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Porsche IPO: Alles über den Porsche Börsengang

Veröffentlicht am 24.09.2022 | Lesedauer: 10 Minuten

Von Christian Lämmle

Porsche IPO: Alles über den Porsche Börsengang

 Sollte man die Porsche Aktie zeichnen oder nicht? 

Am 29.09.2022 ist es wohl so weit: Der Porsche-Börsengang 2022 steht an. Dieses Mal sogar nicht nur eine Holding, sondern wirklich der richtige Automobilbauer in der Form der Porsche-Aktie. Jeder kann, zumindest etwas überspitzt gesagt, Teil eines 911 Porsche werden. Der Traum aller Privatanleger. Von den Erfolgen der eventuell besten Automobilmarke Deutschlands zu profitieren. Der Erfolg scheint grenzenlos oder gibt es etwa doch Probleme, die bewusst derzeit außer Acht gelassen werden? Nachfolgend meine Meinung zum Porsche IPO und warum ich wohl eher skeptisch bin.

Zu diesem Blog gibt es auch einen Podcast. Diesen findest du wie immer bei Spotify und Apple Podcasts.

Konzernstruktur

Allgemeine Informationen

Beginnen wir direkt mit einer hochkomplexen Struktur, dem Konzernkonstrukt.

Die Aktien der Porsche AG sind aufgeteilt in Vorzugsaktien (Vz. Aktien) und Stammaktien (St. Aktien). Nur die Stammaktien haben ein Stimmrecht und sind daher für Eigentümer, die den Konzern lenken wollen, deutlich wertvoller. Vorzugsaktien sind für eine höhere Dividende ohne Stimmrecht bekannt und für den normalen Privatanleger auch attraktiver (da dieser wohl ohnehin kein wirkliches Mitbestimmungsrecht hat).

Die Aufteilung von Vorzugsaktien und Stammaktien erfolgt jeweils zu 50 %.

Einfluss vom Volkswagen Konzern

Von den „wichtigen“ Stammaktien hält der Volkswagenkonzern weiterhin 75 % (abzüglich einer Aktie, also ganz korrekt halten sie nur ca. 74,9999 % der Stammaktien) und ist damit Mehrheitseigentümer.

Rolle der Porsche SE

Die restlichen 25 % (plus eine Aktie) der Anteile wird die Porsche SE, welche bisher bereits an der Börse als Holdinggesellschaft gelistet ist, besitzen. Hinter der Porsche SE verbirgt sich die Familie Piëch, welche sich so ein direktes und für sie wohl sehr wichtiges Kontrollrecht an der neuen Porsche AG sichert. Durch die 25 % (plus eine Aktie) hat die Porsche SE eine sogenannte Sperrminorität. Das bedeutet, die Porsche AG ist ohne die Porsche SE in gewissen Punkten handlungsunfähig. Blockiert werden könnten bspw. Satzungsänderungen, Kapitalherabsetzungen, Auflösungen der Gesellschaft oder Fusionsbeschlüsse.

Ablauf des Börsengangs und der Wert von Porsche

Die Porsche SE wird die Anteile unmittelbar vom Volkswagenkonzern abkaufen. Der Preis für diesen Erwerb liegt wohl bei zwischen 9,36 Mrd. EUR und 10,10 Mrd. EUR.

Die Vorzugsaktien hält auch der Volkswagenkonzern zu 75 %. Die restlichen 25 % werden an die Börse abgegeben. Der Erlös aus diesen 25 % wird auf ca. 8,71 Mrd. EUR bzw. 9,39 Mrd. EUR geschätzt.

Der Wert des IPOs läge dann bei ca. 70 Mrd. Im Hoch bei ca. 75 Mrd. EUR.

Insgesamt kann ich mir als Steuerrechtler nur die Haare raufen, wenn ich solche komplexen Konstrukte sehe. Ich sehe überall Verrechnungspreisproblematiken oder sonstige Red Flags.

Mein Problem mit dem Porsche Börsengang

Börsenumfeld

Das derzeitige Börsenumfeld ist wie wir alle wissen sehr rau. Dennoch wollen die Beteiligten den Börsengang wohl wirklich durchführen. Volkswagen möchte das Geld wohl zum einen in eine üppige Dividende investieren, damit die Porsche SE den tatsächlichen Preis auch stemmen kann. (Steuerlich ein extrem schlauer Schachzug, um das mal erwähnt zu haben.)

Für mich besteht aber weiterhin die Frage, ob das jetzt ein starkes Zeichen ist, oder ob das eher ein Zwang der Familie Piëch ist. Diese bekommen die Aktien jetzt eventuell günstiger als zu einer sanfteren Börsenzeit.

Skepsis bei der Porsche IPO Bewertung

Porsche soll wohl ca. mit dem doppelten Umsatz bewertet werden. Bezogen auf das EBIT ist die Bewertung bei dem 14- bis 16-fachen. Dies im Vergleich mit Ferrari bspw. extrem gering. Diese werden mit dem 30-fachen Reingewinn und dem 6,5-fachen Umsatz bewertet. Funfact, die HSBC, die nicht an der Transaktion beteiligt ist, sieht nur eine Bewertung von 45 Mrd. bis 57 Mrd. EUR als gerechtfertigt. Das wäre dann eine Bewertung, die etwas über der von BMW, Mercedes oder VW liegt. (Quelle: Handelsblatt)

Auf mich wirkt es so, dass verhältnismäßig stark für Privatanlegergeld geworben wird? Was ist der Grund dafür?

Wie hoch ist die Liquidität, wenn nur 25 % von 50 % der Aktien (also 12,5 % der gesamten Aktien) gehandelt werden?

Fazit und Ausblick für die Porsche-Aktie

Abschließend kann ich sagen, dass es grundsätzlich nur schlechte oder glückliche Ausgangsweisen für private Investoren gibt.

Möglichkeit 1: Die institutionellen Investoren haben sehr großes Interesse und private Investoren gehen ohne Zuteilungsquote aus dem Deal.

Möglichkeit 2: Die institutionellen Investoren haben auf die Bewertung gar keine Lust und als privater Investor bekommt man alle Anteile zu einem wohl zu teuren Preis.

Möglichkeit 3: Die Anleger bekommen eine Quote zugeteilt und sind gerade so glücklich in den Deal hineingerutscht.

Allein diese Punkte reichen für mich bereits aus, um nicht vorschnell in das IPO zu investieren. Es bestehen zu viel Fragezeichen und es gibt einen äußerst Hartnäckigen und ggf. giftigen Ankeraktionär. Sofern alles zufriedenstellend läuft, kann man hier mit Sicherheit auch in einigen Monaten noch einsteigen.

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