BKW Aktie Analyse – Die beste Energieversorger Aktie?

BKW Aktie Analyse

Die beste Energieversorger Aktie?

Hidden Champion aus der Schweiz - Analyse vom 03.03.2024
Von Jan Fuhrmann und Adrian Rogl

BKW Aktie jetzt kaufen? | Aktienanalyse | WKN: A1JLZG | ISIN: CH0130293662 | Ticker: BKW (SIX)

Während die meisten Investoren immer nur die gleichen Aktien in der Energiebranche auf dem Schirm haben, sind es oft die Aktien unter dem Radar, die die besten Renditen bringen. Eines dieser Unternehmen ist die BKW Gruppe, ein Energie- und Infrastrukturunternehmen aus der Schweiz. Neben einer internationalen Präsenz ist der Konzern einer der Hauptakteure in der Energieversorgung des eigenen Landes, sowie im Aufbau der Netzinfrastruktur und des Energiemanagements tätig. Hinzu kommen strategische Investitionen in erneuerbare Energien. In dieser Analyse wollen wir herausfinden, ob sich ein Investment in die Aktie nach der kürzlichen Korrektur noch lohnt.

BKW Aktie Analyse Einleitungsbild
BKW Aktie Analyse und Prognose

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Kapitel
Timestamp
Einleitung und Unternehmensvorstellung
00:00:00
Fundamentale Analyse
00:13:36
Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich
00:27:20
Chancen und Risiken
00:43:33
Unsere Bewertung
00:54:47
Technische Analyse
00:59:05
Fazit
01:01:49

Kurzportrait

In dieser Aktienanalyse geht es um die BKW-Aktie (WKN: A1JLZG, ISIN: CH0130293662) aus der Schweiz, welche seit vielen Jahren die Peer Group mit immer höheren Kurszielen locker outperformt. Zugleich weist BKW auch eine geringe Volatilität und hohe Stabilität auf. Diese Kombination aus niedrigem Risiko und Outperformance ist selten. Die Anleger profitieren zudem von einer stabilen Dividende, wobei die Dividendenrendite über 2,00 % beträgt.

Die BKW AG ist ein Versorger aus der Schweiz, der Kernkraftwerke, Wasserkraftwerke usw. betreibt. Dabei verfügt BKW über einen starken Burggraben und genießt eine starke Position auf dem Strommarkt.

Zum aktuellen Aktienkurs befindet sich das Unternehmen aus der Schweiz in einer ausgeprägten Korrektur, welche eine Chance darstellt, wie sie bei der BKW-Aktie an der Börse nur alle paar Jahre vorkommt.

Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 02.03.2024.

WKN/ISIN
A1JLZG/CH0130293662
Branche
Versorger
Peter Lynch Einordnung
Slow Grower
Fundamentales WLA-Rating
?/10
Technisches WLA-Rating
?/10
Porters Burggraben-Rating
?/25
Marktkapitalisierung
6,61 Mrd. CHF
Dividendenrendite
2,24 %
KGV
8,07
Firmensitz
Bern (Schweiz)
Gründungsjahr
1898
Mitarbeiter
11.550
WKN/ISIN
A1JLZG/CH0130293662
Branche
Versorger
Peter Lynch Einordnung
Slow Grower
Fundamentales WLA-Rating
08/10
Technisches WLA-Rating
09/10
Porters Burggraben-Rating
21/25
Marktkapitalisierung
6,61 Mrd. CHF
Dividendenrendite
2,24 %
KGV
8,07
Firmensitz
Bern (Schweiz)
Gründungsjahr
1898
Mitarbeiter
11.550

Inhaltsverzeichnis

1. Das Unternehmen BKW

Geschäftsmodell

Einleitung

„Von der reinen Stromproduzentin zur Anbieterin von integrierten Energie­- und Infrastrukturdienstleistungen, die die Energiewende ganzheitlich anpackt.“ Diesen Satz formulierte die BKW AG anlässlich ihres 125-jährigen Jubiläums in 2023. Er fasst die beeindruckende Historie des Schweizer Unternehmens kurz und knapp zusammen. Heute handelt es sich bei der BKW AG um einen diversifizierten Energiekonzern, dessen Netzwerk sich über insgesamt acht europäische Länder (Schweiz, Frankreich, Österreich, Italien, Deutschland, Kroatien, Norwegen, Spanien) sowie einen Standort in Singapur erstreckt. Aufgrund der wichtigen Rolle auf dem europäischen Strommarkt wird BKW als systemrelevant eingestuft.

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Abb. 1: Geographisches Netz

Das operative Geschäft von der BKW AG fußt auf drei Säulen: Netze, Energie und Dienstleistungen. Ersterer Geschäftsbereich befasst sich mit dem Betrieb eines Stromnetzes von mehr als 22.000 Kilometern an Länge, welches mehr als eine Million Verbraucher, welche vorwiegend im Kanton Bern beheimatet sind, mit Kraftwerken verbindet. Somit sorgt dieses Segment für eine solide Basis. Wachstumspotenziale identifiziert die Unternehmensführung von der BKW AG hingegen im Energie- und Dienstleistungsbereich. Hier sollen in erster Linie Investitionen in erneuerbare Energien sowie sonstige Projekte in Kombination mit steigenden Strompreisen für Zuwächse sorgen.

Obwohl BKW plant, das Engagement in nachhaltige Formen der Energieerzeugung weiterhin auszubauen, entfällt der Großteil des produzierten und verkauften Stroms bereits zum Zeitpunkt dieser Analyse auf klimafreundliche Methoden. Zuletzt ließ sich der Produktionsmix des Schweizer Unternehmens auf verschiedene Arten von Kraftwerken (Kernkraftwerke, Wasserkraftwerke, …) wie folgt aufteilen:

  • 52,00 % Wasser
  • 19,00 % Wind
  • 10,00 % Kernkraft
  • 8,00 % Gas
  • 7,00 % Kohle
  • 4,00 % Photovoltaik, Biomasse und Wärme
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Abb. 2: Die drei Säulen des Geschäftsmodells von BKW

Wenngleich die BKW AG Dienstleistungen derzeit in neun Ländern anbietet oder dort den produzierten Strom verkauft, lassen sich zwei nationalen Einzelmärkten eine hohe Relevanz zuschreiben: Die Schweiz und Deutschland. Im vergangenen Geschäftsjahr belief sich der kumulierte Umsatzanteil auf mehr als 80,00 %, doch dazu später mehr.

Dienstleistungen und gesellschaftliche Megatrends

In den letzten Jahren richtete das Unternehmen seine Strategie neu auf bestimmte Markttrends aus. Seitdem fokussiert sich der Schweizer Energiekonzern auf mehrere gesellschaftliche Megatrends wie Klimaerwärmung, Urbanisierung und Digitalisierung. Wie zuvor bereits erwähnt, investiert die BKW AG innerhalb des eigenen Energiesegments vermehrt in nachhaltige Energien wie Wind-, Wasserkraft und Photovoltaik, wozu bspw. die größte Freiflächensolaranlage der Schweiz am Flughafen Bern zählt.

Aus unserer Sicht ist das Services-Segment von der BKW AG jedoch weitaus spannender, denn damit kann BKW gezielt von wichtigen Markttrends profitieren. Das Dienstleistungsportfolio wurde in der jüngeren Vergangenheit deutlich ausgebaut und lässt sich wiederum in drei Untersegmente gliedern:

  1. Building Solutions: Installation von Strom-, Heizungs-, Sanitär- und Klimaanlagen mit Fokus auf Nachhaltigkeit
  2. Engineering: Umfassendes Angebot an Dienstleistungen im Architektur- und Ingenieurbereich
  3. Infra Services: Planung, Errichtung und Wartung von Netzen in den Bereichen Energie, Telekommunikation, Transport und Wasser

Die Fokussierung von der BKW AG auf Dienstleistungen bzw. auf die genannten Untersegmente führte in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Ausbau des Umsatzanteils. Während das Schweizer Unternehmen in 2015 noch 13,78 % der gesamten Erlöse im entsprechenden Segment erwirtschaftete, waren es in 2021 bereits 42,51 %. Wie wir im weiteren Verlauf der Analyse noch thematisieren werden, verzeichnete das Energie-Segment zuletzt einen überproportionalen Sprung, welcher zu einem vorübergehenden Rückgang des Umsatzanteils der Dienstleistungen von der BKW AG führte.

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Abb. 3: Dienstleistungsportfolio
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Historie

Gründung

Die Historie des Unternehmens BKW Energie (Bernische Kraftwerke) geht zurück auf dessen erstes Elektrizitätswerk „Hagneck“. Hierbei soll der Handelsmann Eduard Will eine treibende Kraft für den Bau des Werkes im Jahr 1898 gewesen sein und damit einer der Gründer der BKW Energie. 1919 wurde er zum Generaldirektor ernannt. Anfangs hieß das Unternehmen „Elektrizitätswerk Hagneck“, 1909 wechselte der Name zu „BKW“ und 2013 dann zu „BKW Energie“.

