Meta – Das nächste Opfer

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Meta – Das nächste Opfer

Veröffentlicht am 03.02.22 | Lesedauer: 10 Minuten

Von Sven Klünder

 Meta – Das nächste Opfer

Nach PayPal folgt mit Meta das nächste prominente Opfer der aktuellen Berichtssaison. Nach den schwachen Zahlen fällt die Aktie in der Spitze um 20 %. Es ist Zeit für einen weiteren Crash Report.

Das Massaker bei den Techaktien geht weiter

Nachdem Alphabet überzeugende Zahlen lieferte, war die Hoffnung auf ein Ende der Korrektur groß. Doch falsch gedacht. Nachdem Dienstagabend PayPal massive Kursverluste nach schwachen Zahlen verbüßte, kam es gestern Abend doppelt hart: 

Meta verlor nach durchwachsenen Zahlen in der Spitze über 20 %, aber auch Pinterest, Spotify, Snap und Twitter wurden abverkauft.

Traditionell ist Q4 das stärkste Quartal für Meta. Das Ergebnis sank im Vergleich zum Vorjahr um ca. 8 % von 11,2 Mrd. USD auf 10,3 Mrd. USD. Dies liegt u. a. aber auch in erhöhten Investitionen in das neue Metaverse Projekt. Der Umsatz hingegen stieg auf 32,6 Mrd. USD, eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von gut 20 %.

Die Nutzerzahlen vom Flaggschiff Facebook hingegen enttäuschten. Die Anzahl der täglichen Nutzer sank sogar im Schlussquartal 2021 leicht von 1,93 auf 1,929 Milliarden.

Erschreckend für Analysten und Grund für den Abverkauf ist der Ausblick für 2022: Für Q1 geht Meta von einem Umsatzplus von “nur” 3 – 11 % auf 27 bis 29 Mrd. USD aus. Analysten hatten mit einem Plus auf bis zu 30 Mrd. USD gerechnet.

Konkurrenzdruck bei der jungen Zielgruppe

Drei Dinge machen Meta aktuell zu schaffen:

Zum einen die steigende Konkurrenzsituation der Social Media-Plattformen. Wie in Abbildung 2 ersichtlich, sind Snapchat und TikTok gerade bei der Zielgruppe unter 29 Jahren ernstzunehmende Konkurrenten für Facebook. Bei Instagram sieht die Situation noch etwas entspannter aus. Gerade jüngere Nutzer setzen verstärkt auf TikTok und Snapchat und auch Marc Zuckerberg persönlich warnte schon vor der ernstzunehmenden Konkurrenz. 

Rund 10 Mrd. USD soll Apples sogenannte App Tracking Transparency (ATT) in 2022 kosten. Mit einer strengeren Datenschutzeinstellung können Nutzerinnen und Nutzer von Apple-Produkten seit iOS 14.5 entscheiden, ob sie über Apps hinweg verfolgt werden wollen. Die Mehrheit scheint sich dagegen zu entscheiden. Für Meta, dass seine Einnahmen fast ausschließlich aus Werbung generiert, ist das fatal, denn das Werbetargeting wird so ungenauer, was das Erreichen von Werbezielen deutlich verteuert. 

Zusätzlich wird das Erreichen des Metaverse teuer. In der Sparte Reality Labs arbeitet Meta fleißig an der Zukunft. Zwar stieg hier der Umsatz im Jahresvergleich von 717 auf 837 Mio. USD, der operative Verlust jedoch auch von 2,1 auf 3,3 Mrd. USD. Andererseits ist es eine Investition in die Zukunft des Konzerns – aber eine sehr teure.

Christians Bewertung

Meta für die Zukunft zu bewerten fällt gar nicht so einfach. Um die Umsatz- und Gewinnentwicklungen schätzen zu können, müsste man nämlich die Strategie komplett durchblicken. Dies ist gerade mit der Umstellung zum Metaverse schwer. Wir bedienen uns daher bei den Schätzungen der Kennzahlen vom Aktienfinder.

