Rheinmetall Aktie Analyse – Profitieren von der Aufrüstung Europas?

Rheinmetall Aktie Analyse

Profitieren von der Aufrüstung Europas?

XETRA: RHM- Analyse vom 28.04.2024
Von Jan Fuhrmann und Adrian Rogl

Rheinmetall Aktie jetzt kaufen? | Aktienanalyse | WKN: 703000 | ISIN: DE0007030009 | Ticker: RHM (Xetra)

Durch immer mehr globale Konflikte in den vergangenen Jahren, wie bspw. der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine oder der erst kürzlich wieder eskalierte Nahost-Konflikt, rücken Waffenhersteller nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern auch direkt an der Börse wieder ins Blickfeld vieler Investoren. Durch mehrere, immer wieder diskutierte, große Aufrüstungspakete wie dem 100-Milliarden-Euro-Paket der deutschen Regierung für die Bundeswehr sind vor allem deutsche Rüstungsaktien wie Rheinmetall oder Hensoldt in den letzten Monaten massiv gestiegen. In dieser Analyse widmen wir unser Augenmerk Rheinmetall und stellen uns die Frage, ob die Zukunft einer immer mehr von Konflikten geprägten Welt bereits im Aktienkurs eingepreist ist.

Rheinmetall Aktie Analyse Einleitungsbild
Rheinmetall Aktie Prognose

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Kapitel
Timestamp
Einleitung und Unternehmensvorstellung
00:00:00
Fundamentale Analyse
00:18:21
Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich
00:30:24
Chancen und Risiken
00:49:12
Unsere Bewertung
00:57:10
Technische Analyse
01:02.56
Fazit
01:06:07

Kurzportrait

Die Rheinmetall AG (WKN: 703000, ISIN: DE0007030009) ist der bekannteste börsennotierte Rüstungskonzern aus Deutschland und profitiert aktuell maßgeblich von Spannungen und damit einhergehenden Aufrüstungen bzw. der Nachfrage nach Waffen, Munition & Co. In den nächsten drei Geschäftsjahren wird eine Verdopplung der Umsätze sowie auch eine deutliche Ausweitung der operativen Marge erwartet.

Aus der charttechnischen Perspektive befindet sich die Aktie in einem langfristigen Aufwärtstrend, welcher bereits seit über 15 Jahren läuft. Lohnt sich jetzt noch ein Kauf? Wie viel Kurspotenzial gibt es noch? Oder wie weit muss die Aktie korrigieren, damit sich ein Einstieg lohnt? All diese Fragen beantworten wir in dieser Aktienanalyse.

Die Analyse bezieht sich auf den Kenntnisstand unserer Recherche vom 27.04.2024.

WKN/ISIN
703000/DE0007030009
Branche
Industrie
Peter Lynch Einordnung
Average Grower
Fundamentales WLA-Rating
?/10
Technisches WLA-Rating
?/10
Porters Burggraben-Rating
?/25
Marktkapitalisierung
22,84 Mrd. EUR
Dividendenrendite
1,09 %
KGV
42,70
Firmensitz
Düsseldorf (Deutschland)
Gründungsjahr
1889
Mitarbeiter
28.054
WKN/ISIN
703000/DE0007030009
Branche
Industrie
Peter Lynch Einordnung
Average Grower
Fundamentales WLA-Rating
8/10
Technisches WLA-Rating
7/10
Porters Burggraben-Rating
20/25
Marktkapitalisierung
22,84 Mrd. EUR
Dividendenrendite
1,09 %
KGV
42,70
Firmensitz
Düsseldorf (Deutschland)
Gründungsjahr
1889
Mitarbeiter
28.054

Inhaltsverzeichnis

1. Das Unternehmen Rheinmetall

Geschäftsmodell

Einleitung

„Rheinmetall – ein internationaler integrierter Technologiekonzern“. So beschreibt sich das deutsche Traditionsunternehmen im Rahmen seines Factsheets selbst. Den meisten Menschen wird die Rheinmetall AG vermutlich eher als Hersteller von Rüstungsgütern ein Begriff sein, der insbesondere in der jüngeren Vergangenheit an Bekanntheit gewonnen hat. Und wenngleich der Fokus auf Lösungen in den Bereichen Sicherheitstechnik und Mobilität liegt, kann Rheinmetall ein äußerst diversifiziertes Portfolio vorweisen, welches Produkte für viele verschiedene Bereiche umfasst. Wie Abbildung 1 zu entnehmen ist, besitzt das Unternehmen fünf, bzw. sechs übergeordnete Divisionen, welche jeweils in mehrere Untersegmente gegliedert sind und die wir im weiteren Verlauf dieses Abschnitts der Aktienanalyse thematisieren werden. 

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Abb. 1: Überblick der Divisionen von Rheinmetall

Verteidigung

Der Umsatzschwerpunkt von Rheinmetall liegt zweifelsohne im Verteidigungsbereich. In sämtlichen Divisionen bietet das Unternehmen Lösungen für Teilbereiche dieses Marktes an. Als wichtigster Geschäftsbereich ist der Verkauf von unterschiedlichen Fahrzeugtypen für militärische Anwendungen hervorzuheben. Das Portfolio beinhaltet hierbei Gefechts-, Unterstützungs-, Logistik- und Spezialfahrzeuge. Ein Ausschnitt kann Abbildung 2 entnommen werden. Die Fahrzeuge von Rheinmetall sind mit hochmodernen Sensoren sowie Schutztechnologien ausgestattet, welche in anderen Segmenten des Konzerns entwickelt werden und die Lösungen somit für Kunden aus der ganzen Welt attraktiv machen.

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Abb. 2: Beispiele für Produkte des Segments "Vehicle Systems"

Dass die Division „Weapon and Ammunition“ ebenfalls dem Verteidigungsbereich zuzuordnen ist, liegt auf der Hand. Auch hier kann der deutsche Konzern ein umfassendes Portfolio vorweisen, welches neben Waffen und Munition bspw. Treibladungen und Schutzsysteme umfasst. Somit ermöglichen die Lösungen von Rheinmetall, Gebiete über den Land-, Luft- und Seeweg zu schützen. Insbesondere letzterer Weg der Verteidigung spielt eine wichtige Rolle – immerhin sind ca. 70,00 % der Erde von Wasser bedeckt, weshalb sich die Rheinmetall AG u. a. auf Produkte für die maritime Anwendung spezialisiert hat.

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Abb. 3: Auszug aus Rheinmetalls Segments "Weapon & Ammunition"

Auch innerhalb des Geschäftsbereichs „Electronic Solutions“ ist Rheinmetall als Player in der Verteidigungs- bzw. Rüstungsindustrie tätig. Zur Palette gehören in erster Linie folgende Lösungen:

  • Flugabwehrsysteme
  • Soldatensysteme
  • Führungs- und Aufklärungssysteme
  • Feuerleitsysteme
  • Sensoren
  • Simulationsdienstleistungen

Addiert man die Umsätze dieser Divisionen für das Geschäftsjahr 2023, so ergibt sich ein Anteil an den gesamten Einnahmen des Rheinmetall-Konzerns i. H. v. 70,75 %, was den Fokus des Unternehmens verdeutlicht. Denn obwohl sich die Rheinmetall AG selbst als Technologiekonzern betitelt, wird der Großteil der Einnahmen durch den Verkauf von Lösungen im Sicherheitsbereich erwirtschaftet.

Aufgrund dieser Abhängigkeit von dem Sektor erreichte die DAX Aktie zuletzt auch immer höhere Kursziele im Chart. Im Chart kann man diese Abhängigkeit vor allem ab dem Angriff Russlands auf die Ukraine erkennen, denn der “positive” Newsflow hinsichtlich der Aufrüstung führte zum Erreichen höherer Kursziele.

Weitere Geschäftsbereiche

Doch wie die meisten Rüstungskonzerne verfügt auch Rheinmetall über mehrere Randsegmente bzw. ergänzende Sparten. Denn die restlichen 29,25 % der Erlöse, welche Rheinmetall im vergangenen Geschäftsjahr erzielte, entfallen auf folgende Divisionen: „Sensors and Actuators“ sowie „Materials and Trade“. Ersterer Geschäftsbereich befasst sich mit der Entwicklung und dem Vertrieb von Produkten zur Schadstoffreduzierung im Automobilsektor, genauer gesagt für Verbrennungsmotoren. Weitere Lösungen zielen auf eine verbesserte Effizienz der Maschinen bei gleichzeitiger Leistungsoptimierung (sowohl für Person- als auch Lastkraftwagen) ab. Darüber hinaus vertreibt Rheinmetall Magnetventile sowie Wasser-, Öl- und Vakuumpumpen an Abnehmer aus dem Industriebereich.

Innerhalb der Division „Materials and Trade“ verfügt die Rheinmetall AG, eigenen Angaben entsprechend, über eine international führende Position als Hersteller von Motorblöcken, Zylinderköpfen sowie weiteren Produkten, welche für die Entwicklung eines Grundmotors vonnöten sind. Zudem umfasst der Geschäftsbereich sämtliche „Aftermarket“-Aktivitäten des deutschen Konzerns, zu denen bspw. das weltweite Ersatzteilgeschäft sowie der technische Support für die Produkte gehören.

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Historie

Gründung

Die „Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft” wurde im Jahr 1889 vom Hoerder Bergwerks- und Hüttenverein gegründet. Unter der Leitung des Ingenieurs Heinrich Ehrhardt wurde das Werk in Düsseldorf-Derendorf errichtet. Im Jahr 1898 stellte das Unternehmen das erste felddiensttaugliche Rohrrücklaufgeschütz vor, was einen bedeutenden Fortschritt in der Militärtechnologie darstellte. Ein Jahr später, 1899, erwarb die Gesellschaft ein 1040 Hektar großes Gelände in Unterlüß in der Lüneburger Heide und richtete dort einen werkseigenen Schießplatz ein, um großkalibrige Geschütze vorzuführen. Im Jahr 1901 erfolgte der Erwerb der Munitions- und Waffenfabrik von Dreyse in Sömmerda, was die Expansionsstrategie des Unternehmens vorantrieb. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1919 musste das Unternehmen aufgrund der Bestimmungen des Vertrags von Versailles seine Produktion auf zivile Produkte wie Lokomotiven, Dampfpflüge und Büromaschinen umstellen.

