Forschungsarbeit investieren.  Nur so kann man gewährleisten mit der Innovationskraft der chinesischen Konkurrenten mitzuhalten.

Wir ordnen die Eintrittswahrscheinlichkeit ebenso wie die Auswirkungen auf mittel ein. 

Abb. 19: Risikomatrix

5. Unsere Bewertung der BMW Aktie

Eigenkapitalkosten 

Beginnen wir bei der Bewertung des Wertpapiers wie immer bei der Ermittlung der kalkulierten Eigenkapitalkosten (Cost of Equity):

Unsere Werte für die Faktoren bei BMW sind hier wie folgt:

Risikoloser Basiszins: 2,63 %

Risikoprämie: 3,97 %

Marktrendite: 7,00 %

Beta: 0,91

Diese ergeben insgesamt Eigenkapitalkosten (Cost of Equity) von 6,61 %.

Bilanzanalyse

Die gesamte Bilanzsumme von BMW beträgt für das vergangene Geschäftsjahr etwa 250,89 Mrd. EUR. In der folgenden Tabelle wollen wir detaillierter auf die Struktur der Bilanz eingehen.

Kategorie
Begründung
Struktur des Umlaufvermögens
Blickt man auf die Verteilung des Umlaufvermögens von BMW, so stechen drei Posten in absteigender Relevanz hervor: Kurzfristige Forderungen, Inventar sowie Zahlungsmittel. Gemeinsam machen diese mehr als 90,00 % der kurzfristigen Vermögenswerte des Autobauers aus.
Struktur des Anlagevermögens
Auch bei der Struktur der langfristigen Vermögenswerte ergibt sich eine nicht unerhebliche Konzentration einzelner Positionen: Langfristige Forderungen, vermietete Fahrzeuge, Sachanlagen sowie immaterielle Vermögenswerte stehen ebenfalls für rund neun Zehntel des Anlagevermögens von BMW.
Struktur der Passivseite
Die Passivseite von BMW ist im Hinblick auf ihre Bestandteile recht homogen verteilt: Das Eigenkapital, die kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten stehen jeweils für ca. ein Drittel der Bilanzsumme. Ein leichtes Übergewicht lässt sich hingegen beim Eigenkapital identifizieren, auf welches in 2023 ein Anteil von 37,04 % entfiel.
Nettoverschuldung/EBITDA
Nach Abzug der Zahlungsmittel besitzt BMW verzinste Schulden in Höhe von 84,40 Mrd. EUR. Stellt man diese dem EBITDA der letzten vier Quartale gegenüber, so ergibt sich ein Faktor von 3,31, welcher als leicht erhöht, vor dem Hintergrund des aktuellen Gewinnrückgangs insgesamt jedoch als angemessen zu bewerten ist.
Fazit
Unterm Strich macht die Bilanz von BMW einen soliden Eindruck. Das Unternehmen verfügt über eine gute Ausstattung an Eigenkapital. Blickt man nur auf das Automobilsegment, so ist der Konzern gar schuldenfrei. Der Großteil der verzinsten Verbindlichkeiten entstammt folglich dem Finanzdienstleistungsgeschäft. Positiv hervorzuheben ist außerdem, dass der Autobauer in seinen Büchern über keinerlei Goodwill verfügt.
Abb. 20: Bilanz

Bewertungsszenarien und -modelle    

Optimistisches Szenario 

Wie sich die Automobilindustrie in den kommenden Jahren entwickeln wird, ist von einer Vielzahl an Faktoren abhängig. So etwa wird diese in einem nicht unerheblichen Umfang von makroökonomischen Gegebenheiten beeinflusst. Darüber hinaus befindet sich die Branche in Anbetracht der zunehmenden Relevanz von E-Autos trotz des vorübergehenden Nachfragerückgangs in einem anhaltenden Umbruch. Auch wie sich BMW in diesem dynamischen Umfeld entwickeln wird, ist daher nicht gerade einfach zu prognostizieren. Unsere folgenden Szenarien sollen daher einen Überblick ermöglichen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass wir die Über- bzw. Unterbewertung aufgrund der verschiedenen Aktiengattungen anhand der Marktkapitalisierung ermitteln.