Vorbemerkung

Bei Meta muss immer neben den „normalen Kennzahlen“ (Umsatz/Gewinn) darauf geachtet werden, wie sich die KPIs (Key-Performance-Indicator) entwickeln. Diese sind maßgeblich dafür verantwortlich, wie sich Meta in Zukunft entwickelt. Die täglich aktiven Nutzer bspw. sind im letzten Jahr bei 2,82 Mrd. stagniert. Gleiches gilt im Übrigen auch für die monatlich aktiven Nutzer. Diese konnten nur minimal auf 3,59 Mrd. Nutzer ausgebaut werden. Da diese Kennzahlen jedoch fast unverändert waren/sind und der Umsatz gestiegen ist, konnte sich auch der Umsatz pro Nutzer stark steigern. Dies ist zunächst positiv zu sehen. Dieser Optimismus muss jedoch direkt hinterfragt werden, da Meta nur dann zukünftig wachsen wird, wenn sowohl die Nutzer als auch der Umsatz in einem gesunden Maße wächst. Andernfalls wird das Umsatzwachstum relativ schnell an seine Grenzen stoßen.

Bewertung

Meta ist durch die Werbeeinnahmen eine gewaltige Cash-Maschine, welche mit einer 40 % EBIT Marge im Jahr 2021 überdurchschnittlich hohe Renditen einfährt. Im Vergleich zu 2020 konnte man auch den Umsatz noch um 37 % steigern. Jedoch wird für das erste Quartal 2022 maximal ein Wachstum von 11 % in Aussicht gestellt. Insgesamt wird für 2022 erwartet, dass Meta mit 19 % wächst. Danach soll sich das Wachstum stärker abflachen. Ebenfalls weniger stark soll die Marge ausfallen. Bereits für 2022 wird eine geringere Marge von „nur“ noch 35 % erwartet. Dies lässt sich aus unserer Sicht auf die Umstellung zum Metaverse zurückführen.

In unserer Kalkulation gehen wir allgemein davon aus, dass die EBIT Marge sich zunächst nur noch bei 30 % einpendelt, da die Kosten in den kommenden Jahren anziehen werden. Langfristig gehen wir von einer Marge von rund 35 % aus. Beim Wachstum kalkulieren wir ab 2025 noch mit einem Wert von 10 %.

Bei einem Diskontierungszins von 10 % kommt Meta dann bei einem vorbörslichen Kurs von 254,00 USD auf eine Unterbewertung von -25 % (fairer Wert: 338,12 USD).

Kalkuliert man mit einem KGV von 20 im Jahr 2031, kommt man auf eine jährliche Renditeerwartung von 9,3 %.

Die Excel zur Bewertung findest du hier.

Mein Fazit

Warum ich (Christian) kein Meta im Depot habe und es auch nicht haben werde. Ich bin absolut kein Freund von dem Geschäft von Meta. Die eigentlich einzige Umsatzquelle ist das Werbegeschäft. Daher besteht ein gewisses Klumpenrisiko. Dies wird auch durch die günstige Bewertung deutlich. Klar, Meta ist dennoch eine Cash-Maschine und dieses Risiko ist bei weitem nicht derart kritisch wie Klumpenrisiken bei anderen Firmen. Dennoch, wenn ich in Werbung investieren wollen würde, würde ich mich für Alphabet entscheiden. Diese haben eine Suchmaschine, YouTube und noch vieles weiteres.

Ich stufe Meta daher weiterhin aus fundamentaler Sicht als „hold“ ein. Die Renditeerwartung würde ich zwischen 9 und 10 % ansetzen.  

Damit bin ich der Kontraindikator zum restlichen Team, denn viele aus dem Team gewichten diese Risiken deutlich geringer als ich und sind deswegen in die Aktie investiert.

Technische Analyse

Trendeinordnung

Die Trendeinordnung bei Meta ist nicht unbedingt eindeutig, weshalb wir uns im Team noch einmal beratschlagt haben. Gegenüber den Marken im Crash Report haben wir nun Anpassungen vorgenommen, die die Situation besser darstellen.

Langfristig ist der Aufwärtstrend bei Meta auf jeden Fall noch intakt und die Korrektur hat bis jetzt auch bei weitem kein trendgefährdendes Ausmaß erreicht. Der Trend im Wochen-Chart ist je nach Perspektive als neutral bzw. abwärts einzustufen. In jedem Fall ist eine Abwärtsstruktur aktiv und die heutige Kurslücke bestätigt diese Tendenz. Kurzfristig gibt es keine zweideutige Meinung, denn der Abwärtstrend ist in vollem Gange.