Energieproduzent

BKW begann das Geschäft als reiner Energieproduzent und baute Kraftwerke, um die Energie für die industrielle Revolution und für die wachsende Gesellschaft des 20 Jahrhunderts zu liefern. Der Konzern blieb diesem Geschäftsmodell auch nach über 100 Jahren treu.

Megatrends

In den letzten Jahren richtete das Unternehmen seine Strategie entlang der gesellschaftlichen Megatrends Klimaerwärmung, Urbanisierung und Digitalisierung neu aus. So übernahm die BKW Energie 2019 die swisspro-Gruppe. swisspro ist im Bereich Gebäudetechnik (Informations- und Kommunikationstechnik, Gebäudeautomation und Elektroinstallation) tätig. In diesem Geschäftsbereich wurden insgesamt über 100 Firmen aufgekauft und damit klar die neue Richtung des Unternehmens gefestigt. Zwischen 2020 und 2021 war eine Aufspaltung in einen staatlich beherrschten und einen privatisierten Teil von BKW Energie in Diskussion. Aufgrund von rechtlichen und finanziellen Risiken wurde dies verworfen. Der Kanton Bern blieb jedoch weiterhin Mehrheitsaktionär des Konzerns. Seit 2022 hat BKW Energie die Vertriebsrechte für die Elektroauto-Ladestation eLoaded für die Schweiz und Liechtenstein.

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Abb. 4: Windkraftanlage der BKW Energie

Aktionärsstruktur

Der Kanton Bern hält mit 52,54 % eine Mehrheitsbeteiligung an der BKW Energie. Weiterhin findet sich das Unternehmen Groupe E, ebenfalls ein Schweizer Energieversorger, mit 10,00 % in der Liste der Aktionären. Auch hier findet sich, wie so oft, die Investmentgesellschaft BlackRock mit über 3,00 % der Anteile. Die restlichen Anteile befinden sich im Streubesitz. Mit Streubesitz sind sonstige Anleger gemeint – kleinere institutionelle Investoren, Privatanleger (größere aus der Oberklasse und kleinere) usw.

Geschäftsführung    

Robert Itschner

Itschner war vor seinem Eintritt in die BKW im Jahr 2022 CEO des Unternehmens ABB in der Schweiz. Zuvor war er in verschiedenen internationalen Führungsfunktionen für den Industriekonzern tätig. So war er Leiter der globalen Business Unit Power Conversion und Leiter im Marketing & Verkauf der Division Robotics & Motion.

Er ist diplomierter Elektroingenieur und hat einen Master of Science in Electrical Engineering and Computer Sciences.

CEO-Vergütung

Im Jahresbericht des Konzerns wird die höchste Vergütung einer Einzelperson aufgelistet. Normalerweise steht das der Position des CEOs zu. Im Geschäftsjahr 2022 gab es jedoch einen Wechsel der Konzernleitung von Dr. Suzanne Thoma zu Robert Itschner mit einer zweitweisen Vertretung durch Roger Baillod.

Dadurch erhielt der CFO Ronald Trächsel die höchste Vergütung. Diese setzte sich aus einer Grundvergütung i. H. v. 0,72 Mio. CHF und einer kurzfristigen variablen Vergütung von 0,43 Mio. CHF, sowie einer langfristigen Erfolgsbeteiligung von 0,21 Mio. CHF und Neben- & Versorgungsleistungen i. H. v. 0,20 Mio. CHF zusammen. Insgesamt erhielt er damit 1,56 Mio. CHF.

Im Vorjahr begleitete Dr. Suzanne Thoma durchgehend die Position des CEOs. Ihre Grundvergütung belief sich auf 0,92 Mio. CHF und insgesamt erreichte sie eine Vergütung von 1,88 Mio. CHF.

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Abb. 5: Robert Itschner

2. Fundamentale Analyse

Kennzahlen

Aktienfinder
Aktienfinder

Die Prognosen aus diesem Abschnitt werden vom Aktienfinder zur Verfügung gestellt.

Umsatz 

Entwicklung 

Während die meisten Unternehmen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 bereits vorgelegt haben, stehen diese für die BKW AG noch nicht zur Verfügung, weshalb wir in dieser Fundamentalanalyse auf diese Daten verzichten müssen. Daher betrachten wir im Rahmen dieser Analyse die Geschäftsjahre 2018 bis 2022 sowie die aktuellen Schätzungen bis 2025.

Unter normalen Umständen ist die Entwicklung der Umsätze von der BKW AG als langweilig zu beurteilen. Für viele Jahre konnte der Schweizer Energiekonzern ein durchschnittliches Wachstum der Erlöse im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich vorweisen. Ab dem Geschäftsjahr 2021 kam es in Europa allerdings zu Verwerfungen auf dem Strommarkt und die Preise sind in die Höhe geschnellt. Von dieser Entwicklung konnte BKW als Produzent und Verteiler von Strom natürlich profitieren und die Umsätze um 15,13 % bzw. 49,84 % erhöhen, sodass für den von uns betrachteten Zeitraum ein Wachstum von 19,00 % pro Jahr zu Buche steht.

Dass es sich bei dem überdurchschnittlichen Anstieg der Strompreise aller Voraussicht nach um einen einmaligen Sondereffekt handelt, spiegelt sich in den aktuellen Schätzungen wider: Die Analysten erwarten, dass die Umsätze von BKW in 2023 geschrumpft sind und sich im Anschluss nur schleppend erholen werden. Demnach wird für die nächsten drei Jahre ein prognostizierter Rückgang um 0,63 % pro Jahr erwartet, welcher sich in erster Linie auf das Energiesegment bezieht. Abgefedert werden, dürfte der Umsatzrückgang dieses Geschäftsbereichs durch das Wachstum der Dienstleistungen von BKW.

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Abb. 6: Umsatzentwicklung und -verteilung
Umsatzverteilung nach Segmenten

Mit Ausnahme von Randgeschäften, welche in 2022 für einen Umsatzanteil von nur 0,22 % verantwortlich waren, ist BKW in drei übergeordneten Geschäftsbereichen tätig: Energie, Dienstleistungen und Netze. Dass die Strompreise in Europa zuletzt derart stark gestiegen sind, wirkte sich selbstverständlich auf die Umsatzverteilung des Schweizer Energiekonzerns aus: Der Anteil des Energie-Segments ist von 42,64 % in 2021 auf 57,30 % angestiegen. Entsprechend rückläufig war die Relevanz der anderen Geschäftsbereiche.

Klammert man das vergangene Geschäftsjahr aufgrund dieses Sondereffekts aus, ergibt sich ein anderes Bild. Denn während die Erlöse des Energie- und Netzgeschäfts seit mehreren Jahren stagnieren, generiert BKW mit einem umfassenden Dienstleistungsportfolio Wachstum. Zur Einordnung: Während das Segment in 2015 für nur 13,77 % der Einnahmen verantwortlich war, konnte bis 2021 ein Anstieg auf 42,51 % beobachtet werden. Auf die Einnahmen, welche BKW durch die Verteilung von Strom im Kanton Bern erzielt und die dem Segment „Netze“ zuzuordnen sind, entfiel zuletzt nur ein Anteil von 9,16 %.

Umsatzverteilung nach Regionen

In vorherigen Abschnitten der vorliegenden Fundamentalanalyse sind wir bereits auf die verschiedenen Länder eingegangen, in welchen BKW aktuell tätig ist sowie auf die Relevanz der Schweiz und Deutschland für das operative Geschäft des Unternehmens. Denn im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete der Energiekonzern in diesen zwei nationalen Einzelmärkten immerhin 83,18 % der gesamten Umsätze, da sich dort der überwiegende Anteil der Netze sowie Anlagen zur Erzeugung von Strom befindet.

Neben den Umsätzen, welche BKW in der Schweiz und Deutschland erwirtschaftet, werden die Einnahmen, die Frankreich und Italien zuzuordnen sind, separat ausgewiesen. In 2022 beliefen sich diese auf 6,44 % bzw. 3,56 %. Alle anderen Länder, in denen die BKW AG aktuell vertreten ist (Spanien, Kroatien, Österreich, Norwegen und Singapur), waren derweil für nur 6,81 % der Umsätze verantwortlich.

