Veröffentlicht am 03.11.2023 I Lesedauer: 10 Minuten
Von Jan Fuhrmann und Tilman Reichel
▲ Ist der Fortinet Aktie Crash eine Kaufchance?
Die laufende Earnings Season hat bisher gemischte Ergebnisse hervorgebracht. Während einige Aktien hohe Kursgewinne verzeichnen konnten, reagierten die Anleger bei anderen Unternehmen enttäuscht. Letzteres gilt auch für die Fortinet Aktie. Der Anbieter von Lösungen im Cybersecurity-Bereich meldete am gestrigen Abend nach Börsenschluss in den USA die Zahlen für das im September abgelaufene Quartal. Daraufhin schickten die Börsianer die Aktie um mehr als 20,00 % Richtung Süden. Ist das jetzt eine einmalige Kaufchance oder sollte man die Finger von der Aktie lassen?
Anhand der Umsatzerlöse ist Fortinet nach Palo Alto Networks als zweitgrößter Anbieter von Cybersecurity-Lösungen in den USA einzustufen. Dass diesem Markt ein strukturelles Wachstum zugrunde liegt, wird durch eine Betrachtung der Entwicklung des Marktvolumens deutlich. Denn durch die stetig zunehmende Nutzung von digitalen Endgeräten in Unternehmen wachsen auch die potenziellen Cyber-Risiken fortlaufend an. Dementsprechend konnte das Marktvolumen zwischen 2016 und 2022 um 11,04 % pro Jahr gesteigert werden. Aktuellen Schätzungen zufolge ist bis mindestens 2027 kein erheblicher Rückgang der Wachstumsdynamik zu erwarten.
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Jetzt Mitglied werdenBevor wir uns detailliert mit den Zahlen des letzten Quartals beschäftigen, wollen wir mit einer Gegenüberstellung der Prognosen und den tatsächlichen Ergebnissen beginnen:
Umsatzprognose: 1,35 Mrd. USD
Gemeldeter Umsatz: 1,33 Mrd. USD (-1,48 %)
Prognostizierte Gewinn je Aktie: 0,36 USD
Gemeldeter Gewinn je Aktie: 0,41 USD (+13,89 %)
Während der Umsatz der letzten drei Monate also leicht unter den Prognosen der Wall Street lag, konnte Fortinet die Erwartungen beim Gewinn je Aktie nach non-GAAP deutlich übertreffen. Auf den ersten Blick kein zu schlechtes Ergebnis. Immerhin konnten die gesamten Erlöse Year-over-Year um 16,10 % gesteigert werden. Der Gewinnanstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beläuft sich gar auf 24,24 %.
Die negative Reaktion der Börse ist eher auf den Ausblick von Fortinet auf das kommende Quartal zurückzuführen. Denn zuletzt verzeichnete das Unternehmen insbesondere beim Verkauf von Hardware rückläufige bzw. sogar negative Wachstumsraten. Der Gründer und CEO von Fortinet, Ken Xie, machte im Rahmen der Veröffentlichung der Quartalszahlen deutlich, dass sich das Wachstum des Cybersecurity-Marktes nach zwei ungewöhnlich starken Jahren wieder normalisieren wird. Die unternehmensinternen Prognosen auf das letzte Quartal des laufenden Geschäftsjahres sehen demnach einen Umsatzanstieg um 7,56 % bis 12,24 % vor. Die Analysten hingegen erwarteten ein Wachstum i. H. v. 16,91 %.
Somit liegt auf der Hand, womit der Rückgang der Fortinet Aktie, welche in den ersten Stunden des regulären Handels in den USA “nur” noch ca. 16,00 % im Minus liegt, zu begründen ist: In den vorherigen Kursen des Unternehmens waren schlichtweg höhere Wachstumserwartungen eingepreist. Mit dem aktuellen Ausblick kann Fortinet diese jedoch nicht erfüllen, weshalb die Bewertung angepasst werden muss.
In Ergänzung zu den Ergebnissen des letzten Quartals wollen wir an dieser Stelle einen Blick auf die sogenannte Rule of 40 werfen. Dies ist eine beliebte Kennzahl für SaaS- oder Software-Unternehmen, welche die Summe aus Free Cashflow-Marge und Umsatzwachstum bildet. Statt der Free-Cashflow Marge definieren einige Unternehmen die Rule of 40 auch über die bereinigte EBIT Marge. Die Interpretation ist jedoch in beiden Fällen dieselbe: Ein Ergebnis von 40,00 % oder mehr ist als attraktiv zu bewerten, da solche Unternehmen (grob gesagt) ein hohes Wachstum mit angemessener Profitabilität vereinen. Trotz einer rückläufigen Wachstumsdynamik ist es Fortinet auch im vergangenen Quartal gelungen, einen Wert von mehr als 40,00 % zu erreichen, welcher sich wie folgt zusammensetzt:
Bereinigte EBIT Marge (27,83 %) + Umsatzwachstum (16,10 %) = 43,93 %
In den vergangen fünf Geschäftsjahren ist es Fortinet grundsätzlich gelungen, die Rule of 40 zu erfüllen und das Management zeigt sich auch für das laufende Geschäftsjahr zuversichtlich.
Die Fortinet Aktie hatte bislang einen hervorragenden langfristigen Aufwärtstrend, welcher noch bis zum Tief bei 42,61 USD intakt ist. Die aktuelle Korrekturlänge ist gut mit den größten Abwärtsphasen der Vergangenheit vergleichbar und somit nicht direkt ein Grund zur Besorgnis. Problematisch ist allerdings, dass diese große Korrektur kurz nach der Ausbildung eines neuen Allzeithochs startete. Dies führt dazu, dass der Trendbruch nicht mehr weit entfernt ist. In Kombination mit der hohen Dynamik des Abverkaufs ist die Korrektur als ungesund einzuordnen. Es gilt nun die Devise: Je höher der Monatsschlusskurs “gerettet werden kann”, desto besser.
Im Handel am Freitag hat sich die Fortinet Aktie vorerst in der Kursregion der Verlaufstiefs stabilisiert. Nachhaltig ist diese Stabilisierung allerdings noch lange nicht, denn dies ist erst mit einer abgeschlossenen Bodenbildung der Fall, was unter Umständen mehrere Wochen andauern kann.
Bereits bei den letzten Quartalszahlen kam es zu einem großen Kursrutsch und viele von euch wollten so schnell wie möglich zugreifen. Damals wurde die Bodenbildung nie abgeschlossen und endete im zweiten Abverkauf – aus diesem Grund ist es immer ratsam eine Stabilisierung abzuwarten, auch wenn man Käufe plant.
Auch in dieser Chartansicht sieht man direkt, dass die Korrektur vom reinen Charakter nicht gesund im Sinne des übergeordneten Trends ist. Im Vergleich zu der letzten Abwärtsphase (orange) gefährdet die jetzige Korrektur den Trend und hat zudem fast alle Kursgewinne der letzten Aufwärtsbewegung ausradiert. Erst wenn die rot markierte Widerstandszone (ca. 55,00 USD bis 60,00 USD) überboten wird, hellt sich das Chartbild auf der mittelfristigen Perspektive etwas auf. Ähnlich positiv wäre, wie bereits erwähnt, eine große Bodenbildung in der grünen Zone zu werten – ungefähr so wie nach dem letzten Abverkauf, aber vollendet.
“Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“ - André Kostolany
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