BioNTech Aktie Analyse – Nachhaltiges Wachstum oder Hype?

BioNTech Aktie Analyse

Nachhaltiges Wachstum oder Hype?

NASDAQ: BNTX - Analyse vom 15.12.2024
Von Jan Fuhrmann und Adrian Rogl

BioNTech Aktie jetzt kaufen? | Aktienanalyse | WKN: A2PSR2 | ISIN: US09075V1026 | Ticker: BNTX (NASDAQ)

BioNTech SE, das deutsche Biotechnologieunternehmen mit Sitz in Mainz, erlangte im Jahr 2020 weltweite Bekanntheit, als es zusammen mit Pfizer einen der ersten zugelassenen COVID-19-Impfstoffe entwickelte. Der revolutionäre mRNA-Impfstoff wurde zum Symbol der Hoffnung in der globalen Pandemie und bescherte BioNTech sowohl enormen Umsatz als auch eine beispiellose Aufmerksamkeit. Um zu bewerten, ob BioNTech auch nach der Pandemie ein lohnenswertes Investment ist, haben wir die Aktie hinsichtlich der Pipeline und der Potenziale genau analysiert.

Doch mit dem Abflauen der Pandemie und einer zunehmend gesättigten Marktsituation für COVID-19-Impfstoffe stellt sich eine entscheidende Frage: Hat BioNTech auch jenseits von Krisensituationen das Potenzial, langfristig als globaler Player in der Biotechnologie-Branche zu bestehen? In dieser Analyse werfen wir einen Blick auf die bisherigen Errungenschaften, die langfristige Unternehmensstrategie und die Diversifikation in andere Anwendungsfelder wie Krebsimmuntherapien, um zu bewerten, ob BioNTech auch ohne pandemiebedingten Rückenwind eine zukunftsfähige Investition darstellt.

Biontech Aktie Analyse und Prognose
Biontech Aktienanalyse und Prognose

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Kapitel
Timestamp
Einleitung und Unternehmensvorstellung
00:00:00
Fundamentale Analyse
00:16:10
Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich
00:24:26
Chancen und Risiken
00:35:58
Unsere Bewertung
00:41:55
Technische Analyse
00:45:22
Fazit
00:47:54

Kurzportrait BioNTech Aktie

Im Rahmen der Corona-Pandemie erlebte der Aktienkurs von BioNTech (bzw. dem ADR) einen beispiellosen Hype. Das Unternehmen verdiente von einem Moment auf den anderen enorme Summen. Damals veröffentlichten wir eine Analyse in der wir uns für die folgenden Jahre eher skeptisch zeigten. Diese Skepsis beruhte primär auf der vergleichsweise schwachen Pipeline des Unternehmens – und unsere Einschätzung sollte sich bewahrheiten.

Seit dem Allzeithoch hat die Aktie bis zum Verlaufstief über 80 % an Wert verloren. Inzwischen ist jedoch einige Zeit vergangen und innerhalb des Unternehmens hat sich, insbesondere mit Blick auf die Pipeline, einiges verändert. Darüber hinaus gelang zuletzt ein wichtiger Ausbruch aus Sicht der technischen Analyse.

Daher ist es an der Zeit, die BioNTech-Aktie erneut genauer unter die Lupe zu nehmen.

Diese Analyse basiert auf dem Stand vom 14.12.2024.

WKN/ISIN
A2PSR2/US09075V1026
Branche
Gesundheitswesen
Peter Lynch Einordnung
Asset Play
Fundamentales WLA-Rating
?/10
Technisches WLA-Rating
?/10
Porters Burggraben-Rating
?/25
Marktkapitalisierung
28,86 Mrd. USD
Dividendenrendite
0,00 %
KGV
Firmensitz
Mainz (Deutschland)
Gründungsjahr
2008
Mitarbeiter
3.082

Inhaltsverzeichnis BioNTech Analyse

1. Das Unternehmen BioNTech

Geschäftsmodell

Einleitung

Gemeinsam mit Pfizer hat BioNTech den ersten Impfstoff gegen COVID-19 entwickelt und dadurch auf dem gesamten Globus Bekanntheit erlangt. Den meisten Menschen ist vermutlich gar nicht bewusst, dass sich das des Mainzer Biotechnologieunternehmen im Rahmen seiner Forschungs- und Entwicklungsarbeit mit einer Vielzahl an Therapiebereichen befasst und in diesen über eine vielversprechende Pipeline verfügt.