EBIT und Konzerngewinn

Wie bei den meisten anderen Unternehmen auch sind die Ergebnisse von der BKW AG im Vergleich zur Umsatzentwicklung von etwas stärkeren Schwankungen geprägt. Denn während der Schweizer Energiekonzern in den letzten fünf Geschäftsjahren die Einnahmen ununterbrochen erhöhen konnte, kam es in 2021 trotz eines vergleichsweise starken Umsatzanstiegs zu einem kurzzeitigen Rückgang des operativen Ergebnisses. Dieser ist mit einem überdurchschnittlichen Anstieg der Kosten für Energiebeschaffung und -transporte zu begründen. Im Geschäftsjahr 2022 ist es BKW jedoch gelungen, die höheren Erlöse in stark steigende Gewinne umzumünzen, sodass seit 2018 ein durchschnittliches Wachstum des EBITs um 25,66 % pro Jahr zu Buche steht. Der Konzerngewinn konnte gleichzeitig um 31,07 % pro Jahr erhöht werden, was mit einer niedrigen Ausgangsbasis aufgrund eines niedrigen Finanzergebnisses in 2018 zu erklären ist.

Für die kommenden drei Geschäftsjahre ist gemäß den Schätzungen der Analysten weiterhin mit einer schwankenden Gewinnentwicklung zu rechnen. Statt einer Stagnation auf dem aktuellen Niveau wie bei den Erlösen erwarten die Analysten, dass das operative Ergebnis von der BKW AG bis 2025 um 12,05 % pro Jahr schrumpfen wird, da die Sondereffekte aus dem Jahr 2022 nicht anhalten werden. Erst im Anschluss ist erneut mit steigenden Ergebnissen zu rechnen.

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Abb. 7: EBIT und Konzerngewinn

Margen

Durch die uneinheitliche Gewinnentwicklung ergibt sich bei der Betrachtung der historischen Margen von BKW ein uneinheitliches Bild: Zwischen 2018 und 2020 stagnierte die operative Gewinnspanne bei etwas mehr als 15,00 %. Nach einem vorübergehenden Einbruch in 2021 stieg die EBIT Marge im vergangenen Geschäftsjahr auf mehr als 20,00 % an. Dass diese Entwicklung jedoch auf Sondereffekten beruht und nicht nachhaltiger Natur ist, spiegelt sich in den Analystenschätzungen wider.

Diese Schätzungen sehen für 2023 einen Rückgang auf 14,17 % vor. Nach einem weiteren Einbruch auf 12,56 % in 2024 ist erst ab 2025 wieder mit steigenden Werten zu rechnen. Mit 14,22 % soll die operative Gewinnspanne dennoch unterhalb des langfristigen Durchschnittsniveaus liegen. Aufgrund von schwankenden Zinseinnahmen und -kosten sowie Steueraufwendungen lässt bei der Nettomarge eine weitaus höhere Volatilität beobachten.

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Abb. 8: EBIT Marge und Gewinnmarge

Gewinn- und Verlustrechnung

In der folgenden Abbildung ist die Gewinn- und Verlustrechnung von der BKW AG dargestellt. Diese dient als Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln zur Fundamentalanalyse.

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Abb. 9: Gewinn- und Verlustrechnung

Dividendenpolitik und Aktienrückkäufe

Kurz nach dem Börsengang an der SIX hat die BKW AG mit der Ausschüttung von Dividenden begonnen. Dass es sich beim Geschäftsmodell der Schweizer um ein stabiles und planbares handelt, spiegelt sich in der historischen Entwicklung der Gewinnbeteiligungen wider: Diese wurden seit elf Jahren nie gesenkt bzw. immer mindestens auf dem Vorjahresniveau gehalten. Seit nunmehr vier Jahren steht darüber hinaus ein kontinuierliches Wachstum von 1,80 CHF auf 2,80 CHF zu Buche, was einem Anstieg um 11,68 % pro Jahr entspricht.

Aufgrund des 125-jährigen Jubiläums schüttete BKW für das vergangene Geschäftsjahr zudem eine Sonderdividende von 1,25 CHF an die Anteilseigner aus. Lässt man diese Dividende unberücksichtigt, lässt sich zum aktuellen Aktienkurs eine Dividendenrendite (Dividende geteilt durch den Aktienkurs) von immerhin 2,24 % berechnen. Trotz des antizipierten Umsatz- und Gewinnrückgangs in 2023 erwarten die Analysten, dass die von BKW gezahlten Dividenden auch in den kommenden Jahren stetig wachsen werden. Für 2025 sehen die aktuellen Prognosen der Analysten einen Anstieg um 10,30 % pro Jahr auf 3,76 CHF vor, was die “persönliche Dividendenrendite” für Anleger spürbar erhöhen würde.

Was die Anzahl ausstehender Aktien betrifft, so lässt sich seit dem Börsengang von BKW eine Stagnation bei 52,80 Mio. Stück beobachten. Der Schweizer Konzern erwirbt zwar eigene Anteile, diese werden jedoch nicht eingezogen, sondern für die Vergütung von Mitarbeitern verwendet. Aktuell plant BKW anscheinend nicht, an diesem Vorgehen etwas zu ändern.

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Abb. 10: Entwicklung der Dividende und Anzahl ausstehender Aktien

Historische Kennzahlen

KUV

Zwischen 2018 und 2022 bewegten sich die Kurs-Umsatz-Verhältnisse von BKW nur in einem unwesentlichen Umfang. Im Durchschnitt wurde das Unternehmen mit den 1,58-fachen Erlösen bewertet. Während sich zum Zeitpunkt dieser Analyse ein KUV (Verhältnis zwischen Aktienkurs und Umsatz je Aktie) von 1,27 ergibt, ist aufgrund der schrumpfenden Einnahmen bis 2025 mit einem marginalen Anstieg des Multiples auf 1,33 zu rechnen.

KGV

Bei der Entwicklung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse von BKW kam es in den letzten fünf Jahren hingegen zu etwas stärkeren Schwankungen, da sich die Nettoergebnisse der Schweizer aufgrund der beschriebenen Faktoren uneinheitlich entwickelten. Im Mittel belief sich das KGV auf 15,55. Aktuell liegt das KGV (Verhältnis zwischen Aktienkurs und Gewinn je Aktie) aufgrund des nicht nachhaltigen Gewinnanstiegs zwar bei 8,07, bis 2025 ist allerdings mit einer Rückkehr auf das Niveau des Mittelwerts zu rechnen.

KOCV

In 2021 schrumpfte der operative Cashflow von BKW auf nur etwas mehr als 10,00 Mio. CHF. Infolgedessen stieg das KOCV auf 447,11 an. Lässt man diesen Wert unberücksichtigt, lässt sich für den von uns betrachteten Zeitraum ein Durchschnitt von 9,40 ermitteln. Auch bei der Betrachtung dieses Multiples ergibt sich mit 6,17 ein Wert, welcher deutlich unterhalb dieses Niveaus liegt. Für 2025 beläuft sich das KOCVe jedoch auf 12,65.

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Abb. 11: Entwicklung von KUV, KGV und KOCV

Einordnung nach Peter Lynch

Im Geschäftsjahr 2022 konnte BKW im Energiegeschäft einen ungewöhnlich hohen Umsatzsprung verbuchen, welcher einzig auf den starken Anstieg der Strompreise in Europa zurückzuführen ist. Durch diesen Sondereffekt steht für die fundamentalen Kennzahlen des Unternehmens innerhalb der letzten fünf Jahre ein deutlich zweistelliges Wachstum zu Buche. Während die Analysten im laufenden Geschäftsjahr einen moderaten Rückgang der Einnahmen erwarten, soll BKW im Anschluss auf den langfristigen Wachstumspfad, welcher Zuwächse im niedrigen einstelligen Bereich erwarten lässt, zurückkehren. Dementsprechend haben wir eine Einordnung als Slow Grower vorgenommen.

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Abb. 12: BKW ist ein Slow Grower.

Fundamentales Wir Lieben Aktien-Rating  

BKW erfüllt zum Zeitpunkt dieser Aktienanalyse 8 der 10 Kriterien, welche wir im Rahmen unseres fundamentalen Wir Lieben Aktien-Ratings an Slow Grower stellen. Vom historischen Wachstum der Umsätze und Gewinne über die Margen bis zur Bewertung und Verschuldung des Unternehmens gibt es anhand unserer Anforderungen rein gar nichts aus Sicht der Fundamentalanalyse zu bemängeln. Lediglich der prognostizierte Rückgang der fundamentalen Kennzahlen bis 2025, welcher mit der hohen Ausgangsbasis aus dem letzten Geschäftsjahr zu erklären ist, führt zum Verlust von zwei Punkten. 

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Abb. 13: BKW erzielt im fundamentalen Rating für Slow Grower 8 von 10 Punkte.

3. Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich 

Allgemeine Infos über die Branche

Einordnung nach dem GICS

Zur besseren Orientierung definieren wir zuerst die Branche, basierend auf der zentralen Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Wir beziehen uns hierbei auf den Global Industry Classification Standard (kurz GICS), der zunächst den Sektor definiert, welcher sich wiederum in Industriegruppe, Industrie und Subindustrie unterteilen lässt.