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Abb. 4: Heinrich Ehrhardt und das erste felddiensttaugliche Rohrücklaufgeschütz

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs nahm Rheinmetall die militärische Produktion wieder auf. Die Aktienmehrheit wurde vom Deutschen Reich übernommen, was zu einer strategischen Neuausrichtung des Unternehmens führte. Die Übernahme des Lokomotivbauers August Borsig stellte eine wichtige Maßnahme dar, um eine zukünftige Rüstungsproduktionsstätte in Berlin zu etablieren. Schließlich fand die Fusion mit Borsig zu Rheinmetall-Borsig statt, dabei wurde der Firmensitz von Düsseldorf nach Berlin verlegt.

Während dieser Zeit erfolgte ein massenweiser Einsatz von deutschen und ausländischen Zwangsarbeitern in allen Werken von Rheinmetall-Borsig. Als Waffenproduzent war das Unternehmen Ziel vieler Luftangriffe, welche zur Beschädigung und Zerstörung von Produktionsstätten führten. Deshalb wurde die Produktion in zahlreiche Orte der späteren DDR und des heutigen Polens verlagert.

Mit dem Kriegsende und dem Produktionsverbot durch die Militärregierung musste das Unternehmen einen Neuanfang starten. Das zivile Produktionsprogramm in Düsseldorf war jedoch wenig erfolgreich. Im Jahr 1956 erfolgte die Übernahme der Mehrheit an Rheinmetall-Borsig durch die Röchling-Gruppe, während Borsig an das Unternehmen Salzgitter verkauft wurde. Dies führte zur Umbenennung in Rheinmetall Berlin und markierte einen grundlegenden Neuanfang für das Unternehmen.

Neuanfang und Expansion

Im Jahr 1958 begann Rheinmetall in Düsseldorf mit der wehrtechnischen Produktion, wobei das erste Produkt das Maschinengewehr 42 (MG 42) war. Ein Jahr später setzt Rheinmetall den Fokus auf die Wiederaufnahme der Geschützrohr- und Lafettenfertigung, wodurch das Unternehmen seine Kernkompetenz auf dem ureigenen Fertigungsfeld wiedererlangte. Hauptprodukte in dieser Zeit waren die Maschinenkanone 20 mm Rh 202, die Feldhaubitze 155 mm „FH 70″ und die 90 mm Jagdpanzer-Kanone. Im Jahr 1965 begann Rheinmetall mit der Entwicklung der 120 mm Glattrohrtechnologie, die später wegweisend für die Panzerentwicklung sein sollte. Ein bedeutender Meilenstein war die Auslieferung des ersten Kampfpanzers Leopard 2 an die Bundeswehr im Jahr 1979, ausgestattet mit der 120 mm Glattrohrkanone und dazugehöriger Munition als technologische Innovation von Rheinmetall.

Akquisitionen

Die 1980er-Jahre waren geprägt von strategischen Erwerben und der Stärkung der zivilen Aktivitäten von Rheinmetall, darunter der Erwerb der Aktienmehrheit an WMF und des Vergaserherstellers Pierburg zur Entwicklung des Unternehmensbereichs Automobiltechnik.

In den 1990er-Jahren erweiterte der Konzern seine Kompetenzen durch den Erwerb der MaK Systemgesellschaft, einem Hersteller gepanzerter Fahrzeuge. Die Einführungsgenehmigung für die Panzerhaubitze PzH 2000 wurde 1995 von der Bundeswehr erteilt, was einen weiteren Meilenstein darstellte.

1996 erfolgte die Umbenennung von Rheinmetall Berlin in Rheinmetall und der Erwerb der Mehrheit an der STN Atlas Elektronik, was die Kompetenzen im Bereich wehrtechnische Elektronik stärkte. Im Jahr 1999 erwarb Rheinmetall DeTec eine Mehrheitsbeteiligung an der Oerlikon Contraves (Zürich), einem weltweit anerkannten Anbieter von kombinierten Kanonen- und Lenkwaffensystemen für die Flugabwehr.

Moderne Ära und Diversifikation 

In der modernen Ära konzentrierte sich der Konzern im Jahr 2000 auf seine Kernkompetenzen in den Bereichen Wehrtechnik, Automobiltechnik und Elektronik. Dies führte zum Verkauf des Unternehmens Mauser Waldeck und der Jagenberg Papier- und Verpackungstechnik sowie zum Erwerb der Hersteller von Defence-Landsystemen Henschel und KUKA.

Im Jahr 2003 wurde die STN Atlas Elektronik aufgeteilt, wobei British Aerospace den Bereich Naval Systems übernahm. Die Bereiche Land Systems, Airborne Systems und Simulation Systems wurden unter dem Namen Rheinmetall Defence Electronics weitergeführt. Ein bemerkenswertes Projekt war die Entwicklung von Protective Shield im Jahr 2006, einem modular aufgebauten Gesamtsystem zum Schutz von Streitkräften im Einsatz sowie stationären Einrichtungen und Objekten.

In den folgenden Jahren setzte Rheinmetall auf innovative Technologien wie das AVIOR-Laserprojektionssystem für Nachtsichttraining und den Hochleistungslaser der Rheinmetall Waffe Munition, der in einem Skyshield-Flugabwehrsystem integriert wurde. Im Jahr 2012 präsentierte Rheinmetall MAN Military Vehicles den LKW HX2 mit integriertem Hardkill-Schutzsystem als Weltpremiere. 

Die Diversifikation setzte sich fort, als Rheinmetall 2015 das neue gepanzerte Mehrzweckfahrzeug Survivor R auf der IDEX 2015 in Abu Dhabi vorstellte. 2020 folgte die Produktion des Schützenpanzers Lynx in Ungarn und man lieferte sieben Transportpanzer Fuchs 1A8 für die Kampfmittelaufklärung an die Bundeswehr. Viele dieser neuen Innovationen konnten sich etablieren und durch Empfehlungen von Anwendern folgten auch weitere Bestellungen anderer Kunden.

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Abb. 5: Skyshield Flugabwehrsystem und Fuchs-Transporter 1A8

Aktionärsstruktur

Die Aktionärsstruktur von Rheinmetall ist durch eine Vielzahl von Unternehmen geprägt, die Anteile am Konzern halten bzw. auch als Treuhänder für die Aktionäre auftreten. Zu den bedeutendsten Aktionären gehören u. a. BlackRock mit einem Anteil von 5,18 %, gefolgt von Wellington mit 5,09 %. Capital Group und FMR halten beide 4,99 % und liegen damit knapp unter der 5,00 %-Marke. Goldman Sachs mit 4,35 % und UBS mit einem Anteil von 3,83 % halten als große Aktionäre ebenfalls einen hohen Anteil an Rheinmetall. Der Rest der Aktien befindet sich im Streubesitz. Dieser Streubesitz macht aktuell also einen großen Teil aus.

Geschäftsführung    

Armin Papperger

Armin Papperger, geboren 1963, ist seit 2013 Vorsitzender des Vorstands von Rheinmetall und zugleich Vorsitzender des Bereichsvorstands für die Unternehmenssparte Defence. Nach Abschluss seines Studiums begann der diplomierte Ingenieur im Jahr 1990 seine berufliche Laufbahn im Qualitätsmanagement der Defence-Sparte des Rheinmetall-Konzerns. Über verschiedene Positionen innerhalb dieses Bereichs hinweg erwarb er umfassende Erfahrung. Ab dem Jahr 2001 fungierte er als Geschäftsführer mehrerer Tochtergesellschaften im Bereich Defence. Im Juli 2007 wurde ihm die Leitung des Geschäftsbereichs „Waffe und Munition“ übertragen. Ab Anfang 2010 übernahm Papperger die Verantwortung für die Geschäftsbereiche „Fahrzeugsysteme“ sowie „Waffe und Munition“ im Bereichsvorstand Defence. 2012 wurde er dann Mitglied des Vorstands.

CEO-Vergütung

Im Geschäftsjahr 2023 erhielt Papperger eine Gesamtvergütung i. H. v. 5,21 Mio. EUR. Diese setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, darunter aus einer Grundvergütung von 1,30 Mio. EUR. Zusätzlich zur Grundvergütung wurden 0,86 Mio. EUR als kurzfristige variable Vergütung und 1,65 Mio. EUR als langfristige variable Vergütung gezahlt. Ein Versorgungsbeitrag i. H. v. 1,38 Mio. EUR komplettiert die Gesamtvergütung für das Geschäftsjahr 2023.

Im Vorjahr, 2022, blieb die Grundvergütung mit 1,30 Mio. EUR konstant. Die Gesamtvergütung belief sich hier ebenfalls auf 5,21 Mio. EUR. 

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Abb. 6: Armin Papperger

2. Fundamentale Analyse

Kennzahlen

Aktienfinder
Aktienfinder

Die Prognosen aus diesem Abschnitt werden vom Aktienfinder zur Verfügung gestellt.

Umsatz 

Entwicklung

Als nächstes blicken wir in dieser Aktienanalyse auf die historische und erwartete Umsatzentwicklung von Rheinmetall, welche ein äußerst spannendes Bild zeigt. Denn bis einschließlich 2020 sind die Einnahmen des Unternehmens unter mäßigen Schwankungen nur geringfügig im einstelligen Bereich pro Jahr angestiegen. Für die letzten zwei Geschäftsjahre steht hingegen ein Anstieg von 26,86 % (insgesamt) bzw. 12,63 % pro Jahr zu Buche, was in erster Linie mit dem Krieg in der Ukraine zu erklären ist. Denn als Reaktion auf den Angriff Russlands im Februar 2022 haben viele Länder in Europa, darunter bspw. Frankreich, Italien, Polen und Griechenland, mit einer Erhöhung ihrer Militärausgaben reagiert. Als Player mit europäischen Wurzeln und Fokus auf diesen Kontinent konnte Rheinmetall hiervon profitieren. Seit 2019 beläuft sich der Anstieg aufgrund der schwachen Umsatzentwicklung in den Geschäftsjahren 2020 und 2021 dennoch auf nur 3,49 % pro Jahr.

Im Zusammenhang mit dem Anstieg der Verteidigungsausgaben in Europa und anderen Teilen der Welt wurde häufig von einer Zeitenwende gesprochen. Was die zukünftige Umsatzentwicklung von Rheinmetall betrifft, so passt dieser Begriff wie die Faust aufs Auge. Die Analysten prognostizieren, dass sich das überdurchschnittliche Wachstum der Erlöse bis mindestens 2026 fortsetzen und sogar beschleunigen wird. Demnach soll der deutsche Rüstungskonzern in drei Jahren bereits 14,49 Mrd. EUR erlösen, was einem Anstieg um durchschnittlich 26,39 % im Vergleich zum vergangenen Jahr entsprechen würde. Dass der deutlich überwiegende Anteil dieses Wachstums den Divisionen „Vehicle Systems“ sowie „Weapon and Ammunition“ entstammt und voraussichtlich sowohl auf einem Volumenanstieg sowie Preiserhöhungen basieren wird, liegt auf der Hand.