Dabei verfolgt BioNTech einen interessanten Ansatz: Das Unternehmen ist der festen Überzeugung, dass das Immunsystem des Menschen „der grundlegende Treiber für den therapeutischen Erfolg bei Krebs, Infektionskrankheiten und anderen schweren Krankheiten ist“. Folglich befasst sich das Unternehmen rund um den Gründer und CEO Uğur Şahin mit der Forschung an Arzneimitteln, welche sich die Mechanismen des Immunsystems zunutze machen. Dieses soll mithilfe der Medikamente von BioNTech dabei unterstützt werden, „sowohl externe Bedrohungen wie Infektionskrankheiten als auch interne Bedrohungen wie Krebs effektiv zu erkennen“. Den Ansatz von BioNTech und den aktuellen Entwicklungsstand des Unternehmens wollen wir in den folgenden Abschnitten näher beleuchten.

Bevor wir dazu kommen, ist jedoch ein Blick auf die aktuelle Ausgangsbasis von BioNTech interessant. Wie in Abbildung 1 dargestellt und wie wir im weiteren Verlauf der Analyse noch näher thematisieren werden, verfügt das Unternehmen über eine komfortable finanzielle Positionierung. Diese ist in erster Linie mit dem Erfolg des Vakzins gegen COVID-19 hervorzuheben, durch welchen das Cashpolster von BioNTech stark angewachsen ist. Diese finanziellen Mittel nutzt man seitdem, um die Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sodass bereits in 2026 erste Medikamente im Bereich der Onkologie eingeführt werden könnten. Ab 2030 und darüber hinaus will BioNTech auch andere Teilbereiche der Branche bespielen, sodass man zu einem diversifizierten Anbieter mit einem vielfältigen Produktportfolio heranwachsen möchte.

Abb. 1: Strategie von BioNTech

Therapiebereiche und Wirkstoffklassen

Aktuell fokussiert sich BioNTech auf zwei Therapiebereiche: Onkologie sowie die Behandlung von Infektionskrankheiten. Unter ersterem Begriff versteht man jenen Teilbereich der Medizin, welcher sich mit der Krebsforschung befasst. Letzterer Therapiebereich von BioNTech umfasst in erster Linie die Entwicklung von Impfstoffen gegen Tuberkulose und Malaria.

Für Impfstoffe bzw. Medikamente gegen diese Erkrankungen gibt es verschiedene Herangehensweise bzw. Wirkstoffklassen. Aktuell beschäftigt sich BioNTech mit den folgenden: mRNA-Therapeutika, Programmierbare Zelltherapien, Proteinbasierte Therapeutika und Small Molecules.

Zugegeben, wenn man nicht vom Fach ist, sind diese Ansätze äußerst schwierig zu verstehen. Dennoch wollen wir die verschiedenen Wirkstoffklassen zumindest kurz umreißen:

  • mRNA-Therapeutika: Durch Boten-Ribonukleinsäure (messenger RNA) werden genetische Informationen an Zellen geliefert, wo sie die Produktion von Proteinen für therapeutische Zwecke anregen.
  • Programmierbare Zelltherapien: Zellen von betroffenen Patienten werden modifiziert, sodass sie auf krebsspezifische Antigene abzielen.
  • Proteinbasierte Therapeutika: Entwicklung von Antikörpern, welche zur Behandlung verschiedener Tumorarten geeignet sind.
  • Small Molecules: Niedermolekulare Verbindungen bzw. Small Molecules werden benutzt, um bestimmte Prozesse des Immunsystems auszulösen und zu verstärken, um die Wirksamkeit anderer Arzneimittelklassen zu verstärken.
Abb. 2: Wirkstoffklassen von BioNTech