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Abb. 14: Branchendefinition nach dem GICS

Strommarkt

Entwicklung des weltweiten Nettostromverbrauchs

Aufgrund einer immer weiter vernetzten und digitalisierten Welt stieg der Stromverbrauch über die letzten zwei Jahrzehnte stetig an und erreichte 2022 zum wiederholten Male über 22.000 Terrawattstunden insgesamt. Auch in Europa und Nordamerika stiegen die Verbräuche über die Jahre an, in der regionalen Betrachtung fällt allerdings gerade Asien auf, wovon das Hauptwachstum ausging. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate betrug hier im Schnitt 6,21 % pro Jahr, während es bei uns in Europa lediglich 0,53 % seit 2000 waren.

Insbesondere der Sektor der Energieerzeugung nimmt im Hinblick auf den Klimaschutz eine Schlüsselrolle ein. BKW selbst sieht in diesem Bereich eine eindeutige Wachstumschance und möchte von diesem Megatrend profitieren. Als systemrelevantes Unternehmen wird auch der aus der Schweiz stammende Konzern von der Umstellung der Energieerzeugung direkte Auswirkungen zu spüren bekommen.

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Abb. 15: Entwicklung des weltweiten Stromverbrauchs
Pro Kopf Strombedarf in Europa

Im nächsten Schritt ist für uns mit Blick auf BKW der Stromverbrauch bzw. -bedarf pro Kopf durchaus interessant, weshalb wir die Daten für die europäischen Länder nun näher betrachten werden.

Mit weitem Abstand besitzt Island den höchsten Pro Kopf Stromverbrauch in Europa, was auf verschiedene Tatsachen zurückzuführen ist. Für etwa drei Viertel des Stromverbrauchs ist die Aluminiumindustrie verantwortlich, ebenso spielen die langen Winter eine wichtige Rolle. Die Schweiz belegt den neunten Platz und liegt im Pro Kopf Stromverbrauch sogar höher als Deutschland oder Portugal. Auch die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen und Finnland fallen mit hohen Stromverbräuchen pro Jahr auf.

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Abb. 16: Strombedarf in Europa
Entwicklung der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien

Auch bei BKW erforderte der Trend der erneuerbaren Energien mit der Zeit eine Neujustierung der strategischen Ausrichtung. Wie im Kapitel des Geschäftsmodells bereits dargelegt wurde, schaffte man es bereits, einen Großteil des eigenen Produktionsmix auf erneuerbare Energien umzustellen.

BKW wird ebenso künftig mit diesem Thema tagtäglich konfrontiert sein. Wie wichtig dieser Bereich innerhalb der letzten Jahre geworden ist, lässt sich anhand der Entwicklung  der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien feststellen. Über den Zeitraum von 2018 bis 2022 stiegen die Investitionsausgaben um 15,00 % pro Jahr an und verfehlten die 500,00 Mrd. USD im Jahr 2022 nur knapp. Prognosen gehen auch in der kommenden Zeit von weiterhin stark steigenden Investitionsausgaben in diesem Bereich aus.

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Abb. 17: Entwicklung der Investitionen in erneuerbare Energien

Analyse des Konkurrenzumfeldes von BKW

Führende Stromanbieter in der Schweiz nach Umsatz

Gemessen an der Umsatzstärke im Jahr 2022 war BKW der drittgrößte Stromanbieter in der Schweiz und lag lediglich hinter Axpo und Alpiq. Mit 5,20 Mrd. CHF an Gesamterlösen lag man allerdings weit hinter den genannten Konkurrenten.

Im Hinblick auf die Umsatzgenerierung ist für BKW das Service-Segment immer ausschlaggebender und erhöhte seine Anteile in den vergangenen Geschäftsjahren merklich.

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Abb. 18: Führende Stromanbieter in der Schweiz
Treibhausgasemissionen der größten Stromproduzenten der Schweiz

In der Branche ist, wie bereits mehrfach erwähnt, das Thema Nachhaltigkeit bereits jetzt ein sehr ausschlaggebendes. Aus diesem Grund lohnt es sich zu schauen, wer in dieser Hinsicht führend ist und pro Kilowattstunde am wenigsten Gramm CO2-Äquivalente ausstößt.

Nimmt man die entsprechenden Auswertungen aus 2020, gilt BKW zusammen mit Axpo als führender Stromproduzent. Beide genannten Unternehmen, die bereits bei der Betrachtung der Umsatzstärke genannt wurden, stießen insgesamt 99,00 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde in der Stromproduktion aus. Auffällig hoch war der Wert bei Repower, die auf einen Gesamtbetrag von knapp 200,00 Gramm kamen.

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Abb. 19: Treibhausgasemissionen der Stromproduzenten in der Schweiz
Beste Arbeitgeber in der Rohstoff-, Energie-, Ver- und Entsorgungsindustrie

Zufriedene und motivierte Mitarbeiter sind auch in der Industrie von BKW unerlässlich und tragen einen erheblichen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens bei. Aufgrund dieser gegebenen Umstände schauen wir nun auf die besten Arbeitgeber in der Rohstoff-, Energie, Ver- und Entsorgungsbranche in der Schweiz. In der Umfrage gab es entsprechend eine Skala von 0 (würde ich auf keinen Fall weiterempfehlen) bis 10 (würde ich auf jeden Fall empfehlen), die Rückschlüsse auf die Mitarbeiterzufriedenheit zulässt.

BKW erreichte im Jahr 2023 ein Ergebnis von 7,99 und war damit das führende Unternehmen. Somit gilt man laut dieser Auswertung als beliebtester Arbeitgeber der genannten Branchen, was viele Vorteile mit sich bringt.

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Abb. 20: Beste Arbeitgeber in der Rohstoff-, Energie-, Ver- und Entsorgungsindustrie in 2023

Überblick über die Konkurrenz 

Kennzahlen

In der folgenden Tabelle vergleichen wir die Konkurrenten (alle an der Börse gelistet und mit einer eher geringen Marktkapitalisierung) von BKW anhand der Kennzahlen und Schätzungen.

Unternehmen
BKW
EnBW
EVN
Elia
WKN/ISIN
A1JLZG/ CH0130293662
522000/ DE0005220008
878279/ AT0000741053
A0ERSV/ BE0003822393
Mitarbeiter
11.550
26.980
7.722
2.750
Marktkapitalisierung
6,61 Mrd. CHF
16,25 Mrd. EUR
4,28 Mrd. EUR
7,52 Mrd. EUR
Umsatz
5,19 Mrd. CHF
51,20 Mrd. EUR
3,50 Mrd. EUR
4,09 Mrd. EUR
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre)
19,00 % p. a.
28,38 % p. a.
14,35 % p. a.
18,68 % p. a.
Umsatzwachstum (nächsten 3 Jahre)
-0,63 % p. a.
-2,13 % p. a.
12,54 % p. a.
EBIT Marge
21,83 %
11,42 %
15,07 %
15,62 %
KUV
1,27
0,32
1,22
1,84
KGV
8,07
3,97
8,16
21,67
Dividendenrendite
2,24 %
1,83 %
2,17 %
1,87 %
Ausschüttungsquote
26,85 %
17,13 %
17,51 %
39,79 %
Eigenkapitalquote
44,13 %
17,70 %
60,95 %
26,62 %
Nettoverschuldung/EBITDA
0,72
1,32
1,57
4,58
Renditeerwartung für die nächsten drei Geschäftsjahre*
13,40 % p. a.
4,20 % p. a.
13,90 % p. a.

*Die Renditeerwartung entstammt der „Fairer Wert“-Funktion von Aktienfinder.net. Für die Ermittlung haben wir das durchschnittliche KGV der letzten fünf Jahre verwendet und in Kombination mit den erwarteten Gewinne (Schätzungen) bis zum Ende der nächsten drei Geschäftsjahre fortgeschrieben. 

Entwicklung des fairen Werts

Der faire Wert basierend auf dem bereinigten Gewinn entwickelte sich in der Vergangenheit, im Gegensatz zum Kurs der Aktie, sehr zyklisch. Erst nach einem weiteren Einbruch in 2024 wird ein Aufschwung erwartet. Die Aktie entwickelte sich hingegen sehr gleichmäßig und wechselte dadurch von einer Unterbewertung zu einer Überbewertung und notiert nun wieder auf einem verhältnismäßig günstigen Niveau.

BKW Aktie Analyse - Die beste Energieversorger Aktie?
Abb. 21: Entwicklung des fairen Werts auf Basis des bereinigten Gewinns

Performance seit 10 Jahren

Zwar haben sich alle Aktien aus dem Konkurrenzvergleich in den letzten zehn Jahren an der Börse positiv entwickelt und immer wieder höhere Kursziele erreicht, aber keine ansatzweise so gut und kontinuierlich wie die BKW-Aktie. Lange Zeit war EVN zudem die schwächste Aktie, fiel in den letzten Monaten aber durch eine relative Stärke gegenüber den anderen Werten auf. Insgesamt haben die Anleger der BKW-Aktie am besten abgeschnitten.