Die Analysten erwarten, dass die Gewinne von BMW im laufenden Geschäftsjahr ihr zyklisches Tief erreichen und ab 2025 erneut anwachsen werden. Diese recht optimistische Erwartungshaltung schreiben wir in unserem optimistischen Szenario ab dem Geschäftsjahr 2027 fort und erwarten einen durchschnittlichen Zuwachs der Umsätze im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich, auch wenn dieser nicht gerade gleichmäßig verlaufen soll. Für das Jahr 2033 ergeben sich somit Erlöse auf Konzernebene von 192,55 Mrd. EUR, womit die Dynamik auf dem langfristigen Durchschnittsniveau des Autobauers liegen würde.

Auch die Gewinnspannen werden sich anhand der Analystenschätzungen ab 2025 zunehmend verbessern. Gleichzeitig ist kurz- bis mittelfristig nicht davon auszugehen, dass diese auf die alten Höchststände von 2021 ansteigen werden. Eine solche Entwicklung unterstellen wir allerdings im Rahmen unseres optimistischen Szenarios: Demnach soll die EBIT Marge bis 2033 unter mäßigen Schwankungen auf 9,75 % steigen, was dem oberen Mittelfeld der historischen Spanne entsprechen würde.

Um einmalige Gewinneinbrüche sowie -sprünge bereinigt, schwankte die Ausschüttungsquote von BMW in den letzten 15 Jahren zwischen 30,00 % und 50,00 %. Für unsere optimistischen Annahmen unterstellen wir daher, dass sich diese in den nächsten zehn Jahren durchschnittlich auf 45,00 % belaufen wird. Auch was die Entwicklung der Aktienanzahl angeht, halten wir eine Fortsetzung der Rückkäufe, die im vergangenen Geschäftsjahr angestoßen wurden, für möglich. So ergibt sich eine faire Marktkapitalisierung von 168,92 Mrd. EUR, was einer Unterbewertung von 71,48 % entspricht. Mit einem KGVe von 7,00 in zehn Jahren liegt die Renditeerwartung bei 11,86 %.

Pessimistisches Szenario 

In unserem pessimistischen Szenario unterstellen wir natürlich eine weitaus niedrigere Dynamik als in unserem optimistischen Bewertungsmodell. Darüber hinaus kalkulieren wir mit einer stärkeren Zyklik in der Umsatzentwicklung, welche sich u. a. in vorübergehenden Einbrüchen widerspiegelt, die es in der bisherigen Historie von BMW immer mal wieder gab. Für das Geschäftsjahr 2033 ergeben sich somit Einnahmen von nur 163,04 Mrd. EUR, womit die Wachstumsdynamik des Autobauers weit unterhalb der historischen Mittelwerte liegen würde.

Was die Profitabilität betrifft, so erwarten wir in diesem Szenario nicht, dass sich die Gewinnspannen von BMW in Richtung der alten Höchstwerte entwickeln werden. Hingegen unterstellen wir eine Stagnation mit mehreren Einbrüchen im mittleren bis leicht erhöhten einstelligen Bereich, was ebenfalls unter der historischen Entwicklung von BMW einzuordnen ist. Während wir die durchschnittliche Ausschüttungsquote auf 35,00 % senken, unterstellen wir einen Zuwachs der Aktienanzahl um 0,50 % pro Jahr. Die faire Marktkapitalisierung sinkt somit auf 97,75 Mrd. EUR, was immer noch einer Unterbewertung von 50,71 % entspricht. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5,00 im Jahr 2033 liegt die zu erwartende Rendite bei 3,35 %.

Discounted Cashflow-Modell

Durch den nicht unerheblichen Bestand an verzinsten Schulden unterscheidet sich der WACC in unserem Discounted Cashflow-Modell recht deutlich von den Eigenkapitalkosten, welche wir für die Ermittlung des fairen Wertes in unseren Szenarien zum Ertragswertverfahren verwenden und liegt bei 4,53 %. Für die kommenden drei Geschäftsjahre greifen wir ebenfalls auf die vorliegenden Analystenschätzungen zurück. Ab 2027 verwenden wir bezüglich der Umsätze Durchschnittswerte unserer vorherigen Bewertungsmodelle.

Aufgrund von erheblichen Investitionsausgaben schwankt der Free Cashflow von BMW im Vergleich zu den Umsätzen und Gewinne recht stark. So hatte der Autobauer in den letzten vier Quartalen unterm Strich einen Abfluss von finanziellen Mitteln zu verzeichnen. Analog zum erwarteten Gewinnwachstum zeigen sich die Analysten ab 2025 allerdings recht optimistisch und prognostizieren, dass der Free Cashflow von BMW erneut ansteigen und die entsprechende Marge in den historischen Korridor zurückkehren wird. Für 2027 unterstellen wir in Anbetracht der Vergangenheit weiterhin schwankende Werte im niedrigen einstelligen Bereich, sodass sich eine Unterbewertung von 43,02 % bei einer fairen Marktkapitalisierung von 84,55 Mrd. EUR ergibt.