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Abb. 7: Umsatzentwicklung und -verteilung
Umsatzverteilung nach Segmenten

Das operative Geschäft von Rheinmetall lässt sich in die fünf Geschäftsbereiche gliedern, welche wir im Rahmen des Abschnitts zum Geschäftsmodell zu Beginn dieser Aktienanalyse vorgestellt haben. Das mit Abstand wichtigste Segment trägt den Namen „Vehicle Systems“ und war in 2023 für etwas mehr als ein Drittel der gesamten Einnahmen verantwortlich. Mit einem Umsatzanteil von ca. einem Fünftel ist das Geschäft mit Waffen und Munition innerhalb der Sparte „Weapon and Ammunition“ ebenfalls sehr wichtig für Rheinmetall. Diese Segmente werden voraussichtlich für den überwiegenden Anteil des Umsatzwachstums in den kommenden Jahren verantwortlich sein.

Die Anteile der restlichen Geschäftsbereiche von Rheinmetall (Sensors and Actuators, Electronic Solutions, Materials and Trade) lagen zuletzt bei 18,76 % bis 10,24 %. Während auch diese Segmente in der jüngeren Vergangenheit grundsätzlich eine positive Entwicklung vorweisen konnten, welche sich voraussichtlich fortsetzen wird, ist in Zukunft mit einem Rückgang der Umsatzanteile zu rechnen.

Umsatzverteilung nach Regionen

Hinsichtlich verschiedener Absatzmärkte lässt sich bei Rheinmetall eine eindeutige Fokussierung identifizieren: der europäische Kontinent. Während dieser schon seit geraumer Zeit für den Großteil der Erlöse verantwortlich ist, verzeichnete der Rüstungskonzern durch den Krieg in der Ukraine und die darauffolgende Reaktion vieler europäischer Staaten einen weiteren Anstieg des Umsatzanteils, welcher sich insgesamt auf 71,38 % beläuft. Als wichtigster nationaler Einzelmarkt ist gleichzeitig Deutschland hervorzuheben. Auf das Heimatland des Rüstungskonzerns entfielen im vergangenen Geschäftsjahr ca. ein Viertel der Einnahmen.

An zweiter und dritter Stelle folgen Asien und Vorderasien sowie Nord-, Mittel- und Südamerika, welche im vergangenen Geschäftsjahr für 11,39 % bzw. 8,28 % der Umsätze von Rheinmetall verantwortlich waren. Diese Regionen zeichnen sich im Kontrast zu Europa bereits seit vielen Jahren durch stagnierende Umsätze aus. In allen anderen Ländern bzw. Märkten unserer Welt, welche nicht separat ausgewiesen werden, erwirtschaftete Rheinmetall einen Umsatzanteil von 8,95 %.

EBIT und Konzerngewinn

Bei den operativen Ergebnissen und Konzerngewinnen von Rheinmetall lässt sich grundsätzlich ein ähnliches Bild wie bei der Umsatzentwicklung beobachten. Für viele Jahre wuchsen diese nur ungleichmäßig bzw. rutschten hin und wieder sogar in den negativen Bereich. So verzeichnete der Rüstungskonzerns erst in 2020 u. a. aufgrund hoher Abschreibungen einen Nettoverlust, während das EBIT auf 0,40 Mrd. EUR eingebrochen ist. In den vergangenen zwei bzw. drei Geschäftsjahren ist es Rheinmetall hingegen gelungen, das Umsatzwachstum in deutlich steigende Gewinne umzumünzen. Mit 0,90 Mrd. EUR bzw. 0,54 Mrd. EUR erreichten beide von uns betrachteten Kennzahlen ein neues Rekordhoch, sodass sich seit 2019 ein durchschnittlicher Anstieg von 15,05 % bzw. 12,42 % ermitteln lässt.

In den kommenden drei Geschäftsjahren ist geradezu eine Explosion der Profitabilität von Rheinmetall zu erwarten. Die Analysten halten es derzeit für wahrscheinlich, dass das Unternehmen vom erwarteten Anstieg der Militärausgaben in Europa und weltweit deutlich profitieren und das EBIT fast verdreifachen können wird. Für das Nettoergebnis sehen die Prognosen eine Vervielfachung um den Faktor 3,07 vor. Somit ergeben sich durchschnittliche Wachstumsraten i. H. v. 39,51 % bzw. 45,95 % pro Jahr. Es ist also davon auszugehen, dass die operativen Aufwendungen (bspw. für Materialien, Personal oder Abschreibungen) im Vergleich zum Umsatzwachstum nur unterdurchschnittlich stark ansteigen werden.

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Abb. 8: EBIT und Konzerngewinn

Margen 

Bevor wir auf die Margen der Rheinmetall AG im von uns betrachteten Zeitraum eingehen, wollen wir zunächst deren langfristige Entwicklung thematisieren, denn diese ist durchaus als beachtlich zu bewerten. Obwohl die operative Gewinnspanne von Rheinmetall in den letzten 30 Jahren nicht selten stagnierte bzw. kurzzeitig schrumpfte, steht seit 1990 ein Anstieg von ca. -8,00 % auf 12,50 % im vergangenen Geschäftsjahr zu Buche. Dem Rüstungskonzern ist es also gelungen, sich von einem defizitären Unternehmen zu einem vergleichsweise profitablen und etablierten Player zu wandeln.

Dass sich die Ergebnisse im von uns betrachteten Zeitraum, wie zuvor beschrieben, mit 15,05 % und 12,42 % pro Jahr deutlich besser als die Umsätze entwickelten (3,49 % pro Jahr), spiegelt sich selbstverständlich in den Gewinnspannen wider. Während die EBIT Marge nach einem vorübergehenden Einbruch in 2020 um mehr als die Hälfte angestiegen ist, erreichte auch die Nettomarge mit 7,46 % einen neuen Rekordwert. Dies ist insbesondere auf einen unterproportionalen Anstieg der Materialaufwendungen sowie der Personalkosten zurückzuführen.

In den kommenden Jahren ist von einer Fortsetzung und deutlichen Beschleunigung dieses Trends auszugehen. Die Analysten sind in dieser Hinsicht äußerst optimistisch und erwarten, dass die operative Gewinnspanne bis 2026 ununterbrochen auf 16,81 % anwachsen wird. Die Nettomarge soll ebenfalls um vier Prozentpunkte auf 11,48 % erhöht werden, was die Attraktivität der Lösungen von Rheinmetall sowie die vermeintliche Preissetzungsmacht unterstreicht.

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Abb. 9: EBIT Marge und Gewinnmarge

Gewinn- und Verlustrechnung

In der folgenden Abbildung ist die Gewinn- und Verlustrechnung von der Rheinmetall AG dargestellt. Diese dient als Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln zur Fundamentalanalyse.

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Abb. 10: Gewinn- und Verlustrechnung

Dividendenpolitik und Aktienrückkäufe 

Die Dividendenhistorie von der Rheinmetall AG lässt sich bis ins Jahr 1994 zurückverfolgen, sodass die Anleger nicht nur vom Erreichen höherer Kursziele bzw. dem Anstieg des Aktienkurses profitieren, sondern auch von Gewinnbeteiligungen in Form von Dividenden. Damals zahlte der Rüstungskonzern eine Dividende in Höhe von 0,36 EUR je Aktie an seine Anleger. Wenngleich sich in den darauffolgenden Jahren grundsätzlich ein positiver Trend beobachten ließ, kam es den sporadischen Gewinneinbrüchen entsprechend, hin und wieder, zu schrumpfenden Dividendenzahlungen. Bspw. beschloss die Unternehmensführung von Rheinmetall, für das Geschäftsjahr 2020 infolge des Gewinneinbruchs nur 2,00 EUR statt 2,40 EUR wie im Vorjahr an seine Aktionäre zu zahlen.

Da sich das operative Geschäft in den letzten drei Jahren allerdings wieder sehr positiv entwickelte, wurden die Gewinnbeteiligungen dynamisch auf 5,70 EUR erhöht, sodass sich für den von uns betrachteten Zeitraum ein Wachstum von 24,14 % pro Jahr ermitteln lässt. Die aktuelle Dividendenrendite beläuft sich auf 1,09 % bei einer Ausschüttungsquote von 47,26 %. Die Analysten erwarten aktuell, dass die Dividenden des Rüstungskonzerns bis 2026 analog zum Gewinnwachstum äußerst dynamisch um 35,40 % auf 14,15 EUR  gesteigert werden.

Wie Abbildung 11 zu entnehmen ist, spielen Aktienrückkäufe in der Kapitalallokationsstrategie von Rheinmetall hingegen keine Rolle. Die einzige Veränderung der Anzahl ausstehender Anteile erfolgte im Jahr 2015 im Rahmen einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Wachstumsstrategie. Seitdem stagniert die Aktienanzahl bei 43,56 Mio. Stück. Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass sich hieran in Zukunft etwas ändern wird. Kommt es wider Erwarten dennoch dazu, führt das zur Verwässerung und zumindest das kurzfristige Kurspotenzial könnte etwas ausgebremst werden. Es ist wie gesagt aber nicht davon auszugehen, speziell da Rheinmetall “sehr gute Jahre” bevorstehen dürften, was sich auch in den hohen Kurszielen, die der Aktienkurs zuletzt erreichte, widerspiegelt.

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Abb. 11: Entwicklung der Dividende und Anzahl ausstehender Aktien

Historische Kennzahlen

KUV

Schaut man auf die historische Entwicklung der Kurs-Umsatz-Verhältnisse von Rheinmetall, so lässt sich ab dem Geschäftsjahr 2022 eine deutliche Veränderung des Bewertungsniveaus beobachten. So verzeichnete das Multiple in den letzten zwei Geschäftsjahren fast eine Verdreifachung, da die Marktteilnehmer die voraussichtlich positive Entwicklung in den kommenden Geschäftsjahren antizipieren. Die Aktie vervielfachte sich in der jüngsten Vergangenheit und konnte immer höhere Kursziele abholen. Deshalb liegt das KUV mit 3,17 aktuell oberhalb des Mittelwerts von 1,05. Für 2026 wird ein Wert von 1,57 erwartet.