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Abb. 22: Performance von BKW und Konkurrenten inkl. reinvestierter Dividenden (in CHF)

Burggraben

Einleitung

In vorherigen Abschnitten dieser Analyse sind wir bereits darauf eingegangen, dass BKW in der Schweiz als systemrelevantes Unternehmen eingestuft wird. Als Betreiber von Übertragungsnetzen ist der Energiekonzern für die Versorgung von mehr als einer Million Verbraucher verantwortlich. Dieser Umstand spielt natürlich eine wichtige Rolle für den Burggraben des Unternehmens, wenngleich der entsprechende Geschäftsbereich nur für einen untergeordneten Umsatzanteil verantwortlich ist.

Doch auch in den anderen zwei Geschäftsbereichen kann BKW eine attraktive Positionierung vorweisen. Im Energiegeschäft ist das Unternehmen in mehreren europäischen Ländern tätig und kann auf vielfältige Möglichkeiten der Stromerzeugung zurückgreifen. Im wachstumsstärksten Segment, dem Dienstleistungsgeschäft, arbeitet BKW fortlaufend an einer Ausrichtung auf verschiedene Megatrends. Doch schon heute kann sich das Unternehmen insbesondere in Deutschland und der Schweiz einer hohen Nachfrage erfreuen.

Porters Five Forces

Nachstehend die Branchenstrukturanalyse nach Michael E. Porter. Diese dient der Einschätzung von externen Kräften, welche auf die Unternehmen einer Branche einwirken. Unsere Skala reicht hierbei von 0 bis 5. Je besser BKW aufgestellt ist, desto höher ist die Punktzahl, welche wir vergeben.  

Externe Kraft
Stärke
Begründung
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern
4/5
Als Betreiber von Übertragungsnetzen im Kanton Bern besitzt BKW praktisch keinerlei Konkurrenz. In den anderen beiden Geschäftsbereichen bestehen hingegen mehrere, ernstzunehmende Wettbewerber. Insbesondere im Bereich nachhaltiger Energien in Europa wollen viele Konzerne ihr Engagement ausbauen. Aufgrund der soliden Positionierung in mehreren nationalen Einzelmärkten vergeben wir dennoch 4 von 5 Punkte.
Bedrohung durch neue Wettbewerber
5/5
Für die Bedrohung durch neue Wettbewerber vergeben wir die volle Punktzahl. Während im Geschäftsbereich „Netze” der Eintritt eines neuen Wettbewerbers vollständig auszuschließen ist, halten wir dies auch für die anderen Segmente von BKW für unwahrscheinlich. Denn der Aufbau eines diversifizierten Energiegeschäfts mit einem internationalen Netzwerk sowie vielfältigen Möglichkeiten der Stromerzeugung ist äußerst kapitalintensiv. Im Dienstleistungsgeschäft kann BKW gleichzeitig mit einer hohen Reputation punkten.
Verhandlungsmacht der Lieferanten
3/5
Um das operative Geschäft mit Kernkraftwerken & Co. am Laufen zu halten, ist BKW von mehreren Lieferanten abhängig. Bspw. werden für die Errichtung und Wartung von Wasser-, Wind- und Kernkraftwerken eine Vielzahl an Rohmaterialien benötigt. Den Geschäftsberichten des Schweizer Unternehmens sind allerdings keine Abhängigkeiten von einzelnen Zulieferern zu entnehmen, sodass wir die Verhandlungspositionen als ausgeglichen bewerten.
Verhandlungsmacht der Kunden
4/5
Im Bereich seines Geschäfts mit der Übertragung von Strom unterliegt das Unternehmen hohen regulatorischen Anforderungen und kann die Preise nicht nach Belieben festlegen. Innerhalb des Energiesegments wird BKW hingegen maßgeblich von den aktuellen Preisen für Strom in Europa beeinflusst. Die Gruppe der Kunden bzw. Verbraucher ist jedoch sehr groß, sodass die Verhandlungsmacht des Einzelnen als gering zu bewerten ist. Positiv hervorzuheben ist auch, dass die Gewinnspannen im Dienstleistungsgeschäft von BKW langfristig unter leichten Schwankungen steigen, weshalb wir unterm Strich 4 von 5 Punkte als angemessen erachten.
Bedrohung durch Ersatzprodukte
5/5
Dass Ersatzprodukte in naher bis ferner Zukunft eine Bedrohung für BKW darstellen, halten wir für sehr unwahrscheinlich. Für die Erzeugung und Verteilung von Strom besteht nunmal keine Alternative. Zudem arbeitet BKW auch innerhalb des Dienstleistungssegments zunehmend an einer Ausrichtung auf gesellschaftliche Megatrends. Daher vergeben wir die volle Punktzahl.
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Abb. 23: In Porters Burggraben-Rating erzielt BKW 21 von 25 Punkte.

4. Chancen und Risiken bei BKW

Chancen

Energiewende (1)

Die erste Chance für BKW ist die Energiewende, die dem Konzern insbesondere in Anbetracht des schon jetzt vorzuweisenden Portfolios in die Karten spielt. „BKW ist bereit für eine ganzheitlich gedachte Energiewende.“, lautet es hierzu mehrmals im letzten Geschäftsbericht des Schweizer Konzerns. Schon früh baute man die eigenen Strukturen so um, um den neuen Anforderungen gerecht werden zu können und setzte sich bis 2040 das „Net Zero“-Ziel.

Als ein primär in Europa tätiger Konzern ist auch für BKW die Energiewende einer der einflussreichsten Markttrends im Hinblick auf das tägliche Geschäft. Die Stromproduktion so umzubauen, dass erneuerbare Energiequellen wie Wasser, Wind und Sonne für diese verantwortlich sind, ist gerade in der letzten Zeit immer populärer geworden und betrifft BKW direkt.

Das Schweizer Unternehmen kann bereits jetzt in dieser Hinsicht als Vorreiter betitelt werden, wenn man sich verschiedenste Statistiken und Daten hierzu anschaut. In unserer Branchenanalyse legten wir bereits offen, dass BKW (Stand 2020) die wenigsten CO2-Ausstöße pro Kilowattstunde vorweisen konnte und baut seitdem das Portfolio weiter aus.

Die Schweiz (als umsatzstärkstes Land für BKW) hat sich das Ziel gesetzt bis 2050 klimaneutral zu sein und möchte dieses insbesondere mit einer entsprechenden Energiestrategie erreichen. Klar ist, dass hierbei Energie- und Infrastrukturunternehmen wie BKW eine zentrale Rolle einnehmen und bspw. durch entsprechende Hilfen zusätzlich beflügelt werden.  Ein hinzukommender Faktor ist z. B. die weitaus höhere Komplexität eines neuen Energiesystems, im Vergleich zum Alten, das auf fossilen Quellen beruht. Chancen sehen wir in dieser Hinsicht insbesondere im Service-Segment von BKW, das bereits in der vergangenen Zeit überproportional stark anstieg und immer wichtiger wird. So kann BKW im neuen Energiesystem an weitaus mehr Stellen zum Einsatz kommen als es noch im alten Energiesystem der Fall war. Auf das Dienstleistungssegment wollen wir gleich aber noch intensiver eingehen.

Abschließend denken wir, dass BKW auf unterschiedlichste Art und Weise von der Energiewende profitieren kann. Als systemrelevantes Energie- und Infrastrukturunternehmen nimmt man eine Schlüsselrolle ein und konnte bereits in der vergangenen Zeit das Portfolio entsprechend umstellen. Profitieren kann die Schweizer Aktiengesellschaft bspw. durch staatliche Förderungen zum Ausbau des Netzes sowie der Möglichkeit, gerade auf lange Sicht, mithilfe des Service-Segments zu profitieren.

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Abb. 24: Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Stromerzeugung in der Schweiz

Wachstum durch das Dienstleistungssegment und Digitalisierung (2)

Neben der Energiewende als explizit hervorzuhebender Punkt, sehen wir ebenso ein starkes Wachstumspotenzial durch das Dienstleistungssegment sowie die Digitalisierung gegeben. Beide Punkte werden von BKW mit als zentrale Aspekte im Hinblick auf das Einläuten der nächsten Wachstumsphase aufgelistet und könnten in den nächsten Jahren den Erfolg von BKW vermehrt unterstützen.

Das von BKW als „Drei-Säulen-Modell“ beschriebene Erfolgsrezept stützt den Wachstumskurs des Unternehmens auch in den kommenden Jahren. Hierbei ist gerade die vorliegende Mischung aus Stabilität und Wachstumschancen zu nennen. Steigerungsmöglichkeiten sieht man im Hinblick auf das Energie- und Dienstleistungsgeschäft, während zugleich die Netze weiterhin für stabile Erträge sorgen sollen.