Unsere Einschätzung der BMW Aktie

Im Vergleich zu Mercedes-Benz und Volkswagen ist die langfristige Entwicklung der fundamentalen Kennzahlen von BMW als positiv zu bewerten. Die Bayern können eine verhältnismäßig stabile Umsatzentwicklung vorweisen. Auch wenn es nicht selten zu vorübergehenden Gewinnrückgängen kommt, ist die Profitabilität, sowohl im Hinblick auf die Gewinne, als auch auf den Cashflow als überdurchschnittlich und verhältnismäßig stabil zu bewerten. In Deutschland kann nur Porsche aufgrund seiner noch ausgeprägteren Positionierung als Premium-Hersteller eine niedrigere Schwankungsbreite der Fundamentals vorweisen, die sich aber auch in einem höheren Bewertungsniveau widerspiegelt.

Die zyklische Entwicklung der Automobilbranche sowie der Umbruch in Bezug auf Elektromobilität machen es allerdings nicht leicht, kommende Entwicklungen dieser Industrie zu prognostizieren. Zudem ist die Konkurrenz so ausgeprägt wie in kaum einem anderen Wirtschaftsbereich und alle Wettbewerber sind dazu angehalten, aktuelle Trends im Auge zu behalten und zu antizipieren. Das Branchenumfeld von BMW ist folglich nicht zu unterschätzen bzw. als schwierig zu bewerten, was auch die jüngste Senkung der Gewinnziele für das laufende Geschäftsjahr zeigt.

All diese Faktoren werden im Aktienkurs natürlich eingepreist, sodass der Autobauer in Anbetracht unserer Bewertungsmodelle sowie der wichtigsten Multiples fair bis günstig bewertet zu sein scheint. Während anhand unserer optimistischen Schätzungen zweistellige Renditen in den nächsten zehn Jahren denkbar sind, halten wir einen Wert im mittleren bis hohen einstelligen Bereich für realistischer. Eine solche Performance erzielt man in aller Regel auch durch Investitionen in weniger zyklische Unternehmen mit einer besseren Planbarkeit, die zudem eine niedrigere Volatilität vorweisen. Somit setzen wir die Investmentampel auf Gelb und sehen die zu erwartende Rendite bei 6,50 % bis 7,00 % pro Jahr.

Abb. 21: Bewertungsszenarien

6. Technische Analyse BMW Aktie

Charttechnische Trendeinordnung 

Übersicht

Abb. 22: Trendeinordnung

Langfristig 

Auf der ultra-langfristigen Zeitebene befindet sich BMW in einem Aufwärtstrend, welcher nach der Ausbildung des Allzeithochs in 2015 in eine große Korrektur abrutschte. Diese Korrektur bildete ihr Tief in 2020 aus und ist im Nachhinein mit der Korrekturphase von ca. 2001 bis 2008 vergleichbar.

Zugleich liegt im Monats-Chart noch eine etwas engere Trendstruktur vor, die bis zum Tief bei 67,58 EUR intakt ist. Im langfristigen Chartbild halten diese engeren Trendstrukturen in den Aufwärtstrendphasen bei BMW häufig länger an. Auf diese folgte in der Vergangenheit dann immer eine Korrektur auf der ultra-langfristigen Zeitebene.

Abb. 23: Langfristiger Trend im Monats-Chart

Mittelfristig

Mittelfristig liegt bei BMW ein Abwärtstrend mit einer sehr engen Trendstruktur vor. Dieser abwärts gerichtete Trend kann alternativ auch als lediglich kurzfristiger Trend angesehen werden, denn er entspricht der vorliegenden Trendstruktur im Tages-Chart.

Abb. 24: Mittelfristiger Trend im Wochen-Chart

Kurzfristig

Im kurzfristigen Tages-Chart hat BMW einen Abwärtstrend etabliert, der eine hohe Dynamik vorweist. Aufgrund dieses Momentums wird der Abwärtstrend auch erst über dem Hoch bei 86,06 EUR gebrochen. Die Struktur entspricht somit der engen mittelfristigen Trendstruktur.