Pipeline

Wie zuvor bereits beschrieben, ist BioNTech durch den Erfolg von Comirnaty, dem Impfstoff gegen COVID-19, eine große Menge an finanziellen Mitteln zugeflossen. Dadurch konnte das Mainzer Biotechnologieunternehmen noch aggressiver als zuvor in das eigene Research (Forschung und Entwicklung) investieren und hier einen klaren Fokus legen. Dieser Umstand spiegelt sich in der Pipeline wider: Diese umfasst aktuell 46 Medikamente, von denen sich 13 Stück in der zweiten Phase einer klinischen Studie befinden. Vier Medikamente befinde sich gar in Phase 3 und könnten bei einem erfolgreichen Abschluss dieser in absehbarer Zukunft zugelassen werden.

Insgesamt ist die Pipeline von BioNTech als diversifiziert und weitaus vielversprechender als noch vor drei Jahren zu bewerten, da sie nicht nur eine höhere Anzahl an potenziellen Arzneimitteln umfasst, sondern sich insgesamt auch in einem fortgeschritteneren Stadium befindet. Diesen Aspekt hatten wir im Rahmen von unserem letzten großen BioNTech Research deutlich bemängelt. Einen Auszug des aktuellen Entwicklungsstands werden wir im Rahmen der Chancen und Risiken aufgreifen und visualisieren.

Umsatz 

Entwicklung

Blickt man auf die historische Entwicklung der Umsätze von BioNTech, so dreht sich mehr oder weniger alles um den Impfstoff gegen COVID-19. Denn bis einschließlich 2019 erwirtschaftete das Unternehmen Erlöse im mittleren zweistelligen bzw. niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Im Geschäftsjahr 2020 ist es BioNTech durch die Erteilung der Zulassung für Comirnaty schließlich gelungen, eine Vervierfachung der Einnahmen von 0,11 Mrd. EUR auf 0,48 Mrd. EUR zu verbuchen. Diese dynamische Entwicklung setzt sich im darauffolgenden Geschäftsjahr fort und erreichte in 2021 mit Umsätzen in Höhe von 18,98 Mrd. EUR ihren Höhepunkt. In 2022 hatte BioNTech bereits einen marginalen Rückgang auf 17,31 Mrd. EUR zu verbuchen. Im jüngsten Geschäftsjahr ist die Nachfrage nach Comirnaty schließlich eingebrochen, sodass die Umsätze auf 3,82 Mrd. EUR schrumpften. Dies ist aber auch nicht allzu überraschend, denn schließlich steht Corona nicht mehr allzu stark im Fokus.

Durch die niedrige Ausgangsbasis liegt das historische Wachstum, dessen Aussagekraft jedoch gleich null ist, bei 143,52 % pro Jahr. Im noch laufenden Geschäftsjahr ist erneut ein Rückgang der Einnahmen auf 2,61 Mrd. EUR zu erwarten. Auf diesem Niveau sollen die Umsatzerlöse von BioNTech jedoch bis auf Weiteres stagnieren, sodass sich für die kommenden drei Geschäftsjahre ein durchschnittlicher Rückgang von 12,04 % pro Jahr ergibt. Ein möglicher Durchbruch bei einem Arzneimittel im Bereich der Onkologie, wie BioNTech ihn im Jahr 2026 erwartet, spiegelt sich in den bisher vorliegenden Schätzungen der Analysten nicht wider. Dies könnte sich schlagartig ändern, sobald der Mainzer Konzern Fortschritte bei einzelnen Kandidaten zu vermelden hat. Somit sind die vorliegenden Prognosen mit Vorsicht zu genießen.