Im Bereich der Dienstleistungen erwirtschaftet BKW bisher insbesondere mit Planungs- und Beratungsdienstleistungen diverse Umsätze. Der Konzern schaffte es, über die vergangenen Jahre eine gute Marktgröße und -stellung zu erreichen, wodurch man nun dazu überging den Fokus u. a. auf die Profitabilität zu legen.

In Zukunft wird u. a. die Nachfrage nach effizienten Gebäudetechnologien und automatischen Steuerungen steigen, wovon BKW mit dem bestehenden Produktangebot profitieren kann und möchte. Mithilfe von neuesten Technologien kann man in Gebäuden den Energiebedarf merklich senken und ressourcensparender arbeiten, was mitunter einer der wichtigsten Wachstumskatalysatoren in diesem Bereich darstellt.

Bevor dieses Wachstumspotenzial allerdings so richtig genutzt werden kann, sind einige Herausforderungen dieses Bereichs zu meistern, die bspw. vom CEO in mehreren Interviews klargestellt wurden. Gerade hohe Materialkosten und schwierige Bedingungen bei den Lieferketten sorgen dafür, dass das so starke Wachstum dieses Bereichs sich bisher nicht wirklich auf dessen Profitabilität auswirkt.

BKW hat im Dienstleistungssegment eine sehr gut gefüllte Pipeline mit Projekten, darunter auch der Ausbau der elektrischen Infrastruktur in Deutschland. Die ergriffenen Maßnahmen des Unternehmens sollen in den kommenden zwei Jahren greifen und das Wachstum auch in Profitabilität ummünzen können. Auch nach Akquisitionen hält der Konzern hier weiter Ausschau und stellte bereits in der Vergangenheit mit Unternehmensübernahmen unter Beweis, dass diese positiven Einfluss auf die weitere Entwicklung der Ergebnisse haben können.

Zusammenfassend stellt die Digitalisierung zusammen mit dem Dienstleistungssegment eine weitere, sehr bedeutende Wachstumsmöglichkeit für BKW dar. Die bisher nicht in der Form erwünschte Profitabilität soll in den kommenden Jahren folgen und die entsprechenden Maßnahmen wirken. Mithilfe einer aussichtsreichen Auftragslage wird BKW in der Lage sein, auch in der kommenden Zeit die Umsätze hier zu steigern und möglicherweise dieses Segment noch wichtiger werden zu lassen.

Risiken

Fachkräftemangel und Preisrisiken (1)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: mittel

Das erste Risiko für BKW sind zwei Aspekte, die großen Einfluss auf das operative Geschäft des Schweizer Unternehmens haben. Zu nennen ist hier zum einen der Fachkräftemangel, der, aus unserer Sicht, insbesondere drei Berufe betrifft, die wir noch näher ausführen werden. Zugleich ist der Konzern mit Preisrisiken am Energiemarkt konfrontiert, die sich zwar wie in jüngster Vergangenheit positiv auf die Ertragslage auswirken, aber durchaus auch negative Einflüsse nehmen können.

Wie sehr sich Preisentwicklungen am Energiemarkt auf das Ergebnis von BKW auswirken können, sah man in jüngster Vergangenheit. Durch die am Markt stark gestiegenen Energiepreise verdiente das Schweizer Unternehmen insbesondere im entsprechenden Geschäftssegment sehr gut. Allerdings kann sich dieser Aspekt auch schnell in die entgegengesetzte Richtung entwickeln und BKW erleidet durch Schwankungen am Energiemarkt wesentlich schwächere Ergebnisse.

Durch Festpreisverträge mit Abnehmern kann BKW diesen Risikoaspekt minimieren und entgegenwirken. Im Zusammenhang mit einem Energiekonzern war es uns an der Stelle aber sehr wichtig, diesen Aspekt mit aufzunehmen, um ein möglichst ganzheitliches Bild bieten zu können.

Ebenso sehr ausschlaggebend ist der Fachkräftemangel, der für die gesamte Branche eine Herausforderung darstellt. Auch bzw. gerade das Dienstleistungsgeschäft kann hierdurch in Mitleidenschaft gezogen werden, bspw. wenn die Aufträge aufgrund fehlender Fachkräfte nicht wie gewünscht abgearbeitet werden können. BKW bemüht sich insbesondere darum, selbst ausgebildete Fachkräfte zu halten und dadurch dieses Risiko zu minimieren. Hier eine kurze Übersicht über die drei am stärksten betroffenen Berufe plus eine Angabe der eigenen Azubis aus 2022 von BKW:

  • Netzelektriker (45 Auszubildende)
  • Elektroinstallateur (200 Auszubildende)
  • Informatiker (43 Auszubildende)

Für BKW ist es sehr wichtig, auch zukünftig Fachkräfte gewinnen zu können, um u. a. die Auftragslage im Bereich der Dienstleistungen erfüllen zu können.

Zusammenfassend sind beide Risikoaspekte ausschlaggebend für BKW. Preisentwicklungen und -schwankungen können insbesondere die Ergebnisse beeinflussen, so aber auch der Fachkräftemangel. Gibt es hier nicht genügend Fachkräfte, fallen möglicherweise Aufträge weg oder dauern sehr lange, was ebenso die Erlöse beeinflusst. Wir ordnen die Eintrittswahrscheinlichkeit sowie die Auswirkungen auf mittel ein.

Naturereignisse und Cyberrisiken (2)

Eintrittswahrscheinlichkeit: niedrig-mittel
Auswirkungen: mittel

Das zweite Risiko ist bei BKW im Zusammenhang mit Naturereignissen und der Cybersicherheit gegeben. Aufgrund der Tatsache, dass beide Aspekte zwar jetzt schon Einfluss nehmen, wohl aber erst in Zukunft ihren Haupteinfluss bekommen werden, führen wir diese in einem Risiko zusammen auf.

Cyberattacken auf Systeme oder Anlagen zählen bei BKW zu den externen Risikofaktoren. Als ein systemrelevantes Unternehmen zählt der aus der Schweiz kommende Konzern zu einer beliebten und stärker gefährdeten Gruppe für Cyberattacken, die im schlimmsten Fall zu einem Ausfall der eigenen Systeme oder Anlagen führen können. Nicht nur der finanzielle Schaden wäre hierbei wohl immens, sondern ebenso stark gewichten kann man die Reputationsschäden bei den Kunden.

Um sich gegen mögliche Schadensfälle absichern zu können, verfügt BKW über eine Cyber-Security-Versicherung mit einer Deckung von rund 20,00 Mio. CHF. Auch typische Maßnahmen wie kontinuierliche Sicherheitstests werden ständig durchgeführt, um die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Angriffs möglichst niedrig zu halten.

Auch auf Auswirkungen durch Naturereignisse kann man sich in Zukunft einstellen. BKW führt in diesem Zusammenhang bspw. die langfristige Gletscherschmelze an, die den Wasserstand in Stauseen beeinflusst. Zwar kann kurzfristig mehr Strom produziert werden, langfristig ist allerdings auch eine geringere Stromproduktion hierdurch möglich. Schäden von Turbinen, des Verteilernetzes, usw. zählen hier ebenso mit rein und können verschiedene Bereiche betreffen. Am offensichtlichsten und direktesten kann hierbei die Stromproduktion angesprochen werden, die durch solche Naturereignisse negativ beeinflusst werden könnte, was folglich auch die Ergebnisse des Unternehmens negativ beeinflusst.

Die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Risikos ordnen wir aktuell auf niedrig-mittel ein. Als ein Unternehmen, das zwar von der Energiewende profitieren kann, sind auch Schäden durch den Wandel des Klimas eine mögliche Folge für BKW. Gerade in Zukunft erwarten wir, dass dieses Risiko noch präsenter wird, wodurch auch der Aspekt der Eintrittswahrscheinlichkeit beeinflusst wird. Die Auswirkungen sehen wir zugleich bei mittel. Je nach Eintrittsart kann diese Bewertungsmetrik allerdings auch höher oder geringer ausfallen.

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Abb. 25: Risikomatrix

5. Unsere Bewertung

Eigenkapitalkosten

Beginnen wir bei der Bewertung des Wertpapiers wie immer bei der Ermittlung der kalkulierten Eigenkapitalkosten:

Unsere Werte für BKW sind hier wie folgt:

Risikoloser Basiszins: 0,81 %

Risikoprämie: 2,29 %

Marktrendite: 7,00 %

Beta: 0,37

Diese ergeben insgesamt Eigenkapitalkosten von 3,10 %.

Der stabile Charakter des Geschäftsmodells von BKW spiegelt sich in einem sehr niedrigen Beta-Faktor in Relation zum ACWI wider. Darüber hinaus beläuft sich die Verzinsung von zehnjährigen Staatsanleihen in der Schweiz auf nur 0,87 %. Dementsprechend ergeben sich sehr niedrige Eigenkapitalkosten von 3,14 % für das Wertpapier. Genau wie in unserer Analyse zu Unicharm ergibt sich dadurch das „Problem“ von unfassbar hohen fairen Werten in Relation zur aktuellen Marktkapitalisierung. Aus diesem Grund fokussieren wir uns in den folgenden Abschnitten auf die zu erwartende Rendite und erstellen kein DCF-Modell.