Abb. 25: Kurzfristiger Trend im Tages-Chart

Aussicht

Mit dem Durchbruch durch die Unterstützungszone bei rund 83,00 EUR bis 88,00 EUR hat BMW eine mittelfristige Top-Bildung vollendet und den Abverkauf direkt bis in die nächste Unterstützung fortgesetzt. Auf diese folgte eine recht starke Reaktion, sodass der Bruch der engen langfristigen Trendstruktur noch gerade so abgewendet werden konnte.

Sollte es der BMW-Aktie im weiteren Verlauf gelingen den kurzfristigen Abwärtstrend zu brechen und zugleich die Zone bei 83,00 EUR bis 88,00 EUR zu überbieten, wird der Bull Case aktiviert. Zwar ist die Gefahr eines weiteren großen Abwärtsimpulses erst gebannt, wenn das Verlaufshochs bei 115,35 EUR überboten wird, mit einem Ausbruch über die genannte Zone ist dieses Szenario jedoch bereits unwahrscheinlich. Wichtig ist zudem, dass die Bullen Aufwärtsmomentum aufbauen und halten. Abwärtsbewegungen sollten dementsprechend von nun an eher langsam verlaufen und Impulse zur Oberseite dynamisch. Tritt all dies ein und BMW gelingt auf lange Sicht sogar der Ausbruch auf neue Allzeithochs, wird die enge, langfristige Trendstruktur bestätigt. Historisch betrachtet hat BMW dann noch gutes Potenzial bevor die nächste Korrektur auf der ultra-langfristigen Zeitebene startet.

Schafft die BMW-Aktie den Ausbruch über die genannte Zone jedoch nicht oder scheitert etwas höher an einem Widerstand, muss mindestens ein erneuter Test der Unterstützung knapp unter 70,00 EUR eingeplant werden. Dieses Szenario ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn ein Abverkauf wieder schnell erfolgt und das Aufwärtsmomentum nachlässt.

Abb. 26: BMW hat zuletzt auf die starke Unterstützung reagiert, aber hängt noch immer unterhalb der Widerstandszone.

Technisches Wir Lieben Aktien-Rating der BMW Aktie

Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt BMW mit 7 von 10 Punkten ein gutes Ergebnis. Aktuell befindet sich die Aktie in einem langfristigen Aufwärtstrend (nicht nur ultra-langfristig) und erzielt daher sogar 2 Punkte im Bereich der Trendstabilität. Zudem befinden sich über dem aktuellen Niveau keine relevanten Volumenakkumulationen, die starke Widerstände darstellen. Sobald BMW wieder in eine Korrektur auf der ultra-langfristigen Zeitebene abrutscht, wird sich das Rating erheblich verschlechtern.

Abb. 27: Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt BMW 7 von 10 Punkten.

Marktsymmetrie 

Aus Sicht der Marktsymmetrie sollte die aktuelle Korrektur nur mit den Abwärtsphasen auf der langfristigen Zeitebene verglichen werden. Die ultra-langfristigen Korrekturen sind deutlich größer und dauern auch länger an. Mit einer solchen Abwärtsphase ist jedoch erst in einigen Jahren zu rechnen, wenn sich der jetzige ultra-langfristige Aufwärtstrendimpuls erst einmal entfaltet hat.

In Relation zu den anderen Korrekturen im langfristigen Monats-Chart ist die aktuelle Abwärtsphase als gängig einzustufen.

Abb. 28: Rallye- und Korrekturlängen
Abb. 29: Trendbasiertes Chance-Risiko-Verhältnis

Der WLA-Marktsymmetrie-Indikator dient zur Einordnung der Korrekturen relativ zur Trenddynamik. Da in diesem Fall keine gleichmäßige Trendstruktur auf der langfristigen Zeitebene vorliegt, kann keine Zone auf Basis der gleitenden Durchschnitte genannt werden, in der die Aktie am häufigsten eine Umkehr ausbildet. In den ultra-langfristigen Aufwärtstrendphasen korrigiert BMW maximal in den ersten bis zweiten EMA-Bereich. Falls die Aktie derzeit am Anfang einer solchen Trendphase steht, ist es zumindest als ungewöhnlich einzustufen, dass bereits jetzt eine so große Korrektur stattfindet.

Abb. 30: Korrekturen im Verhältnis zur Trendgeschwindigkeit, dargestellt mit dem WLA-Marktsymmetrie-Indikator.