KGV

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Rüstungskonzerns entwickelte sich in den vergangenen fünf Jahren größtenteils analog zum Kurs-Umsatz-Verhältnis. Eine Ausnahme stellt hierbei das Geschäftsjahr 2020 dar, für welches sich aufgrund der Nettoverluste kein sinnvolles KGV ermitteln lässt. Zum Zeitpunkt dieser Analyse liegt das Gewinnvielfache mit 42,57 deutlich über dem historischen Durchschnitt von 17,21. Bis 2026 ist anhand der Analystenschätzungen und Prognosen, die wir in dieser Analyse verwenden, allerdings ein Rückgang auf 13,69 zu erwarten (relativ zum aktuellen Kurs).

KOCV

Die Entwicklung des Kurs-Cashflow-Verhältnisses zwischen 2019 und 2023 überrascht nach der Betrachtung der vorherigen Bewertungskennzahlen wenig. Hier lässt sich ebenfalls ein spürbarer Anstieg des Bewertungsniveaus beobachten, was mit den hohen Kurszielen zusammenhängt, die die RHM Aktie zuletzt erreichte. Derzeit beläuft sich das KOCV mit 30,65 auf mehr als das Dreifache des historischen Mittelwerts, welcher bei 9,71 liegt (ohne 2022). In 2026 könnte sich das Multiple diesem allerdings bereits angenähert haben, da sich ein KOCVe von 11,41 ermitteln lässt. 

KG
Abb. 12: Entwicklung von KUV, KGV und KOCV

Einordnung nach Peter Lynch 

Die Rheinmetall AG einer Aktienkategorie nach Peter Lynch zuzuordnen, ist gar nicht mal so einfach. Denn für viele Jahre entwickelten sich die Umsätze und Ergebnisse des Rüstungskonzerns mit Wachstumsraten im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Rheinmetall aufgrund der beschriebenen Faktoren hingegen ein ungewöhnlich starkes Wachstum im zweistelligen Bereich verbuchen. Die Prognosen der Analysten zeigen, dass sich diese Entwicklung bis mindestens 2026 fortsetzen wird. Diese Prognosen sind allerdings von einer Vielzahl von Faktoren abhängig und es ist unklar, inwiefern es Rheinmetall gelingen wird, auch ab 2027 und darüber hinaus Zuwächse in dieser Größenordnung zu generieren. Daher haben wir uns für eine Einordnung als Average Grower entschieden.

Diese Veränderung in dem erwarteten Wachstumspotenzial zeigt sich auch im Kursverlauf der Aktie mit dem Ticker RHM. Während die Dynamik der Aktie über Jahre hinweg eher gering war, sorgten etliche Empfehlungen, höhere Kursziele (alles natürlich auf Basis der veränderten Prognosen) etc. für das Erreichen immer höherer Allzeithochs und Kursziele. Die Marktsymmetrie werden wir im weiteren Verlauf der Analyse aber noch näher im Detail ansehen.

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Abb. 13: Rheinmetall ist ein Average Grower.

Fundamentales Wir Lieben Aktien-Rating  

Mit einem historischen Umsatzwachstum von durchschnittlich 3,49 % pro Jahr verletzt Rheinmetall unsere Anforderung an Average Grower, welche sich auf 6,00 % p. a. beläuft. Darüber hinaus erwarten wir von Unternehmen, welche eine Eigenkapitalquote zwischen 30,00 % und 40,00 % besitzen, eine Eigenkapitalrendite von mindestens 15,00 %. Auch diesen Wert verfehlt Rheinmetall zum Zeitpunkt unserer Analyse knapp. Mit 8 von 10 möglichen Punkten steht für den DAX Konzern nichtsdestotrotz ein tendenziell positives Ergebnis zu Buche.

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Abb. 14: Rheinmetall erzielt im fundamentalen Rating für Average Grower 8 von 10 Punkten.

3. Branchenanalyse und Konkurrenzvergleich      

Allgemeine Infos über die Branche

Einordnung nach dem GICS

Nach der Betrachtung der Fundamentalanalyse, nehmen wir die Branche und Konkurrenz näher unter die Lupe. Zur besseren Orientierung definieren wir zuerst die Branche, basierend auf der zentralen Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Wir beziehen uns hierbei auf den Global Industry Classification Standard (kurz GICS), der zunächst den Sektor definiert, welcher sich wiederum in Industriegruppe, Industrie und Subindustrie unterteilen lässt.

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Abb. 15: Branchendefinition nach dem GICS

Analyse der Rüstungsindustrie

Entwicklung der weltweiten Militärausgaben

Insbesondere in den vergangenen Jahren stiegen die Militärausgaben weltweit stärker an. Über den gesamten Zeitraum von 2005 bis 2023 ergibt sich ein durchschnittliches jährliches Wachstum von etwa 3,00 % pro Jahr. Im vergangenen Jahr 2023 wurde die Marke von 2,50 Bio. USD nur knapp verfehlt und wird vermutlich dieses Jahr erreicht werden. Von diesen Prognosen profitieren einige Unternehmen mehr als andere. Da die Aufrüstung gemäß den verwendeten Indikatoren aus unserer Analyse auch viel im europäischen Raum stattfindet, kann der DAX Konzern maßgeblich von der Veränderung der Prognosen profitieren.

Rheinmetall gilt als ein Profiteur der verstärkten geopolitischen Spannungen auf der Erde, was sich u. a. im Verlauf des Aktienkurses über die letzten Jahre zeigte. So schaffte man es neben Umsatzsteigerungen, auch deutlich die Margen aufzubessern und dürfte wohl auch in der kommenden Zeit von höheren Militärausgaben profitieren. Klar ist allerdings auch, dass der Konzern von dieser Entwicklung maßgeblich abhängt und bei einer eher stagnierenden Ausgabensumme (wie von 2010 bis 2020) auch weniger Auftragseingänge verbucht. Das Wachstum des Gesamtmarktes für Militärausgaben ist ein grundlegender Indikator für die fundamentale Entwicklung des Unternehmens.

Rheinmetall Aktie Analyse - Profitieren von der Aufrüstung Europas?
Abb. 16: Entwicklung der weltweiten Militärausgaben
Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben

Im Zusammenhang mit einer Analyse der Branche zu Rheinmetall ist ebenso durchaus interessant, in welchen Nationen die höchsten Militärausgaben aufgewendet werden. Wichtig zu erwähnen ist, dass in den entsprechend markierten Ländern keine bestätigten Zahlen, sondern Schätzungen vorliegen, die das Bild natürlich gänzlich anders gestalten können, als es in der Realität der Fall ist. Letzten Endes sind diese Daten aber von strategisch besonderer Bedeutung für die jeweiligen Länder, weshalb jegliche Prognosen weit von der Realität entfernt sein können. Allerdings beeinträchtigt das die Analyse von Rheinmetall nicht deutlich, da entsprechende Länder aus eben denselben Gründen meistens keine Kunden des DAX Konzerns sind.

Mit Abstand führend war laut Zahlen die USA mit Ausgaben von insgesamt 916,00 Mrd. USD innerhalb eines Jahres. Deutschland selbst kommt lediglich auf den siebten Platz und investierte im Jahr 2023 unter 70,00 Mrd. USD in das Militär. In Relation zum BIP ist dies eine Quote von etwa 1,50 %, was somit unter der NATO-Zielformulierung liegt.

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Abb. 17: Nationen mit den höchsten Militärausgaben
Wert der Rüstungsexporte aus Deutschland

Gerade wenn man geografisch gesehen in Deutschland bleibt, so ist ein Blick auf die Entwicklung des Werts deutscher Rüstungsexporte als zusätzlicher Indikator wichtig. Denn auch hier markierten die vergangenen Jahre immer wieder neue Höchststände, bis 2023 erstmals ein Wert von über 12,00 Mrd. EUR erreicht wurde. Blickt man alleine auf die Prognosen für Rheinmetall, ist davon auszugehen, dass die Exporte in den nächsten Jahren weiter zulegen. Genaue Prognosen liegen uns zum Zeitpunkt dieser Analyse aber nicht vor.

Die weitaus höheren Exporte des vergangenen Jahres hängen vor allem mit dem Ukraine-Russland-Konflikt zusammen, wobei auch weitere Partnerländer nicht zu vernachlässigen sind, die von Deutschland unterstützt werden.

Seit 2009 stieg der jährliche Exportwert durchschnittlich um über 6,50 % p. a. und verdeutlicht damit über einen längeren Zeitraum die steigende Wichtigkeit von Rüstungsgütern in der Welt. Auch bei diesem Indikator kann man jedoch auch deutlich erkennen, dass die Entwicklung zyklisch ist.

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Abb. 18: Wert der Exporte von Rüstungsgütern aus Deutschland
Marktanteile am Export von konventionellen Waffen

Der Begriff konventionell steht im Zusammenhang mit Waffen für Kampfmittel, die mit konventionellen Sprengstoffen bestückt sind, was u. a. atomare oder chemische Waffen ausschließt. Auch hier ist ein Blick auf die entsprechenden Anteile der Länder sinnvoll, um den Branchenkontext sowie die -verteilung noch besser nachvollziehen zu können.

Ähnlich wie auch bei den Militärausgaben an sich, ist die USA ebenso beim Export von konventiellen Waffen führend und gilt auch technologisch gesehen als eines der stärksten Länder. 42,00 % aller entsprechenden Exporte der Erde sind im Zeitraum von 2019 bis 2023 auf die Vereinigten Staaten zurückzuführen. Auch Deutschland ist kein unwichtiger Exporteur und liegt mit 5,60 % nur knapp hinter China auf dem fünften Platz.

Beim Import von konventionellen Waffen sind Indien, Saudi Arabien und Katar auf den Plätzen eins bis drei und auch für Deutschland wichtige Abnehmer. Etwa 10,00 % der exportierten Waffen zwischen 2019 und 2023 gingen nach Indien.

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Abb. 19: Marktanteile am Export von konventionellen Waffen nach Nationen

Konkurrenzumfeld von Rheinmetall

Umsatzstärkste Rüstungsunternehmen weltweit

Im Hinblick auf die Rheinmetall AG selbst ist die nachfolgende Grafik eher unbedeutend, da der Konzern nicht zu den führenden Unternehmen der Welt zählt, wenn man diese nach dem Umsatz anordnet. Dennoch wollen wir diese Statistik mit aufnehmen, damit man sich auch global gesehen ein Bild vom Wettbewerb machen kann. Auf die genaue Position von Rheinmetall gehen wir noch ein. 