Bilanzanalyse

Die gesamte, von BKW ausgewiesene, Bilanzsumme beträgt für das Geschäftsjahr 2022 etwa 12,08 Mrd. CHF und hat sich damit um ca. 1,64 % verlängert. In der folgenden Tabelle wollen wir detaillierter auf die Struktur der Bilanz eingehen.

Kategorie
Begründung
Entwicklung des Umlaufvermögens
In 2022 ist das Umlaufvermögen von BKW von 3,89 Mrd. CHF auf 4,35 Mrd. CHF angewachsen, was mit einem Anstieg der flüssigen Mittel sowie dem Wert von Energiederivaten zu begründen ist, welche das Schweizer Unternehmen zum Schutz vor schwankenden Energiepreisen hält.
Entwicklung des Anlagevermögens
Das Anlagevermögen ist derweil marginal um 3,32 % auf 7,73 Mrd. CHF geschrumpft. Diese Entwicklung ist in erster Linie mit Abschreibungen auf Sachanlagen sowie immaterielle Vermögenswerte zu begründen, welche durch das Wachstum anderer Posten nicht kompensiert werden konnten.
Eigen- bzw. Fremdkapitalquote und Verhältnis der Schulden
Mit wenigen Ausnahmen ist das Eigenkapital von BKW in den vergangenen Geschäftsjahren recht stetig angestiegen, was in erster Linie mit einem Wachstum der Gewinnreserven zu begründen ist. Positiv auf die Entwicklung des Eigenkapitals wirkte sich ebenfalls aus, dass BKW keine eigenen Aktien einzieht.
Schulden im Verhältnis zu kurzfristigen Zahlungsmitteln und kurzfristigen Investitionen
Setzt man die Verbindlichkeiten von BKW in Relation zum Bestand an flüssigen Mitteln, so ergibt sich ein Verhältnis von 8,43. Gleichzeitig lag der Geldfluss aus der Investitionstätigkeit bei nur 225,30 Mio. CHF, sodass sich im Vergleich zu den Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten ein Wert von 0,24 ergibt.
Schulden im Verhältnis zum EBIT des letzten Geschäftsjahres
Zum 31. Dezember 2022 belief sich das gesamte Fremdkapital von BKW auf 7,85 Mrd. CHF. Setzt man diesen Wert in Relation zum operativen Ergebnis, ergibt sich ein Faktor von 7,55. In den kommenden Geschäftsjahren wird sich dieser aufgrund des antizipierten Gewinnrückgangs voraussichtlich erhöhen.
Fazit
Die Bilanz von BKW ist derzeit als gesund zu bewerten. Der Bestand an Goodwill des Schweizer Konzerns hält sich in Grenzen und die Nettoverschuldung beläuft sich lediglich auf das 0,72-fache des EBITDAs. Obwohl in den kommenden Jahren ein vorübergehender Rückgang der Profitabilität von BKW zu erwarten ist, befindet sich die Verschuldung somit absolut im Rahmen. Anorganische Zuwächse durch Übernahmen sollten dementsprechend weiterhin möglich sein.
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Abb. 26: Bilanz

Bewertungsszenarien und -modelle   

Optimistisches Szenario

In 2021 und 2022 sind die Erlöse von BKW um 15,13 % bzw. 49,84 % angestiegen, was in erster Linie mit dem ungewöhnlich starken Wachstum der Strompreise in Europa zu begründen ist. Die Analysten erwarten derzeit, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren nicht wiederholen wird. Eher ist von einer Normalisierung auszugehen. Dementsprechend sollen die Umsätze des Schweizer Energiekonzerns bis 2025 um 0,63 % pro Jahr auf 4,97 Mrd. CHF schrumpfen. Im Anschluss halten wir es im Rahmen unseres optimistischen Szenarios für wahrscheinlich, dass BKW auf den langfristigen Wachstumspfad zurückkehren wird. Dieser lässt durch das Wachstum des Dienstleistungssegments durchschnittliche Steigerungen im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich erwarten, sodass wir für 2032 auf Einnahmen von 6,35 Mrd. CHF kommen.

Was die Gewinnspannen von BKW betrifft, so zeigen sich die Analysten für die kommenden Geschäftsjahre tendenziell pessimistisch. Mit Werten zwischen 12,56 % und 14,22 % soll die operative Gewinnspanne des Schweizer Unternehmens leicht unterhalb des durchschnittlichen Niveaus der Vergangenheit liegen. Für unser optimistisches Szenario nehmen wir an, dass es BKW ab 2026 unter geringfügigen Schwankungen gelingen wird, die Margen erneut in Richtung der alten Bestwerte zu steigern.

Im Rahmen der Dividendenpolitik gibt BKW einen Zielkorridor bezüglich der Ausschüttungsquote von 40,00 % bis 50,00 % an. Für unser optimistisches Szenario orientierten wir uns am oberen Ende dieser Spanne. Darüber hinaus erwarten wir keine Veränderung der Anzahl ausstehender Aktien. Mit einem KGVe von 19,00 im Jahr 2032 ermitteln wir mit diesen Annahmen zum aktuellen Kurs eine Renditeerwartung von 11,06 % pro Jahr.

Pessimistisches Szenario 

Für die kommenden drei Geschäftsjahre kalkulieren wir auch in unserem pessimistischen Szenario mit den aktuell vorliegenden Analystenschätzungen. Im Anschluss rechnen wir jedoch mit deutlich niedrigeren Wachstumsraten. So ergeben sich in diesem Modell für das Jahr 2032 Umsätze von nur 5,99 Mrd. CHF. Auch bei den Margen von BKW kalkulieren wir mit etwas konservativeren Werten. Anstelle einer Rückkehr zu alten Bestwerten erwarten wir eine Stagnation bzw. einen leichten Rückgang auf bis zu 13,25 % in 2032.

Die durchschnittliche Ausschüttungsquote zwischen 2023 und 2032 senken wir von 50,00 % auf 40,00 %, was der unteren Spanne der Dividendenpolitik von BKW entspricht. Eine Veränderung der Aktienanzahl halten wir jedoch auch im Rahmen unseres pessimistischen Szenarios für unwahrscheinlich. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis in 2032 setzen wir auf 14,00, sodass sich eine erwartete Rendite von 4,36 % pro Jahr für das Wertpapier ergibt.

Unsere Einschätzung  

BKW kann zum Zeitpunkt dieser Aktienanalyse mit einer stabilen Entwicklung der fundamentalen Kennzahlen sowie einer sauberen Bilanz punkten. Wenngleich für 2023 ein vorübergehender Rückgang der fundamentalen Kennzahlen zu erwarten ist, zeigt sich die Unternehmensführung zuversichtlich, langfristig weiterhin steigende Umsätze und Gewinne verzeichnen zu können. Als potenzieller Treiber dieser Entwicklung ist das Dienstleistungssegment von BKW hervorzuheben, welches sich mit verschiedenen Markttrends wie bspw. einer nachhaltigen Gebäudeplanung befasst. Doch auch im Bereich erneuerbarer Energien will sich der Schweizer Konzern verstärkt etablieren.

Obwohl wir aufgrund der niedrigen Eigenkapitalkosten keine fairen Werte für BKW angeben, scheint die Bewertung der Aktie durch die jüngste Korrektur auf einem attraktiven Niveau angekommen zu sein. Während anhand unseres optimistischen Szenarios zweistellige Wertsteigerungen pro Jahr zu erwarten sind, steht selbst in unserem pessimistischen Szenario eine Renditeerwartung von immerhin 4,39 % zu Buche. Wir halten das optimistische Szenario derzeit für wahrscheinlicher und setzen die erwartete Rendite auf 9,00 % bis 9,50 % pro Jahr. Vor diesem Hintergrund stellen wir die Investmentampel auf Grün, sodass sich für interessierte Anleger bei einem geeigneten technischen Signal ein Einstieg anbietet. Nähere Informationen zu den technischen Kurszielen, welche bei der Anlageentscheidung ebenfalls berücksichtigt werden sollten, gibt es im weiteren Verlauf der Aktienanalyse.

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Abb. 27: Bewertungsszenarien

6. Technische Analyse

Charttechnische Trendeinordnung 

Übersicht

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Abb. 28: Trendeinordnung

Langfristig

Langfristig befindet sich BKW in einem intakten Aufwärtstrend, welcher seit knapp zehn Jahren in einer engen Trendstruktur läuft. Die aktuelle Abwärtsphase gefährdet den Trend dabei bislang in keiner Weise – auch wenn der Monat Februar mit einem großen Verlust beendet wurde, was im Verhältnis zur Vergangenheit eher ungewöhnlich für das Wertpapier ist.