Abb. 3: Umsatzentwicklung und -verteilung
Umsatzverteilung nach Segmenten

Bis zum Geschäftsjahr 2019 gliederte BionTech seine Umsätze in folgende Geschäftsbereiche: Manufacturing, Clinical, External Services und Technology Platform. Mit nur rund 108,60 Mio. EUR zum damaligen Zeitpunkt waren die Erlöse jedoch eher zu vernachlässigen. Seit der Verkauf des Vakzins gegen COVID-19 für den überwiegenden Anteil der Umsätze verantwortlich ist, wird das operative Geschäft von BioNTech innerhalb eines einzigen Geschäftsbereichs geführt: Immunotherapy Technologies. Der Name dieses Segments spiegelt den Fokus des Mainzer Konzerns wider. Dieser liegt auf der Forschung und potenziellen Vermarktung von Arzneimitteln, die sich auf das Immunsystem stützen.

Umsatzverteilung nach Regionen

Der überwiegende Anteil der Umsätze von BioNTech entfällt mit 78,84 % im vergangenen Geschäftsjahr auf die Vereinigten Staaten. Dies ist damit zu erklären, dass dem deutschen Biotechnologieunternehmen ein Anteil des Bruttogewinns zusteht, welchen Pfizer mit dem Verkauf von Comirnaty erwirtschaftet – diese Erlöse sind nunmal den USA zuzuordnen. Als zweitwichtigster Absatzmarkt ist Deutschland mit 12,64 % hervorzuheben, denn hierzulande besitzen die Mainzer das alleinige Recht für den Vertrieb des Impfstoffs gegen COVID-19. Dies gilt auch für die Türkei, die für den Großteil der sonstigen Erlöse, welche sich auf 8,52 % in 2023 beliefen, verantwortlich sein dürfte.

EBIT und Konzerngewinn

Die explosionsartige Umsatzentwicklung spiegelt sich im Gewinnverlauf von BioNTech zwischen 2019 und 2023 natürlich wider: Weil die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung die Umsätze des Unternehmen bis einschließlich 2020 bei weitem überstiegen, war BioNTech nicht in der Lage, ein positives Ergebnis zu verbuchen. Dies änderte sich im Jahr 2021 schlagartig: Die Umsätze, die durch den Verkauf von Comirnaty erzielt wurden, führten einen nur unterdurchschnittlichen Anstieg der Umsatzkosten und operativen Aufwendungen herbei, sodass diese zu einem sehr großen Anteil in Gewinne umgemünzt werden konnten.

So erzielte das deutsche Biotechnologieunternehmen in 2021 nach operativen Verlusten im ein- bis zweistelligen Milliardenbereich ein EBIT in Höhe von 15,28 Mrd. EUR. Durch den Rückgang der Verkäufe des Impfstoffs gegen COVID-19 schrumpfte das operative Ergebnis im darauffolgenden Geschäftsjahr bereits auf 12,64 Mrd. EUR. Auch im vergangenen Geschäftsjahr ist es BioNTech gelungen, mit noch 0,69 Mrd. EUR einen Überschuss aus dem operativen Geschäft zu erzielen. Aufgrund der negativen Ausgangsbasis kann jedoch kein durchschnittlicher Zuwachs ermittelt werden, allerdings hätte dieser aufgrund der einmaligen Auswirkungen des Corona-Geschäfts von BioNTech keine Aussagekraft.

Wie zuvor beschrieben, wird BioNTech im laufenden Geschäftsjahr erneut mit einem Rückgang der Umsätze zu kämpfen haben. Die operativen Aufwendungen, in erster Linie für Forschung und Entwicklung, werden allerdings ansteigen. Demnach wird das Unternehmen in 2024 zum ersten Mal seit 2020 nicht in der Lage sein, schwarze Zahlen zu schreiben. Das operative Ergebnis wird sich aller Voraussicht nach auf -1,45 Mrd. EUR belaufen. Hier erwarten die Analysten bis 2026 eine Stagnation.

Abb. 4: EBIT und Konzerngewinn

Autoren dieser Analyse  

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Adrian Rogl

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