Weltweit führend war 2022 das US-amerikanische Rüstungsunternehmen Lockheed Martin mit Umsätzen von insgesamt über 63,00 Mrd. USD. Das erste nicht aus den USA stammende Unternehmen liegt auf dem vierten Platz und ist Aviation Industry aus China mit knapp über 30,00 Mrd. USD an Gesamterlösen.

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Abb. 20: Führende Rüstungsunternehmen weltweit
Umsatzstärkste Rüstungsunternehmen in Deutschland

In Deutschland zählt Rheinmetall zweifelsohne zu den wichtigsten und größten Rüstungsunternehmen überhaupt. Diese These wird mit dem Blick auf die umsatzstärksten Rüstungsunternehmen aus Deutschland nochmals verdeutlicht. So landet man nach den Daten aus 2022 deutlich auf dem zweiten Platz und wies entsprechende Erlöse von über 5,00 Mrd. USD vor. Mit Airbus ist ein Unternehmen abgebildet, das seinen Hauptsitz in den Niederlanden hat, allerdings auch in Deutschland viele Werke besitzt. Die entsprechenden Umsätze für das genannte Unternehmen basieren auf der Airbus Defence and Space Unit.

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Abb. 21: Führende Rüstungsunternehmen in Deutschland

Überblick über die Konkurrenz 

Kennzahlen

In der folgenden Tabelle vergleichen wir Rheinmetall und die Konkurrenten an der Börse anhand der Finanzen, Kennzahlen, Schätzungen von Analysten und weiteren Finanzdaten.

Unternehmen
Rheinmetall
Hensoldt
Thales
BAE Systems
WKN/ISIN
703000/DE0007030009
HAG000/DE000HAG0005
850842/FR0000121329
866131/GB0002634946
Mitarbeiter
28.054
6.907
81.060
92.000
Marktkapitalisierung
22,84 Mrd. EUR
4,42 Mrd. EUR
32,80 Mrd. EUR
40,54 Mrd. GBP
Umsatz
7,18 Mrd. EUR
1,85 Mrd. EUR
18,48 Mrd. EUR
23,08 Mrd. GBP
Umsatzwachstum (letzten 5 Jahre)
3,49 % p. a.
13,47 % p. a.
0,04 % p. a.
5,96 % p. a.
Umsatzwachstum (nächsten 3 Jahre)
26,39 % p. a.
15,94 % p. a.
7,30 % p. a.
8,12 % p. a.
EBIT Marge
12,50 %
8,77 %
11,54 %
11,15 %
KUV
3,18
2,39
1,77
1,76
KGV
42,70
81,88
32,70
21,83
Dividendenrendite
1,09 %
1,04 %
2,14 %
2,24 %
Ausschüttungsquote
47,26 %
98,04 %
69,53 %
50,00 %
Eigenkapitalquote
31,12 %
23,15 %
17,97 %
33,44 %
Nettoverschuldung/EBITDA
1,60
1,96
1,55
0,71
Renditeerwartung für die nächsten drei Geschäftsjahre*
4,40 % p. a.
12,80 % p. a.
9,70 % p. a.
-1,00 % p. a.

*Die Renditeerwartung entstammt der „Fairer Wert“-Funktion von Aktienfinder.net. Für die Ermittlung haben wir das durchschnittliche KGV der letzten fünf Jahre verwendet und in Kombination mit den erwarteten Gewinnen (Schätzungen) bis zum Ende der nächsten drei Geschäftsjahre fortgeschrieben. Ein solcher Vergleich der Renditeerwartung an den Aktienmärkten ist jedoch fehleranfällig und soll nur als erste grobe Orientierung für den Ausblick dienen.

Entwicklung des fairen Werts 

Beim fairen Wert, basierend auf den bereinigten Gewinnen, spiegelt sich das sehr dynamische Wachstum, das in den kommenden Jahren erwartet wird, wider. Die Rheinmetall-Aktie preist dies allerdings bereits ein und notiert deshalb schon auf dem Niveau des Fair Values für 2026. Wie schon häufiger thematisiert ist dieses Fair-Value-Tool aber nur als grober Indikator im Rahmen des Research zu verwenden.

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Abb. 22: Entwicklung des fairen Werts auf Basis der bereinigten Gewinne

Performance seit 10 Jahren

Anfang des Jahres 2022 hat sich die Rheinmetall-Aktie von Hensoldt, BAE Systems und Thales entkoppelt. Während sich alle anderen Aktien in einem langsameren Tempo positiv weiterentwickelten, vervielfachte sich die Rheinmetall-Aktie im weiteren Verlauf. Alle Aktien notieren aktuell auf einem neuen Allzeithoch bzw. zumindest in der Region ihrer Allzeithochs. Berücksichtigt wird in der folgenden Abbildung nicht nur der reine Kurs, sondern auch die erhaltene Dividende. Diese Dividende wird in dieselbe Aktie direkt investiert, sodass in dieser Analyse der Total Return verglichen wird.

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Abb. 23: Performance von Rheinmetall und Konkurrenten inkl. reinvestierter Dividenden (in EUR)

Burggraben

Einleitung

Die Rheinmetall AG ist ein deutsches Traditionsunternehmen, dessen Gründung mehr als 130 Jahre bis ins 19. Jahrhundert reicht. Von einem einfachen Hersteller für Munition für das Deutsche Reich hat sich Rheinmetall zu einem diversifizierten Rüstungskonzern gewandelt, welcher neben seinem Kerngeschäft auch Lösungen für die Industrie bzw. den Automobilsektor anbietet. Das umfassende Produktportfolio stellt im Zusammenhang mit der Forschungs- und Entwicklungskraft des Unternehmens vermutlich den wichtigsten Beitrag zum Burggraben dar. Darüber hinaus ist Rheinmetall auf sechs Kontinenten bzw. in 28 Ländern aktiv und kann von langjährigen Beziehungen zu Kunden und Lieferanten, welche dort beheimatet sind, profitieren. Die Lösungen des deutschen Konzerns sind hochmodern, nicht ohne Weiteres zu replizieren und beim Militär vieler Länder äußerst beliebt.

Porters Five Forces

Nachstehend die Branchenstrukturanalyse nach Michael E. Porter. Diese dient der Einstufung von externen Kräften und Faktoren, welche auf die Unternehmen einer Branche einwirken. Unsere Skala reicht hierbei von 0 bis 5. Je besser Rheinmetall aufgestellt ist, desto höher ist die Punktzahl, welche wir bei der Einstufung des Faktors vergeben.

Externe Kraft
Stärke
Begründung
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern
3/5
Rheinmetall gehört zu den größten Rüstungskonzernen Europas. Mit seinem diversifizierten Portfolio in vielen Teilbereichen dieser Industrie, ist das Unternehmen als attraktiv positioniert anzusehen. Gleichzeitig existieren größere Player, welche ebenfalls vom antizipierten Wachstum der Branche profitieren wollen. Unterm Strich halten wir 3 von 5 Punkten für angemessen.
Bedrohung durch neue Wettbewerber
5/5
Eine Bedrohung durch neue Wettbewerber schließen wir nahezu aus, wenngleich die Branche aufgrund des erwarteten Wachstums als durchaus attraktiv zu bewerten ist. Allerdings können Rheinmetall und die bestehenden Mitbewerber eine Vielzahl an Faktoren vorweisen, welche schlichtweg nicht oder nur über einen sehr langen Zeitraum replizierbar sind. Hierzu gehören in erster Linie eine internationale Reputation, ein umfassendes Portfolio aus bewährten Produkten sowie Beziehungen zu Lieferanten und Kunden auf der ganzen Welt. Wir vergeben 5 von 5 Punkten.
Verhandlungsmacht der Lieferanten
3/5
Um Risiken bei der Beschaffung von Rohstoffen entgegenzuwirken, vermeidet Rheinmetall bewusst eine Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten einzugehen. Demnach bezieht das Unternehmen derzeit keine wesentliche Menge an Materialien von einzelnen Zulieferern. Die Verhandlungsposition bewerten wir als ausgeglichen, da auch auf der Lieferantenseite keine Abhängigkeit von Rheinmetall bestehen sollte, insgesamt 3 von 5 Punkten.
Verhandlungsmacht der Kunden
4/5
Zu den wichtigsten Kunden von Rheinmetall gehören in erster Linie die Regierungen vieler Länder in Europa, welche die Rüstungsgüter des Konzerns nachfragen. Darüber hinaus bedient Rheinmetall einzelne Unternehmenskunden aus der Industrie und Automobilbranche. Die bessere Verhandlungsposition sehen wir tendenziell auf der Seite von Rheinmetall, da die Lösungen als hochmodern gelten und sich einer hohen Beliebtheit erfreuen. Darüber hinaus haben die letzten Jahre gezeigt, dass Rheinmetall über eine solide Preissetzungsmacht verfügt. Mit 4 Punkten hier also fast die volle Punktzahl.
Bedrohung durch Ersatzprodukte
5/5
Es wäre schön, für diese externe Kraft 0 Punkte vergeben zu können – dies würde nämlich bedeuten, dass auf der Welt keine Unruhen bzw. Kriege herrschen würden oder kein Bedarf an Rüstungsgütern besteht. Dem ist aber nicht so. Zum Zeitpunkt dieser Analyse herrschen sowohl in der Ukraine als auch im Nahen Osten heftige militärische Auseinandersetzungen. Darüber hinaus ist aktuell nicht davon auszugehen, dass diese und andere Kriege zeitnah beendet werden können. Da auch die Analysten einen zunehmenden Anstieg der weltweiten Militärausgaben prognostizieren, halten wir Rüstungsgüter derzeit für unabdingbar und vergeben die volle Punktzahl.
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Abb. 24: In Porters Burggraben-Rating erzielt Rheinmetall 20 von 25 Punkten.

4. Chancen und Risiken bei Rheinmetall   

Chancen

Steigende Rüstungsausgaben (1) 

Die erste Chance für die Rheinmetall AG sind steigende Rüstungsausgaben, von denen der deutsche Konzern zweifelsohne profitieren kann. Während gerade in Deutschland in den vergangenen Jahren die Rüstungsaufwendungen auf einem niedrigen Niveau waren und auch deutlich unter den NATO-Zielen lagen, fand vor kurzer Zeit ein Umdenken statt.

Nach über einem Jahrzehnt relativer geopolitischer Entspannung wurde spätestens mit dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts klar, dass die Zeiten sich wohl ändern würden. Auch Deutschland reagierte entsprechend und gab kurz darauf bekannt, die Ausgaben für das Militär deutlich zu erhöhen – ähnlich wie es auch weitere Staaten taten. Die Wichtigkeit der eigenen Verteidigung ist hiermit also nochmal deutlich angestiegen, was u. a. durch steigende Ausgaben bei Rheinmetall für positive Effekte sorgt.  