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Abb. 29: Langfristiger Trend im Monats-Chart

Mittelfristig

Auf der mittelfristigen Zeitebene (Wochen-Chart) befindet sich die Aktie in einem Abwärtstrend, dessen letzte Abwärtstrendbewegung schon fast seit dem Allzeithoch aktiv ist. Dementsprechend liegt das letzte Hoch des mittelfristigen Wochen-Trends bei 160,70 CHF.

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Abb. 30: Mittelfristiger Trend im Wochen-Chart

Kurzfristig

In der kurzfristigen Perspektive (Tages-Chart) liegt bei BKW ebenfalls ein Abwärtstrend vor, welcher eine hohe Dynamik vorweist und in der letzen Woche noch einmal leicht beschleunigt wurde (im Verhältnis zu den vorherigen Wochen). Bislang lässt der Druck der Verkäufer also nicht nach.

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Abb. 31: Kurzfristiger Trend im Tages-Chart

Aussicht

Die aktuelle Korrektur bei der BKW-Aktie ist bereits äußerst ausgeprägt, aber wie die Analyse der Marktsymmetrie im Folgenden ergeben wird, noch durchaus angemessen. Dies trifft auch zu, obwohl die Aktie voraussichtlich den langfristigen Trendkanal, der bereits seit neun Jahren aktiv ist, brechen wird (zumindest kurzfristig).

Die wichtigste Unterstützungszone befindet sich nun im Bereich von rund 120,50 CHF bis 126,50 CHF. Auf diesem Niveau sollte sich der Kurs der Aktie stabilisieren, einen Boden ausbilden und im Anschluss wieder einen neuen kurzfristigen Aufwärtstrend etablieren. Dieses Szenario ist als wahrscheinlich einzustufen. Gelingt eine Stabilisierung nicht, liegt ungefähr 10,00 CHF tiefer eine weitere sehr starke Unterstützung, die also das nächste Kursziel für den Kurs zur Unterseite darstellt. Spätestens hier sollte dann eine Stabilisierung erfolgen, damit der langfristige Trend nicht gebrochen wird. Jedoch würde ein Test dieser Zone der übergeordneten Trenddynamik (sichtbar im Monats Chart) schaden.

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Abb. 32: Die BKW-Aktie befindet sich jetzt in der wichtigsten Unterstützungszone.

Technisches Wir Lieben Aktien-Rating

Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt BKW zum aktuellen Kurs 9 von 10 Punkte. Der fehlende Punkt ist auf zwei prägnante Volumenakkumulationen über dem aktuellen Niveau zurückzuführen, welche als Widerstandszonen dienen. Sie sind somit auch die ersten Kursziele zur Oberseite (im mittelfristigen Wochen Chart).

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Abb. 33: Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt BKW 9 von 10 Punkte.

Marktsymmetrie

Die aktuelle Abwärtsphase ist mit einem Ausmaß von rund 27,00 % als längste seit Beginn des langfristigen Aufwärtstrends einzuordnen. Das Ausmaß ist als angemessen einzuordnen und eine deutliche Ausweitung der Korrektur wäre ungewöhnlich. Ein Test und eine Umkehr in der bereits erwähnten grünen Zone (siehe Abbildung 32) ist deshalb auch aus Sicht der Marktsymmetrie wahrscheinlich.

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Abb. 34: Rallye- und Korrekturlängen
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Abb. 35: Trendbasiertes Chance-Risiko-Verhältnis

Die Rainbow-EMAs ermöglichen eine Einordnung der Korrekturlänge, bereinigt um die Trendgeschwindigkeit der Aktie. Diese Ansicht bestätigt die bisherige Einordnung einer baldigen Umkehr, denn bislang drehte die BKW-Aktie immer spätestens auf dem Niveau der grünen EMAs, welche somit das Kursziel einer Korrektur darstellt. In diesem Kursbereich befindet sich die Aktie auch aktuell.

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Abb. 36: Korrekturen im Verhältnis zur Trendgeschwindigkeit, dargestellt mit Rainbow-EMAs.

Systematisches Risiko 

Auf Basis der letzten 200 Wochen weisen speziell BKW und EnBW eine geringe Korrelation mit dem Gesamtmarkt (ACWI) und einen niedrigen Beta-Faktor auf. Diese Werte sind typisch für die eher risikoarme Versorger-Branche. Das systematische Risiko von Elia liegt zwar etwas höher, aber ebenso deutlich unter dem Wert des Gesamtmarktes. Verhältnismäßig auffällig ist der Beta-Faktor von EVN, welcher nahezu 1,00 entspricht (Wert für den ACWI).

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Abb. 37: Systematisches Risiko und Korrelation von BKW zum ACWI

7. Fazit 

Allgemein

Als Betreiber von Übertragungsnetzen im Kanton Bern ist BKW für viele Privatpersonen und Unternehmen in der Schweiz ein wichtiger Begleiter des Alltags. Doch auch im Energie- und Dienstleistungsgeschäft ist der Konzern international etabliert und kann auf diversifizierte Einnahmequellen zurückgreifen. Langfristig entwickeln sich die Umsätze und Gewinne mit Wachstumsraten im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Vor diesem Hintergrund stellen die letzten zwei Geschäftsjahre eine Ausnahme dar. Nach einer Normalisierung in 2023 ist allerdings davon auszugehen, dass BKW den vorherigen Wachstumspfad wieder aufnehmen wird.

Die Investmentampel steht unseren Erwartungen entsprechend auf Grün und die Renditeerwartung liegt bei 9,00 % bis 9,50 % pro Jahr. Aus Sicht der Fundamentalanalyse gibt es bei BKW nur wenig zu bemängeln und vor dem Hintergrund eines zweistelligen Wachstums der Gewinnausschüttungen scheint sich die Aktie als stabiler Anker für ein Dividendendepot gut zu eignen. Dies ist gerade für die Anlageentscheidung von Investoren relevant, die eine Dividendenstrategie verfolgen.

Langfristig kann die BKW-Aktie einen sehr gleichmäßigen und dynamischen Aufwärtstrend vorweisen. Die aktuelle Korrektur hat ein angemessenes Ausmaß erreicht und eine Umkehr in der Unterstützungszone bei rund 120,50 CHF bis 126,50 CHF ist wahrscheinlich. Bislang fehlt dafür jedoch eine nachhaltige Stabilisierung und Umkehr auf dem genannten Niveau. Gelingt diese, ist als nächstes Kursziel bzw. Prognose die Fortsetzung des langfristigen Trends im Monats Chart wahrscheinlich.

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Abb. 38: Fazit unserer Analyse

Meinungen der Team-Mitglieder 

Jan

BKW gehört für mich zu den Top-Picks aus der Branche der Versorger, welche ich als Investor in meinem Depot noch immer nicht abgedeckt habe. Zwar stört mich das eher geringe und nicht besonders kontinuierliche Wachstum sowie die Abhängigkeit und Regulierungen von staatlicher Seite, aber bspw. letztere dienen andererseits auch als Vorteil in Bezug auf den Burggraben. Zudem berücksichtige ich bei meiner Anlageentscheidung natürlich auch, dass diese Aspekte normal für die Branche sind. Attraktiv ist die Aktie für mich zudem auch deshalb, da im Gegensatz zu anderen Versorgern auch einige Dienstleistungen für “Extra-Wachstum” sorgen. Auf dem aktuellen Niveau ist die BKW-Aktie für mich attraktiv bewertet und bei einer technischen Umkehr werde ich sie in mein Depot aufnehmen.

Adrian  

Für mich ist BKW eines der Top-Unternehmen aus der Energieversorger-Branche und dazu auch noch nicht in den Vereinigten Staaten ansässig. Vor allem für das doch relativ konservative Geschäftsmodell ist der schnelle Aufwärtstrend in Relation sehr attraktiv. Die Aktie steht für mich ganz oben auf der Watchlist für das Dividendendepot. Bei einer Bodenbildung in der aktuellen Zone würde ich die erste Tranche platzieren. 

Autoren dieser Analyse  

Adrian Rogl
Adrian Rogl

Risiko entsteht dann, wenn Investoren nicht wissen, was sie tun.

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Transparenzhinweis und Haftungsausschluss:

Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung durch “Wir Lieben Aktien”, oder durch einen für “Wir Lieben Aktien” tätigen Autor statt. Dieser Beitrag soll eine journalistische Publikation darstellen und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Börsengeschäfte sind mit erheblichen Risiken verbunden. Wer an den Finanz- und Rohstoffmärkten handelt, muss sich zunächst selbstständig mit den Risiken vertraut machen. Der Kunde handelt immer auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. “Wir Lieben Aktien” und die für uns tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Es kann zu Interessenkonflikten kommen, durch Käufe und einen darauffolgenden Profit durch eine positive Kursentwicklung von in Artikeln erwähnten Aktien. 

Mehr Infos unter: https://wir-lieben-aktien.de/haftungsausschluss/