Systematisches Risiko 

Das systematische Risiko basierend auf den letzten 200 Wochen liegt bei BMW ungefähr auf dem Niveau des Gesamtmarktes (ACWI) und die Korrelation mit diesem ist als mittelhoch einzustufen. Dasselbe trifft auch auf Mercedes-Benz und Volkswagen zu. Tesla weist hingegen fast das doppelte Marktrisiko auf.

Abb. 31: Systematisches Risiko und Korrelation zum ACWI

7. Fazit BMW Aktie 

Allgemein

BMW gehört mit seinen Brands zu den größten und traditionsreichsten Automobilherstellern weltweit. Dass die Bayern über eine große internationale Popularität verfügen, zeigt sich u. a. in einem Wert der Kernmarke von mehr als 50,00 Mrd. USD, welcher in der Branche nur von Toyota und Mercedes-Benz überboten wird. An dieser Stelle ist erneut hervorzuheben, dass sich der zugrundeliegende Markt in Abhängigkeit von mehreren Faktoren sehr zyklisch verhält, was zu schwankenden Fundamentals führt. Aus diesem Grund weist auch die Aktie von BMW eine nicht unerhebliche Volatilität auf, wodurch sie sich nicht für jeden Anleger eignet.

Zum aktuellen Kurs setzen wir die Investmentampel für Anleger auf Basis unserer Recherche auf Gelb und die zu erwartende Performance bzw. Rendite beträgt rund 6,50 % bis 7,00 % pro Jahr.

Auf der ultra-langfristigen Zeitebene kann BMW einen Aufwärtstrend vorweisen und auch die langfristige Trendstruktur ist aktuell aufwärts gerichtet. Tendenziell befindet sich die Aktie aktuell am Anfang einer ultra-langfristigen Aufwärtstrendphase. Für den weiteren Verlauf ist es jedoch wichtig, dass die Aktie nachhaltig wieder bullisches Momentum aufbaut.

Abb. 32: Fazit unserer Analyse

Meinungen der Team-Mitglieder 

Jan

Da ich kein Cashflow-Depot führe, kommt ein Investment in BMW bereits aus strategischer Sicht nicht infrage. Darüber hinaus sind mir Automobil-Aktien im Regelfall zu volatil für die Rendite, die sie erzielen. Dies trifft auch auf BMW zu, obwohl die Aktie zumindest einen dauerhaften Aufwärtstrend auf der ultra-langfristigen Zeitebene vorweisen kann. Sollte die BMW-Aktie es schaffen Aufwärtsmomentum nachhaltig aufzubauen, gehe ich nicht davon aus, dass die Korrekturphase noch einmal ausgeweitet wird. Gute Kaufsignale entstehen im aktuellen Chartbild für mich nicht, selbst wenn die Aktie strategisch in mein Depot passen würde.

Adrian

Rein trendtechnisch ist BMW in meinen Augen aktuell die beste deutsche Autoaktie (siehe auch unser Beitrag die besten Autoaktien). Trotzdem macht sie das für mich nicht interessant für Käufe. Der ultra-langfristige Trend hat meiner Meinung nach auch noch Potenzial, nochmals den Bereich unter 60 EUR zu testen, bevor er wieder zur Rallye ansetzt. BMW ist dementsprechend keine Aktie, die ich unbedingt im Depot haben will. Maximal aus Sicht des Cashflows kann man sich eine BMW auf die Watchlist setzen. 

Autoren dieser Analyse  

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Adrian Rogl

Risiko entsteht dann, wenn Investoren nicht wissen, was sie tun.

Live Kursdaten (Realtime) BMW Aktie von Tradingview

Transparenzhinweis und Haftungsausschluss:

Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung durch “Wir Lieben Aktien”, oder durch einen für “Wir Lieben Aktien” tätigen Autor statt. Dieser Beitrag soll eine journalistische Publikation darstellen und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Börsengeschäfte sind mit erheblichen Risiken verbunden. Wer an den Finanz- und Rohstoffmärkten handelt, muss sich zunächst selbstständig mit den Risiken vertraut machen. Der Kunde handelt immer auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. “Wir Lieben Aktien” und die für uns tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Es kann zu Interessenkonflikten kommen, durch Käufe und einen darauffolgenden Profit durch eine positive Kursentwicklung von in Artikeln erwähnten Aktien. 

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