So wurde bspw. erst vor knapp einem Monat bekanntgegeben, dass die Bundeswehr mehr als 100 Panzerfahrzeuge bei Rheinmetall bestellt hat und somit eine Summe von etwa 3,00 Mrd. EUR investiert. Es ist davon auszugehen, dass weitere Aufträge innerhalb der nächsten Jahre folgen werden und das Wachstum des deutschen Rüstungskonzerns weiter ankurbeln wird.

Mit dem obigen Absatz wird ebenso deutlich, dass die Abnehmergruppe von Rheinmetall definitiv spezifischer ist als es bei den meisten Unternehmen der Fall ist. Denn entsprechende Abnehmer der Militärausrüstung sind lediglich Staaten, was zumindest diesen Teil wesentlich krisensicherer macht. Gerade in wirtschaftlich schwachen Phasen sind Staatsaufwendungen unvolatiler als private Aufwendungen. Mit dem zivilen Geschäftsbereich sind allerdings auch private Kunden Teil des Geschäftsmodells.

Zusammenfassend gilt Rheinmetall aus Deutschland zu den größten Profiteuren der steigenden Verteidigungsausgaben. Auch zukünftig ist gerade von Deutschlands Seite mit großen und wichtigen Aufträgen zu rechnen, die sich u. a. in den gezeigten Panzerbestellungen zeigen. Auch die Krisenfestigkeit ist in dieser Hinsicht ein großer Vorteil des Rüstungsunternehmens.

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Abb. 25: Entwicklung des geopolitischen Risikoindex (GPR)

Neue Technologien und Partnerschaften (2)

Eine zweite sehr wichtige Chance für Rheinmetall ist die Entwicklung neuer Technologien sowie die vielen Partnerschaften, die der Konzern vorweisen kann. Mit ihnen ist es möglich, das Vorantreiben der bisherigen Strukturen deutlich zu verbessern und mithilfe von wichtigen Partnern zusätzliche Expertise zu erlangen.

Ende 2023 beliefen sich die Ausgaben von Rheinmetall im Bereich der Forschung und Entwicklung auf etwa 375,00 Mio. EUR. Für den deutschen Rüstungskonzern selbst steht die ständige Forschung und Entwicklung in Bezug auf Kettenfahrzeuge & Co. im Mittelpunkt. Diese Bereiche sind zugleich unerlässlich: Nur mithilfe einer intensiven und umfassenden Forschungs- und Entwicklungsarbeit kann die Marktposition gestärkt- und die technologische Wettbewerbsfähigkeit garantiert werden. Die entsprechenden Aufwendungen konzentrieren sich hierbei nicht nur auf Kettenfahrzeuge, Militärsysteme etc., sondern ebenso auf den Geschäftsbereich der E-Mobilität.

Schaut man sich allerdings entsprechende Projekte der Militärsparte an, so stehen die Entwicklung neuer Schutzsysteme für die Marine oder die Automatisierung militärischer Fahrzeuge im Fokus. Diese sollen vor allem in kritischen und gefährlichen Bereichen zum Einsatz kommen, wenn es um logistische Angelegenheiten geht.

Auch strategische Operationen stellen einen zentralen Standpunkt der Strategie dar. Mithilfe verschiedener enger Partner soll eine bessere Forschungsarbeit ermöglicht werden und hieraus Kapital geschlagen werden. So arbeitet man bspw. mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukroboronprom zusammen, aber auch mit dem größten Rüstungsunternehmen Lockheed Martin aus den USA. Hierbei geht es seit knapp einem Jahr insbesondere um die Entwicklung eines neuen deutschen Raketenartilleriesystems.

Man sieht also, dass Rheinmetall wichtige strategische Partnerschaften vorweisen kann, wobei die Liste hierbei noch viel weiter gehen würde. Mithilfe dieser möchte der Konzern auch im Interesse der Verteidigung, noch bessere Ausrüstung und Systeme bereitstellen können und weiterhin als eines der innovativsten Rüstungsunternehmen gelten.

Abschließend kann Rheinmetall von vielen Partnerschaften maßgeblich profitieren und hat Wachstumspotenzial im Hinblick auf die Entwicklung neuer Systeme. Diese erstrecken sich, wie bereits erwähnt, auch weit über den Geschäftsbereich der Rüstung.

Risiken

Zyklische Entwicklung der Rüstungsindustrie (1)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel
Auswirkungen: hoch

Als ersten Risikoaspekt sehen wir die Zyklik der Rüstungsindustrie und ebenso die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen. Lange Zeit waren die Investitionssummen auf einem stagnierenden Niveau und es ist nicht auszuschließen, dass eine solche Zeit in einigen Jahren wieder folgt. Klar ist, dass hierdurch enorme Wachstumsverlangsamungen zu erwarten wären.

Schaut man sich nochmals die Entwicklung der Militärausgaben in der Welt an, so lässt sich zwischen 2011 und 2017 eine stagnierende Phase feststellen. Erst seit ein paar Jahren hat sich dieses Blatt gewendet und es scheint aktuell so, als würde dieses Wachstum nie enden können.

Doch denkt man ein paar Schritte weiter und brandaktuelle geopolitische Spannungen und Kriege beruhigen sich wieder, so ist eine Welt, in der die Militärausgaben wieder sinken oder stagnieren, durchaus denkbar. Denn nur, weil aktuell die Unsicherheit mancherorts so hoch ist und einige Nationen Unterstützung brauchen, um sich zu verteidigen o. Ä., ist dieses Wachstum in den Umsatzerlösen vorzufinden.

Als ein Unternehmen, das wichtige Erlöse aus Staatsaufträgen generiert, ist Rheinmetall natürlich auch entsprechend von den politischen Entscheidungen abhängig, was an unseren ersten Punkt anknüpft. Eine Beruhigung kann zur Wahrnehmung führen, dass so hohe Ausgaben, wie aktuell, nicht mehr nötig sind und entsprechend wäre wieder eine Normalisierung der Ausgabenseite zu erwarten.

Zusammenfassend ist Rheinmetall klar davon abhängig, wie sich aktuelle Konflikte entwickeln und die Wahrnehmung der Politik ist, ob hohe Militärausgaben weiterhin wichtig sind. Kommt es zu einer wiederholten Stagnationsphase, so wird auch Rheinmetall das aktuelle Wachstum nicht aufrechterhalten können, was direkte Auswirkungen auf den Aktienkurs nehmen könnte. Wir ordnen die Eintrittswahrscheinlichkeit aktuell (!) auf mittel ein, die Auswirkungen gleichzeitig auf hoch.

Cyberrisiken (2)

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel-hoch
Auswirkungen: mittel

Der zweite Risikoaspekt sind die Cyberrisiken, die sich, aus unserer Sicht, gerade in den letzten Jahren stark erhöhten. In unseren bisherigen Analysen haben wir Cyberrisiken gerade dann thematisiert, wenn es sich auch um Cyberunternehmen handelt.

Als Rüstungsunternehmen steht Rheinmetall klar im Blickfeld von Cyberkriminellen. In den letzten Monaten und Jahren versuchten diese auch vermehrt in die Systeme des Konzerns einzudringen und entsprechenden Schaden anzurichten. Obwohl dies, aufgrund starker Systeme, nicht immer gelang, ist die Gefahr nach wie vor gegeben und zukünftige Angriffe unvermeidlich.

2023 kam es bspw. zu einer großflächigen DDoS-Attacke auf die Systeme des Konzerns, die in diesem Zusammenhang allerdings nur das zivile- und nicht das militärische Geschäft betraf. Zwar konnte ein entsprechendes Eindringen weitestgehend abgewehrt werden, zeigt aber deutlich die Gefahr auf, der der Konzern ausgesetzt ist.

Mögliche Ziele sehen wir darüber hinaus auch in den Lieferketten, die z. B. von russischer Seite angegriffen werden könnten, um Lieferungen in die Ukraine zu behindern. Gleichzeitig ist auch Rheinmetall durchaus im Besitz von wichtigen Informationen über militärische Systeme, in die versucht werden könnte, einzudringen.

Die Folgen für Rheinmetall sehen wir insbesondere in finanzieller und reputationstechnischer Natur. Die Kosten durch eine Betriebsunterbrechung könnten immens sein, ebenso wie der Verlust der eigenen Reputation.

Wir ordnen zusammengefasst die Eintrittswahrscheinlichkeit auf mittel-hoch ein und sehen die Auswirkungen zugleich auf mittel. Trotz starker Systeme werden wohl auch in Zukunft Cyberkriminelle weiterhin versuchen, Rheinmetall hierdurch zu schaden und entsprechend anzugreifen. Die Vergangenheit zeigte aber auch, das der deutsche Konzern durchaus in der Lage ist, sich hiergegen zu schützen.

Reputationsrisiken (3)

Eintrittswahrscheinlichkeit: niedrig-mittel
Auswirkungen: niedrig-mittel

Aus unserer Sicht gibt es noch einen weiteren, dritten Risikoaspekt: die Reputationsrisiken von Rheinmetall. Diesen Punkt beziehen wir sowohl auf die gesamte Branche als auch auf das Unternehmen selbst und denken, dass sich auch durch die Reputationsrisiken entsprechend negative Effekte zeigen können.

Das Image der gesamten Rüstungsindustrie ist seit jeher nicht sonderlich gut und steht oftmals in der Kritik. Gerade das Profitieren durch das Leid anderer ist hier, auch im Bezug auf Rheinmetall, ein oftmals formulierter Kritikpunkt. In Deutschland selbst ist Rheinmetall das Aushängeschild der Rüstungsindustrie und steht damit, gerade im Zusammenhang mit der entsprechenden Kritik, im Mittelpunkt des Geschehens. Allerdings zeigt sich, dass die formulierte Kritik nicht vorrangig aus einer moralisch begründeten, strukturellen Ablehnung hervorgeht, sondern eher dadurch ausgelöst wird, dass die Geschäfte in der Rüstungsindustrie oft intransparent sind. Auch Narrative wie korrupte Deals für Profit werden oft erwähnt.

Aus unserer Sicht kann sich dieses öffentliche Bild auch negativ auf das Geschäft von Rheinmetall auswirken. Gerade wenn entsprechende Skandale und korrupte Deals öffentlich werden sollten und wirklich so stattfinden, würde dies enormen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung haben. 