Die ausführliche technische Analyse mit möglichen Kaufzonen und weiteren Hinweisen zur Marktsymmetrie usw. ist den Mitgliedern vorbehalten. Du kannst hier jetzt Mitglied werden.

Charttechnische Lage

Die mittelfristigen Korrekturen der Vergangenheit hatten oft ein Ausmaß von rund 25 % bis 30 %, wovon wir bislang auch bei der jetzigen Abwärtsbewegung ausgegangen sind. Schaut man sich die Charthistorie von Meta an, dann war dies auch das deutlich wahrscheinlichere Szenario, denn die Aktie hat erst zwei Mal eine größere Korrektur durchlaufen seitdem der langfristige Aufwärtstrend intakt ist. Aus diesem Grund -und natürlich der starken Unterstützungszone, welche nun die rot markierte Widerstandszone ist- haben wir vor kurzer Zeit ein Signal gepostet, dass Meta jetzt technisch interessant ist.

Die Quartalszahlen und die daraus resultierende Abwärtskurslücke von heute verändern das Chartbild signifikant. Die Korrektur ist jetzt als langfristig einzuordnen und hat derzeit ein Ausmaß von rund 35 %. Ähnliche Korrekturen gab es bislang nur zwei Mal: 2018 und 2020 im Corona-Crash. Diese erreichten eine Länge von 39 % und 44 %. Sollte dieses Korrekturausmaß auch dieses Mal erreicht werden, dann visieren wir die Unterstützungszone im Bereich des Hochs von 2018 und 2020 an. Sobald sich hier eine Umkehr mit einer nennenswerten Bodenbildung ergibt, werden wir erneut berichten und ggfs. ein Signal posten.

Im Chart der Abb. 4 sind die aktuell wichtigsten Zonen markiert. Die vom jetzigen Kurs aus erste Unterstützungszone ist für eine Umkehr im Auge zu behalten, da eine Korrektur hier auch auf Basis der Marktsymmetrie der Vergangenheit enden könnte. Die darunterliegende Unterstützungszone hat ebenfalls eine hohe Relevanz, allerdings wäre das Korrekturausmaß bis dorthin eher unwahrscheinlich.

Sollte Meta sich im Laufe dieser Woche noch stabilisieren und nicht signifikant weiter abrutschen, dann sollte auf die blau markierte Zone geachtet werden. Schlusskurse unterhalb dieses Niveaus erhöhen die Wahrscheinlichkeit auf eine weitere Abwärtsbewegung bis in die Unterstützungszone deutlich. Sollte Meta sich aber tatsächlich schnell fangen und ggf. nicht einmal das Tief bei ca. 244 USD unterbieten, dann muss eine Stabilisierung auf Höhe der ehemaligen Seitwärtsphase von Ende 2020 bis Anfang 2021 in Erwägung gezogen werden.

Zum letzten Mal hat Meta bzw. damals Facebook im Jahr 2018 so negativ auf Quartalszahlen reagiert – allerdings kann der heutige Kurssturz die -19 % von damals noch überbieten. Mit der Abwärtslücke wurde 2018 ein Abwärtstrend eingeleitet, welcher sich über mehrere Monate hinzog. Heute ist die Situation etwas anders, denn die Aktie stürzt nicht vom Allzeithoch ins Bodenlose, sondern hatte schon vorher korrigiert. Dennoch haben die Bären das Ruder nun erst einmal in der Hand.

Abschluss

Ist das Metaverse bereits entzaubert? So weit würde ich nicht gehen, aber zumindest in der Realität angekommen.

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um? Hältst du Meta weiter oder verkaufst du?

Ich bedanke mich fürs Lesen, hoffe auf ein baldiges Wiedersehen und wünsche eine (hoffentlich) erfolgreiche Restbörsenwoche.

Liebe Grüße 

Sven Klünder

Autor dieses Blogs:

Eine Antwort

  1. Ich habe bei ca. 195€ nachgekauft und glaube an die starke Marktstellung von Meta und deren Innovationskraft

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