Wir sehen die Eintrittswahrscheinlichkeit insgesamt bei niedrig bis mittel, die Auswirkungen ebenso. Laut einer aus diesem Jahr stammenden Studie hat sich nach Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts gerade die mediale Berichterstattung über Rheinmetall und die deutsche Rüstungsindustrie verbessert, was auch Auswirkungen auf den Aspekt der Reputationsrisiken nimmt.

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Abb. 26: Risikomatrix

5. Unsere Bewertung 

Eigenkapitalkosten

Beginnen wir bei der Bewertung des Wertpapiers wie immer bei der Ermittlung der kalkulierten Eigenkapitalkosten:

Unsere Werte für die Faktoren bei Rheinmetall sind hier wie folgt:

Risikoloser Basiszins: 2,57 %

Risikoprämie: 3,14 %

Marktrendite: 7,00 %

Beta: 0,71

Diese ergeben insgesamt Eigenkapitalkosten von 5,72 %.

Bilanzanalyse

Die gesamte, von Rheinmetall ausgewiesene, Bilanzsumme beträgt für das Geschäftsjahr 2023 etwa 11,71 Mrd. EUR und hat sich damit um ca. 44,60 % verlängert. In der folgenden Tabelle wollen wir detaillierter auf die Struktur der Bilanz eingehen.

Kategorie
Begründung
Entwicklung des Umlaufvermögens
Auch die kurzfristigen Vermögenswerte von Rheinmetall sind im vergangenen Geschäftsjahr um mehr als ein Drittel angewachsen, denn infolge des Auftragseingangs hat das Unternehmen die Vorräte deutlich ausgebaut. Zudem sind die kurzfristigen Forderungen sowie die liquiden Mittel deutlich gewachsen.
Entwicklung des Anlagevermögens
Für das Anlagevermögen steht derweil ein Zuwachs von fast 60,00 % zu Buche, welcher hauptsächlich mit einem Wachstum der Geschäfts- und Firmenwerte sowie sonstiger immaterieller Vermögenswerte im Zuge einer Umstrukturierung zu erklären ist.
Eigen- bzw. Fremdkapitalquote und Verhältnis der Schulden
Rheinmetall zerstört kein Eigenkapital durch den Erwerb und Einzug eigener Anteile. Mit wenigen Ausnahmen ist der Rüstungskonzern zudem kontinuierlich profitabel, was sich positiv auf die Entwicklung des Eigenkapitals auswirkt. Erst im vergangenen Geschäftsjahr ist dieses um 17,90 % auf 3,64 Mrd. EUR angestiegen. In Relation zu den gesamten Verbindlichkeiten lässt sich eine Eigenkapitalquote von 31,12 % ermitteln.
Schulden im Verhältnis zu kurzfristigen Zahlungsmitteln und kurzfristigen Investitionen
Im Vergleich zu den liquiden Mitteln ergibt sich bei den Verbindlichkeiten von Rheinmetall ein Faktor von 9,48. Stellt man diesen den kurzfristigen Investitionen des vergangenen Geschäftsjahres gegenüber, so liegt das Verhältnis bei 6,86.
Schulden im Verhältnis zum EBIT des letzten Geschäftsjahres
In 2023 erzielte Rheinmetall ein EBIT i. H. v. 0,90 Mrd. EUR. Das gesamte Fremdkapital lag derweil bei 8,06 Mrd. EUR, sodass sich ein Faktor von 8,96 ergibt.
Fazit
Insgesamt bewerten wir die Bilanz von Rheinmetall als solide. Wenngleich die Eigenkapitalquote mit nur ca. einem Drittel als eher gering erscheint, ist das Unternehmen im Hinblick auf seine Ertragskraft in einem angemessenen Umfang verschuldet. In Relation zum EBITDA belaufen sich die Nettoschulden auf das 1,60-fache, was auch in Anbetracht der erwarteten Gewinnentwicklung bis 2026 als unbedenklich zu bewerten ist. Die immateriellen Vermögenswerte liegen bei 17,74 % der Bilanzsumme, was als erhöht, aber im Rahmen zu bewerten ist.
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Abb. 27: Bilanz

Bewertungsszenarien und -modelle    

Optimistisches Szenario

Im Vergleich zu Unternehmen wie z. B. Papa John’s, deren Umsatz- und Gewinnentwicklung von vergleichsweise wenigen Faktoren abhängt, ist es äußerst schwierig, die langfristige Entwicklung der fundamentalen Kennzahlen von Rheinmetall zu prognostizieren. Denn diese wird maßgeblich davon beeinflusst, wie sich die Kriege und Unruhen auf der Welt (insbesondere in der Ukraine sowie im Nahen Osten) entwickeln werden und inwiefern die Regierungen mit einer Anpassung ihrer Militärausgaben darauf reagieren. 

Für unser optimistisches Szenario nehmen wir an, dass Rheinmetall auch in 2027 und darüber hinaus in der Lage sein wird, die Umsätze im Vergleich zur historischen Durchschnittsgeschwindigkeit überproportional stark zu steigern. Gleichzeitig unterstellen wir einen fortlaufenden Rückgang der Wachstumsdynamik in den mittleren einstelligen Bereich. Somit ergeben sich für 2033 Umsätze von 26,47 Mrd. EUR, was einem Wachstum von 13,94 % pro Jahr entsprechen würde.

Darüber hinaus kalkulieren wir mit einem spürbaren Wachstum der Gewinnspannen, denn sollte Rheinmetall ein solch nachhaltiges Umsatzwachstum gelingen, ist in diesem Kontext durchaus weiterer Spielraum vorstellbar. Gleichzeitig nehmen wir an, dass sobald die Wachstumsgeschwindigkeit abflacht, auch die Gewinnspannen des Rüstungskonzerns zu stagnieren beginnen.

Um Sondereffekte bereinigt, schwankte die Ausschüttungsquote von Rheinmetall in den vergangenen Jahren zwischen 25,00 % und 35,00 %. In den kommenden Jahren rechnen die Analysten tendenziell mit einem Anstieg auf ca. 40,00 %. In unserem optimistischen Szenario kalkulieren wir mit einem Wachstum des Durchschnittswerts auf 50,00 %. Eine Veränderung der Aktienzahl erwarten wir hingegen nicht. Unter diesen Annahmen ermitteln wir einen fairen Wert von 1.478,37 EUR je Aktie, was einer deutlichen Unterbewertung von 64,62 % entspricht. Nichtsdestotrotz liegt die Renditeerwartung mit einem KGVe von 17,00 in zehn Jahren bei nur 8,37 % pro Jahr.

Pessimistisches Szenario 

Auch in unserem pessimistischen Szenario kalkulieren wir nach 2026 mit einem recht stetigen Wachstum der Umsätze von Rheinmetall. Allerdings unterstellen wir einen deutlich schnelleren Rückgang der Wachstumsdynamik. So beläuft sich der Wert für die gesamten Einnahmen in 2033 auf 21,69 Mrd. EUR, wodurch ein durchschnittlicher Anstieg um 11,69 % pro Jahr zustande kommen würde.

Hinsichtlich der Entwicklung der Gewinnspannen von Rheinmetall nehmen wir an, dass das Unternehmen ab 2027 nicht in der Lage sein wird, diese auf dem Niveau der optimistischen Analysenschätzungen bis 2026 aufrechtzuerhalten. Stattdessen kalkulieren wir mit einem recht stetigen Einbruch auf das langfristige Durchschnittsniveau. Während wir weiterhin ohne eine Veränderung der Anzahl ausstehender Aktien rechnen, senken wir die durchschnittliche Ausschüttungsquote auf 40,00 %. Somit errechnen wir einen fairen Wert je Aktie von 578,63 EUR, was einer Unterbewertung von 10,24 % entspricht. Mit einem KGVe von 12,00 in zehn Jahren ergibt sich eine Renditeerwartung von -0,12 % pro Jahr. 

Discounted Cashflow-Modell

Den fairen Wert je Aktie von Rheinmetall ermitteln wir in unserem DCF-Modell mit einem WACC von 5,56 %. Für die kommenden drei Geschäftsjahre nutzen wir auch hier die aktuell vorliegenden Analystenschätzungen. Ab 2027 und darüber hinaus verwenden wir Durchschnittswerte unserer Szenarien zum Ertragswertverfahren.

Die Entwicklung der Free Cashflow-Marge von Rheinmetall war in den vergangenen Jahren in Relation zur EBIT- oder Nettomarge von einer etwas höheren Volatilität geprägt und stagnierte unterm Strich im mittleren einstelligen Bereich. Für die kommenden Jahre zeigen sich die Analysten jedoch auch in diesem Kontext gleichermaßen optimistisch und prognostizieren einen Anstieg auf 8,13 % in 2026. Wir unterstellen eine Stagnation auf diesem Niveau und ermitteln dementsprechend einen fairen Wert je Aktie von 533,38 EUR, was einer Unterbewertung von 1,95 % entspricht.

Unsere Einschätzung  

Getrieben durch die Zeitenwende in der europäischen Sicherheitspolitik steht Rheinmetall, den Analystenschätzungen entsprechend, zumindest kurz- bis mittelfristig eine blühende Zukunft bevor. Die Umsätze und insbesondere die Gewinne sollen bis 2026 nahezu explodieren, wenn man sämtliche aktuelle Prognosen, Research Berichte und sonstige Indikatoren berücksichtigt. Gleichzeitig ist es unklar, inwiefern sich die fundamentalen Kennzahlen ab 2027 und darüber hinaus entwickeln werden. Mit einer Verschärfung der Unruhen auf der Welt, ist tendenziell davon auszugehen, dass die Verteidigungsausgaben weiterhin ansteigen und dementsprechend auch Rheinmetall weitere Zuwächse verbuchen können wird.

Die Marktteilnehmer haben dieses Wachstum allerdings bereits eingepreist. Die Anteilsscheine des Rüstungskonzerns gehörten in den vergangenen Monaten und Jahren zu den besten Aktien aus Deutschland. Seit dem „Coronatief“ steht mehr als eine Verzehnfachung zu Buche, welche selbst durch die positive Entwicklung der Fundamentals nicht ausgeglichen werden konnte. Demnach liegen die gängigen Multiples weit über den historischen Mittelwerten. Gleichzeitig zeigen unsere Bewertungsmodelle tendenziell eine faire Bewertung an.

Nichtsdestotrotz stellen wir die Investmentampel zum Zeitpunkt dieser Aktienanalyse auf Gelb, mit eindeutiger Tendenz zu Rot. Rheinmetall ist als attraktiv positionierter Rüstungskonzern zu beschreiben, welcher insbesondere durch seine Fokussierung auf den europäischen Kontinent zuletzt profitieren konnte. Gleichzeitig ist im aktuellen Aktienkurs eine sehr hohe Erwartungshaltung eingepreist. Sollte Rheinmetall diese nicht erfüllen können, so ist mit einem spürbaren Einbruch zu rechnen, welcher einen Einstieg wieder attraktiv machen könnte. Die Renditeerwartung setzen wir zum derzeitigen Kurs an der Börse auf 3,50 % bis 4,00 % pro Jahr.

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Abb. 28: Bewertungsszenarien

6. Technische Analyse

Charttechnische Trendeinordnung 

Übersicht

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Abb. 29: Trendeinordnung

Langfristig 

Wie üblich beginnen wir die Analyse bzw. die Chartanalyse mit einem langfristigen Blick. Im langfristigen Chartbild (Monats-Chart) liegt bei Rheinmetall ein Aufwärtstrend vor, welcher den Ursprung beim Tief der Finanzkrise hat. Aktuell ist die Aktie in einer weit fortgeschrittenen Trendbewegung und die nächste große Korrektur ist nur eine Frage der Zeit – sie wäre in jedem Fall gesund.

Es ist hervorzuheben, dass der Kursverlauf der letzten 2 Jahre außergewöhnlich stark ist – die Gründe dafür hatten wir im Laufe dieser Analyse bereits thematisiert. Kurz nachdem der Katalysator “Russland-Ukraine-Krieg” einsetzte, hatte die Aktie aus Sicht der Chartanalyse bereits einen gängigen Aufwärtsimpuls durchlaufen und wichtige Kursziele erreicht. Der gesamte Newsflow in der Zeit danach sorgte aber für eine deutliche Expansion der Trendbewegung, sodass die Aktie höhere Kursziele erreichte. Die Aktie hatte in der Chartanalyse jedoch auch nie eine größere Korrektur angedeutet und der Kursverlauf blieb auch aus Sicht der Chartanalyse stets bullisch getreu dem Prinzip: Ein Trend hat immer eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zur Fortsetzung, solange es keine eindeutigen Umkehrsignale aus Sicht der Chartanalyse gibt.

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Abb. 30: Langfristiger Trend im Monats-Chart

Mittelfristig

Auf der mittelfristigen Zeitebene (Wochen-Chart) liegt bei dem Kurs der Rheinmetall-Aktie ein sehr dynamischer Aufwärtstrend vor, wobei speziell der letzte Trendimpuls besonders schnell und lang war/ist. Das relevante Trendtief befindet sich zum Zeitpunkt dieser Analyse somit erst bei 226,50 EUR.

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Abb. 31: Mittelfristiger Trend im Wochen-Chart

Kurzfristig

Der starke letzte mittelfristige Trendimpuls spiegelt sich kurzfristig in Form eines dynamischen Aufwärtstrends wider. Bei den Korrekturen dieses Trends im Tages-Chart wurde in den letzten Wochen und Monaten immer nur ein Bruchteil der vorherigen Aufwärtsbewegung korrigiert. 

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Abb. 32: Kurzfristiger Trend im Tages-Chart

Aussicht 

Solange ein Trend intakt ist, liegt immer eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zur Fortsetzung als zur Umkehr vor. In Bezug auf Rheinmetall bedeutet dies, dass das übergeordnete Chartbild zwar überhitzt scheint, aber das ist schon länger der Fall. Erst wenn ein Top ausgebildet und vollendet wird bzw. der Aufwärtstrend auf den niedrigen Zeiteinheiten bricht, rückt auch eine Abwärtsphase auf der höheren Zeitebene in den Vordergrund. Erst wenn die Aktie eine solche Korrektur durchläuft, wird sie auch für langfristige Einstiege wieder interessant.

Zum aktuellen Zeitpunkt können wir uns dementsprechend „nur” auf ein solches Korrekturszenario bestmöglich vorbereiten, um dann geeignet zu reagieren. Die wichtigsten charttechnischen Unterstützungszonen liegen in der Region der Hochs aus 2018 und 2019 bei rund 115,00 EUR und darüber bei 215,00 EUR bis 230,00 EUR und 275,00 EUR. Die Zielzonen für eine Korrektur können jedoch besser bestimmt werden, wenn diese erst einmal läuft. Vorher besteht die Notwendigkeit dafür auch ohnehin nicht.

Technisches Wir Lieben Aktien-Rating 

Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt Rheinmetall zum aktuellen Kurs an der Börse mit 7 von 10 Punkten ein gutes Ergebnis. Bevor der langfristige Trend in dem aktuellen Impuls stark beschleunigt wurde, war er etwas langsamer und gröber, weshalb die Punkte für die langfristige Trendstabilität (aufgrund der langsamen Dynamik) nicht erzielt werden. Darüber hinaus ziehen wir einen Punkt aus der subjektiven Sicht ab, denn andere Aktien können Trends vorweisen, die deutlich gleichmäßiger laufen. Diese sind somit mit der Marktsymmetrie und sonstigen Indikatoren besser einschätzbar.

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Abb. 33: Im technischen Wir Lieben Aktien-Rating erzielt Rheinmetall 7 von 10 Punkten.

Marktsymmetrie

Seit dem Tief der Finanzkrise hat die Rheinmetall-Aktie bislang nur zwei größere Korrekturen durchlaufen, welche eine Länge von rund 50,00 % bis 60,00 % hatten. Mit einer solchen Korrekturlänge sollte man auch nach der Vollendung des aktuellen Trendimpulses rechnen, ggf. auch länger, da die Trendbewegung so ungewöhnlich lang ist. Insgesamt liegen jedoch nur wenige Daten vor, um eine besonders zuverlässige Einschätzung zur Marktsymmetrie vornehmen zu können.

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Abb. 34: Rallye- und Korrekturlängen
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Abb. 35: Trendbasiertes Chance-Risiko-Verhältnis

Die Rainbow-EMAs sind bei der Rheinmetall-Aktie nicht besonders hilfreich, denn die Charthistorie ist für eine so grobe Trendstruktur nicht besonders lang. Am ehesten kann der Rückschluss gezogen werden, dass die großen Abwärtsphasen auf dem Niveau der roten gleitenden Durchschnitte enden. Wie bereits erwähnt, sollte eine genaue Einschätzung und Prognose zur Korrekturtiefe aber erst getroffen werden, wenn diese nachhaltig gestartet ist.

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Abb. 36: Korrekturen im Verhältnis zur Trendgeschwindigkeit, dargestellt mit Rainbow-EMAs.

Systematisches Risiko 

Das systematische Risiko liegt bei allen Rüstungsaktien aus dem Konkurrenzvergleich auf einem niedrigen Niveau und auch die Korrelation mit dem Gesamtmarkt war in den letzten 200 Wochen (bei Hensoldt 180 Wochen, da der Börsengang noch nicht so lange her ist) eher gering. Allerdings ist auch davon auszugehen, dass dieser Zeitraum nur bedingt repräsentativ ist.

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Abb. 37: Systematisches Risiko und Korrelation zum ACWI

7. Fazit 

Allgemein

Europa rüstet auf. Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine reagierten viele Länder wie Frankreich, Italien, Polen oder auch Deutschland mit einem deutlichen Ausbau der Militärausgaben. Während sich diese Entwicklung bereits in den letzten zwei Geschäftsjahren bei Rheinmetall bemerkbar machte, ist in den kommenden Jahren abermals von einer Beschleunigung der Dynamik auszugehen. Das eigentlich eher langsam wachsende Unternehmen wird zumindest vorübergehend zu einem regelrechten Fast Grower. Wenngleich auch langfristig tendenziell Zuwächse bei den Umsätzen und Gewinnen zu erwarten sind, bleibt es fraglich inwieweit es Rheinmetall gelingen wird, diese Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten.

Zum aktuellen Kurs setzen wir die Investmentampel auf Basis von unserem Research auf Gelb mit Tendenz zu Rot und die Renditeerwartung beträgt rund 3,50 % bis 4,00 % p. a.

Langfristig kann Rheinmetall einen Aufwärtstrend vorweisen, welcher sich aktuell eher am Ende eines Trendimpulses befindet. Dieser hat eine ungewöhnliche Länge erreicht und damit den Trend auf der langfristigen Zeitebene (zumindest temporär) beschleunigt. Sobald eine Korrektur startet, können Kursziele und Prognosen für diese Abwärtsphase bestimmt werden, um sich in diesen Kursregionen ggf. auf die Lauer zu legen.

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Abb. 38: Fazit unserer Analyse

Meinungen der Team-Mitglieder 

Jan

Die Rheinmetall-Aktie ist für mich nach dem Research zwar nicht grundsätzlich uninteressant, aber zum aktuellen Zeitpunkt sind Konkurrenten aus den USA eher einen Blick wert – bspw. Lockheed Martin oder L3Harris. Diese Aktien können zwar keine vergleichbare Beschleunigung der fundamentalen Wachstumsdynamik vorweisen, aber befinden sich (zumindest im direkten Vergleich) noch eher in der Region der fairen Bewertungsniveaus. Sobald die Rheinmetall-Aktie in eine größere Abwärtsphase übergeht und diese ein relevantes Ausmaß erreicht hat, werde ich mir die Aktie und die dann vorliegende Bewertung noch einmal ansehen. Da die letzten Korrekturphasen auf der langfristigen Zeitebene aber mehrere Jahre andauerten, ist auch dieses Mal davon auszugehen.

Adrian  

Rein von der Story her gefällt mir Rheinmetall sehr gut als High-Tech-Rüstungskonzern aus Deutschland, der sich als global relevanter Player etablieren konnte. Rein trendtechnisch sind Einstiege aktuell aber leider eher nicht spannend. Der langfristige Aufwärtstrend ist durch einen extrem positiven Newsflow des Geschäftsmodells Waffen mitten in einer Progression und bietet so aktuell keine attraktiven, antizyklischen Einstiege. Das Kurspotenzial bzw. die langfristige Renditeerwartung ist dann einfach zu gering; erst muss es zu einer größeren Korrektur kommen. Unter 250,00 EUR würde ich mir die Aktie vielleicht wieder näher anschauen und dann auch noch einmal einen erneuten Blick auf unser Research werfen, falls es bis dahin nennenswerte Änderungen (bspw. bei den Prognosen) gibt.

Autoren dieser Analyse  

Adrian Rogl
Adrian Rogl

Risiko entsteht dann, wenn Investoren nicht wissen, was sie tun.

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